C.J.Sansom - Der Anwalt des Königs / Sovereign

  • Org.Titel: Sovereign
    Seitenzahl: 655


    Inhalt:
    "Blaybourne" -dieses geheimnisvolle Wort hinterlässt der alte Glaser Oldroyd mit seinem letzten Atemzug als Matthew Shardlake, Anwalt von König Heinrich VIII., ihn nach einem Sturz vom Kirchengerüst findet. Schon bald kommt dem Anwalt der Gedanke, dass es sich hierbei um keinen Unfall handelt, aber welches Geheimnis nahm der Glaser mit ins Grab? Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, nimmt Shardlake zusammen mit seinem Gehilfen Barak Oldroyds Haus genau unter die Lupe. Er findet ein schön bemaltes Kästchen mit geheimen Dokumenten. Doch noch ehe er intensiv den Inhalt begutachten kann, wird er niedergeschlagen und das Kästchen ist spurlos verschwunden. Shardlakes Recherchen bringen ihn in höchste Lebensgefahr......


    Autor:
    Christopher J. Sansom, geb. 1952, studierte zunächst Geschichte und arbeitete als Rechtsanwalt, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Der Autor lebt in Sussex.
    Bisher erschienen:
    Pforte der Verdammnis
    Feuer der Vergeltung


    Meine Meinung:
    Was macht man, wenn man ein Buch bereits begonnen hat und merkt, es handelt sich um den dritten Band einer Serie? Diese Frage stellte sich mir nicht, denn ich war bereits vom Sog des Krimis erfasst.
    Dokumente, die Heinrichs Thron erschüttern könnten, die Auflösung der Klöster und die Neuverteilung deren Besitztümer - alles brisante Themen in Verbindung mit schillernden Persönlichkeiten und das in der altehrwürdigen Stadt York. Eine fabelhafte Kulisse. C.J. Sansom versteht es glänzend die Ära um Heinrich VIII. zu neuem Leben zu erwecken, mischt freundliche Gestalten mit üblen Burschen, legt falsche Fährten und setzt dann die Mosaikteilchen wieder zusammen. Wer glaubt ein über 600 Seiten Krimi hätte seine Längen, der wird hier eines besseren belehrt. Die Vorbereitungen auf das Eintreffen des Königs, die Unterschiede zwischen Nord und Süd, das gegenseitige Mistrauen, verschworene Rebellen, mühevolle Reisebedingungen und vieles mehr bilden eine gelungene Gesamtheit. Shardlake und Barack, ein sympathisches Team, liefern eine überraschende Aufklärung.
    Ich bedauere mich von ihnen trennen zu müssen, und nun empfinde ich es als Glück die beiden ersten Bände, die bereits vor mir liegen, noch verspätet lesen zu können. :D
    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für dieses Lesevergnügen.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Tereza Brdecková, Das Jahrbuch des versteckten Gartens

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich habe mir kürzlich den ersten Band der Serie ("Dissolution") gekauft. Wenn das so gut ist, wie ich es mir nach diversen Rezis vorstelle, werden die anderen drei Bände bald folgen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Nachdem ich "Dissolution" und "Dark Fire" in diesem Jahr - dank Wirbelwind in der richtigen Reihenfolge - gelesen habe, bin ich jetzt mit "Sovereign" beschäftigt. Ich habe zwar erst ein Viertel gelesen, kann aber jetzt schon sagen, dass auch dieses Buch um meinen buckligen Freund Master Shardlake mich wieder begeistert.
    Deshalb hole ich diesen Thread aus der Versenkung und hoffe, dass auch andere Liebhaber guter historischer Krimis von dieser Empfehlung profitieren.


    (Der bisher letzte Band "Revelation" liegt schon auf meinem SUB, hoffentlich kommt da noch mehr...)

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Jetzt bin ich mit diesem grandiosen Buch, bisher dem besten dieser Serie, fertig.
    Ich bin absolut begeistert und vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: für "Sovereign".
    In diesem Roman passt einfach alles: hervorragend recherchiert, stimmige Handlung, Charaktere zum Anfassen, vor allem der "Antiheld" Shardlake, und sprachlich einfach ein Genuss. Die Sansom-Romane sind die einzigen englischen Romane, bei denen ich gelegentlich auf ein Wörterbuch zurückgreife, weil dort viele veraltete Ausdrücke vorkommen, die man zwar ungefähr erschließen kann, die ich aber meinem Wortschatz einverleiben will.
    :thumleft:



    Ich schließe jetzt direkt den vierten Band ("Revelation") an. :dance:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Wieder ein tolles Abenteuer mit Shardlake und seinem Gehilfen Barak, den ich schon im letzten Band sehr schätzen gelernt habe. Auf die Auflösung wäre ich nicht gekommen, obwohl ich den Täter auf meiner Liste der Verdächtigen hatte. . Der Autor hat es geschickt verstanden, falsche Tatsachen vorzutäuschen, die mich in die Irre geführt haben.



    Alles in allem wieder ein hervorragender Roman mit hohem Lerneffekt über die englische Geschichte. Ich bin mal gespannt, ob Shardlake seinen Vorsatz sich nicht mehr in die Politik hereinziehen zu lassen, wirklich in die Tat umsetzen kann. Dem Klappentext des 4.Bandes zu schließen, glaube ich eher nicht.


    Von mir 5 Sterne.

    "Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist." (Dalai Lama)


    :study: 2014: 18 Bücher mit 10.009 Seiten (2013: 63 Bücher mit 27.710 Seiten)

  • Ich hole diesen Faden mal aus der Versenkung:


    Grade habe ich zufällig festgestellt, dass das tolle Buch was auf meinem SuB liegt "Der Anwalt des Königs", ja der dritte Band einer Serie zu sein scheint. Und irgendwie kam mir der Autor so bekannt vor. Meine Bücherliste hat mir daraufhin bestätigt, dass ich vor 3 Jahren "Dark fire" gelesen habe auf englisch.... also den 2. Band. Ich kann mich aber kaum noch daran erinnern, allerdings habe ich dem Buch 3 Sterne gegeben. Nur bin ich selbst bei dieser Bewertung nicht so ganz sicher, da ich die Liste erst seit einem halben Jahr führe und diese Bewertung vielleicht irrtümlich "schlechter" vergeben habe + englische Bücher haben bei mir immer einen Nachteil, weil ich das lesen in dieser Sprache einfach nicht mag.


    Folgende Frage an euch:


    1.) Lohnt es sich die anderen beiden Bände zu kaufen? Was hat euch in diesen nicht so gut gefallen? (vielleicht erinnere ich mich dann wieder...)


    2.) Kann man den dritten Band auch einfach so lesen oder ist es zwingend notwendig die anderen beiden davor zu lesen?

    Gelesen 2014: 23

    Seiten 2014: 12161
    SUB Anfang 2014 / Aktuell: 129 / 139

  • Lohnt es sich die anderen beiden Bände zu kaufen? Was hat euch in diesen nicht so gut gefallen? (vielleicht erinnere ich mich dann wieder...)

    Mir haben alle fünf Bände gefallen. Beim ersten habe ich mich nicht ganz so schnell eingelesen, aber dann flutschte es. Meiner Meinung nach hat sich die Reihe von Band zu Band gesteigert.


    Kann man den dritten Band auch einfach so lesen oder ist es zwingend notwendig die anderen beiden davor zu lesen?

    Du musst sie nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen. Führ Dir doch die Rezensionen im BT zu Gemüte, dann weißt Du ungefähr, was vorher passiert ist.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke Enigma :)


    Dann werde ich erstmal nur dieses eine Buch lesen, wenn die Reihenfolge nicht so wichtig ist. Ich rätsel nämlich immer noch zu sehr daran warum ich nur 3 Sterne vergeben habe... da bin ich lieber vorsichtig, bevor ich alle kaufe.

    Gelesen 2014: 23

    Seiten 2014: 12161
    SUB Anfang 2014 / Aktuell: 129 / 139

  • 1541: Im Norden des Landes ist man immer noch unzufrieden mit Heinrich VIII, nicht nur, aber auch wegen seiner Religionspolitik. Der König macht sich daher mit einem riesigen Tross auf die Reise, um sich bei seinen nördlichen Untertanen persönlich blicken zu lassen und deren Unterwerfungsbekundungen entgegen zu nehmen.


    Auch Matthew Shardlake ist mit einbezogen, er soll in York, zusammen mit einem örtlichen Anwalt, die Petitionen sichten und sortieren. Erzbischof Cranmer erteilt ihm einen zusätzlichen Auftrag, er soll dafür sorgen, dass ein wichtiger Gefangener sicher im Londoner Tower ankommt. Vor Ort gerät Shardlake in einen Todesfall. Da immer mehr offenbar wird, dass der Tod fremdverschuldet sein könnte, das aber am Vorabend der Ankunft des Königs gar nicht gut ausschaut, soll möglichst unauffällig ermittelt werden. Auch Shardlake wird in die Ermittlungen miteinbezogen und steckt bald ziemlich in der Klemme.


    Matthew Shardlakes dritter Fall ist mein erster, das macht aber gar nichts, denn auch ohne Vorkenntnisse kann man der Geschichte gut folgen, wobei es aber sicher von Vorteil ist, wenn man wenigstens ein paar geschichtliche Hintergrundkenntnisse hat.


    Der Protagonist war mir vom Fleck weg sehr sympathisch, er ist einer der Buchcharaktere, die ich gerne einmal persönlich kennen lernen würde. Der Autor lässt ihn selbst in Ich-Form erzählen, so dass man nicht nur der Handlung folgt, sondern auch Shardlakes Gedankengänge und Gefühle hautnah miterlebt. Er ist ein schlauer Kopf mit einiger Empathie für seine Mitmenschen, was nicht immer gut für ihn ist. Sein körperlicher Makel, er hat einen Buckel, wird zwar erwähnt, bestimmt aber nicht sein Leben, auch wenn er immer wieder einmal deswegen gedemütigt wird. Freundschaft und Loyalität sind ihm wichtig, ebenso Gerechtigkeit, dafür setzt er sich ein, auch wenn davon jemand profitieren sollte, der ihm nicht so gut gesonnen ist.


    Heinrichs Reise in den Norden nimmt eine wichtige Rolle im Roman ein, ist nicht nur Auslöser der Ereignisse, sondern ist auch nicht unwesentlich in das Geschehen integriert. Durch die bildhafte Beschreibung des Autors, nicht nur der (historischen) Charaktere, sondern auch der (historischen) Ereignisse, wird das Geschehen vor dem inneren Auge des Lesers regelrecht lebendig, man meint nicht nur zuschauen zu können, sondern auch Geräusche und Gerüche wahrzunehmen – man fühlt sich regelrecht mittendrin. Auch sprachlich gefällt mir der Roman sehr gut, die Sprache wirkt der Zeit und den Menschen angepasst. Sehr gut kommt heraus, welch ein logistischer Aufwand die Reise gewesen sein muss. Ein großer Teil der Handlung spielt in York, aber auch die Rückreise nach London und weitere Ereignisse dort werden berichtet.


    Der König kommt bei C. J. Sansom nicht gut weg, es sind schon seine späteren Jahre, er leidet an seiner Beinverletzung, die nicht heilen will, kann kaum noch laufen, ist mehr als griesgrämig und handelt immer willkürlicher. Auch die aktuelle Königin, Catherine Howard, ist handelnder Charakter, ihr Stern ist bereits am Untergehen.


    Dem Autor ist ein spannender und interessanter Roman gelungen, mit Charakteren wie aus dem wahren Leben, allesamt lebendig gezeichnet. Der gewählte historische Abschnitt harmoniert gut mit der Romanhandlung und macht Lust, sich weiter mit den geschichtlichen Hintergründen zu beschäftigen. Der Kriminalfall fügt sich ebenfalls gut in die Handlung ein, die Auflösung ist logisch, und hat mehr als eine Überraschung zu bieten, vor allem eine Szene hat mich regelrecht umgehauen. In den geschichtlichen Anmerkungen des Autors im Anhang erfährt man noch ein bisschen mehr über den historischen Hintergrund.


    Ich fühlt mich mehr als nur unterhalten, fühlt mich, als sei ich mit dabei gewesen und habe eine große Zuneigung zum Protagonisten entwickelt. Ich freue mich auf weitere Romane mit ihm und vergebe sehr gerne volle Punktzahl. Wer historische (Kriminal)Romane mag, sollte bei dieser Buchreihe zugreifen.

  • C. J. Sansom ist es wieder mal gelungen, ein atmosphärisch dichtes Leseerlebnis zu liefern. Ich hatte alles direkt vor Augen und war gleich mittendrin. Von der authentischen, greifbaren Kulisse habe ich schon bei den Vorgängern geschwärmt, hier wird nochmal eine Schippe draufgelegt:pray: Auch die Krimikomponente ist die bisher stärkste. Der gewohnt gemächliche Erzählstil enthält dadurch viele Überraschungsmomente. Matthew und Barak sind mir sehr ans Herz gewachsen, jeder für sich schlägt so manches Mal eine ungewöhnliche Richtung ein, die nicht ohne Folgen bleiben wird. Hier sehe ich viel Potential für die weiteren Bände.


    Eigentlich der bisher mit Abstand beste Band, wenn er nicht die ein oder andere Länge hätte. Matthew geriet mir zu oft in Gefahr. Zum Ende hin hat der ärmste fast alles durch.


    Fazit

    Ich hätte gern :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: gegeben. Wegen Längen sind es leider nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich hatte die ersten beiden Shardlake-Bände vor langer Zeit gelesen und habe sie noch immer in bester Erinnerung.
    Nun kaufte ich mir vor kurzem den dritten Teil, "Der Anwalt des Königs".
    Nach ca. 20 Seiten keimte der Verdacht auf, ich hätte das Buch bereits gelesen, nach 40 Seiten wurde er zur Gewissheit.
    Ich las weiter, musste weiterlesen, denn ich war schon gefangen von den Ereignissen und der dichten Mittelalter-Atmosphäre, und ich staunte, dass mir trotzdem erstaulich wenig von der damaligen Lektüre in Erinnerung geblieben ist.
    Ich lese es heute mit anderen Augen als damals und bin auf die Auflösung gespannt.
    Sansom schreibt hervorragend, flüssig, packend und mit vielen relevanten Details, welche das England zur Zeit Heinrichs VIII plastisch auferstehen lässt.

    Fortsetzung folgt...

  • So, nun hab' ich's durch - was für ein tolles Leseerlebnis!
    Offenbar hatte ich das Buch früher mal begonnen und aus irgend einem mir heute nicht mehr erfindlichen Grund nicht zu Ende gelesen, deshalb kam es mir am Anfang so bekannt vor. Ab Seite 100 war ich mir sicher, dass ich es noch nicht kannte.

    Der Autor ist wirklich tief in die Zeit des Tudor-Königs Heinrich VIII eingetaucht, jedenfalls kriegte ich als Leser das Gefühl von Authentizität; ich glaubte fast, mich in jener Zeit zu bewegen.
    Die Hauptfiguren Shardlake und Barack sind leider nicht ganz so lebendig gezeichnet wie die Atmosphäre, die ist wirklich zum Greifen.
    Ich kam kaum mehr los, so dicht ist die Beschreibung der ereignisse und der Atmosphäre - die hier ab und zu erwähnten langatmigen Passagen konnte ich nicht ausfindig machen.
    Lediglich das Ende fand ich zu theatralisch und zu stark auf Showdown getrimmt, was sich etwas fremd anfühlte in diesem ansonsten hervorragend ausbalancierten Roman.
    Macht aber nichts - dem Lesevergnügen tat dies nur wenig Abbruch.
    "Der Anwalt des Königs" ist ein Buch, das ich mir zum Wiederlesen aufhebe und es wärmstens weiter empfehle.


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