Craig Thomas - Firefox

  • Der Klappentext:
    Der britische und der amerikanische Geheimdienst sind in einer verzweifelten Lage. Die Sowjetunion hat ein neues Kampfflugzeug mit erschreckend verheerender technischer Möglichkeit gebaut. Es ist der westlichen Rüstung um Jahre voraus und wird von der NATO unter dem Codenamen "Firefox" geführt.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, die Gefahr abzuwenden: Eines dieser Flugzeuge muß in den Westen gebracht werden. Und es gibt nur einen Mann, der dazu in der Lage ist: Mitchell Gant. Im härtesten Training lernte er fliegen und wurde ihm beigebracht, russisch zu sprechen und zu denken.
    Einmal in der Sowjetunion eingeschleust, steht er allein zwischen den Fronten der westlichen und östlichen Nachrichtendienste. Beide Seiten sind ohne zu Zögern bereit, ihre Männer zu opfern, sollte irgend etwas schief gehen.
    (heyne)


    Der Autor:
    Der britische Autor Craig David Thomas wurde 1942 in Cardiff, Wales geboren. Das seinem Studium am dortigen College lehrte er noch einige Jahre englische Sprache und Literatur. Er wird in einem Atemzug neben Tom Clancy als einer der Begründer des Techno-Thrillers genannt. Neben seinem berühmtesten Roman "Firefox" wurde er mit "See-Leopard" und "Wolfsjagd" bekannt.


    Meine Meinung:
    Ende der 1970er Jahren auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges: Die Sowjetunion hat eine völlig neues Kampfflugzeug entwickelt, sehr schnell, für das Radar des Gegner unsichtbar und mit einem neuen, gedankengesteuerten Waffensystem ausgerüstet. Schnell wird den NATO-Staaten klar, dass sie weder die Mittel noch die Zeit haben, um ein ähnliches Flugzeug zu bauen. Da nicht durch Spionage an die Konstruktionspläne zu kommen ist, bleibt nur ein Ausweg: Das Flugzeug, der "Firefox" muss gestohlen werden. Mitchell Gant, ein unter einem unverarbeiteten Kriegstrauma aus Vietnam leidender Flieger-Veteran, wird auserkoren und nach Moskau eingeschleust. Durch einige Undercover-Agenten und Kollaborateure unterstützt, muss Mitchell Gant zu dem streng geheimen und abgeschirmten Militärflugplatz in den Weiten Russlands gelangen. Doch er bleibt nicht lange unentdeckt und schnell ist ihm der KGB auf den Fersen...


    Obwohl dieses Buch in seinen politischen Dimensionen und den technischen Details vielfach schon überholt ist, bleibt es dennoch ein überaus spannender und mitreißender Thriller. In sehr vielen Details wird die Situation in der damaligen Sowjetunion geschildert, mit allen seinen Schwierigkeiten eines westlichen Agenten, nicht aufzufallen. Dies wird ebenso glaubhaft geschildert wie die innere Zerrissenheit der Kollaborateure, die dem Westen in die Hände spielen. Immer vor Augen, dass ein solches Waffensystem im alleinigen Besitz der UdSSR einen Krieg erst möglich und gewinnbar machen würde. Ebenso gut in Szene gesetzt ist die enorme nervliche Belastung des Mitchell Gant, der durch seine Angstzustände immer wieder an sich selber zu scheitern droht. Doch durch sein Können, seine Mitstreiter und maßvoll eingesetzte glückliche Umstände ist Mitchell Gant lange Zeit seinen Verfolgern eine Spur voraus.


    Der Story des gleichnamigen Films von und mit Clint Eastwood wurde sehr nahe am Buch adaptiert, sehr spannend umgesetzt und ist ebenfalls absolut empfehlenswert. Die Tricks sind zwar auch schon etwas antiquiert, sie wirken aber dennoch nicht billig. Wie alle späteren Clint Eastwood Filme in seiner Wirkung nicht übertrieben, nimmt der Film seine Spannung aus dem Aufbau der Geschichte, den Charakteren, sowie den gezielt eingesetzten Effekten.


    Ein Thriller-Klassiker, in manchen Details schon von der Wirklichkeit ein- und überholt, dennoch durch die spannende Story und die differenzierten Charaktere immer noch eine Empfehlung.

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Die bekannte Verfilmung mit und durch Weltstar Clint Eastwood (1982) und die dramatischen Flugszenen lassen die dünne Story des Romans etwas in den Hintergrund treten. Betrachtet man diese für sich, entpuppt sich Firefox als ein inhaltlich platter, stark elektronik-lastiger Propaganda-Roman. Deutlich wird dies nach meinem Empfinden bei der Darstellung der Dissidenten, die als reine Befehlsempfänger des MI6 geschildert werden. Warum sie irrsinnige Risiken auf sich nehmen, dem sowjetischen Repressionsapparat entgegen zu treten, Leib und Leben für Gant riskieren, bleibt im Buch rätselhaft. Daher mußte man auch im Film nachbessern, um die Motivation der Dissidenten deutlicher zu machen, indem man die Drangsalierung jüdischer Dissidenten ansprach.


    Aber nicht nur diese bleiben ohne Tiefe und Hintergrund und agieren wie Abziehbilder. In Firefox handeln alle Personen schablonenhaft und eindimensional, anders etwa in Alfred Coppels Harakiri, wo trefflich die Beweggründe beider Seiten herausarbeitet werden.

    Besonders auffällig natürlich beim Protagonisten, der (mit Ausnahme seiner traumatischen Erinnerungsepisoden) als völlig emotionslos geschildert wird und als gefühlskalter Soziopath das Superflugzeug stiehlt sowie durch diverse Luftkämpfe steuert. Keinerlei Persönlichkeit ist bei Gant zu erkennen, welche Sympathie wecken könnte, vielmehr scheint er Erregung und Lebenslust ausschließlich im Cockpit bei Mach 3 empfinden zu können. In der Luftkampftaktik und den technischen Flugeigenschaften der MiG 31 liegt überhaupt der Schwerpunkt des sehr auf High-Tech fixierten Buches, der politische Hintergrund wird nicht weiter ausgeleuchtet, eine psychologische Weiterentwicklung der Handelnden findet auch nicht statt.


    Jegliche Schattierung bleibt aus, die NATO seht schlichtweg für „das Gute“, die UdSSR folglich für „das Böse“- Schwarz-Weiß-Denken pur. Jegliche Differenzierung der handelnden Personen fehlt, das komplexe und in sich differente Establishment der Sowjetunion wird ignoriert, gerade mal die Rivalität der Armee mit dem KGB kurz gestreift. Ebenso wenig wird erklärt, wie gerade die UdSSR wohl den uneinholbaren Vorsprung mit der gedankengesteuerten MiG 31 hinbekam, den der hochtechnologisierte Westen trotz Überlaufen eines Sowjetpiloten mit dem Vorgängertyp Foxbat nicht aufholen konnte.


    Störend zudem die Flüchtigkeitsfehler, welche mit etwas mehr Mühe bei der Recherche sehr leicht vermeidbar gewesen wären. So hieß der Parteichef der KPdSU nur von 1952 bis 1966 „Erster Sekretär" und nicht 1977, dem Erscheinungsjahr des Romans. Da führte er die Bezeichnung „Generalsekretär“. Vor dem Dienstgrad wurde in der Sowjetarmee auch nicht, wie oft im Buch zu lesen, die Anrede „Herr" verwandt, sondern natürlich „Genosse".

    Alles in allem hätte dem Roman noch etwas Überarbeitung vor der Veröffentlichung gutgetan.