Gaile Parkin - Kuchen backen in Kigali / Baking Cakes in Kigali

  • Kurzmeinung

    PotatoPeelPie
    Angel ist eine fantastische Protagonistin. So eine Nachbarin hätte ich gerne! ;-)
  • Klappentext:
    Die Kuchenbäckerin Angel erlebt in Kigali jeden Tag die afrikanische Lebensfreude und den Willen zur Versöhnung. Sie weiß: Wo Menschen en Fest feiern wollen, braucht man Kuchen. Sie ist die beste Freundin ihrer Nachbarn, sie lacht und weint mit ihnen, berät und tröstet, hört zu und weiß Rat. Die Freundschaften helfen Angel schließlich, einer schmerzenden Wahrheit in ihrem Leben zu begegnen.


    Die Autorin:
    Gaile Parkin, geboren und aufgewachsen in Sambia, studierte in Südafrika und England. Sie hat in vielen Ländern Afrikas gelebt. Heute arbeitet sie als Beraterin zu Fragen der Erziehung, Geschlechterrollen und HIV-Erkrankungen.


    Meine Meinung:
    Angel lebt mit ihrem Mann und ihren 5 Enkeln in Kigali, Ruanda. Ursprünglich kommen sie aus Tansania, aber ihr Mann hat in Ruanda eine gute Stellung als Sonderberater an der Universität erhalten. Sie kümmern sich um ihre Enkel, da ihr Sohn ermordet und ihre Tochter gestorben ist. Angel steuert als Kuchenbäckerin zum Lebensunterhalt bei. Während die Kunden ihre Kuchenbestellung aufgeben, unterhält sich Angel mit den Leuten und erfährt so ihre Schicksale. Sie - und damit auch wir - erfährt einiges über die Probleme der Nachbarn -z.B. die schwangere Leocadie, die ihren Freund mit einer anderen teilen muss, über Jenna, deren Mann ihr verbietet, das Haus zu verlassen. Angel macht ihrem Namen alle Ehren - hilft sie doch, wo sie kann, tröstet andere und hat dabei auch eigene schmerzliche Erfahrungen gemacht, die sie verarbeiten muss. Es kommen so einige afrikanische Probleme auf den Tisch: AIDS, der Genozid, Prostitution, um überleben zu können und Beschneidung. Diese Themen werden verpackt in die Gespräche, sodass sie nie belehrend wirken.
    Manches ist in Afrika nicht selbstverständlich wie auf anderen Kontinenten, ob es nun Bildung ist oder auch die Gleichstellung der Frau. Aber auch die alltäglichen Probleme, wie Wasser, Strom oder Müllentsorgung werden aufgeführt.
    Gaile Parkin, die selbst in in Sambia geboren und aufgewachsen ist, erzählt ruhig und in einer warmherzigen Sprache über das Leben in Afrika, welches uns doch fremd ist.
    Das Cover ist schön gestaltet und spricht mich an. Ich kann das Buch nur empfehlen.

  • Hast du das Buch schon gelesen? Ich kann jetzt aus deiner Rezension wenig herauslesen...


    Ich hab es gestern angefangen, aber erst auf Seite 20. Ich hab nun Urlaub, ich hoffe, das wird jetzt was :D

  • Oh, gelesen habe ich es. :)
    Mir hat gut gefallen, dass man ein wenig über afrikanisches Leben erfährt und auch über die Probleme, die es dort gibt - ob es nun die "großen" Probleme, wie AIDS oder der Genozid ist oder die "kleinen" Probleme, was die Wasser-oder Stromversorgung oder auch die Müllentsorgung anbelangt.
    Aber selbstverständlich ist es nur ein Roman und wenn man sich weiter mit der Problematik befassen möchte, sind Sachbücher sicher besser. Zumindestens macht das Buch ein wenig drauf aufmerksam.
    Auch die Gespräche, die Angel mit ihren Kundinnen hatte, haben mir gefallen, ebenso Angels Verarbeiten ihrer eigenen Probleme.

  • Ruanda im Jahre 2000:


    In Kigali treffen Menschen aus allen möglichen Kulturen aufeinander. Die UNO verteilt viel Geld für den Wiederaufbau Ruandas nach dem Völkermord und jeder möchte etwas von den Dollars abhaben.


    Auch Angel und ihr Mann sind aus diesem Grund aus Tansania nach Ruanda gegangen. Eigentlich hatten die beiden sich auf ein ruhiges Leben im Alter eingestellt. Aber ihre Kinder sind beide gestorben und so stehen die beiden vor der großen Aufgabe, ihre fünf Enkel aufzuziehen. Und das kostet nun mal Geld.


    Angel versucht das Gehalt ihres Mannes mit ihren Kuchen aufzubessern. Sie bäckt für die unterschiedlichsten Anlässe Kuchen, am liebsten schöne bunte. :colors:


    In dem Roman werden alle möglichen Probleme angeschnitten: HIV ist ein sehr großes Thema, aber auch Ehe, Familie, Beziehungen. Bildung - in Afrika für Mädchen nicht immer selbstverständlich. Der Völkermord, mitanzusehen, wie die eigene Familie abgeschlachtet wurde und trotzdem weiterzuleben. Kindersoldaten, die Erwachsen sind und irgendwie überleben müssen. Beschneidung von Mädchen. Straßenkinder.


    Leider werden viele Dinge nur kurz angesprochen und die Personen tauchen dann im weiteren Roman nicht mehr auf. Das fand ich schade. Aber es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.


    Trotzdem ist ein schönes, eher leicht zu lesendes und vor allem sehr warmherziges Buch. :wink:

  • In „Kuchen backen in Kigali“ von Gaile Parkin lebt die Hauptfigur Angel Tungaraza mit ihrem Mann und ihren 5 Enkelkindern in Kigali, weil hier ihr Mann an der Universität arbeitet und gutes Geld verdienen kann. Angel arbeitet als Kuchenbäckerin und zaubert für ihre Kunden wunderschöne, bunte Torten in außergewöhnlichen Formen. Meistens sind es Freunde oder Nachbarn für die sie bäckt, es kommen aber auch Leute von außerhalb zu ihr, die durch Mundpropaganda von ihr gehört haben.


    Die Kunden empfängt sie bei sich zu Hause, hier serviert sie ihnen eine Tasse Tee und zeigt ihnen Fotos von ihren bisherigen Kreationen.
    Die Leute erzählen ihr dann für welchen Anlass sie den Kuchen brauchen und Angel entlockt ihnen ihre Lebensgeschichten, Schicksale oder Pläne. Die Leute unterhalten sich gerne mit Angel, sie ist vorurteilsfrei und versucht immer die Leute zu verstehen. Sie ist eine sehr „professionelle Person“, wie sie sich gerne selbst beschreibt und plaudert nie ein Geheimnis ihrer Kunden aus.


    Angel ist eine sehr sympathische Hauptfigur, eine starke Frau die selber eine schwere Last zutragen hat und trotzdem Optimismus und Hoffnung ausstrahlt. Sie ist sehr herzlich und gütig zu ihren Mitmenschen und sie hilft wo sie kann, nicht nur ihren Kunden.
    Man würde auch gerne eine Tasse Tee mit ihr trinken und ein Stück von ihrem leckern Kuchen probieren.


    Das Hauptaugenmerk richtet sich in dem Buch auf Kigali und seine Bewohner und es befasst sich mit ernsten Themen wie Armut, AIDS, Emanzipation der Frau, Prostitution oder Beschneidung von Mädchen.


    Das Buch ist aufgeteilt in mehrere Kapitel, in denen es zwar jedes Mal um eine andere Geschichte geht, aber die Charaktere begegnen einen später immer wieder und sind auch manchmal miteinander verbunden.


    Ich habe an vielen Stellen im Buch lachen müssen, manches hat mich aber auch sehr getroffen, so dass ich einige Tränen verdrückt habe.
    Mit vielen Themen habe ich mich auch noch nach dem Buch befasst und habe nach dem Völkermord von 1994 und die Unterscheidung zwischen Tutsi und Hutu gegoogelt.


    Gaile Parkin, die Autorin, hat es geschafft auf eine warmherzige Art das Leben und die Menschen in Ruanda zu beschreiben. Man erhält einen Einblick in das Leben dieser Leute, ihre Sorgen und ihre Ängste. Sie schreibt wirklich schön und detailliert, so das man sich die verschiedenen Situationen gut vorstellen kann. Das Buch liest sich zügig, gerät nie ins Stocken oder wird langweilig. Nach dem 14. Kapitel denkt man sich eher, ich will mehr.


    Sehr gelungen!

  • "Selbst wenn es ein kurzes Glück ist, sind wir froh, es zu haben"


    "Kuchen backen in Kigali" erzähl vorrangig die Geschichte von Angel und ihrer Familie. Angel und ihr Mann ziehen ihre Enkelkinder nach dem Tode ihrer Kinder alleine groß. Dazu sind sie extra nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas gezogen, denn dort wurde Angels Mann ein besser bezahlter Job an einer Universität angeboten.
    Nebenbei backt Angel noch Kuchen für alle Gelegenheiten - die Besten! Und weil Angel so gut ist, bekommt sie oft Besuch von neuen Kunden mit denen sie dann schnell ins Gespräch kommt. Privat, nicht nur geschäftlich


    Das Buch besteht aus 14 Kapiteln und in jedem Kapitel gibt es einen anderen Anlass für einen weiteren Kuchen. Angels Kunden bringen oft traurige Geschichten mit, aber auch lustige und fröhliche Geschichten. Klatsch und Tratsch, wie wir hier sagen würden.
    Es geht um Verluste, zahlreiche Verluste, die viele Menschen in Afrika, besonders während des Völkermords in Ruanda, erlitten haben, aber dennoch für ein besseres Leben weiter kämpfen. Ein großes Thema ist auch AIDS, das in Afrika immer noch mehr ein Tabu-Thema ist und über das auch zu wenig aufgeklärt wird.
    Besonders erfreuen sich natürlich alle über die frohen Momente im Leben, die man genießen muss, auch wenn es unter schwersten Bedinungen erfolgt.


    Ein wirklich sehr schönes Buch, welches mir persönlich den Alltag in Afrika unaufdringlich ein wenig näher gebracht hat, welches mit nachdenklich stimmen konnte und welches mich auch froh gemacht hat.

  • Ich finde das Buch bis jetzt etwas mühsam- der Schreibstil sagt mir nicht wirklich zu. Auf mich wirken die Charaktäre etwas künstlich und platt und es werden halt so einige Klischees bedient (Aids, Uno, Korruption). Ich mag gar nicht glauben, dass die Autorin in Afrika gelebt hat. Bis jetzt wirkt es auf mich einfach sehr wenig authentisch :-?

  • In Ruandas Hauptstadt Kigali lebt Angel mit ihrem Ehemann Pius und ihren 5 Enkeln. Auf zusätzliche Einnahmen trotz fortgeschrittenen Alters für ihren großen Haushalt angewiesen, backt Angel, von ihren Angehörigen und Freunden liebevoll Mama Grace genannt, Kuchen und Torten für Anlässe aller Art. Sogar für die Silberhochzeit des tansanischen Botschafters und dessen Frau, Mrs. Wanyika, erhält sie – wie immer durch Mundpropaganda weiterempfohlen – den Auftrag eine komplett weiße Hochzeitstorte zu backen, allerdings im Stil der Wazungu, der Ausländer. Obwohl sie die Torte von ihrer Aufmachung her fürchterlich geschmacklos findet, weil diese weiß und ihrer Ansicht nach ohne Pep und Ideen gestaltet werden soll, wie kein Afrikaner es gut heißen würde, übernimmt sie auch diesen Auftrag und unterhält sich mit der Frau des Botschafters in ihrer unnachahmlichen Art über private und politische Probleme und lässt dabei weder das Thema AIDS, die Rolle von Mann und Frau in Afrika, noch den Krieg und die daraus entstandenen schweren Wunden und Belastungen für ein weiteres Zusammenleben für alle aus.


    Und so, wie sie ihre Torten gestaltet, bunt und farbenreich, ist auch das Leben in Ruanda, bunt gemischt und durch Völkermord und Krieg geprägt, ein Schmelztiegel für alle Nationalitäten. Die Autorin Gail Perkin, die selbst aus Sambia stammt, lässt mittels der Gespräche, die Angel mit ihren Kunden bei einer Tasse süßen Tees mit einer gehörigen Prise Kardamon im Kopf ihrer europäischen Leser ein Bild des heutigen Ruanda und seiner Probleme entstehen.


    Angel, die ihren Schwiegersohn und ihren eigenen Sohn und die eigene Tochter verloren hat, hat ein offenes Ohr für alle und hilft mit ihrer typisch afrikanisch bedächtigen und dennoch zupackenden, hoffnungsschwangeren Art besonders jungen Frauen in ihrem Umfeld, mit den anstehenden Problemen und Aufgaben umzugehen.


    Ob sie mit ihrer Nachbarin Amina, der Barfrau Francoise oder mit Bosco, dem Chauffeur eines ausländischen NGO-Mitarbeiters beim Tee Gespräche führt, für alle hat Angel ein offenes Ohr und bietet hoffnungsvolle, optimistische Sichtweisen an. Denn das fällt an diesem wunderbaren Roman besonders auf: die furchtbare Vergangenheit, deren Probleme und Belastungen bis in unsere heutige Gegenwart reichen, werden angesprochen ohne Schuldzuweisungen, natürlich nicht ohne Trauerbewältigung, aber ohne den Blick zurück im Zorn.


    Bei der anstehenden Hochzeit schließlich zwischen Leocadie, Inhaberin eines kleinen Ladengeschäfts und deren Freund läuft Angel schließlich zur Höchstform auf. Hier reicht es nicht, nur gute, von positivem Denken geleitete Ratschläge zu geben, denn Leocadie und ihr zukünftiger Ehemann haben beide gar keine Angehörigen mehr. Daher übernimmt Angel nicht nur wie sonst üblich das Backen der Hochzeitstorte, sondern richtet für die beiden die gesamte Hochzeit aus, wie sie es für ihre eigene Tochter nicht besser machen würde.


    Es ist meiner Ansicht nach äußerst schwierig für einen Autor, eine locker leichte Schreibweise bei der Behandlung schwieriger Themen zu erreichen, ohne oberflächlich zu sein. Gail Perkin ist das mit Bravour gelungen und dieser Roman ist es nicht nur wert, gelesen zu werden, sondern dem Leser noch lange in guter Erinnerung zu bleiben.

  • Kurze Beschreibung:
    °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
    Angel lebt zusammen mit ihrem Mann Pius und ihren 5 Enkelkindern in der Kigali, der Haupstadt Ruandas in Afrika. Da das Geld knapp ist um so eine große Familie zu ernähren führt Angel die von allen in Ruanda liebevoll Mama Grace genannt wird ein beliebtes Kuchenunternehmen. Durch Mundpropaganda spricht sich ihr Talent um ihre schön gestalteten bunten Kuchen schnell rum. Sie nimmt von allerlei Personen egal ob von Einheimischen oder ausländischen (weißen) Wazungu's Aufträge an. Bei ihren Gesprächen mit den Kunden wird ihr meistens die Lebensgeschichte erzählt und Angel die ein großes und gute's Herz hat steht jedem mit ihrem Rat zur Seite.


    Meine Meinung:
    °°°°°°°°°°°°°°°°°°°
    In Kuchen backen in Kigali geht es nicht nur um das Kuchenunternehmen von Angel sondern an erster Stelle um ihre Familie und die Schicksale ihrer Kunden. Bei jeder Kuchenbestellung ob von einer Einheimischen, einer Botschaftersgattin oder eines Wazungu's Angel werden ihr oftmals die Lebensgeschichten ihrer Kunden zuteil. So erfährt sie von vielen Leid das sich vor allem um AIDS, politische Probleme und den Krieg in Afrika dreht. Angel bekommt so für allerlei Anlässe Aufträge für Kuchen, die sie so bunt gestaltet wie die Bewohner Ruanda's. In Ruanda leben Menschen aus allen Herren Länder und man spricht dort nicht nur Swahili sondern vor allem Französisch und Englisch.


    Im Laufe des Buches hilft sie nicht nur ihren Nachbarn und Freunden sondern auch vieler ihrer Kunden bei ihren Problemen. Gaile Parkin hat mit Angel einen besonders liebenswürdigen und hilfsbereiten Charakter erschaffen, die nicht nur Gedanken über ihre Familie plagen sondern die sich auch Sorgen um das Wohl anderer macht. Am schönsten fand ich wie sie sich für Leocanie (eine familienlose Ladenbesitzerin) einsetzt und zu ihrer Hochzeit mit einem Wachmann die Rolle der Brautmutter übernimmt! Da Angel in allen einen guten Freund sieht und jeder bei ihr herzlich willkommen ist wird sie von den Bewohnern Ruanda's liebevoll Mama Grace genannt.


    Gaile Parkin beschreibt eindurcksvoll das Leben von Angel die selbst mit dem frühzeitigen Tod ihrer Tochter und ihres Sohnes ein schweres Los gezogen hat. Aber nicht nur die privaten Schicksale der Charaktere werden angesprochen sondern der Leser bekommt auch noch einen Einblick in die schwere Zeit nach dem Völkermord und Krieg in Afrika. Ein weiteres wichtiges Thema das die Autorin anspricht ist AIDS und die unterdrückte Stellung der Frau, so hat fast jeder in Ruanda eines seiner Familienmitglieder an diese Krankheit verloren und die meisten Frauen wurden als Kind beschnitten. Ich finde es sehr schön das Gaile Parkin bei all dem Leid das sie in ihrem Buch hervorhebt den gesamten Roman doch in einem positiven Licht durch die Heirat Leocani's erscheinen lässt.



    Mein Fazit:
    °°°°°°°°°°°°
    Ein wirklich eindrucksvolles Buch über das Leben einer starken Frau die sich mit dem backen bunter Kuchen in das Herz der Einwohner Ruanda's sichert. Am Anfang war ich etwas skeptisch gegenüber der teilweise groß ausgeschmückten Schreibweise, aber im Verlauf des Buches bekomme ich immer mehr den Eindruck das es die Protagonistin Angel am besten beschreibt. Ich vergebe daher volle Sternchenzahl!

  • Angel ist ein wahrer Engel. Sie lebt mit ihrem Mann Pius und ihren Enkeln in Kigali, in Südafrika, stammt aber ursprünglich aus Ruanda. Ihr Sohn und ihre Tochter sind bereits tot. Ihr Sohn war HIV-positiv, wurde jedoch von einem Räuber erschossen. Ihre Tochter ist, wahrscheinlich, an starken Kopfschmerzen, mit Stress verbunden, gestorben. Deshalb kümmert sie sich nun im die Kinder ihrer Kinder. Für sie ist sie "Mama-Grace". Für alle anderen ist sie einfach nur die Tante. Geld verdienen tut sie mit Kuchen backen, denn Angels Kuchen sind die Besten, die Schönsten, die Beliebtesten. Beim Lesen kann man sich ihre Kuchen förmlich schmecken, so wunderschön sind sie.


    Angel ist eine bezaubernde Protagonistin. Sie ist so liebenswürdig, hat so vieles Schreckliches erlebt, lässt sich aber nicht unterkriegen. Ihre Nachbarn, ihre Freunde, aber auch Fremde behandelt sie immer nett und einladen, bietet ihnen immer einen Tee aus Karandom und Kuchen oder Muffins an. SIe hört sich deren Probleme oder Anliegen an und hat wirklich immer einen Rat parat. Für Kigali ist Angel sozusagen eine Mutter - oder eben Tante.


    Gaile Parkin hat mit "Kuchen backen in Kigali" ein wahres Wunder geschaffen. Ein flüssiger, leichter Schreibstil schafft es, dass der Leser sich wirklich in die Personen und in die Welt von Kigalis Geschehen hineinversetzen kann.
    Parkin beschreibt, wie sehr man das Leben schätzen sollte und dass man auch, wenn es mal nicht so gut läuft, immer nach vorne sehen muss.
    Viele Menschen in Afrika haben ihre Angehörigen verloren, haben vielleicht sogar zugesehen, wie der eigene Mann, die eigenen Kinder ermordet wurden. Am schlimmsten ist es für die Überlebenden, heißt es in dem Roman. Doch auch die Überlebenden schaffen, weiter zu leben. Dafür haben sie gute Freunde und Nachbarn.


    Außerdem wird ein sehr großes Problem der dritten Welt behandelt - AIDS und die Unterdrückung der Frauen. VIele Menschen sterben an der Krankheit und mit Angel als Hauptcharakter beschreibt Parkin wirklich eindrücklich und mit einer klaren Botschaft. Versteckt, aber doch verständlich für den Leser.


    Ein wundervolles Buch - traurig und heiter zugleich - absolut lesenswert!

  • Die zusammen mit ihrem Mann und ihren Enkeln in Kigali (Ruanda) lebende Angel backt Kuchen auf Bestellung um etwas zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen, da das Leben in Kigali nicht gerade einfach ist.
    Dabei trifft sie auf unterschiedliche Charaktere und lernt neues über die verschiedenen Kulturen und gesellschaftlichen Schichten in Ruanda.
    In verschiedenen in sich geschlossenen Teilgeschichten erzählt Gaile Parkin die Geschichte von Angel und weist öfters auch auf Probleme in Ruanda hin.
    In „Kuchen backen in Kigali“ verbindet die Autorin die positiven und negativen Seiten einer Gesellschaft und bringt dem Leser einige Charaktere nahe, die für sich sehr eigen sind.
    Dennoch fehlt dem Buch das gewisse Etwas, weswegen es für mich nur ein netter Zeitvertreib, aber nicht mehr gewesen ist., denn irgendwie bleiben sowohl die Protagonisten, wie auch die Handlung sehr fremd und nicht greifbar.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • So, nach langer Zeit habe ich das Buch nun doch beendet. Ich fand es etwas überfrachtet. Alle Probleme, die Ruanda so hat, werden angesprochen- HIV, Beschneidung von Mädchen, Völkermord, Armut, Straßenkinder, Entwicklungshilfe, Ausbildung von Mädchen, Versöhnung, dazu familiäre Probleme und Konstellationen. Das ist alles etwas too much und so bleiben eigentlich alle Charaktäre seltsam holzschnittartig und wenig lebendig. Weniger wäre hier mehr gewesen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Angel ist eine patente Großmutter und backt für ihre Kunden ganz
    persönliche Kuchen für jeden Anlaß. Die Kundengespräoche bei Tee unds
    Muffins dienen aber nicht nur dem Ausfüllen des Bestellformulars. Angel
    bietet vielmehr ihre Verschwiegenheit als professionelle Person an,
    und da die Kunden und Nachbarn ihr vertrauen werden viele
    zwischenmenschliche Probleme erörtert und gelöst.


    Viele afrikatypische Themen, z.B. Aids, Emanzipation, Straßenkinder,
    Kindersoldaten, Prostitution, Genozid und Versöhnung der ehemaligen
    gegnerischen Parteien werden angesprochen. Trotzdem ist das Buch nicht
    bedrückend sondern birgt viel Wärme und Hoffnung.


    Die einzelnen Kapitel sind jeweils abgeschlossene Geschichten, bauen
    aber aufeinander auf. Der Schreibstil ist relativ einfach gehalten,
    häufig humorvoll und dadurch flüssig zu lesen. Die Personen sind
    überwiegend sehr sympatisch, jeder fühlt sich auch für andere
    verantwortlich. Die Atmosphäre wird sehr farbig und emotional
    beschrieben.


    Ein schönes Buch!

    Ich lese gerade: Der Hunderjährige ...


    Und höre: Totenmaske

  • Ich als Krimi-Leserin stand dem Buch erst recht kritisch gegenüber, die Leseprobe überzeugte mich auch nicht wirklich, trotzdem habe ich dem Buch nun eine Change gegeben und wurde wirklich positiv überrascht!


    Auf sehr warmherzige Art erzählt Gaile Parkin vom Leben der Kuchenbäckerin Angel. Angel und ihr Mann leben in Kigali, in einem Wohnblock, mit vielen skurrilen Gestalten. Da ihre beiden Kinder tot sind, müssen sich Angel und ihr Mann Pius um die 5 Enkelkinder kümmern.


    Obwohl sie durch den Krieg und Völkermord in Ruanda viele Schicksalsschläge erlitten haben, ist Angel von grundauf eine positive Person, die immer versucht etwas Gutes in den vielen Geschichten zu finden, die ihr ihre vielen Kunden erzählen.


    Jeder Kuchen-Interessent wird erstmal auf einen Tee eingeladen und dann ergibt es sich immer, dass sie Angel ihre Geschichte erzählen. Angel hört sich die Geschichten immer an, ohne eine Wertung abzugeben und schafft es mit viel geschick und Diplomatie auch oft, die Geschicke der Menschen etwas zu lenken, sei es dass sie 2 einsame Menschen zusammenbringt, sei es dass sie für eine elternlose junge Frau als "Brautmutter" die Hochzeit organisiert - Angel ist einfach die gute Seele des Wohnblocks und des ganzen Viertels!

  • Inhalt

    Mrs. Margaret Wanyika war für Angel eine besonders wichtige Kundin. Angels' Kuchen und Tortenservice in Ruandas Hauptstadt Kigali lebt von Mund-zu-Mund-Propaganda und deshalb hofft Angel, dass ihre Torte zur Silberhochzeit des tansanischen Botschafters und seiner Frau ihr viele neue Kunden bringen wird. "Ein guter Name leuchtet im Dunkeln", davon ist Angel überzeugt. Doch Mrs. Wanyikas Tortenbestellung wird für Angel eine einzige Enttäuschung: die Wanyikas möchten eine weiße Torte, keine fröhlich-bunte wie Angel sie sich vorstellt. So etwas Farbloses würden doch nur Wazungu – Ausländer - bestellen und kein afrikanische Ehepaar. Angel und ihr Mann Pius sind aus Tansania nach Ruanda gekommen, weil Pius hier besser verdienen kann. Anstatt im Alter langsam kürzer zu treten, müssen die beiden ihre fünf Enkelkinder aufziehen, nachdem Sohn, Tochter und Schweigersohn früh verstorben sind. Der Sieben-Personen-Haushalt ist dringend auf Angels Einkünfte aus ihrem Tortenverkauf angewiesen. Im Gespräch zwischen Mrs. Wanyika und Angel wird deutlich, wie sorgsam die Botschafter-Gattin das Thema HIV-Infektion vermeidet und dass auch Angel eine sehr eigenwillige Art hat, den Tod ihrer Kinder zu erklären. Mama Grace wird Angel von den Nachbarn genannt, eine Bezeichnung, die eigentlich ihrer verstorbenen Tochter Vinas zusehen würde; denn Grace ist Angels älteste Enkelin. Angel ist stets genauestens informiert, was in dem Mehrfamilienhaus vorgeht, in dem sie mit Pius und den Kindern wohnt. Was sie über ihre von ausländischen Hilfsorganisationen fürstlich bezahlten weißen Mitbewohner erfährt, lässt sie oft den Kopf schütteln.


    Jeder Kunde, der bei einer Tasse gesüßtem Tee seine Tortenbestellung mit Angel bespricht, hat ein persönliches Schicksal, das eng mit dem Bürgerkrieg in Ruanda verknüpft ist. Besonders die jungen Frauen, weiße wie schwarze, scheinen Angels Ratschläge dringend zu benötigen. Ob es die Nachbarin Amina ist, Bosco, der Chauffeur eines ausländischen NGO-Mitarbeiters oder die Barfrau Francoise, allen tut es gut mit einer neutralen Person zu sprechen, die nicht zur Familie gehört. In Kigali ist das Zusammenleben der Menschen verschiedener Nationalitäten - und aus verschiedenen afrikanischen Staaten – kompliziert genug, um es noch zusätzlich mit persönlichen Erinnerungen an den Bürgerkrieg zu belasten. Deshalb wird außerhalb von Angels Küche über die Vergangenheit meist geschwiegen. Angels Küchengespräche vermitteln dem europäischen Leser afrikanisches Lebenstempo. Wer etwas mit Angel besprechen möchte, fällt besser nicht mit der Tür ins Haus, sondern zeigt seine Achtung gegenüber "Mama", der älteren Frau, indem er sich dem Kern des Gesprächs allmählich nähert. Gegensätze zwischen den Nachbarstaaten Ruanda und Tansania kommen in den Gesprächen auf Angels Tisch, das Älterwerden, die Rolle von Mann und Frau in Afrika, immer wieder das Thema Aids und auch dass viele Kinder in Ruanda noch immer Angst vor Krieg und Gewalt haben. Der Völkermord von 1994 prägt auch heute noch das Leben der Menschen in Kigali.


    Wie in einem Puppenhaus öffnet Gail Perkin Türen in das Leben all der Besucher, deren Wege sich bei Angel kreuzen. Die Autorin verknüpft virtuos Unterhaltung und Information über den afrikanischen Alltag. Schon im ersten Kapitel ihres Buches lässt Gail Perkin, die aus Sambia stammt, so im Kopf ihrer europäischen Leser ein Bild des modernen Ruanda entstehen. Angel muss zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, sie hat selten Muße, zurückzuschauen. Trotz eigener Sorgen um die Zukunft der Enkel kann Angel die Augen nicht davor verschließen, dass es allein in ihrer Straße Kinder ohne Eltern und Eltern ohne Kinder gibt. So wird die Hochzeit zwischen Leocadie, die einen kleinen Laden betreibt, und ihrem Freund zur Bewährungsprobe für Angels Organisationstalent. Leocadie und ihr Mann haben beide keine Angehörigen mehr. Die rundliche Afrikanerin bäckt für Leocadie nicht nur die Hochzeitstorte, sie organisiert die gesamte Hochzeit wie sie es für ihre eigene Tochter tun würde.


    Fazit

    Eh – (Ja) - die Entscheidung, was ich an diesem Buch zuerst loben soll, fällt mir schwer. Die hinreißende Figur der Angel, die sich mehr Aufgaben auflädt als man jemand in ihrem Alter zutrauen würde? Wie einfach die Geschichten aus Angels Leben uns ein Land verstehen lassen, in dem elternlose Kinder zurückbleiben, weil ihre Eltern jung an AIDS gestorben sind? Wie Gail Perkin am Beispiel Modestes das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Afrika illustriert, das Grund für viele der aktuellen Probleme ist? Angel, ihre Familie und die anrührenden Schicksale ihrer Nachbarinnen werde ich so bald nicht wieder vergessen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    (3.7.2009)

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Die hübsche kindle-Ausgabe des Originaltitels


    Baking Cakes in Kigali

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Gaile Parkin - Kuchen backen in Kigali“ zu „Gaile Parkin - Kuchen backen in Kigali / Baking Cakes in Kigali“ geändert.
  • Danke für diese tolle Rezension!


    Ich muss gestehen, dass bei mir in Sachen Afrika eine riesengroße Leselücke klafft, die ich wirklich mal stopfen muss. Vielleicht fange ich hiermit an? Auf jeden Fall kommt auch dieses Buch dank Dir Buchdoktor auf meine Wunschliste.

  • Auch mir hat dieser Roman rund um die Tortenbäckerin Angel in Kigali sehr gut gefallen.


    Gaile Parkin entwickelt ein ganzes Kaleidoskop an tragischen Lebenswendungen, wie sie im aidsgeplagten Afrika gang und gäbe sind, sich in Ruanda jedoch noch durch den furchtbaren Genozid an den Tutsi verstärken. Da ist die junge Prostituierte, die nach der Ermordung ihrer Eltern seit Jahren keine andere Möglichkeit hat, ihre kleinen Geschwister durchzubringen. Da ist die junge Frau, die während des Genozids so verstümmelt wurde, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann, und deshalb keinen Mann findet. Da ist eine andere junge Frau, deren Familie in den Genozid verwickelt war und nun unter Anklage steht. Da sind die vielen Frauen, die vergewaltigt und mit HIV infiziert wurden und nun gesellschaftlich geächtet sind. Da sind die vielen Menschen, die die Ermordung ihrer Angehörigen mit eigenen Augen ansehen mussten und sich nun schuldig fühlen, überlebt zu haben. Auch das Gebaren vieler Mitarbeiter*innen von großen "Hilfs"-Organisationen und der oft verzerrte Stellenwert von weißen und afrikanischen Sprachen, Werten, Produkten usw. stellen wunde Punkte dar, in die Parkin kundig den Finger legt.


    Die Geschichten der Menschen in Angels Umfeld sind Alltag in Kigali, und ebenso ist Angel selbst auch nur eine Großmutter von vielen, die ihre Enkel*innen aufziehen muss, weil die eigenen Kinder bereits gestorben sind. Auch Angel hat an ihren Erlebnissen zu knabbern und schafft es als Außenstehende (sie ist Tansanierin) trotzdem, sich das ganze Leid mit einem mitfühlenden Herzen anzuhören und vielen ihrer Mitmenschen und schließlich auch sich selbst neue Perspektiven zu verschaffen.


    Das Ganze verpackt Parkin in so viel warmherzigen Humor und Situationskomik, dass ich beim Lesen abwechselnd lachen und weinen wollte. Dass der Roman stellenweise vielleicht ein bisschen viel Pädagogik und Pathos verströmt, hat mich nicht gestört - es ist in den afrikanischen Ländern, die ich persönlich kenne, ganz normal, dass auch mal ein bisschen dicker aufgetragen wird. :lol:


    Das pinkfarbene Cover und der niedliche Titel vermitteln den Eindruck, dass es sich bei dem Buch um einen seichten "Frauenroman" handeln könnte. Dies ist jedoch nicht der Fall.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)