Karin Slaughter - Zerstört / Beyond Reach / Skin Privilege

  • Der Klappentext:
    Was nur hat Lena Adams veranlasst, nach Reese, in ihre Heimatstadt, zurückzukehren, an der sie beinahe zerbrochen wäre? Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt alles stehen und liegen, um Lena, seiner besten, aber gefährlich labilen Mitarbeiterin, die als Hauptverdächtige eines bizarren Mordes in Reese verhört wird, aus der Patsche zu helfen. Wieder einmal. Dabei hätte Sara selbst jede Unterstützung gerade bitter nötig. Doch sie begleitet den Chief in eine Stadt, in der Gewalt, Drogen und Lügen so alltäglich sind, dass es selbst die beiden erfahrenen Ermittler schockiert. (blanvalet)


    Die Autorin:
    Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia, wo sie bis heute lebt. Mit ihren "Grant County“-Thrillern um die Gerichtsmedizinerin Sara Linton und den Polizeichef Jeffrey Tolliver hat sie sich in den Olymp der Thrillerautoren geschrieben. 2003 erschien ihr Debütroman "Belladonna“, der Karin Slaughter unmittelbar an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten katapultierte. Ihre Bücher sind in 24 Sprachen übersetzt und haben bereits eine Gesamtauflage von mehr als 14 Millionen Exemplaren überschritten. (blanvalet)


    Meine Meinung:
    Karin Slaughters Grant-County-Reihe um Jeffrey Tolliver, Sara Linton und Lena Adams hat mittlerweile eine treue Fan-Gemeinde und jeder neue Thriller wird sehnsüchtig herbeigefiebert.


    Lena Adams reist überstürzt in ihren Heimatort in den Sümpfen Georgias, die Angst um ihren drogenabhängigen Onkel Hank triebt sie zurück. Sie wird Zeugin eines grausamen Todes, schweigt sich jedoch der lokalen Polizei beharrlich darüber aus und wird inhaftiert. Jeffrey Tolliver und Sara Linton machen sich auf den Weg, um die sture und labile Kollegin wieder einmal raus zu pauken.
    Was sie vorfinden, führt sie weit zurück in Lenas Vergangenheit und in gefährliche Machenschaften des kleinen Ortes. Doch hätten sie besser nicht an den dortigen Verhältnissen gerührt, sie treten eine Spirale der Gewalt los, die immer weitere und grausamere Kreise zieht.


    Karin Slaughter lässt ihre Akteure in diesem Grant-County-Thriller viel in ihrer Vergangenheit rühren. Sara stellt sich nach einem Kunstfehler als Ärztin in Frage, mit ihrer Beziehung zu Jeffrey steht es auch mal wieder nicht zum allerbesten und Lena reist in ihren Geburtsort und versucht, einigen essentiellen Fragen ihrer Kindheit auf den Grund zu gehen. Auch ihre schmerzvolle Beziehung zu dem Skinhead Ethan Green lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Eine düstere und unheilvolle Stimmung hängt über dem Buch,, heitert sich auch bis zu den letzten Seiten nicht auf. Viele Geschehnisse aus vorangegangenen Büchern finden finden hier ihren Platz, nehmen so der neuen Geschichte leider immer wieder viel Schwung. Erst mit der Hälfte des Buches findet die Autorin zu ihrer gewohnten Dynamik, die Story gewinnt an Fahrt und wird spannender. Dennoch bleibt der Plot um Lenas Vergangenheit verbunden mit den Drogen-Machenschaften einer Skinhead-Clique des Ortes ein wenig dünn, um Jeffrey Tollivers hartnäckiges Engagement zu erklären. Sara ist mental ziemlich angeschlagen und bleibt die Geschichte hindurch relativ blass.
    Vielmehr scheint Karin Slaughter den Fokus darauf zu legen, die Gefühlswelt und Vergangenheit ihrer Protagonisten weiter zu entfalten. Leider glückt das nur zum Teil, konzentriert sich die Autorin dabei auf zu wenige Facetten der jeweiligen Personen. Da wurde in anderen Folgen schon mehr und differenzierter offen gelegt.
    Wie stets versöhnt ein furioses Ende für die eine oder andere Länge. Ein Ende, welches reichlich unerwartet und abrupt kommt und auf die Fortsetzung hoffen lässt. Ich bitte inständig, den am Ende aufgeführten Link erst nach Beendigung des Buches zu lesen.


    Ein guter und spannender Grant-County-Thriller, vielleicht nicht der Beste, doch gerade für Lena-Adams-Fans voller interessanter Informationen.



    Zitat

    "Einmal hatte Lena eine alte Frau gefunden, die mausetot in ihrem Lehnstuhl saß. Ein halbfertiger Wandbehang und Stricknadeln lagen in ihrem Schoß, im Hintergrund plapperte der Fernseher. Die Frau roch nach Urin und verfaulendem Fleisch. Lena rannte zur Hintertür und kotzte, bevor sie das Revier anrief und berichtete, was sie gefunden hatte.
    Jetzt, auf diesem Dachboden, spürte sie wieder diesen Brechreiz, doch nicht in Folge von Stress, sondern von Angst. Sie wusste, wie ein toter Mensch roch, wie bei der Verwesung die Körperflüssigkeiten aus ihm heraus sickerten, die Gase entwichen. Sie wusste, wie die Haut um die Knochen schrumpelte, und dass die Toten in den meisten Fällen in ihrer eigenen Scheiße lagen, bis jemand sie fand.
    Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf, einer, der nicht mehr weggehen wollte: Hatte sie ihre Mutter gefunden? War Angela Adams all die Jahre hier oben gewesen, war ihre Leiche in die Bodendielen gefault, während Lena und Sibyl direkt darunter schliefen?"

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • In diesem Buch geht es hauptsächlich um Lena. Auch wenn ich nie ein großer Fan von Lena war, fand ich das Buch ganz gut. Anders als bei den anderen Büchern der Grant-County-Reihe, konnte ich das Buch jedoch erst ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen.


    Ich bin ganz schön wütend auf die Autorin!


    ACHTUNG!!! ERST LESEN, WENN IHR DAS BUCH DURCH HABT BZW. ES NICHT LESEN MÖCHTET!!

  • Sonnenschein185


    (Achtung an alle, die das Buch noch nicht gelesen haben - erheblicher Spoiler!!)


  • Bitte erst entspoilern, wenn sie das Buch komplett gelesen haben!!! :rambo:


    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
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    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Bei uns stand der 7. Band auf englisch ("Genesis") neulich schon in der Buchhandlung und ich habe reingelesen:


    (Kein Handlungsspoiler, nur bezüglich der vorkommenden Stamm-Charaktere)


  • Weiß denn jemand wann "Zerstört" als Taschenbuch erscheint? Ich kann leider nichts finden. :|

    Vor Frühjahr/Sommer 2010 wird es wohl leider nichts werden, eher später, wenn ich mal meine Erfahrung der letzten Jahre als Massstab anlege ... sorry! :(

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Hallo kfir,


    ach Herrjeh, so lange noch warten, vorallem steht ja "Genesis" auch schon in den Startlöchern. Danke für die schnelle Antwort. :thumright:

  • Also ich fand das Buch recht gut. Ich hätte jedoch nie gedacht das dieses Buch so enden würde!
    Ich kann mir jetzt überhaupt nich vorstellen wie die Geschichte weiter gehen soll.
    Und ich bin auch stark am überlegen ob ich überhautp noch diese Buchreihe lesen
    werde.


    Bitte nur öffnen wenn man das gesamte Buch schon gelesn hatt !!

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen! Für mich ein ganz typische Slaughter-Thriller, mit sehr stark gezeichneten Charakteren. Schön habe ich auch gefunden, dass sich die Lebensgeschichte von Lena aufgeklärt hat.
    Insgesamt wurden viele "alte Geschichten" aufgeklärt und neben grauslichen Morden kamen auch die Gefühle nicht zu kurz.


    Zum Ende kann ich nur sagen: sehr mutig von der Autorin, allerdings bin ich zwischen hin-und-her gerissen zwischen "sehr gut" und "unmöglich" 8)


    Freue mich schon auf das nächste Buch, wird aber noch einige Zeit dauern....

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • hallo,



    gerade habe ich das buch auch und muss sagen ich bin geschockt - das Buch finde ich klasse.



    Aber mit diesem Schluss habe ich nicht gerechnet



    :study: Emma Wildes "Eine unzüchtige Lady"


    :study: Lindwood Barclay "In Todesangst"


    :study: Sophie Kinsella "Die Schnäppchenjägerin




    SUB: 121


    Gelesen 2011: 5

  • Meine Meinung


    Sara Linton ist in einer schwierigen Lage und bräuchte eigentlich Jeffreys mentale Unterstützung, doch die kann er ihr nicht wirklich geben, denn Lena Adams, seine Detective, braucht dringend seine Hilfe. Mal wieder. Lena liegt in ihrer Heimatstadt Reese im Krankenhaus unter polizeilicher Aufsicht. Sie war dabei, wie eine Frau in einem Wagen verbrannte. Und Lena spricht mit niemand. Jeffrey und Sarah machen sich auf den Weg, um Lena zu unterstützen und zu helfen. Und damit beginnt eine nervenaufreibende, gefährliche Reise, zum Teil auch in die Vergangenheit. Bis zum Ende geschehen unvorhersehbare Dinge. Und selbst als man glaubt, alles ist vorbei, ist noch kein Ende in Sicht.


    Eigentlich war ich sehr hin und her gerissen. Ich mag die Grant-County-Reihe sehr gern. Die Romanfiguren sind mir sehr sympathisch, weil sie sehr menschlich dargestellt werden. Mit ihren Fehlern und Macken. Karin Slaughter hat hier wirklich gute Arbeit geleistet. In „Zerstört“ hat sie wieder ein Thema aufgegriffen, was sehr spannend ist. Hier geht es um Gewalt und Drogen in Verbindung mit Korruption und Lügen.
    Erst bin ich schwer in die Geschichte hineingekommen. Doch dann begann mich das Thema zu fesseln. Es kam langsam Licht ins Dunkel. Und Karin Slaughter schafft es mit ihrem Schreibstil zu fesseln. Und nicht nur das, ich war begierig darauf, das Ende zu erfahren. Und das Ende hat mich eigentlich geschockt. Dazu schreibt Frau Slaughter an die Leser dieses Buches einen Brief, der sehr viel über ihre Motivation und Pläne aufklärt. Diesen Brief sollte man bitte, bitte wirklich erst lesen, wenn man das Buch zu Ende gelesen hat.


    Fazit: Ich vergebe für diesen spannenden Krimi fünf von fünf Sternen, weil es wirklich sehr gute Unterhaltung war. Ich war begeistert, auch wenn ich kurz nach Beendigung des Buches erst noch hin und hergerissen war, kann ich es jetzt mit gutem Gewissen weiter empfehlen.

  • Hallo ihr Lieben,


    weiss vielleicht jemand wann "Zerstört" vom Rowohlt Verlag kommen soll?
    Würde mir gern bald dieses Buch kaufen, aber ich finde es nicht schön wenn sich die Cover von einer Serie unterscheiden?


    Vielen Dank schonmal für Infos.


    Lg Nat

  • Soweit ich weiß hat Slaughter den Verlag gewechselt, dementsprechend wird es wohl nicht bei Rowohlt erscheinen. Finds auch ziemlich ärgerlich.
    Wenn ich mich irre, dann korrigiert mich bitte :)

    :bewertung1von5: 2015: 37 | SuB: 151
    :bewertung1von5: 2016: 9 | SuB: 96



    :study: Frank Cottrell Boyce - Millionen



    "Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig." :loool:

  • Hallo ihr =)
    Also ich muss zugeben, dass ich schon wusste, wie das Buch endet, bevor ich es überhaupt gelesen hatte. Daher habe ich auch ein Jahr gebraucht, bis ich mich dazu überwinden konnte, es auch wirklich zu lesen. Diejenigen, die das Buch kennen, wissen vielleicht, warum es mir so schwer fiel ..


    An alle, die so enttäuscht sind:

    So many things become beautiful when you really look.


    Lauren Oliver

  • Ich bin auch ein grosser Karen Slaughter Fan,
    und habe die Buchreihe um Sara Linton und Jeffrey Tolliver verschlungen.


    Mir hat dieses Buch mal wieder sehr gut gefallen,
    flüssig geschrieben mit viel Background Infos.
    Zudem noch Spannend, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen :loool:


  • Ich habe soeben das Buch ausgelesen, habe aber über eine Stunde gebraucht, um über das Ende nachzudenken. Ganz sicher bin ich mir noch nicht, ob es das schlimmste oder das beste, einzig mögliche Ende ist. Momentan noch eher das erstere.
    Sicher kann ich mir hingegen sein, dass der Autorin mit "Zerstört" mal wieder ein Meisterwerk gelungen ist. Die Charaktere sind gewohnt perfekt gezeichnet. So werden einem nicht nur die drei Hauptfiguren sehr realistisch nähergebracht, sondern auch die übrigen Akteure.
    Auch die Handlungen und (Tat-) Orte werden dem Leser eindrücklich beschrieben, gespiekt mit sachlichen Informationen. Fast schien es, als würde man den klebenden Hotelfußboden vor sich sehen, den Gestank der Leiche riechen und die Hitze des Feuers spüren können. Ich habe mich über die gesamten 508 Seiten gefesselt gefühlt, konnte dem Verlauf nicht entkommen, konnte nicht aufhören zu lesen, weil der Spannungsbogen so hoch gehalten wurde. Stetig begleitet wird man von der düsteren Stimmung des Buches, dem Gefühl, dass noch etwas ganz schlimmes passieren muss.


    Letztendlich ist es die perfekte Mischung aus Angst, Verzweiflung, Wut, Trauer, Liebe und Spannung, die mir keine andere Möglichkeit lässt, als dem Buch fünf von fünf Sterne zu geben. Persönlich hätte ich mir vielleicht ein anderes Ende gewünscht, aber dass der Schluss von Karin Slaughter schlichtweg genial ist, das lässt sich nicht leugnen. Wer hätte schon damit in dieser Situation gerechnet... :cry:

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:



    Für mich der spannendste aller Teile dieser Reihe


    "Zerstört" ist bereits der 6. Band aus der „Grand County“ Reihe" der 1971 geborenen und aus Atlanta (Georgia) stammenden, US-Amerikanischen Thriller-Autorin Karin Slaugther um die Gerichtsmedizinerin Sara Linton und den Polizeichef Jeffrey Tolliver. Schon die anderen fünf Bücher hatte ich regelrecht verschlungen. Diese sind in folgender Reihenfolge erschienen:


    1. Belladonna
    2. Vergiss mein nicht
    3. Dreh dich nicht um
    4. Schattenblume
    5. Gottlos


    Die Hauptprotagonisten


    Sara Linton ist Kinderärztin in Heartsdale, einer verschlafenen Kleinstadt im Grand County (Georgia - USA). Sie kehrte vor Jahren nach dramatischen Ereignissen aus Atlanta, wo sie eine vielversprechende medizinische Kariere aufgab, in ihre Heimatstadt zurück. Neben ihrer Tätigkeit als Kinderärztin und zur Finanzierung ihrer mittlerweile eigenen Klinik, übt sie auch die Funktion des Coroners (Gerichtsmediziners) aus und ist auch dort mittlerweile eine Koryphäe. In letzter Funktion arbeitet sie oft sehr eng mit dem Polizeichef Jeffrey Tolliver zusammen. Diese Zusammenarbeit war in der Vergangenheit nicht immer leicht, denn Sara und Jeffrey waren verheiratet und dann (aufgrund Jeffreys Untreue) geschieden. Allerdings kamen sie beide nie recht voneinander los und wurden nach einigem hin und her doch wieder ein Paar.


    Jeffrey Tolliver ist als Polizeichef sehr kompetent und leitet engagiert ein Team von Detectives, die hin und wieder grausige Morde aufklären müssen und teilweise auch selbst von den Fällen betroffen sind. Seit der Scheidung von Sara hat er begriffen, was sie ihm wirklich bedeutet und setzte alle Hebel in Bewegung, um sie und ihr Vertrauen wieder für sich zu gewinnen. Es gibt jedoch noch eine andere Frau, für die er sich immer wieder einsetzt. Seine junge, einzige weibliche Detective


    Lena Adams, die er persönlich für eine herausragende Polizistin hält und wie eine kleine Schwester mag, hat schon verdammt viele persönliche Schicksalsschläge einstecken müssen. Außerdem bringt sie sich durch ihr aufschäumendes Temperament und ihren deutlichen Hang zur Selbstzerstörung immer wieder in arge Schwierigkeiten. Damit erinnert sie Jeffrey sehr an sich selbst in jüngeren Jahren. Sara Linton empfindet nicht ganz so viel Sympathie für Lena, wie ihr Mann, ist aber, seit sie die Eifersucht überwunden hat, auch bereit ihr zu helfen.


    In den ersten fünf Teilen der "Grant County" Reihe, habe ich als Leserin mit Spannung die Aufklärung der Verbrechen verfolgt, die man in einem verschlafenen Nest wie Heartsdale eigentlich gar nicht erwartet. Die Protagonisten und ihre Familien, die oft auch mit in Gefahr schwebten, wuchsen mir dabei regelrecht ans Herz.


    "ZERSTÖRT".


    Die Kinderärztin Dr. Sara Linton ist enttäuscht. Von Heartsdale, den Eltern ihrer Patienten und den Nachbarn. Die Eltern eines ihrer kleinen Patienten, der an Leukämie gestorben ist, haben einen Kunstfehlerprozess gegen sie ins Rollen gebracht. Sara ist sich keines Fehlers in der Behandlung des Kindes bewusst. Doch allein die Tatsache, dass sie ihm nicht helfen konnte, dass ihm keiner helfen konnte, lässt sie sich trotzdem schuldig fühlen.


    Sie hat vor einer Woche ihre Klinik geschlossen, da ihr guter Ruf so oder so zerstört ist. Die Eltern des Jungen, den sie bis zum bitteren Ende begleitete, kennt Sara seit ihrer Schulzeit, sie hat sie sogar einmal als Freunde betrachtet. Jetzt geht es nur noch um Geld. Die Anwältin, die das Ehepaar engagiert hat, arbeitet mit allen Mitteln und holt dabei Begebenheiten aus Saras Leben hervor, die Sara bewältigt glaubte. Glücklicherweise hat Sara noch ihre Familie, die hinter ihr steht und vor allem ihren Mann, den Polizeichef Jeffrey Tolliver.


    Als dieser einen Anruf des Sheriffs aus der Heimatstadt seiner Detective Lena Adams erhält, mit der Nachricht, dass Lena dort im Krankenhaus ist und unter Arrest steht, will er sich natürlich sofort auf den Weg nach Reese machen um ihr (wieder einmal) aus der Patsche zu helfen. Statt des Widerstandes, den er von seiner Frau Sara eigentlich erwartet hätte, begleitet sie ihn. Für Sara ist es eine willkommene Ablenkung von dem an ihren Nerven zerrenden Prozess, obwohl sie schon die Frage stellt: "Was hat Lena jetzt schon wieder angestellt?".


    In Reese angekommen, suchen sie zuerst das Krankenhaus auf. Nachdem sie ein älterer Polizist solange hinhielt, bis der scheinbar viel zu junge Sheriff kommt und ihnen berichtet, dass Lena bei einem grausigen Mordschauplatz aufgegriffen wurde und seit dem keinen Ton gesprochen hat, können sie endlich zu ihr. Lena reagiert auf ihren Anblick ungewohnt panisch und schickt sie weg. Sara will daraufhin mit Lena allein sprechen, lässt sich von ihr übertölpeln und verhilft ihr dabei ungewollt zur Flucht...


    Wahnsinn


    Ich muss es gleich vorwegnehmen. Obwohl es schon eine ganze Weile her ist, dass ich die anderen Bücher der "Grant County" Reihe gelesen habe und die Geschehnisse, die mich an die Bücher fesselten so langsam in der Erinnerung verblassen, empfinde ich persönlich "Zerstört" als den bislang aufregendsten und spannendsten Teil. Auch wenn mich das Ende - welches ich hier aber, aus Rücksicht auf alle, die dieses Buch noch lesen wollen, selbstverständlich nicht verrate - erst einmal erschüttert zurückgelassen hat.


    Die Geschichte spielt diesmal - im Gegensatz zu den vorherigen - nur ganz kurz im Grant County. Die meiste Zeit halten sich die Protagonisten in der Stadt Reese, in der Lena aufgewachsen ist, auf. Die Geschichte beginnt -ohne dass der Leser über Ort und Zeit Bescheid weiß -mit einem grausamen Verbrechen, bei dem nur die beteiligte Lena die Verbindung zur eigentlichen Geschichte darstellt und ihre Rolle bleibt lange Zeit unklar. Dann teilt sich der Plot in zwei Handlungsstränge, für den verschiedene Zeitformen gewählt werden. Die Gegenwart für die Aufklärungsversuche von Sara und Jeffrey und die Vergangenheit für Lenas Erlebnisse einige Tage (und Jahre) zuvor. Später fließen beide Stränge dann natürlich zu einem zusammen.


    Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und gut verständlich. Auch wenn wohl dem Übersetzer hin und wieder kleine Patzer unterlaufen sind. Einmal wurden eindeutig die Namen der Protagonisten verwechselt. Hin und wieder fehlte ein Buchstabe. Allerdings wusste der aufmerksame Leser - in dem Fall ich - trotzdem was gemeint ist.


    Die Szenenwechsel zwischen den Handlungssträngen sind immer extrem gut gewählt, so dass ich als Leser von Dingen wie den Eindrücken und Meinungen von Sara und Jeffrey, der persönlichen Geschichte Lenas oder Grauen der Gesellschaft wie Rechtsradikalismus und Drogenproblematik, die ganze Zeit gefesselt bin. Der Spannungsbogen baut sich dabei stetig auf, bis er sich dann in einem hochdramatischen ersten Finale in einem Sumpf aus Menschenverachtung und Korruption entlädt.


    Doch damit nicht genug. Diesmal setzt Karin Slaugther noch eins drauf. Wie vorhin schon einmal kurz erwähnt, ließ mich die Autorin diesmal als Fan der Serie mit einem Ende zurück, welches mir aus reinen Sympathiegründen mit den mir lieb gewordenen Protagonisten eigentlich überhaupt nicht gefällt. Kurzzeitig war ich mir auch unsicher darüber, ob das jetzt wohl das Ende dieser Serie bedeutet.


    Dann las ich jedoch in der Danksagung den Hinweis auf einen auf ihrer Homepage für die Fans veröffentlichten Brief, aus dem ich heraus las, dass sie einen Plan hat, wie es weiter geht.


    Trotz meiner persönlichen Einstellung zu dem Ende, bin ich nun sogar gespannter denn je, wie die Autorin den von ihr "verzapften" Einschnitt in einer Fortsetzung wieder gut machen will. Alles in allem hatte ich hier wieder einmal einen Thriller, der diesem Namen wirklich gerecht wurde. Ich vergebe die Höchstpunktzahl für "Zerstört" und eine unbedingte Leseempfehlung an alle Thrillerfans. Allerdings bin ich mir im Nachhinein nicht ganz sicher, ob man das Buch auch als eigenständiges Werk oder gar als Einstieg in die Reihe lesen sollte. Obwohl mir viele Dinge, die ich in den vorher erschienenen Grant County Romanen bereits erfuhr noch mal kurz erklärt wurden (so dass sie meine Erinnerung daran weckten), würde ich jedem Neueinsteiger raten, die Serie in der oben angegebenen Reihenfolge zu lesen.


    509 Seiten