Michael Tietz - Rattentanz

  • Was war mit der Regierung? Gibt es wirklich kein Notfallprogramm? Mannomann, ganz schön haarig ...


    Also bei so einem umfassenden Stromausfall wie im Buch beschrieben, wo keine schnellen Kommunikationsmöglichkeiten mehr zur Verfügung stehen, was sollte es für solch einen Fall für ein Notfallprogramm geben ?
    Alles steht und fällt doch mit der Möglichkeit der schnellen Kommunikation.
    Dazu noch das Chaos auf den Straßen ... wie soll da etwas anständiges organisiert und dann eben auch an die Verantwortlichen in den Kommunen weitergeleitet werden ?
    Sollte der Zustand länger wie drei Tage andauern, na dann gute Nacht ...

  • Also bei so einem umfassenden Stromausfall wie im Buch beschrieben, wo keine schnellen Kommunikationsmöglichkeiten mehr zur Verfügung stehen, was sollte es für solch einen Fall für ein Notfallprogramm geben ?
    Alles steht und fällt doch mit der Möglichkeit der schnellen Kommunikation.
    Dazu noch das Chaos auf den Straßen ... wie soll da etwas anständiges organisiert und dann eben auch an die Verantwortlichen in den Kommunen weitergeleitet werden ?
    Sollte der Zustand länger wie drei Tage andauern, na dann gute Nacht ...


    einerseits gebe ich Dir Recht, es würde sicher totales Chaos und Anarchie herrschen ... damit ich nachts aber noch schlafen kann, rede ich mir ein, dass unsere Regierung mit Hilfe von Bundeswehr, THW usw. einschreiten würde? CB-Funk? Kuriere? Bitte ... 8-[

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • ... damit ich nachts aber noch schlafen kann, rede ich mir ein, dass unsere Regierung mit Hilfe von Bundeswehr, THW usw. einschreiten würde? CB-Funk? Kuriere? Bitte ... 8-[


    Alles würde sich höchstwahrscheinlich verflucht kompliziert und für gewohnte Verhältnisse verflucht langsam gestalten.
    Vieles würde gar nicht funktionieren.
    Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten würde in wenigen Tagen zusammen brechen, Benzin gäbe es wohl nur noch mit Sondergenehmigung etc.


    Aber die Wahrscheinlichkeit eines globalen Stromausfalls halte ich für sehr gering ;o) ...

  • Ich habe es jetzt endlich, endlich auch ausgelesen. Eigentlich stehe ich total auf Bücher dieser Art, aber "Rattentanz" konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Für mich war es praktisch nie spannend (und bei fast 840, im Übrigen sehr klein beschriebenen Seiten will das was heißen!), und teilweise echt eine Quälerei, es weiterzulesen. Die Idee an sich gefällt mir immer noch sehr, aber die Umsetzung fand ich nicht ganz so gelungen. Ich gebe allerdings auch zu, dass ich schon so meine Probleme hatte mit dem Ort der (überwiegenden) Handlung - ein winziges "Kuhdorf" im Schwarzwald ist jetzt nicht unbedingt ein bevorzugter Schauplatz für mich.


    Allerdings haben mich auch die meisten Charaktere nicht wirklich angesprochen. Man konnte die Aussagen und Handlungen zwar oft nachvollziehen, aber mir persönlich fehlte ein Bezug zu den einzelnen Personen. Außerdem ist es zwar eine tolle Idee, auch von anderen Orten auf der Welt zu berichten, wie es dort aussieht (Japan, Südamerika etc.), aber dies immer nur sehr vereinzelt in ganz kurzen Passagen zu tun, fand ich dann doch etwas unnütz. Dann hätte man diese Teile gleich weglassen können, wenn man schon nicht etwas ausführlicher darauf eingehen will, ob der Rest der Welt auch im Chaos versinkt.


    Zudem war es am Anfang noch eine sehr minutiöse Übersicht, was bei wem der Hauptfiguren passiert. Zum Ende hin werden dann allerdings auf einmal gleich ganze Wochen übersprungen. Natürlich muss man dieses Minutiöse nicht bis zum Ende weiterführen, vor allem, wenn nichts die Handlung beeinflussendes passiert, aber dieser abrupte Wechsel machte für mich eher den Eindruck, als hätte der Autor entweder keine Ideen mehr, oder hätte die Geschichte jetzt ganz schnell zu Ende bringen müssen.


    Mit das größte Manko war für mich allerdings die Rechtschreibung bzw. Grammatik. Eine solch schlampige Korrektur des Textes ist mir bisher selten untergekommen. Dass immer mal Rechtschreibfehler vorkommen können ist ganz normal - stört mich auch nicht weiter (oft überliest man die im Eifer des Gefechts ja auch). Aber wenn mir auf mehreren Seiten hintereinander welche auffallen, dann stört das irgendwann schon.


    Schade, der Ansatz gefällt mir, wie gesagt, wirklich gut. Die Umsetzung war dann allerdings absolut nicht mein Ding, so dass ich nur :bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben habe.

  • Gerade habe ich auch "Rattentannz" von Michael Tietz beendet. Leider hat es meine Erwartungen nicht erfüllt und auch ich habe mich teilweise beim querlesen erwischt :uups: , da sich die Story teilweise sehr gezogen hat. Die Idee an sich finde ich genial, wie ein Computervirus, der eigentlich nur das Leben einiger Schüler erleichtern sollte :wink: , die ganze Welt lahm legt. Von daher bin ich mit großer Spannung an das Buch rangegangen.


    Zitat

    Allerdings haben mich auch die meisten Charaktere nicht wirklich angesprochen. Man konnte die Aussagen und Handlungen zwar oft nachvollziehen, aber mir persönlich fehlte ein Bezug zu den einzelnen Personen. Außerdem ist es zwar eine tolle Idee, auch von anderen Orten auf der Welt zu berichten, wie es dort aussieht (Japan, Südamerika etc.), aber dies immer nur sehr vereinzelt in ganz kurzen Passagen zu tun, fand ich dann doch etwas unnütz. Dann hätte man diese Teile gleich weglassen können, wenn man schon nicht etwas ausführlicher darauf eingehen will, ob der Rest der Welt auch im Chaos versinkt.


    Besser kann ich es nicht ausdrücken, das ist auch ein Punkt der mich sehr störte. Der Autor wechselt ein paar Seiten in anderer Länder und versucht die Personen dort detailliert zu beschreiben, aber das wars dann auch schon und mehr erfährt man von der Katasprophe in den einzelnen Ländern nicht.
    Mir war auch kaum ein Charakter richtig sympathisch oder unsympathisch und ich habe auch nicht wirklich mitgefiebert. Einzig die Geschichten von Eva und Frieder habe ich mit Spannung verfolgt.


    Die Idee der Story finde ich wie gesagt sehr gelungen, aber die Umsetzung hat mich nicht so mitgerissen wie ich gedacht habe. Gesamt gebe ich dem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , weil mir der Einstieg wirklich gut gefallen hat und der Autor trotz allem eine passende Athmosphäre geschaffen hat.

    "The stories we love best do live in us forever,
    so whether you come back by page or by the big screen,
    Hogwarts will always be there to welcome you home."

    (J.K. Rowling)

  • Ich lese das Buch gerade mit großer Begeisterung, aber auch Beklemmung. Denn das Szenario, das Michael Tietz erschaffen hat, ist wohl gar nicht sooo abwegig. Während des Lesens mache ich mir, wie viele von euch, Gedanken darüber, wie ich mich verhalten würde, sollte einmal ein solches Chaos herrschen. Aber letztlich komme ich zu dem Ergebnis, dass ich darüber eigentlich gar nicht nachdenken will, weil die Vorstellung einfach schrecklich ist.


    Ich habe knapp 300 Seiten gelesen und sehr berührt hat mich das Schicksal von Aleksandr Glück und seiner Frau. :cry: Da haben sich ja wirklich herzergreifende Szenen abgespielt. Eva Seger ist bislang einer meiner Lieblings-Charaktere, weil sie noch am menschlichsten von allen ist. Aber auch Beck und Frieder Faust mag ich irgendwie. Und Thomas ist ein sehr interessanter Charakter! Überhaupt finde ich es toll, dass Tietz so viele unterschiedliche Charaktere geschaffen hat, um die unterschiedlichsten Reaktionen auf diese schreckliche Katastrophe in die Handlung einzubauen.


    Stellenweise ist das Buch sehr brutal und bei manchen Szenen hat sich mir der Magen umgedreht. Aber leider ist diese Brutalität meiner Meinung nach eine nachvollziehbare Folge der Ereignisse. Daher ist das Buch sehr authentisch und die Entwicklungen nachvollziehbar. Das fängt schon bei Bubi an, der total besessen davon ist, tolle Fotos zu schießen und geht bei den Banden und Plünderern weiter.


    Das Buch ist grausam und abschreckend, aber dennoch fesselt und fasziniert es mich. :study:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • So nun hab ich heute dieses Buch endlich fertig bekommen und meine Betonung liegt auf " ENDLICH " . Ich habe mir das Buch zugelegt , da ich vorher ja schon " Black out " von M. Elsberg gelesen hatte und mir nun der Buchhändler dieses empfiel , da es die gleiche Richtung wäre . Aber das ist , aber leider auch schon das einzige , leider !!!!!!
    Der Ansatz des Buches ist sicher sehr interressant . Ich kann mir auch gut vorstellen , das Jeder nur sich selber sieht , aber doch nicht gleich nach gefühlten 5 min. wie in diesem Buch beschrieben oder doch ?????

    Allerdings haben mich auch die meisten Charaktere nicht wirklich angesprochen. Man konnte die Aussagen und Handlungen zwar oft nachvollziehen, aber mir persönlich fehlte ein Bezug zu den einzelnen Personen. Außerdem ist es zwar eine tolle Idee, auch von anderen Orten auf der Welt zu berichten, wie es dort aussieht (Japan, Südamerika etc.), aber dies immer nur sehr vereinzelt in ganz kurzen Passagen zu tun, fand ich dann doch etwas unnütz. Dann hätte man diese Teile gleich weglassen können, wenn man schon nicht etwas ausführlicher darauf eingehen will, ob der Rest der Welt auch im Chaos versinkt.



    Dieser Aussage kann ich mich so voll und ganz anschliessen .


    Leider kann für mich " Rattentanz " absolut nicht mit " Black out " mithalten . Ich vergebe noch gut gemeinte :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Kurzbeschreibung:
    23. Mai, 7.00 Uhr: Eva Seger hat die Frühschicht im Krankenhaus angetreten. Sie freut sich darauf, ihrem Mann, der auf einer Geschäftsreise in Schweden ist, von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Doch dazu kommt es nicht: Von einer Sekunde zur anderen bricht das weltweite Stromnetz zusammen. Danach ist nichts mehr wie zuvor. Im heillosen Chaos, zwischen Menschen, die keine Skrupel mehr kennen, müssen Eva und ihr Mann sich einen Weg bahnen. Für beide geht es ums Überleben - und darum, ihr Zuhause zu erreichen, wo ihre Tochter ganz allein ist...


    Zum Autor:
    Michael Tietz ist gelernter Krankenpfleger und lebt mit Frau, Sohn und Hund im Südschwarzwald. Rattentanz ist sein erster Roman, ein weiterer befindet sich bereits in Arbeit.


    Rezension:
    Durch zwei Schüler, die eigentlich nur im Sinn haben, ihre Klausuren zu boykottieren und dafür einen Computervirus entwickeln, der aber leider durch einen Schreibfehler nicht am Tag der Prüfung scharfgeschaltet wird, kommt es am 23. Mai zur weltweiten Katastrophe. Um 7.00 Uhr morgens fällt das komplette Stromsystem in sich zusammen.


    Flugzeuge stürzen ab, Kraftwerke explodieren, die ganze Infrastruktur ist auf dem Stand des Mittelalters. In Wellendingen, dem Hauptspielort, müssen die Einwohner lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Und es kommt wie es kommen muss: Die Menschen werden langsam zu Tieren, Skrupellosigkeit und Egoismus zeigen sich mit ihrer hässlichsten Fratze und auch vor Mord wird nicht zurückgeschreckt...


    Mit "Rattentanz" ist Michael Tietz ein fantastischer Debütroman gelungen, der in seiner Intensität seinesgleichen sucht. Auf über 800 Seiten, von denen keine einzige langweilig oder in die Länge gezogen wirkt, schildert der Autor eine Zukunftsvision, die sicherlich genauso auftreten könnte und führt dem Leser vor Augen, was passieren kann, wenn auf der ganzen Welt das Stromnetz von jetzt auf gleich zusammenbricht.


    Bis ins kleinste Detail werden einzelne Charaktere, die zahlreich vertreten sind, geschildert. Allen voran das Ehepaar Seger, um das sich die Geschichte dreht, aber auch die Bewohner Wellendingens und viele Einzelschicksale werden von Michael Tietz in teils atemberaubender Spannung geschildert, die aber auch in manchen Fällen traurig werden lassen.


    Auch vor einigen brutalen Szenen wird nicht haltgemacht: Menschen gehen über Leichen, weil sie keinen anderen Ausweg sehen oder sich Macht erschaffen wollen. Doch gibt es auch vereinzelte Hoffnungsschimmer, denn in den Kleinstädten wie Wellendingen wächst eine Gemeinschaft heran, die nur durch Zusammenhalt stark ist.


    Das Genre des Romans lässt sich etwas schlecht einordnen, man könnte es als Dystopie für erwachsene Leser ansehen, aber ob der vielen spannenden und auch brutalen Szenen habe ich es in das Krimi/Thriller-Genre eingereiht. Ich kann "Rattentanz" definitiv empfehlen, denn nicht eine der über 800 Seiten wirkt langatmig und man kann gar nicht anders als mit den schnell liebgewonnenen Charakteren mitzittern und -fiebern.


    Fazit: "Rattentanz" ist ein spannungsgeladener und fesselnder Roman, der nie langweilig wird. Die detailliert ausgearbeiteten Charaktere sind ein wahrer Genuss und führen gnadenlos vor Augen, zu was Menschen in einer absoluten Notsituation fähig sind, im Positiven als auch im Negativen. Absolut empfehlenswert!

  • Vielen Dank für die Rezis, habe das Buch geschenkt bekommen und freue mich nun aufs Lesen!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich
    habe mich durch das Buch 'durchgearbeitet'; Lesevergnügen war es leider
    nicht. Vom Schreibstil hat es mir gefallen, aber die Handlungen zogen
    sich manchmal endlos dahin. Über 800 Seiten in kleiner Schrift, sehr
    anstrengend. Aber ganz weg legen wollte ich es auch nicht (muß gestehen,
    dass ich zwischendurch bestimmt 3-4 andere Bücher gelesen habe)dafür
    interessierte mich die Weiterentwicklung der Charaktere doch zu sehr.
    Welche Abgründe sich doch auftuen, um sein eigenes bzw. das Leben seiner
    Familie zu schützen.


    Es gab schon einmal ein Buch durch welches ich mich so durcharbeiten
    mußte: Der Schwarm. Man sollte ja nicht andere Bücher als Vergleich
    heranziehen, aber ich mache es trotzdem. Bei dem einen setzt sich die
    ursprüngliche Natur durch und hier wird die Menschheit in eine 'Urzeit'
    ohne Technik zurück versetzt. Beide Szenarien sind denkbar und der
    Gedanke daran gruselig genug.


    Wenn dieser Autor noch einmal ein Werk verfasst, werde ich es nur zur
    Hand nehmen, wenn es höchstens halb so dick (und damit die Handlung
    etwas gerafft) ist

  • "Die beiden besiegelten das Schicksal der Welt. Keiner war sich dessen bewusst, am wenigsten sie selbst." S. 38


    Zum Inhalt


    Ein kleiner, unbedachter Fehler im System legt auf der ganzen Welt alle Computer und Netzwerke lahm. Es funktioniert nichts mehr: kein Telefon, kein Fernseher, aber auch keine Handys oder die Wasserversorgung. Die Menschen sind verwundert, keiner glaubt so recht daran, dass dieser Zustand anhalten wird, doch sie warten vergeblich auf Polizei und Rettungskräfte. Recht schnell kristallisieren sich die katastrophalen Folgen heraus, die die technischen Einbußen nach sich ziehen, denn wer weiß heutzutage noch, wie man Brot bäckt, was man aus der Natur essen kann und wie man ohne Kommunikation eine Gesellschaft zusammenhält? Skrupellosigkeit und das Recht des Stärkeren nimmt überhand und keiner bleibt von den Folgen verschont.


    Der Autor beschreibt hier hauptsächlich die Geschehnisse des kleinen 400 Seelen Dorfes Wellendingen im Schwarzwald. Die kleine Gemeinschaft wird brutal aus ihrem Alltag herausgerissen, alles, was bisher galt, ist passé und niemand weiß, wiees weitergehen soll.
    Im Mittelpunkt steht die Krankenschwester Eva Seger, deren Mann Hans zum Zeitpunkt des Black Outs auf einer Geschäftsreise in Schweden ist. Sie selbst befindet sich zum Dienst im Krankenhaus, einige Kilometer von Wellendingen entfernt, wo ihre Tochter Lea in der Obhut der Nachbarn ist. Einige Kilometer klingt nicht viel, aber wenn das Chaos ausbricht, kannst du niemandem mehr trauen ...


    Meine Meinung


    Nachdem mich das Buch "Apfeldiebe" des Autors schon so begeistert hat, wollte ich gerne noch was anderes von ihm lesen und die Idee, dass die komplette Strom- und Wasserversorgung auf der ganzen Welt stillgelegt wird, hat mich interessiert. Die Rezi ist mir nicht leichtgefallen, weil ich noch immer hin- und hergerissen bin. Es gab wirklich gute, überzeugende Momente beim Lesen, aber auch viele Schwachpunkte ...


    Der kurze Prolog gibt schon einen sehr deutlichen Vorgeschmack, wie die Gesellschaftsordnung aus den Fugen geraten kann. Wie verhält man sich, wenn die "Zivilisation" zusammenbricht? Wie reagieren die Menschen und welche Saiten treten zum Vorschein, die sie unter dem Mantel des Fortschritts so lange verborgen oder unterdrückt haben? Wie soll man sich organisieren, wenn die Kommunikation komplett ausfällt?


    Jeder ist sich selbst der nächste. Diesen Eindruck hat man in dem Szenario, das Michael Tietz hier entwirft. Als der Strom ausfällt, glaubt noch keiner, dass dieser Zustand anhalten wird, doch spätestens als die ersten Flugzeuge abstürzen, ist das Chaos vorprogrammiert. Ob das alles wirklich so schnell geht, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Schon nach den ersten Stunden wurden die Lebensmittelläden ausgeräumt, Banken überfallen und die Polizeistationen überrannt. Die meisten Charaktere wurden sehr egoistisch und böswillig beschrieben, die kriminelle Ader hervorgehoben. Ich bin ja jemand, der erstmal an das Gute im Menschen glaubt und ich hab mich etwas schwer getan, diese Massenpanik und vor allem die berechnende Rücksichtslosigkeit als normale Folge der Ereignisse zu sehen; zumindest in diesem Tempo.
    Doch das Gewissen verschwindet schnell, wenn Trinkwasser fehlt, Essen, Medikamente ... die Menschen haben Familie, Kinder, um die sie sich kümmern müssen und diejenigen, die alleine sind, müssen erst recht sehen, wie sie weiterkommen.


    Im Fokus steht die Familie Seger. Die Mutter Eva ist Krankenschwester und hat erstmal nur ein Ziel: vom Krankenhaus zurück nach Wellendingen zu kommen, wo ihre Tochter bei den Nachbarn untergekommen ist. Ihr Mann Hans ist in Schweden, als das Unglück passiert und alles, was er will, ist nach Hause zu kommen, zu seiner Familie.
    Aber auch der Handwerker Frieder Faust, der Rechtsanwalt Basler oder der Exmann von Eva, Martin Kiefer versuchen, mit der Tragödie klarzukommen - jeder auf seine eigene Weise. Viele negative Seiten werden offenbart, doch es gibt auch den ein oder anderen, der versteht, dass es jetzt darauf ankommt, zusammenzuhalten und den Schwächeren beizustehen.
    Der im Aufzug eingeschlossene Thomas Bachmann, den ich anfangs so gar nicht einschätzen konnte, hat bei mir immer mehr Sympathien gewonnen, genauso ein eher unscheinbarer, in seinem Alltag festgefahrener Mann, der durch die Katastrophe über sich hinauszuwachsen lernt. Die Entwicklung von Hans Seger dagegen hat mir gar nicht gefallen.
    In dieser Ausnahmesituation kann man das Verhalten natürlich nie wirlich nachvollziehen, aber manches war mir dann doch zu "typisch" und aufgesetzt.


    Auch wenn das Dorf Wellendingen Hauptschauplatz ist, gibt es zwischendurch immer wieder Szenenwechsel in andere Länder und kurze Einblicke in das Schicksal einzelner Menschen, die mit ganz anderen Zuständen konfrontiert werden. Jedes Kapitel beginnt mit einer Orts- und Zeitangabe und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt - manchmal wechselt auch mittendrin die Sichtweise, was den Lesefluss etwas gehemmt hat. Ich kam erst nach ca. 200 Seiten so richtig in die Geschichte rein, wurde ab da aber auch neugierig, wie sich das ganze entwickeln wird. Ein großes Tempo braucht man nicht erwarten, erst am Ende wird es nochmal etwas spannend, auch wenn das Ende vorherzusehen ist.
    Hier hat sich der Autor manchmal selbst im Weg gestanden, denn der Schreibstil wirkte an einigen Stellen etwas umständlich und auch der Handlungsverlauf war nicht immer gut gewählt. Trotzdem hat es mich dann doch gereizt weiterzulesen, obwohl ich bei einigen Passagen versucht war, sie eher zu überfliegen.


    Fazit


    Ein gut durchdachtes, streckenweise etwas umständliches Endzeitszenario, in der die Menschen lernen müssen, ohne jegliche technische Hilfsmittel auszukommen. Originalität hat mir hier ein bisschen gefehlt und etwas Spannung kam erst gegen Ende auf.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • Ich muss zugeben, dass ich am Anfang sehr skeptisch war. "Blackout" von Elsberg hatte ich gelesen und das war sehr technisch veranlagt. Ebenso "Das Erwachen" von Andreas Brandhorst. Daher ging ich schon mit der Erwartung ran etwas Ähnliches zu lesen. Doch Michael Tietz setzt den Fokus hier ganz anders und zwar wirklich ans nackte Überleben. Er zeigt den möglichen "Alltag" nach so einer Situation und das macht er in meinen Augen grandios. Ich fühlte mich sehr an "The Stand" erinnert, was mich allerdings nu mäßig begeistert hatte. "Rattentanz" macht vieles besser und ich hatte tatsächlich trotz der knappen 850 Seiten nie das Gefühl einer Länge. Fast jede Nebenfigur hat einen greifbaren Charakter. Ganz ganz toll! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb::pray:

  • Ich muss zugeben, dass ich am Anfang sehr skeptisch war. "Blackout" von Elsberg hatte ich gelesen

    Danke für Deinen Eindruck. "Rattentanz" habe ich sowohl als Druckbuch (aus einem Vorablesen-Paket) als auch als E-Book auf dem SuB. Nachdem mir "Blackout" überhaupt nicht gefallen hat und ich es abgebrochen habe, konnte ich mich bisher nicht zu "Rattentanz" aufraffen.
    Vielleicht sollte ich doch mal reinlesen, wenn ich etwas Leerlauf habe...

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Probier es mal, mich würde deine Meinung sehr interessieren. Ich fand es erzähltechnisch richtig gelungen!

    Vorläufig werde ich dank einer Häufung von Rezensionsexemplaren allerdings nicht dazu kommen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Rattentanz ist super geschrieben. Kann ich empfehlen. Hab's in meinem Blog rezensiert. :thumleft:


    Was ich außerdem sehr empfehlen kann, ist "Apfeldiebe" vom gleichen Autor. Wunderbar beklemmend udn spannend bis zur letzten Seite. Unbedingt lesen.

  • Rattentanz ist super geschrieben. Kann ich empfehlen. Hab's in meinem Blog rezensiert. :thumleft:


    Was ich außerdem sehr empfehlen kann, ist "Apfeldiebe" vom gleichen Autor. Wunderbar beklemmend udn spannend bis zur letzten Seite. Unbedingt lesen.

    Ich mochte ja "Rattentanz" nicht so gerne, aber "Apfeldiebe" war großartig!!! Das kann ich auch auf jeden Fall sehr empfehlen!