Marcus Imbsweiler - Altstadtfest

  • In Heidelberg wird das traditionelle Altstadtfest gefeiert. Tausende von Menschen haben sich im historischen Zentrum zusammengefunden. Doch dann schlägt die Feierlaune in lähmendes Entsetzen um. Ein Schütze feuert in die Menge und kann unerkannt flüchten. Zurück bleiben Tote und Verletzte. Unter den Toten ist auch Bianca Petazzi, Tochter des italienischen Großindustriellen und Politikers Flavio Petazzi. Hinter dem Anschlag wird eine rechtsradikale Gruppierung vermutet. Petazzi beauftragt den Privatdetektiv Max Koller, weil er hinter dem Anschlag einen gezielten Anschlag gegen seine Tochter vermutet, zudem ist er mit der Ermittlungsarbeit der zuständigen Behörden unzufrieden.


    Max Koller in seinem dritten Fall. Zynischer und politischer als in seinen beiden ersten Fällen. Marcus Imbsweiler ist mit diesem Buch ein sehr realistischer Krimi gelungen. Aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen baut er geschickt in seine Geschichte ein. Aber in diesem Krimi findet sich auch ein resignativer Unterton. Resignation mit den politischen Entwicklungen und Praktiken in unserer Zeit. Genau dieses macht auch den ganz besonderen Reiz dieses Krimis aus. Imbsweiler beschreibt nicht eine heile Welt, die es in der Realität einfach nicht gibt. Er beschreibt die Dinge so wie sie sind. Max Koller steht oftmals stellvertretend für die Menschen, die sich engagieren aber dabei oftmals eben auch gegen Windmühlenflügel kämpfen. Max Koller ist zwar zynisch und mit einen ganz besonderen raubeinigen Charme ausgestattet, aber trotzdem hat er sich immer noch ein Rest Idealismus bewahrt.


    Ein lesenswerter Krimi

  • Hier auch noch meine Rezension, habe den Krimi gestern abend zu Ende gelesen.


    Dr. Watson, wie kommt's, dass Du Dich als Hamburger über einen Heidelberg-Krimi hermachst?


    Vom Regional- zum Globalisierungskrimi, diesen Schritt wagt Krimiautor Marcus Imbsweiler in Max Kollers drittem Heidelberger Fall: Altstadtfest. Am Anfang steht ein Szenario, vor dem es seit dem 11. September 2001 jeder Stadt graut: ein Attentat während des größten Volksfests der Stadt, dem Heidelberger Herbst. Vier Menschen sterben, etliche werden verletzt, der Täter entkommt. So lange der Täter und eventuelle Komplizen frei herumlaufen, besteht die Gefahr eines neuen Attentats. Die Polizei steht unter Druck, den ein italienischer Politiker, Flavio Petazzi noch erhöht, dessen Tochter beim Attentat umkam. Dieser erteilt Max Koller nun den Auftrag. Er soll nach Beweisen für Petazzis egomanische These suchen, dass das Attentat ihm selbst – Petazzi – galt.


    Haut Autor Marcus Imbsweiler mit diesem bewegenden Thema nicht ein bisschen zu sehr auf den Putz? New Yorker Verhältnisse in der Heidelberger Altstadt, eine Art Ground Zero auf dem Uniplatz? Sagen wir es so: Für schwache und sensible Gemüter ist das sicher nicht das geeignetste Buch. Aber Autor Marcus Imbsweiler kriegt die Kurve, mithilfe der zynischen Art und Weise seines Privatdetektivs. Max Koller bleibt bodenständig, hemdsärmelig, vorlaut und kritisch wie eh und je, womit er sich das ein oder andere blaue Auge einhandelt, dem ganzen Buch aber auch eine glaubwürdige Note verleiht.


    Spannend und lesenswert also, der 3. Fall des Heidelberger Privatdetektivs Max Koller auf 373 Seiten. Aber teurer, lieber Gmeiner-Verlag. Die ersten beiden Bände mit über 400 Seiten kosteten 9 Euro 90, dieser Band nun 2 Euro mehr, 11 Euro 90 also.

    "Was immer geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken,
    von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!"
    (Erich Kästner)

  • Meine Rezi:
    Auf dem Cover ist eine kopfsteingepflasterte Straße mit Gebäuden auf beiden Seiten und ein paar Menschen im Schatten zu sehen. Die Sonne geht gerade auf oder unter.
    Mit einem Blick auf das Bild fühlte ich mich gleich in einer Altstadt, wie der Titel schon kundtut.


    Die Handlung fängt mit der Tat selbst an und bringt so schon Spannung mit sich. Geschildert wird aus Sicht eines Mannes, dessen Aufgabe in der Handlung wenig später klar wird. Es handelt sich dabei um den Protagonisten Max Koller. Im Laufe des Romans erfährt man mehr über sein Privatleben, wie er es verbringt, wo er sich gerne aufhält und mit wem er die Zeit verbringt. Dabei wird nur ein Freund etwas genauer beschrieben. Aber trotz der eher oberflächlichen Beschreibung von Max Koller konnte ich schnell eine Verbindung zu ihm herstellen.
    Die anschauliche Darstellung, die ich von Anfang an bewundern durfte, ist in meinen Augen großartig umgesetzt und immer wieder mit einem Witz aufgelockert.
    Einzelne Sätze waren so humorvoll geschrieben, dass sie mich zum Schmunzeln brachten. Auch waren hin und wieder einige genial eingestreute Lacher zu finden!
    Der Autor schreibt manches im Dialekt und auch umgangssprachlich, was mir sehr gut gefiel.


    Allem Anschein nach sieht die Schießerei auf dem Heidelberger Stadtfest aus wie ein Attentat. Aber nicht für einen italienischen Politiker sowie Großindustriellen, dessen Tochter dabei ums Leben kam. Er beauftragt einen Privatdetektiv (lt. Autor in Heidelberg Privatflic), um zu beweisen, dass dieses Attentat allein seiner Tochter galt. Und so liegt der Fall nun bei Max Koller.
    Dieser weiß erst einmal gar nicht, an welcher Stelle er mit seinen Ermittlungen ansetzen soll. Durch persönliche Gespräche mit Vater und Freunden der Toten, sowie einem Verdächtigen, kommt er dem wahren Hintergrund der Tat auf die Spur. Begleitet wird das Ganze von den ironisch-sarkastischen Gedanken des Privatdetektivs. Das alles ist gewürzt mit einer großen Portion Humor, der die Ermittlungen etwas aufpeppt.
    Allerdings erfährt man durch Kollers Gedankengänge nichts, was zu der Lösung des Falles hilfreich wäre, weswegen die Ermittlungen für mich immer überraschend waren.
    Die Spannung war in meinen Augen immer unterschwellig spürbar, mal mehr, mal weniger. Zum Ende hin wird Max Koller auch noch selbst zur Zielscheibe und so wurde es noch regelrecht dramatisch.
    Dies ist der dritte Fall von Max Koller. Der Krimi ließ sich für mich flüssig lesen. Es wurden keine irritierenden Verstrickungen zu älteren Fällen gezogen, wofür ich als Quereinsteiger dankbar bin.
    Was das Ende anbelangt, kann jeder Leser die Auflösung sehen, wie er mag. Für mich war dieser Fall abgeschlossen, trotz offener Fragen und mancher Ungereimtheiten.


    Der Roman ist in der Ich-Form verfasst und in Blocksatz gedruckt, was mir das Lesen erleichtert hat.
    Der Autor verwendet zahlreiche Fremdwörter, die nicht erklärt wurden, was ich als störend empfand.
    Kurz vor der Auflösung des Falles liest Max Koller zwei Erzählungen, wovon eine nur in Kleinbuchstaben abgedruckt ist. Beide Kurzgeschichten sind in Kursivschrift dargestellt.
    Ich gehe davon aus, dass die Örtlichkeiten den Tatsachen entsprechen, da der Autor selbst in dieser Stadt lebt. So könnte ich mir vorstellen, dass es dem ein oder anderen Heidelberger Freude bereiten wird, manche Wege vielleicht nachzugehen.


    Fazit:
    Ein humorvoller Krimi erster Klasse!
    Ich kann ihn auf jeden Fall weiterempfehlen!
    Hätte der Autor die Fremdwörter erklärt oder weggelassen, hätte es 5 Sterne gegeben. So sind es nun 4 von 5 Sterne.
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