Mo Yan - Der Überdruss/Shengsi-pilao

  • Klappentext:


    Mo Yans neuer Roman beginnt am 1. Januar 1950 in der Hölle. Kurz zuvor ist durch Mao Zedongs Landreformbewegung die traditionelle Ordnung des ländlichen Chinas abgeschafft worden.


    Zwei Jahre lang hat Fürst Yama, der Herrscher der Unterwelt, den Grundbesitzer Ximen Nao jeder möglichen Folter unterworfen, um ihn zu zwingen, die Anklagepunkte zu akzeptieren, die zu dessen Hinrichtung durch die Kleinbauern führten. Aber Ximen Nao beteuert hartnäckig seine Unschuld.


    Widerwillig lenkt Yama schließlich ein und erlaubt Ximen, auf die Erde zu seinem früheren Besitz im verarmten Shandong zurückzukehren. Aber als dieser dort ankommt, findet er zu seiner Enttäuschung heraus, dass er nicht als Mann wiedergeboren wurde, sondern als Esel. Mit den Augen des Tieres verfolgt er nun das Schicksal seiner früheren Familie, seiner Freunde, Rivalen und Feinde. Weitere Wiedergeburten lassen ihn zu einem Stier, einem Schwein, einem Hund und einenm Affen werden und schließlich zu einem Jungen mit großem Kopf, der ein verblüffendes Gedächtnis und ein Talent für Sprachen hat. Aus der derben und außerordentlich unterhaltsamen Perspektive eines jeden Charakters - sowie der von Mo Yan selbst, der immer wieder unterbricht um Ereignisse zu kommentieren - erzählt dieser Roman die letzten 50 Jahre des stürmischen Geschichte Chinas.


    Eigene Beurteilung:


    ... mit spezieller emphase auf Gaomi und Henan sollte man noch anfügen, denn genau dort, in den Bereichen in denen Mo Yan vor seinem ersten Erfolg gelebt und gearbeitet hat, spielt dieser Roman vorzugsweise. Und bis kurz gegen Ende unterbricht Mo Yan die Handlung eigentlich nicht selbst, sondern andere Figuren referieren immer mal wieder, was "dieser häßliche Bengel" Mo Yan zu bestimmten Dingen an Lügen geschrieben hat. Was auch sehr interessant zu lesen ist. Ab der Inkarnation Ximen Naos als Hund spielt er auch selbst bei den Ereignissen eine größere Rolle.


    Dieser Roman ist eine Geschichte der Gaomi-Region und auch die Geschichte Mo Yans selbst in dieser Region und darüber hinaus. Dabei nimmt er wie immer kein Blatt vor den Mund und die Darstellungen von sehr „rustikalen“ Begebenheiten sind wie gewohnt so lebensnah, dass man die Gülle – oder welche Flüssigkeit auch sonst – buchstäblich zu riechen glaubt. Trotzdem wirken diese Darstellungen nicht ganz so verstörend, wie in seinen anderen Büchern, was aber auf einen gewissen Gewöhnungseffekt meinerseits zurückzuführen sein könnte. Daneben ist seine Sprache an anderen Stellen überaus poetisch und die Darstellungen haben eine höchst eigene romantische Kraft, so dass man Mo Yans Flexibilität im sprachlichen Bereich nur bewundern kann. Wenn also auch der Eber uns ein wenig lange aufhält, ist dies alles in allem ein Roman, den es sich zu lesen lohnt.

    Am Anfang werden die Figuren, die übrigens meist sehr sprechende Namen haben einleitend mit einer Übersetzung ihrer Namen eingeführt, was sehr zur Charakterisierung beiträgt.

  • Klappentext:


    Mo Yans Roman beginnt am 1. Januar 1950 in der Hölle. Kurz zuwor ist durch Mao Tsetungs Landreformbewegung die traditionelle Ordnung des ländlichen China abgeschafft worden.


    Zwei Jahre lang hat Fürst Yama, der Herrscher der Unterwelt, den Grundbesitzer Ximen Nao jeder möglichen Folter unterworfen, um ihn zu zwingen, die Anklagepunkte zu akzeptieren, die zu dessen Hinrichtung durch die Kleinbauern führten. Aber Ximen Nao beteuert hartnäckig seine Unschuld.


    Widerwillig lenkt Yama schließlich ein und erlaubt Ximen, auf die Erde zu seinem früheren Besitz im verarmten Shandong zurückzukehren. Aber als dieser dort ankommt, findet er zu seiner Enttäuschung heraus, dass er nicht als Mann wiedergeboren wurde, sondern als Esel. Mit den Augen des Tieres verfolgt er nun das Schicksal seiner früheren Familie, seiner Freunde, Rivalen und Feinde. Weitere Wiedergeburten lassen ihn zu einem Stier, einem Schwein, einem Hund und einem Affen werden und schließlich zu einem Jungen mit großem Kopf, der ein verblüffendes Gedächtnis und ein Talent für Sprachen hat. Aus der derben und außerodentlich unterhaltsamen Perspektive eines jeden Charakters - sowie von Mo Yan selbst, der immer wieder unterbricht, um Ereignisse zu kommentieren - erzählt dieser Roman die letzten 50 Jahre der stürmischen Geschichte Chinas.


    Der Autor:


    Der Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2012, Mo Yan, wurde 1956 in Gaomi, Provinz Shandong, geboren und verließ während der Kulturrevolution die Schule, um in einer Fabrik zu arbeiten. Mit 20 Jahren trat er in die Volksbefreiungsarmee ein, wo er noch als Soldat sein literarisches Schaffen begann. Der Durchbruch gelang ihm 1987 mit der Veröffentlichung von "Das Rote Kornfeld", mit dem er auch im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Schon dieser Roman fand große internationale Anerkennung durch die gleichnamige Verfilmung von Zhang Yimou. MoYan kann als Schriftsteller der ungeschminkten Darstellung des ländlichen Lebens in China betrachtet werden. Früh ließ er die Zwänge des offiziell sanktionierten Realismus hinter sich. Sein literarisches Schaffen ist unverkennbar und zunehmend von der Strömung des magischen Realismus beeinflusst. Mo Yan ist ein Pseudonym und heißt sinngemäß "der Sprachlose".


    Roman, 812 Seiten


    Meine Meinung:


    Ein monumentales Werk. Ein Buch, das mir entgangen wäre, da ich es vermutlich nie gekauft hätte, weil es sehr groß, schwer und unhandlich ist. Und zudem auch teuer. Aber zum Glück hatte unsere Bücherei es gerade angeschafft und somit kam ich in einen unglaublich unterhaltsamen Lesegenuss. Die Sprache ist oft derb, immer wieder mit schwarzem Humor durchsetzt und spart auch grausame Schilderungen nicht aus. Dabei ist es mir im Schlussteil des Kapitels der Wiedergeburt als Stier aufgrund der sehr detailert beschriebenen Brutalität wirklich schwer gefallen, weiterzulesen. Dazu wurde das Ganze auch noch durch wiederholte Unterbrechungen des Erzählers in die Länge gezogen! Puh!


    Die Erzählperspektive wechselt zwischen der Stimme des Hauptprotagonisten, der immer wiedergeborene Ximen Nao in seinen vielfältigen Gestalten und dem Sohn seines ehemaligen Knechts, Lan Jiefang. Im Schlusskapitel führt dann der Autor Mo Yan selbst das ganze Geschehen zu einem stimmigen Ende. Mo Yan wird während der Geschichte auch noch selbst als Nebenfigur eingeführt. Ein Kind, das in der Brigade Ximen aufwächst und immer wieder durch seine große Klappe und späteren Romanschmierereien- und verfälschungen auffällt. So zumindest aus der Sicht des Erzählers Xing Nao, der als wiedergeborenes "Großkopfkind" am meisten zu Wort kommt.


    Überhaupt ist es manchmal verwirrend, die vielen Personen und Namen zu unterscheiden. Aber zum Glück ist zu Beginn ein Verzeichnis der wichtigsten und immer wiederkehrenden Figuren aufgeführt und mit den deutschen Bezeichnungen der Namen, sowie der vielfältigen Beziehungen der jeweiligen Familienmitglieder und außenstehenden Personen untereinander, versehen. Das war wirklich außerordentlich hilfreich und hat dafür gesorgt, dass ich nie den Überblick verlor.


    Faszienierend fand ich auch, wie der Autor es schaffte, so vielfältige Charaktere und Entwicklungen derselben während der verschiedenen politischen Umwälzungen eines fünfzig Jahre währenden Zeitraumes darzustellen. Das ist hervorragend gelungen und sehr interessant.


    Mein Fazit: Ein unglaublich unterhaltsames und beeindruckendes Buch. Ein großartiges Lesevergnügen!. Wer vor dem Kauf zurückschreckt, sollte unbedingt einmal eine Ausleihe in seiner Bücherei ins Auge fassen. Es lohnt sich bestimmt.
    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :pray:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!