Marcus Didius Falco hat wieder einmal alle Hände voll zu tun: Ein neues Baby, seine beiden Schwager, die er als Assistenten anlernt, seine von den Nachstellungen eines eifersüchtigen Ex-Galans gepeinigte Schwester Maja, ein umständlicher Haustausch mit seinem Vater und eine Leiche im neu gebauten Badehaus. Da kommt ihm der Auftrag von Vespasian, in Britannien mögliche Betrügereien bei einem Palastbau aufzudecken, gerade recht, denn es erlaubt ihm, die Spur der Maurer Gloccus und Cotta, die für die Leiche verantwortlich sind, aufzunehmen. Und so ist Falco alsbald mit Kind und Kegel abermals auf dem Weg ins "primitive" Britannien, doch selbst die Tatsache, daß es diesmal Sommer ist, vermag nicht, seine Abneigung gegen diese Provinz zu mildern.
Schnell stellt sich heraus, daß auf der Baustelle des neuen Palasts für einen rom-treuen Stammeskönig tatsächlich Betrug an der Tagesordnung ist, doch wer genau von den vielen verfeindeten Handwerkern und Architekten dafür verantwortlich ist, bereitet Falco einiges Kopfzerbrechen. Wie gefährlich Falcos Nachforschungen sind, zeigt sich, als wiederum im Badehaus eine weitere Leiche gefunden wird ...
Da Lindsey Davis kürzlich eine Schreib-/Veröffentlichungspause bis 2007 angekündigt hat, schien es mir ein passender Moment, hier einen weiteren ihrer Romane vorzustellen, besonders da Eine Leiche im Badehaus (Originaltitel: A Body In The Bath House, 2001) gerade bei Knaur erscheint. Ich weiß, daß hier im Forum die Meinungen über Davis auseinander gehen, aber ich persönlich bin ein bekennender Fan von Marcus Didius Falco. Die hier im Forum bemängelten historischen Fehler oder Unstimmigkeiten sind mir in dem Maße nie aufgefallen, oder besser gesagt, sie haben mich fast nie gestört; es handelt sich dabei zumeist um Dinge, die von Historikern unterschiedlich ausgelegt werden oder bestimmten Forschungstheorien entspringen - selbst bei einer verhältnismäßig "gut" dokumentierten Kultur wie Rom beruht eben immer noch vieles auf Vermutungen. (Vielleicht bin ich aber auch nur "nachsichtiger", weil mir das Lesen so viel Vergnügen bereitet. )
Mir persönlich gefällt Davis' Stil sehr. Ich mag den "hard-boiled"-Ton, in dem Falco seine Fälle schildert (und der in den Übersetzungen leider einiges verliert); und mir würde auf die Schnelle keine andere Krimireihe einfallen, bei der ich so viel lache. Es gibt inzwischen natürlich etliche Krimireihen, die im alten Rom angesiedelt sind, doch für mich ist Lindey Davis unübertroffen darin, ein lebendiges Rom zu beschreiben, kein wiederauferstandenes.
Eine Leiche im Badehaus ist sicher nicht der beste Roman der Falco-Reihe, aber ich kann ihn trotzdem sehr empfehlen. Es gibt inzwischen 18 Romane in dieser Serie, die zwar jeweils abgeschlossene Fälle enthalten, jedoch stark aufeinander aufbauen. Nichtsdestotrotz kann man zum Reinschnuppern jeden beliebigen Band nehmen, denn Davis gibt immer genügend "Hintergrundinformationen" für wiederkehrende Figuren.
Gruß
Ute