Aravind Adiga - Zwischen den Attentaten

  • C.H.Beck Verlag, 2009
    OT: Between the Assassinations
    übersetzt von Klaus Modick


    Kurzbeschreibung
    Als würde man an einer siebentägigen Erkundung der Stadt Kittur und ihrer Besonderheiten teilnehmen, so führt Aravind Adiga in seinem neuen Buch, einem Zyklus von Geschichten, den Leser durch diese brodelnde fiktive Stadt, die deutlich erkennbare Züge Bangalores trägt. Wie in Adigas preisgekröntem Debüt "Der weiße Tiger" werden mit Witz und Furor, Mitgefühl und Humor, Mut und Leidenschaft Geschichten erzählt, in denen die unbarmherzigen Gegensätze und der unbeugsame Überlebenswille im heutigen Indien plastisch werden.
    Da ist der zwölfjährige Ziauddin, der in einem Teehaus in der Nähe des Bahnhofs aushilft und, weil er einem hellhäutigen Fremden vertraut, einen großen Fehler macht. Da ist ein privilegierter Schuljunge, der aus Protest gegen das Kastenwesen an seiner Schule Sprengstoff zündet. Und da ist George D'Souza, der Moskitomann, der sich bei der reizenden, jungen Mrs Gomes zum Gärtner und dann zum Chauffeur hocharbeitet und alles verliert, als er die strengen Grenzen zu überschreiten versucht.
    Aravind Adiga, dessen "Weißer Tiger" den bedeutenden Booker-Prize gewann und zum Weltbestseller wurde, ist ein begnadeter Erzähler und Menschenkenner, und in dem reichen Panaroma von Figuren und Geschichten aus Kittur, die kunstvoll miteinander verwoben sind, erkennen wir fasziniert eine fremde Welt, die doch auch unsere ist, blicken in Abgründe menschlicher Kämpfe und lesen von Hoffnungen und Wünschen, die uns vertraut sind.


    Über den Autor
    Aravind Adiga wurde 1974 in Madras geboren, wuchs zeitweise in Sydney, Australien, auf, studierte Englische Literatur an der Columbia University und am Magdalen College in Oxford. Er arbeitete als Korrespondent für die Zeitschrift Time und für die Financial Times. Er lebt in Mumbai, Indien.Klaus Modick, geboren 1951 in Oldenburg, studierte Germanistik, Geschichte, Pädagogik, Theaterwissenschaften und Philosophie in Hamburg. 1980 Promotion, seit 1984 freier Schriftsteller und weltweite Gastprofessuren. Lebt heute mit Frau und zwei Töchtern wieder in Oldenburg.

    Meine Meinung

    Aravind Adiga nimmt den Leser in diesem Buch mit auf einen siebentägigen Rundgang durch Kittur. Er erzählt in seinen Geschichten von dieser imaginären Stadt, besonders aber von seinen sehr unterschiedlichen Menschen.


    Man lernt Bewohner unterschiedlicher Herkunft, Konfession, Überzeugung und Kastenzugehörigkeit kennen. Eines haben diese Menschen gemeinsam: sie werden angetrieben von der Hoffnung, Erreichtes zu erhalten, mehr Wohlstand und Ansehen zu gewinnen. Dabei wird aber deutlich, dass allein aufgrund des Kastensystems und auch der Konfession so manches Schicksal unausweichlich vorherbestimmt scheint.
    Da sind die Reichen, wie Mrs. Gomes, die in einer Villa lebt, Angestellte hat und zweimal am Tag badet, auch bei Wasserrationierung. Da sind die Armen, wie der Fahrradkurier Chenayya, der der niedrigsten Kaste der Hoyka angehört, für jede Rupie hart arbeiten muss und unter freien Himmel schläft.


    Der Autor macht auch deutlich, dass die Inder ein ganz besonderes Volk sind. Korruption, Vetternwirtschaft und Ungerechtigkeit spielen eine große Rolle, aber die Inder sind zäh. Die Rückschläge, die die Protagonisten in den Geschichten einstecken müssen, lassen sie nicht aufgeben.


    Durch seine Erzähl weise entführt Aravind Adiga den Leser schnell in die für uns fremde Welt. Er zeichnet die Charaktere so, dass man auch hinter die Fassaden schauen kann. Vor allem aber schreibt er schonungslos offen von dieser eher unschönen Seite Indiens. Glimmer, Glitter und „Touristen-Indien“ such man in diesem Buch vergebens.
    Obwohl die einzelnen Geschichten in sich abgeschlossen sind, greifen sie doch ineinander und liefern so ein Gesamtbild.


    Aravind Adiga zeigt sich wieder als starker Erzähler wie in seinem preisgekrönten Roman „Der weiße Tiger“.


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  • Diese Erzählungen sind ja vor "Der weiße Tiger" entstanden. Aber von Schreibstil her ist mir das gar nicht so aufgefallen, außer vielleicht, dass mir etwas der hintergründige Humor gefehlt hat.
    Auch die Themen, über die Adiga schreibt, sind letztlich die, die auch in seinem Roman eine Rolle spielten.


    Aber ich habe es auf keinen Fall bereut, diese Erzählungen gelesen zu haben, die wieder mal deutlich machen, wie "anders" Indien ist - aus der Sicht eines Europäers.

  • Ich bin vor kurzem fertig geworden mit dem Buch und kann mich mit meiner Meinung Sigrid anschließen.
    Deshalb schreibe ich jetzt mal nicht viel. :wink:
    Aravind Adiga versteht es, Geschichten zu erzählen - hier sind es unterschiedliche Geschichten von verschiedenen Menschen und ihren Schicksalen.
    Das Buch habe ich ebenso gerne gelesen wie "Der weiße Tiger".


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    :winken: