Lars Saabye Christensen - Der falsche Tote

  • Originaltitel: Jokeren


    Inhalt (von Amazon kopiert):
    Als Hans-Georg Windelband eines Morgens in der Zeitung seine eigene Todesanzeige liest, hält er dies zunächst für einen makabren Scherz - ist er doch jung und erfreut sich bester Gesundheit. Sein väterlicher und einziger Freund, der Schlachter, rät ihm, für eine Weile zu verschwinden, eine kleine Auszeit vom hektischen Leben zu nehmen und Erholung zu suchen. Windelband ist zunächst auch geneigt, die kleine Verschnaufpause vom tristen Alltag entsprechend zu nutzen, aber dann siegt die Neugier: Gar zu gern möchte er wissen, wer eigentlich der Tote ist, der in wenigen Tagen unter seinem Namen beigesetzt werden soll. Er beschließt, zur Beerdigung zu gehen und sich unter die Trauergemeinde zu mischen. Im Krematorium lernt er den alten Malvin kennen, der bei einer Flasche Calvados bereitwillig erzählt, was er über den Toten mit dem schrecklich zugerichteten Gesicht weiss. Der Schlachter und Malvin bilden nur den Anfang einer Kette schillernder Figuren, welche die Spur säumen, der Windelband quer durch die Osloer Unterwelt folgt und die andererseits immer wieder zu angesehenen Bürgern der Stadt führt. Denn eines ist schon bald auch Hans-Georg Windelband klar: Der falsche Tote wurde ermordet - und sein eigenes Leben wird niemals mehr sein wie zuvor.


    Windelband hat es faustdick hinter den Ohren: Vor einigen Jahren hat er eine Bank ausgeraubt und einen Großteil des Geldes vergraben. Er traut sich aber nicht mehr, danach zu suchen. Lange Zeit war er drogenabhängig, inzwischen lebt er in einer Ein-Zimmer-Wohnung so vor sich hin, konsumiert Alkohol in nicht geringen Dosen und geht immer mehr aus dem Leim dank seiner Vorliebe für Marzipan-Sahnetorten.
    Ein düsterer, schwer verdaulicher Krimi. Schauplätze sind größtenteils heruntergekommene Wohnungen, Kneipen, Bordell, die Figuren sind im besten Fall undurchsichtig und unehrlich, aber auch brutal oder hinterlistig. Zwei-, dreimal wird der Ich-Erzähler zusammengeschlagen, und er weiß zunächst nicht, warum. Ist da jemand an der Beute aus seinem Bankraub interessiert? Stoßen seine Nachforschungen im Fall seines toten Namensvetters auf wenig Gegenliebe? Und wer schickt die Schläger überhaupt?
    Langsam lichtet sich das Dunkel, als Windelband herausbekommt, der der Tote für ihn kein Unbekannter war. Um sofort wieder neues Dunkel zu erzeugen: Warum verwendete der Mann seinen Namen? Und was haben der reiche Vater des Toten und dessen ebenso reicher Vermieter damit zu tun?
    Man tut sich schwer, allen losen Fäden im einzelnen zu folgen und sie aufzudröseln, und die Vielzahl an Personen richtig einzuordnen.


    Sprachlich gefiel mir der Krimi gut, vor allem bringt der Autor prägnante, originelle Vergleiche und Beschreibungen, inhaltlich fand ich ihn zu unübersichtlich, zu komplex, und auch die Auflösung überzeugte nicht.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)