Gibt es hier vielleicht jemanden, der wie ich die beiden ersten Bücher von Pullman "Der Goldene Kompass" und "Das magische Messer" auch wunderschön findet ?
Diese ersten beiden Bände der Trilogie um das Mädchen Lyra spielen in einer Parallelwelt, in der jeder Mensch einen "Daemon" besitzt, einen tierischen Weggenossen, der je nach Charakter des Menschen eine passende Tierart verkörpert. Bei Kindern sieht der Daemon je nach ihrer Stimmung verschieden aus, und das Erwachsenwerden ist dadurch gekennzeichnet, dass der Daemon seine endgültige Gestalt annimmt.
Lyra erlebt nun verschiedene Abenteuer, in deren Verlauf sie den goldenen Kompaß (das "Alethiometer", ein Symbol-Orakel mit dessen Hilfe Lyra in die Zukunft sehen kann) und das magische Messer als Hilfsgeräte bekommt. Mit dem Messer lassen sich wie mit einem Mausklick Fenster in jene andere Welten öffnen, an deren Existenz zu glauben nach den Vorschriften der Kirche verboten ist. Das Bernstein-Teleskop im dritten Band schließlich eröffnet auch gewöhnlichen Menschen einen Blick auf den "Staub", einen Strom von Intelligenzpartikeln, die einem Nordlicht ähnlich durch die Welten ziehen und in einer kosmischen Katastrophe zu verschwinden drohen.
Ich finde diese zwei Bände wirklich fantastisch, obwohl ich sonst nie Fantasy und Science Fiction gelesen habe (nagut, abgesehen von Hohlbein). Sie sind sehr liebevoll und detailliert erzählt, sind aber trotz allem logisch nachvollziehbar und nicht nur für Kinder geschrieben. Vom dritten Band war ich dann aber sehr enttäuscht, ich hab mal eine Rezension aus der FAZ hier hereinkopiert, die auch meinen Eindruck in Etwa widerspiegelt:
ZitatIm letzten Band einer Trilogie muß der Autor Farbe bekennen. Wird er die Gewichte, die er ins Spiel gebracht hat, am Ende balancieren können? Ist der Ausgang glaubwürdig, den er den Konflikten zugedacht hat? Die Lorbeeren, die Philip Pullman in den letzten Jahren einheimsen konnte, stehen jetzt auf dem Prüfstand. Hält er den Vergleich mit Tolkien wirklich aus? Ist sein Dreiteilerum das Mädchen Lyra und den Jungen Will tatsächlich, wie es in einer britischen Rezension hieß, "hotter than Potter"?
Epen brauchen bekanntlich den Krieg. Diesmal muß gar der Endkampf gegen die Mächte ausgefochten werden, die den Himmel beherrschen.
Gewiß: Pullmans Erfindungsreichtum ist und es war eine glänzende Idee, in der Parallelwelt jedem Menschen einen "Daemon" beizugeben. Erfindung aber macht noch keine Geschichte. Erfindungen können auch in Hirngespinste münden, denen am Ende doch die Magie, die Wärme und dieanheimelnde Stimmung einer guten Erzählung fehlen. Bei Pullman sind die Figurengut, böse oder zweideutig, wie vor allem Mrs. Coulter, Lyras Mutter. Gegen allen Werberummel, der gegenwärtig um Pullman veranstaltet wird, muß man es aussprechen: Dieser dritte Band wird viel gekauft und verschenkt, aber aller Voraussicht nach von den meisten kaum in ganzer Länge gelesen werden; noch weniger davon wird im Gedächtnis haften bleiben.