Gerhart Hauptmann - Der Biberpelz

  • Berlin in den achtziger Jahren des 19.Jahrhunderts: Die resolut auf das Wohl ihrer Familie bedachte "Mutter Wolffen" entdeckt eine günstige Gelegenheit, den größten Teil ihrer Schulden zu begleichen. Sie stiehlt dem Arbeitgeber ihrer Tochter, dem Rentier Krüger, einen wertvollen Biberpelz und verkauft ihn an den Spreeschiffer Wulkow weiter. Als der Bestohlene für Gerechtigkeit sorgen will, gerät er an den Amtsvorsteher von Werhahn, der sich durch dieses Anliegen nur belästigt fühlt. und sich lieber ganz der Aufgabe widmet, zu der er sich berufen sieht: der Verfolgung "politisch verdächtiger Elemente" wie des Privatgelehrten Dr. Fleischer. Der Amtsvorsteher erhält von Dr. Fleischer einen Hineweis, dieser habe einen armen Spreeschiffer mit einem kostbaren Biberpelz gesehen, aber ausgerechnet der zufällig anwesende Wulkow bestätigt von Wehrhahn, daß daran nichts auffälliges sei. Zu guter Letzt bleibt der Diebstahl unaufgeklärt. Hauptmanns sozialkritische Diebskomödie stellt in der Figur des Monokelbewährten preußischen Landjunkers von Wehrhahn einen typischen VErtreter des Kaiserreichs bloß. Dank der künstlerischen Verschmelzung von Situations-, Sprach- und Charakterkomik zählt "Der Biberpelz" zu den volkstümlichsten Werken des Autors.
    [Text der Vorsatzseite des Bandes]



    Einmal dumm gestellt reicht fürs ganze Leben - eine herrliche Komödie, die den Gegenbeweis antritt. Dieses Drama des Naturalismus hat alles, was man von einer guten Komödie erwarten darf und darüber hinaus noch ein, auch für den modernen Leser, tatsächlich komisches Element. Es ist herrlich zu lesen, wie sich die Handlung immer wieder im Kreis dreht, ohne dabei langweilig zu werden, wenn ein Beamter den Wolff im Biberpelz vor seiner Nase nicht erkennen will und stattdessen lieber Sozialdemokraten anhand von deren Zeitungsabonnements zu entlarven sucht. Hier fühlt man sich in eine Zeit zurückversetzt, da rechtsblinde Überwachungsgenies noch nicht den Posten eines Innenministers bekleideten, und es dennoch verstanden an ihrer eigentlichen Funktion vorbeizuarbeiten.
    Ein kurzweiliges Stück des Literaturnobelpreisträgers, welches mit seinen Webern zu Hauptmanns besten Stücken gehört.


    Euer Klappentext

  • Hier fühlt man sich in eine Zeit zurückversetzt, da rechtsblinde Überwachungsgenies noch nicht den Posten eines Innenministers bekleideten, und es dennoch verstanden an ihrer eigentlichen Funktion vorbeizuarbeiten.

    :loool::loool::loool:


    Klappentext, schön, dass Du dieses Drama von Hauptmann vorgestellt hast. Er gerät so langsam in Vergessenheit und ist auf deutschen Bühnen kaum noch präsent. Aber ich finde, seine drei berühmtesten Dramen "Der Biberpelz", "Die Ratten" und "Die Weber" lohnen sich immer noch zu lesen (und anzuschauen).


    Gruß
    mofre

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  • Liebe mofre, das habe ich doch gern gemacht. Leider muss ich aber gestehen, dass ich "Die Ratten" bislang noch nicht gelesen habe, dafür aber das ebenfalls gelungene "Vor Sonnenaufgang". In jedem Fall stimme ich dir zu, dass die fehlende Präsenz von Dramen des Naturalismus im Allgemeinen und im Speziellen speziell derer Gerhart Hauptmanns, in der deutschen Bühnenlandschaft, ein beklagenswerter Zustand ist.