Inhalt:
"Die Erbmasse verringert sich mit der Masse der Erben."
Das muss auch Carolin feststellen, die mit erst 26 Jahren zur Witwe wird, weil ihr geliebter Mann Karl durch einen Herzinfarkt stirbt. Erst nach seinem Tod erfährt sie, dass dieser ein nicht unbeträchtliches Vermögen hinterlassen hat. Zunächst aber kümmert das Carolin alles überhaupt nicht und in ihrer Trauer betrinkt sie sich und hadert mit ihrem Schicksal. Gut, dass ihre Schwester Mimi und ihr Schwager Ronnie ihr beistehen. Sie schicken Carolin kurzerhand zur Therapeutin und reden ihr gut zu, für ihr Erbe zu kämpfen. So einfach wie gedacht ist das aber gar nicht, denn die lieben Verwandten des Verstorbenen, allen voran der schmierige Bruder Thomas sowie Karls Sohn Leo wollen Carolin nicht so ohne weiteres das Feld überlassen. Letzterer ist noch immer wütend darüber, dass Carolin seinen Vater geheiratet hat. Denn brisanterweise war diese damals noch mit Leo liiert, als sie seinen Vater kennen- und lieben lernte.
Meine Meinung:
Obwohl viele Frauenromane nach dem Schema F funktionieren, wage ich immer wieder mal einen neuen Versuch dieses Genres. Diesmal aber hatte ich von vornherein keine Bedenken, da es sich um ein Buch von Kerstin Gier handelt. Ich finde, Kerstin Gier schreibt Bücher, die intelligent und komisch sind. Der Wortwitz lässt gerade bei diesem Buch nicht lange auf sich warten und ich habe mich durchgehend köstlich amüsiert.
Die Protagonistin hält uns mit ihren Erlebnissen und Begegnungen immer wieder einen Spiegel vor, in dem der Irrwitz dieser Gesellschaft zu erkennen ist. Ob es die Therapeutin ist, die eher einen Wochenendkurs in Stilberatung abgelegt zu haben scheint, statt ein ernstzunehmendes Psychologiestudium, oder der geldgierige Bruder, der seinen Eltern das Geld aus der Tasche zieht und als Filmproduzent ein Projekt nach dem anderen in den Sand setzt.
Das Thema Schwangerschaft wird ebenso wenig ausgelassen wie das erste Treffen mit der Schwiegermutter in spe und die berühmt berüchtigte Familienfeier, auf der man sich wie das dritte Rad am Wagen fühlt.
Die Dialoge und Schilderungen sind einfach hinreißend und schlagfertig, voller Wortwitz und manchmal auch tragischer Komik.
Ich bin wirklich ein bisschen traurig, dieses Buch nun aus der Hand legen zu müssen. Nur zu gerne hätte ich mich noch stundenlang in Gier´scher Manier weiterunterhalten lassen. Dieses Buch ist ein wirklich herausragendes und ich möchte es dringend weiterempfehlen.
Ohne zu zögern gebe ich In Wahrheit wird viel mehr gelogen Sterne!