Thomas Glavinic - Das Leben der Wünsche

  • "Das Leben der Wünsche" beginnt wie ein ganz normaler Roman. Der Protagonist Jonas ist Mitte dreißig, hat einen langweiligen Job bei einer Werbefirma, eine Frau und zwei Söhne.


    Doch unter der Oberfläche sieht nicht alles so rosig aus: Die Gefühle für seine Frau Helen haben sich durch den gemeinsamen Alltag verändert und Jonas sucht neues Glück bei seiner Geliebten Marie, die ihrerseits auch einen Mann und ein Kind hat. So bleibt den beiden nur eine gefährliche Gratwanderung zwischen ihrem eigenen Leben und ein paar Stunden intimes Beisammensein. Jonas Ex- und beste Freundin ist außerdem unheilbar an Krebs erkrankt und sein kleinster Sohn leidet an einem Wachstumsproblem.


    Trotz der Gewissenbisse seiner Frau gegenüber kommt Jonas generell mit seinem Leben klar - bis gleich zu Anfang des Buchs ein seltsamer Mann in sein Leben tritt, der verspricht, ihm drei Wünsche zu erfüllen. Jonas entscheidet sich schließlich nach langem Hin und Her für den Wunsch, dass ihm all seine Wünsche erfüllt werden. Der Fremde willigt ein und zieht von dannen...


    Zunächst tut sich gar nichts, auch als Jonas sein Glück auf die Probe stellt und ein Lotterielos kauft. Doch langsam scheint sich etwas in Jonas leben zu tun... Dass seine Aktien steigen oder sein Sohn einen gewaltigen Wachstumsschub bekommt, waren für mich dabei eher nebensächlich. Vielmehr fällt auf, dass sich Jonas innerlich verändert. Dinge, die er vorher gar nicht beachtet hat, erscheinen ihm plötzlich wichtig, bedrohlich oder fantastisch, alltägliches widerum wird für ihn distanziert, wie aus einer anderen Welt.


    Im Laufe des Buches spitzen sich die unvorhergesehenen Ereignisse immer weiter zu - es kommt zu Naturkatastrophen, merkwürdigen Toden oder anderen Phänomenen, die immer nur in Zusammenhang mit Jonas auftauchen. Viel tiefsinniger als die Ereignisse selbst ist aber immer Jonas innerer Konflikt und seine Reaktion darauf, so dass man bis zum Ende hin gar nicht mehr sicher ist, was davon wirklich passiert, was er sich einbildet, vielleicht träumt - und ob Jonas selbst überhaupt noch real ist...


    Der Schreibstil ist sehr wirklichkeitsnah und fesselnd, Glavinics Stil hat es mir wirklich angetan. Auch die Geschichte und Erlebnisse werden flüssig erzählt, nur in der Mitte und am Ende zieht sich das Ganze etwas, es fehlt der Schwung und vor allem die schokierenden und verstörenden "Cliffhanger" bleiben aus... Großes Manko allerdings: Die fehlenden Anführungszeichen... Glavinics Stil in allen Ehren, aber es ist manchmal doch etwas ermüdend.


    Wer nach dem Lesen von "Das Leben der Wünsche" verwirrt ist und meint, Jonas Erlebnisse würden alle keinen Sinn ergeben, dem kann ich nur raten: Der Schlüssel, zum verstehen des Buches, sind die Überlegungen, die sich Jonas am Anfang zu den Wünschen macht... Denn letztendlich sind es genau diese Dinge, die sich erfüllen! "... wie es ist, knapp davonzukommen. Um ein Haar an großem Unheil vorbeizuschlittern... [...] Ich könnte mir wünschen, einen Feind töten zu lassen [...] Ich könnte mir wünschen, die Dinge so zu erfassen, wie sie sind..."


    Alles in Allem ist "Das Leben der Wünsche" ein sehr tiefsinniges und komplexes Buch, über das man sicher stundenlang rezensieren kann!
    Bei der Bewertung schwanke ich zwischen :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , da es sich gegen Ende hin doch sehr gezogen hat...

    Nae quin! Nae king! Nae laird! Nae master! We willna' be fooled again!

  • Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.


    Das Leben von Jonas, Familienvater und mäßig erfolgreicher Wertetexter, ändert sich schlagartig, als ihm ein Unbekannter auf offener Straße ein verlockendes Angebot unterbreitet. Jonas, ich erfülle Ihnen drei Wünsche. Erst irritiert und misstrauisch, geht Jonas schließlich auf die Versuchung ein und wünscht sich, alle seine Wünsche mögen in Erfüllung gehen. Doch er merkt schnell, dass seine Entscheidung sowohl Segen als auch Fluch bedeutet.


    Schon der Beginn erinnert an ein klassisches Märchenelement: den Pakt mit dem Teufel. Surreale, rätselhafte Elemente lassen Wirklichkeit und Fiktion mehr und mehr verschwimmen. Thomas Glavinic macht es dem Leser nicht leicht, er fordert zum Mitdenken. Wörtliche Rede ist nicht gekennzeichnet, mysteriöse Ereignisse werden nicht aufgeklärt, Antworten höchstens angedeutet.
    Leider reicht der Spannungsbogen nicht über die 318 Seiten. Ist die Atmosphäre anfangs noch sehr dicht und fesselnd, wirkt die Geschichte später seltsam zusammenhanglos, distanziert und episodenhaft, als würde der Autor einen Zettel mit Stichworten abarbeiten.


    Absolut genial fand ich dagegen den Erzählstil, die präzise, knappe, schnörkellose Sprache, die gut zu der beklemmenden Atmosphäre passt.


    Dem Autor gelingt es, Figuren mit wenigen Worten lebendig werden zu lassen - und das, obwohl er Personen nicht direkt für uns vorstellt oder beschreibt. Jonas kennt seine Freunde und Bekannte; wir erleben, was er erlebt, nehmen war, was er wahrnimmt. Die Beziehung zwischen Jonas und Marie wird sehr lebensnah dargestellt. Vor allem ihre Dialoge haben es mir angetan; authentisch, originell, hier konnte ich mich gut hineinfühlen.


    Insgesamt wirkt Das Leben der Wünsche aber doch zu unharmonisch und verwirrend, viele Fragen bleiben offen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Was würde ich mir wünschen, wenn mir plötzlich ein wildfremder Mensch drei Wünsche anbieten würde? Würde ich mir überhaupt etwas wünschen oder würde ich den Menschen für verrückt erklären und davonlaufen?


    Wie mein Leben verlaufen könnte, wenn ich die drei freien Wünsche annehmen würde, zeigt mir das Buch "Das Leben der Wünsche" von Thomas Glavinic. Denn hier entscheidet sich der Protagonist Jonas dafür, die drei Wünsche anzunehmen. Dass er den Fremden trotzdem für verrückt erklärt, sei an dieser Stelle nebensächlich.


    Was wünscht man sich? Geld, Macht, Besitztümer? Doch Jonas strebt nach Höherem, nach Erkenntnis, Wissen, Wahrheit.


    Doch macht mir das den Protagonisten nicht viel sympathischer. Zu sehr überwiegt sein Egoismus, seine Unzuverlässigkeit, seine Egozentrik. Nicht nur, dass er seine Frau betrügt, nein, auch seine Kinder lässt er für seine Geliebte im Stich.


    Während zunächst alles danach aussieht, als wäre die Sache mit den Wünschen nur ein schlechter Scherz gewesen, geschehen langsam Dinge, die mich als Leser oft denken lassen, dass sich wohl doch ein Wunsch des Protagonisten erfüllt. Es beginnt zunächst ganz harmlos, die Aktienkurse steigen. Doch das könnte auch purer Zufall sein. Oder nicht? Doch plötzlich geschehen unheimliche Dinge, Menschen kommen zu Tode. Soll sich der Protagonist so etwas wünschen? Oder kehren sich seine Wünsche ins Gegenteil? Die Handlung wird bizarrer und surrealer, eine Unterscheidung zwischen Traum und Wirklichkeit ist an manchen Stellen nur schwer möglich. Unglücke geschehen und unterschwellig frage ich mich als Leser ständig, was das Geschehene mit den Wünschen des Protagonisten zu tun haben könnte.


    Der Schluss des Buches lässt mich etwas unbefriedigt zurück. Zu wenig Antworten werden mir auf meine Fragen geliefert und nicht auf alles kann ich mir als Leser selbst eine Antwort geben.


    An den Besonderheit des Autors, während der wörtlichen Rede keine Anführungszeichen zu setzen, gewöhnt man sich recht schnell, zumal jeder Person eine neue Zeile gewidmet wird. Dadurch lassen sich die Sätze den verschiedenen Personen gut zuordnen.


    Der Stil des Autors schwankt, abhängig davon, ob er als allwissender Erzähler von den Geschehnissen berichtet oder ob er uns mittels Dialogs an den Gefühlen der Protagonisten teilhaben lässt. Während er beschreibend und erzählend tätig ist, setzt er die Sätze aus Haupt- und Nebensatz zusammen, baut viele umschreibende Adjektive ein. Der Stil wirkt hier leicht und lebendig, dabei aber nicht zu flach oder banal. In der Dialogform beschränkt er sich hauptsächlich auf kurze und prägnante Hauptsätze, kurz und knapp laufen die Gespräche ab. Doch das zeigt, wie die Hauptpersonen zueinander stehen. Es sind keine tiefen Gefühle, keine lebendigen Beziehungen, die sie verbinden. Alles wird auf ein Mindestmaß beschränkt, so eben auch die Dialoge.


    Interessant finde ich, dass die Hauptcharaktere völlig ohne Beschreibungen des Autors auskommen. Man erfährt als Leser kaum mehr als ihren Namen und doch werden sie mir vertraut, allein durch ihr Handeln und Reden erklären sie sich mir.


    Bislang kannte ich den Autor noch nicht, doch das Vorwort von Wolfgang Tischer von literaturcafé.de macht neugierig auf manch anderes Buch des Autors.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Leider muss ich genau diesen Satz zu diesem Buch schreiben...ich habe
    mir so sehr gewünscht es zu bekommen,aber es war so enttäuschend,daß
    ich es abbrechen musste :-( Ich kam von Anfang an nicht in die Handlung
    rein...fand den Hauptprotagonisten Jonas mehr als unsympathisch und
    leider war von Wünschen in dem Buch auch gar keine Rede,man (also ich
    zumindest) konnte auch nichts von unterschwelligen Wünschen herauslesen
    :-( Die Idee war gut,aber mehr als schlecht umgesetzt,sehr,sehr
    schade.:-((( :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown:

  • Ich möchte hier mal keine lange Rezi mehr posten, obwohl ich dafür bei Vorablesen Punkte bekommen würde... :lol:



    Ich war von dem Buch auch mehr als enttäuscht. Ich dachte eigentlich "Wow, endlich ließt du mal ein Buch, was für einen Preis nominiert ist." Aber letztenendes hab ich mich gefragt, warum es überhaupt nominiert ist!? Die Handlung war komisch und unverständlich, es hat irgendwie alles nicht zusammen gepasst, und der Schreibstil war auch sehr merkwürdig...

  • Ich bin schon so gespannt. Nachdem ich von "Die Arbeit bei Nacht" ja schon so begeistert war, kann ich kaum abwarten, was mich auf den folgenden Seiten erwarten wird. Die Grundidee, mit der "guten Fee", die einem 3 Wünsche erfüllen möchte, finde ich schonmal super. Mal schauen in welche menschlichen Abgründe Jonas diesmal blickt. :cheers:

  • Jonas führt mit Frau und 2 Kindern ein durchschnittliches Leben; er hat einen langweiligen Job und eine Geliebte, Marie.
    Da begegnet ihm eines Tages ein Mann, der ihm drei Wünsche gewährt. Jonas erwidert daraufhin: " Ich wünsche mir, dass sich alle meine Wünsche erfüllen. Dies ist mein erster Wunsch, und auf die zwei anderen kommt es nun nicht mehr an, ich schenke sie Ihnen."
    Nun verändert sich Jonas' Leben und er sich selbst auch. Es geschehen ungewöhnliche Dinge -surreale und zum teil auch albtraumhafte Szenen, wo es auch für den Leser schwierig wird zu unterscheiden, was nun Fiktion/Traum und was Realität ist.

    Zitat

    Zitat Snuuke:
    Wer nach dem Lesen von "Das Leben der Wünsche" verwirrt ist und meint, Jonas Erlebnisse würden alle keinen Sinn ergeben, dem kann ich nur raten: Der Schlüssel, zum verstehen des Buches, sind die Überlegungen, die sich Jonas am Anfang zu den Wünschen macht... Denn letztendlich sind es genau diese Dinge, die sich erfüllen! "... wie es ist, knapp davonzukommen. Um ein Haar an großem Unheil vorbeizuschlittern... [...] Ich könnte mir wünschen, einen Feind töten zu lassen [...] Ich könnte mir wünschen, die Dinge so zu erfassen, wie sie sind..."


    Dem kann ich wohl zustimmen. Jonas' innersten Wünsche/Gedanken gehen in Erfüllung; Wünsche, die man eigentlich nicht ausspricht und die Chaos auslösen, werden sie erfüllt.
    Als Beispiel fällt mir gerade der Fußgänger ein, der (nach dem Empfinden von Jonas) zu langsam über den Zebrastreifen geht und dann von einem Lastwagen angefahren wird.


    Für mich war es ein Buch, was sprachlich leicht zu lesen war, aber inhaltlich nicht so ganz einfach war - was mich aber durchaus gefesselt hat.
    Ich kann mir gut vorstellen, das Buch nochmals zu lesen, gerade weil man beim zweiten Mal den Roman besser verstehen könnte.
    "Die Arbeit der Nacht" ist auf meiner Wunschliste gelandet.


    Die Bewertung war auch für mich nicht so ganz einfach, da schwanke ich ebenfalls.


    Liebe Grüße

  • Inhalt:


    Jonas, Mittdreißiger, verheiratet, zwei Kinder, eine Geliebte, ein langweiliger Werbejob, beste Freundin bzw. Ex hat Krebs, desillusioniert
    und festgefahren. So lässt sich das Leben von Jonas, bis auf den Zeitpunkt an dem er einen seltsamen Mann trifft, schnell erklären. Der Mann verspricht ihm drei Wünsche die in Erfüllung gehen werden. Weil Jonas rational denkt, wünscht er sich nur, dass alles was er sich wünscht in Erfüllung geht. Die restlichen Wünsche könnte der Mann behalten. Jonas tut dies alles als Witz ab und schenkt dem Gespräch keine Bedeutung mehr.


    Doch langsam aber sicher passieren Dinge, von denen Jonas nicht einmal gewusst hat, dass er sich dies wünschen würde und sein Leben nimmt
    einen Lauf, das ihn bis an die Grenzen der Realität führt.


    Meine Meinung:


    Das Buch begann für mich vielversprechend, doch mit zunehmender Seitenanzahl wurde das Buch für mich immer abstruser. Zu dem Charakter Jonas habe ich keinen Zugang gefunden. Sein Leben plätschert vor sich hin und er wirkt teilnahmslos. Nur die Treffen mit seiner Geliebten scheinen ein Highlight in seinem ganzen Leben zu sein. Man nimmt teil an seinem Leben und darf Fenstergucker spielen, bis auf das Fremdgehen, erhält man aber Zugang zu einem stinknormalen, langweiligen Leben.


    Als Leser wartet man auf den Teil, in dem Jonas endlich mal aus der Haut fährt und vor Wut einen Wunsch ausspricht, der gar nicht so wünschenswert wäre. Aber weit gefehlt. Nie verliert Jonas die Beherrschung, nie wünscht er sich etwas.


    Die Wünsche werden nicht ausgesprochen und es scheint sich um Herzenswünsche zu handeln, die Jonas nicht mal selbst kennt. Dies macht es
    aber dem Leser schwierig in die Gefühlswelt von Jonas einzutauchen und deshalb kratzt man nur an der Oberfläche.


    Mit einer fast schon stoischen Teilnahmslosigkeit nimmt Jonas alles hin und nicht mal er fragt sich, ob es wirklich sein Wunsch war, wie soll dann der Leser es wissen! Wie soll der Leser dann Zugang zu seiner Gefühlswelt bekommen?


    Für mich ist das Ganze undurchsichtig und mehr Emotion wäre wünschenswert gewesen. Zu was etwas wünschen, wenn es einem doch nicht
    interessiert? Während des Lesens hat Jonas auf mich abgefärbt, ich wurde selbst ganz teilnahmslos.


    So habe ich mich danach auch nicht mehr über die schnellen Wechsel gewundert. Vieles in der Handlung bleibt einfach in der Luft hängen.
    Erklärungen werden ausgespart. Es muss nicht immer alles zerredet oder zerschrieben werden, aber wenn man die ganze Zeit über keine Antworten bekommt, ist es bedrückend.


    Das Buch besitzt auch keinen Schluss und so bleibt man fragend zurück.


    Jonas driftet auch in das Surreale ab und hier wurde es zunehmend schwieriger für mich auch nur Ansatzweise einen Bezug zu der Geschichte herzustellen. Im Großen und Ganzen zieht sich die Teilnahmslosigkeit durch das Buch wie ein roter Faden. Ich konnte der Geschichte aber nicht
    wirklich was abgewinnen.


    Das Buch bekommt aber trotzdem nicht die schlechteste Bewertung, da ich einfach mit anderen Vorstellungen an das Buch herangegangen bin und es hat mich in eine andere Richtung entführt, als ich geglaubt habe.


    Dies ist halt mal das Risiko, wenn man auf Reisen mit einer Geschichte geht. Und so gesehen ist es nicht schlecht, nur sehr eigenartig. Ich
    scheine den tieferen Sinn aber nicht zu verstehen.

  • Aufgrund einer Leseprobe hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an dieses Buch. Doch leider wurden diese in keinster Weise erfüllt.


    Der Anfang klang so vielversprechend. Was hätte man nicht alles aus der Grundidee machen können, von einem mysteriösen Fremden 3 Wünsche erfüllt zu bekommen. Doch ab da wird das Buch nur noch verwirrend und konfus. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, welche Wünsche die Hauptfigur Jonas jetzt eigentlich hatte.


    Das Buch ist unterteilt in 3 Abschnitte. Im ersten strirbt Jonas´Frau, im zweiten passieren ganz viele Dinge (u.a. unerklärliche Überschwemmungen, der Tod des Geliebten von Jaonas´Frau, ein flotter Dreier mit seinem Arbeitskollegen und dessen Freundin, ein Techtelechtel mit einer Kollegin und die Trennung seiner Geliebten von ihrem Ehemann). Im dritten Teil wird seine todkranke Ex-Freundin wieder gesund. Was davon hat er sich jetzt wirklich gewünscht ? Diese Fragen werden bis zum Schluss nicht aufgelöst.
    Hinzu kommt, dass einen der Protagonist Jonas nicht wirklich berührt. Es bleibt eine Distanz zwischen Leser und Jonas; man mag sich nicht mit ihm identifizieren, weil er einfach nicht sympathisch ist. Auch hat er merkwürdige Visionen, von denen an nie weiß, ob das nun Wirklichkeit oder Traum ist.


    Und was mich am meisten gestört hat, waren die fehlenden Anführungszeichen. Das führte beim Lesen oft zu Verwirrungen. Auch der Schreibstil von Herrn Glavinic ist sehr gewöhnungsbedürftig. Mir kommt die Sprache sehr unterkühlt vor. Es entwickelt sich nicht wirklich ein Spannungsbogen; man möchte auch gar nicht richtig wissen, wie es weitergeht. Zum Schluss hat mich das Buch nur noch gelangweilt.


    Fazit: Dieses Buch scheint mir nur für Leser geeignet, die den intellektuellen Zugang dazu finden. Mir ist das leider nicht gelungen.


    Meine Bewertung: :bewertung1von5:

  • „Das Leben der Wünsche“ ist ein Roman von Thomas Glavinic, welcher im April 2011 im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist. Es handelt sich um den zweiten Band der Jonas-Reihe.


    Erzählt wird die Lebensgeschichte von Jonas. Er ist verheiratet, Vater zweier Kinder, Werbetexter von Beruf und führt eigentlich ein ganz normales Leben. Eigentlich. Denn obwohl er jederzeit behaupten würde seine Frau zu lieben, unterhält er eine ziemlich rege aussereheliche Beziehung, die immer mehr Raum in seinem Handeln und Denken einnimmt.
    Eines Tages macht ihm ein völlig unbekannter Mann das Angebot, dass er ihm drei Wünsche erfüllen wird. Aber es müssen Wünsche sein, die er sich wirklich und wahrhaftig aus tiefstem Herzen wünscht. Jonas hält das zuerst für ausgemachten Blödsinn, stellt aber recht schnell fest, dass es fortan zu erheblichen, teils sehr dramatischen Veränderungen in seinem Leben und zu diversen Merkwürdigkeiten in seinem direkten Umfeld kommt. Sollte es also wirklich möglich sein, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen?


    Thomas Glavinic hat mit „Das Leben der Wünsche“ zweifelsfrei einen Roman geschrieben, der die Leserschaft spaltet. Was sich sehr schön anhand der vielen, sehr unterschiedlichen Rezensionen und Meinungen erkennen lässt. Und genau diese Tatsache hat mich neugierig zu diesem Buch greifen lassen.


    Der Schreibstil ist in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig. Das konsequente Weglassen von Anführungszeichen bei Dialogen zum Beispiel …. und davon kommen eine Menge vor …. scheint im ersten Moment dazu beizutragen, dass es unübersichtlich wirkt. Dies fällt jedoch nach der Einlesephase nicht mehr wirklich ins Gewicht.
    Viel mehr gestört hat mich, dass so viele Fragen, die in der Geschichte aufgeworfen wurden, am Ende nicht beantwortet werden. Es passiert nur sehr selten, dass ich nach Beendigung einer Lektüre nicht genau weiß, was genau mir eigentlich der Autor vermitteln wollte. Thomas Glavinic ist es gelungen, mir dieses Fragezeichen ins Gesicht zu projizieren.


    Zu Jonas, dem Protagonisten dieser Geschichte, fand ich nicht so recht Zugang. Trotz der wirklich dramatischen Geschehnisse, die sein Leben gehörig ins Wanken bringen, wirkt er erstaunlich flach und farblos auf mich. Sein Leben erscheint lediglich als eine Aneinanderreihung von Zufällen, Taten und Geschehnissen, durch die es sich tagtäglich zu wurschteln gilt. Ebenso erging es mir als Leser: Etwas zu vollgestopft und überladen war mir die ganze Handlung, alles plätscherte einfach so vor sich hin. Gleichbleibend grau, egal was auch gerade passierte.
    Die Einen mögen dies nun als höchste literarische Kost titulieren, wieder Andere finden, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Für meinen persönlichen Lesergeschmack liegt die „Wahrheit“ irgendwo dazwischen.


    Mein Fazit:
    Der Autor hat ein sehr interessantes Grundthema etwas skurril, aber keineswegs unlesbar umgesetzt. Vieles was Jonas erlebt, erscheint nicht nur ihm surreal, sondern hinterließ auch bei mir ein ebensolches Gefühl. Der Roman beantwortet nicht alle Fragen, lässt so dem Leser eigenen Raum zum Interpretieren und ist unter dem Strich betrachtet eine Abwechslung im belletristischen Bücherregal. Mir war dieses irgendwie „andere“ Leseerlebnis solide :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: wert.