„Das Buch tut weh“
Das Buch ist eigentlich in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil „Ivan“ wird aus Nicks Sicht erzählt. Nick ist Alkoholiker und Ex-Knasti. Er saß 18 Monate wegen Körperverletzung und lebt nun in einer Art Asylantenheim. Den Tod seines einen Bruders, der im Säuglingsalter verstarb, hat er nie verkraftet, so dass er den leblosen kleinen Körper immer noch vor sich sieht. Auf seine eigene Weise ist er nett zu Ivan, seinem Freund und Bruder seiner Ex. Bis etwas Unvorhergesehenes passiert und sich die Wege der beiden trennen müssen.
Der zweite Teil des Buches „Martin“ ist aus der Sicht von Nicks Bruder geschrieben. Sein Leben dreht sich nur um Heroin. Er wird von der Gesellschaft mehr akzeptiert als Nick, führt aber trotzdem ein kaputtes Leben. Um seinen Sohn Martin kümmert er sich, so weit wie für einen Drogensüchtigen möglich, liebevoll. Durch ihn erfahren wir dann auch etwas von den katastrophalen Zuständen, wie die Brüder aufgewachsen sind.
Vorneweg, das Buch ist echt brutal! Wirklich schon barbarisch fand ich die Beschreibung (im Teil Ivan) des alten Mannes, der mit seinem Kinderwagen Säuglingsleichen umher schiebt. Ein toter Säugling (der Bruder ohne Namen) durchzieht sowieso das ganze Buch, was nur für hart gesotten Leser ohne Beklemmungen zu lesen sein dürfte. Oft war ich den Tränen nahe! Ich möchte mir eigentlich nicht vorstellen können, dass irgendwo auf der Welt wirklich zwei Brüder ihren dritten toten Bruder – noch ein Baby – zur Müllkippe bringen.
Der ganze Roman dreht sich um Sex, Alkohol, Drogen, Gewalt und Tod. Bildgewaltig aber tabulos lässt sich die Art des Autors wohl am besten beschreiben. Die Erzählweise aus der jeweiligen Ich-Perspektive ist nicht nur grausam und brutal, sondern teilweise auch vulgär. Ein anderer Schreibstil hätte aber nicht so gut zur Atmosphäre des Buches gepasst. Auch an die vielen kurzen, abgehackten Sätze gewöhnt man sich schnell, da sie sehr gut die depressive Stimmung einfangen. Die vielen verpfuschten Leben im Buch werden schonungslos, ehrlich und realitätsnah beschrieben, was das Buch noch härter macht.
Toll fand ich am Anfang des Buches die Fremdworterklärung zu Submarino. Es passt zum Buch und ich denke auch dass die meisten Leser ansonsten nichts mit dem Titel des Buches hätten anfangen können.
Ich muss sagen, dass dieses Buch für mich zu hart war. Der Text geht einem sehr nahe und wühlt die innersten Gefühle auf. Es braucht seine Zeit den ganzen Inhalt zu erfassen und zu verarbeiten. Ein Buch, das die schockierensten Bilder in mir wach gerufen hat, so dass ich es nicht noch einmal lesen möchte. Ich kann mir nur vorstellen dass der Autor mit diesem Buch die Menschen auf die Gesellschaft hinter unseren heilen vier Wänden aufmerksam machen will. Sollte es nicht so sein, würde sich mir der Sinn des Buches nicht erschließen.
von mir