David Gilmour - Unser allerbestes Jahr / The Film Club

  • Klappentext:
    Eltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor:
    freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu "Basic Instinct". Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Fehler, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist.
    Originaltitel: The Film Club


    Der Autor:
    David Gilmour, Jahrgang 1949, lebt in Toronto, Kanada, und ist Buchautor, Journalist und Filmkritiker. Er wurde mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, u. a. mit mit dem renommierten Governor General's Award.
    "Unser allerbestes Jahr" ist David Gilmour erstes Buch in deutscher Übersetzung und war in Kanada ein Bestseller.


    Meine Meinung:
    Jesse ist ein Schulversager und sein Vater David hat einen ungewöhnlichen Vorschlag:
    Jesse darf die Schule abbrechen unter der Bedingung, dass er sich mit seinem Vater pro Woche 3 Filme anschaut und mit ihm darüber spricht. Der Sohn willigt ein und so bekommt er "Frühstück bei Tiffany", "Basic Instinct", "Showgirls" ("einen der schlechtesten Filme aller Zeiten"), "Shining" und viele andere Filme und Filmklassiker gezeigt. Dabei lernt er einiges über Method acting, Kameraeinstellung, Beleuchtungsmethoden, Suspense, über Filme der Nouvelle Vague und die Methoden mancher Schauspieler kennen.
    Dadurch entstehen auch Gespräche über das Leben: Träume, Talent, Sex und anderes.
    Durch die vielen Gespräche mit seinem Sohn hat der Vater einen "guten Draht" zu seinem Sohn.
    Allerdings befürchtet David immer wieder, durch seine ungewöhnliche Entscheidung seinem Sohn die Zukunft verbaut zu haben.


    Das Buch lässt sich flott lesen, ist unterhaltsam und hat durchaus Humor. Allzuviel Tiefgang darf man allerdings nicht erwarten.
    Ich werde mir sicher so manchen Filmklassiker rausschreiben und anschauen.

  • Das Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste und die Rezension wird sicher hilfreich sein, bei der Entscheidung, ob ich es nun kaufe oder nicht. Mich interessieren Filme schon von Anfang an und als ich von dem Buch hörte, da war für mich klar, irgendwann will ich es auch lesen. Etwas abgehalten hat mich der Vater-Sohn-Konflikt, denn ich wusste nicht genau, ob er sich mit der Filmthematik ergänzt oder einfach nur nebenher läuft und das Buch praktisch "zwei Geschichten" erzählt. Wie tiefgründig wird es denn konkret? Würdest du es mir weiterempfehlen :?:

    ~Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind~ Friedrich Nietzsche

  • Hallo, Shizuky!
    Es ist sicher hilfreich, wenn man zumindestens ein paar der erwähnten Filme kennt (Z.B.Out of sight, Frühstück bei Tiffany, Zwölf Uhr mittags, Shining, showgirls, Das Leben ist schön....), denn es gibt Passagen, wo über die Filme geredet wird (die durchaus interessant zu lesen sind - z.B. dass die Axtattacke bei "Shining" 40x wiederholt werden musste und warum)
    Aber hauptsächlich geht es um die sicher ungewöhnliche Beziehung Vater-Sohn und des Loslassens: In einer Zeit, wo der Jugendliche eher abkapseln würde, verbringen hier Vater und Sohn 3 Jahre damit, miteinander Filme zu schauen und zu reden.
    Übrigens ist es ein autobiografischer Roman: Der Autor erzählt von sich und seinem Sohn.
    Ich kann mir allerdings schwer vorstellen, dass sowas klappen kann. :-k
    Wenn du so willst: ein Buch ohne Tiefgang -aber allzu seicht ist es auch nicht - für mich ein guter Unterhaltungsroman.(und flott gelesen: innerhalb der 5-stündigen Zugfahrt habe ich es fertiggelesen.)
    Ja, ich könnte es schon empfehlen.



    :winken:

  • Dann recht herzlichen Dank. Ich denke, ich werde es schon kaufen. Der Beschreibung nach scheint es ja ein angenehmes Buch zu sein. Ich habe auch gelesen, dass der Autor eigene Erfahrungen hat einfließen lassen, ich kann mir aber auch nicht recht vorstellen, dass es sich so "friede-freude-eierkuchen" zugetragen hat. Wenn ich ein Junge in meinem Alter wäre, dann würde ich es tunlichst vermeiden, über sexuelle Gedanken oder Fantasien zu sprechen. Na wie dem auch sei - danke für die hilfreiche Information und noch viel Spaß beim Lesen!

    ~Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind~ Friedrich Nietzsche

  • Ich bin ziemlich enttäuscht von diesem Buch. Das Thema an sich fand ich so interessant, ich liebe es sowieso, wenn in Büchern Anspielungen oder Zitate aus anderen Büchern oder Filmen vorkommen, dann freue ich mich immer und denke "Ha, kennste auch!" 8) Also hätte dieser Roman eigentlich perfekt für mich sein müssen, war aber leider nicht so.


    Erstmal kamen für mich die Filme viel zu kurz, manche bekamen nur einen Satz ab, einige noch nicht einmal das, es wurde nur erwähnt, dass sich die beiden diesen Film angesehen haben. Bei wieder anderen wurden winzige Details unendlich langweilig breitgetreten, z.B. bei "Giganten". Ich habe den Film auch gesehen, erinnere mich auch an die besprochene Szene, allerdings will mir nicht in den Kopf, was nun so besonderes an der Tatsache ist, dass James Dean da mit einem Seil spielt. :scratch:


    Außerdem habe ich die Sprache als sehr schwach empfunden, nahezu holprig, was aber auch an der Übersetzung gelegen haben mag. Ich meine: "Klingeln putzen"??? Ist hier vielleicht Klinken putzen gemeint? Okay, vielleicht Bildungslücke meinerseits.


    "Er trank einen aggressiven Schluck Bier." Wie aggressiv ist ein Schluck Bier? Das habe ich mich bei einem sanftmütigen Schluck Vanillemilch gefragt.


    "Morgens um sieben klingelt das Telefon und man steht auf." Da hier ein regulärer Tagesablauf beschrieben wird, gehe ich mal davon aus, dass ein Wecker gemeint ist und kein Telefon. Oder wer ruft da jeden Morgen an?


    So, nun habe ich genug gelästert. Aber unterhaltsam war die Geschichte allemal, also vergebe ich 3 Sterne.

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix

  • David Gilmour erzählt in "Unser allerbestes Jahr" von seiner Beziehung zu seinem Sohn Jesse. Jesse beschließt mit 15 Jahren, die Schule abzubrechen. Sein Vater erlaubt ihm dies unter zwei Bedinungen: drei mal in der Woche schauen sie gemeinsam Filme an und keine Drogen.
    David, ein ehemailger Filmkritiker, erzählt ihm mithilfe von zahlreichen, verschiedenen Filmen, vom Leben. Vater und Sohn führen eine sehr enge Beziehung, sie reden gemeinsam über die Liebe, Probleme, etc.
    Dies ist ein doch sehr bewegendes Buch. Es ist ehrlich geschrieben und man kann sich als Leser wirklich sehr gut in das Leben beider hineinversetzen.
    Ich bewundere David Gilmour dafür, solch eine enge Beziehung zu seinem Sohn aufgebaut zu haben - das schaffen in der heutigen Gesellschaft leider nur sehr wenige Väter.
    Ich gebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Erstmal kamen für mich die Filme viel zu kurz, manche bekamen nur einen Satz ab, einige noch nicht einmal das, es wurde nur erwähnt, dass sich die beiden diesen Film angesehen haben.


    Ich war doch recht froh darüber, dass die Filme nur so kurz besprochen wurden, denn diese Szenen haben mich gar nicht interessiert. Ich kenne nur sehr wenige Filme, von "alten" Filmen habe ich gar keine Ahnung und ich habe auch nicht vor, das zu ändern. Von daher konnten mich diese Szenen nicht gerade begeistern.


    Bei wieder anderen wurden winzige Details unendlich langweilig breitgetreten, z.B. bei "Giganten".


    Diese Szenen habe ich meist quer gelesen. :-,


    Außerdem habe ich die Sprache als sehr schwach empfunden, nahezu holprig, was aber auch an der Übersetzung gelegen haben mag. Ich meine: "Klingeln putzen"??? Ist hier vielleicht Klinken putzen gemeint? Okay, vielleicht Bildungslücke meinerseits.


    "Er trank einen aggressiven Schluck Bier." Wie aggressiv ist ein Schluck Bier? Das habe ich mich bei einem sanftmütigen Schluck Vanillemilch gefragt.


    "Morgens um sieben klingelt das Telefon und man steht auf." Da hier ein regulärer Tagesablauf beschrieben wird, gehe ich mal davon aus, dass ein Wecker gemeint ist und kein Telefon. Oder wer ruft da jeden Morgen an?


    Sugar, mir sind diese Stellen auch aufgefallen und es müssen wirklich Übersetzungsfehler sein. Aber sehr offensichtliche, die eigentlich nicht passieren dürften.


    Ich gebe dem Buch 3 :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , denn die Vater-Sohn-Beziehung fand ich doch recht interessant zu lesen.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich hab mir das Buch heute gekauft und sofort angefangen zu lesen. Bin jetzt etwa auf Seite 60 und finde es bisher echt gut. Ein kleiner Minuspunkt ist die gnadenlose Filmmanie des Autors - ich wusste nicht, dass er Filmkritiker war und wirklich ein bisschen stereotyp daherkommt, was seinen diesbezüglichen Geschmack angeht (auch die Begeisterung für die Beatles ist typisch). Jesse, den Sohn, finde ich super! Ehrlich und nicht so rotzig wie Teenager oft beschrieben werden.
    Der Stil erinnert mich an Philippe Djian, einer meiner Helden, und daher kann ich mich mit der Sprache gut anfreunden. Formulierungen wie

    Zitat

    Der Mond hing ungewöhnlich tief am Himmel, er hatte sich verirrt und wartete darauf, dass man ihn abholte und nach Hause brachte


    haben für mich was richtig Poetisches. Ich glaube, das Buch könnte eines meiner Favoriten werden. :loool:

  • "Morgens um sieben klingelt das Telefon und man steht auf." Da hier ein regulärer Tagesablauf beschrieben wird, gehe ich mal davon aus, dass ein Wecker gemeint ist und kein Telefon. Oder wer ruft da jeden Morgen an?


    @ Sugar ~ an der Stelle war ich noch nicht, aber ich vermute, es ist Rebecca Ng, die da jeden Morgen anruft. Sie stalkt den armen Jesse ja förmlich.


    Mir gefällt das Buch immer besser ... Vater und Sohn sind sehr authentisch, die Dialoge find ich herrlich und die Sätze sind oft prägnant und richtige Kracher. Dass die Filme nur kurz erwähnt werden, tut der Geschichte in meinen Augen keinen Abbruch. Ich mag Filme zwar auch sehr und kenne mich recht gut aus, aber die Lobhudelei auf Marlon Brando und die "jungen" Wilden des Method Acting stört mich ein bisschen. Ist aber wirklich das Einzige bisher. :thumleft:

  • Klingeln putzen


    Den Ausdruck gibts (bei uns) tatsächlich. Damit ist das "Klingelmännchen" oder "Schellenmännchen" gemeint. Ich habe keine Ahnung, welches hochdeutsche Wort dafür gebraucht werden kann - auf jeden Fall ist das hier damit gemeint. Ich kenne das Buch nicht, weiß also nicht, ob es an dieser Stelle ums Klinken oder ums Klingeln putzen geht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich kenne das Buch nicht, weiß also nicht, ob es an dieser Stelle ums Klinken oder ums Klingeln putzen geht.

    Ich habe es leider nicht mehr, glaube aber, dass es da tatsächlich eher um die "Klinken" geht, im Zusammenhang mit regelmäßiger Arbeit. :-k
    Vielleicht kann Yael uns da weiterhelfen.


    Aber danke für die Info über die Klingeln, wieder was gelernt. ;)

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix

  • Vielleicht kann Yael uns da weiterhelfen.


    Sie kann! :loool:
    Ich hab nochmal zurückgeblättert und muss zu meiner Schande gestehen, dass mir die Stelle auf S. 28 nicht weiter aufgefallen ist:

    Zitat

    Mit dem Hut in der Hand Klingeln putzen gehen - und das mit fünfzig.


    Der Ausdruck ist zwar nicht so üblich bei uns, aber ob das nun Klinken oder Klingeln sind, ist ja letztendlich nicht so wichtig. Schließlich befindet sich beides an der Tür. ;)
    Nun hoffe ich bloß. dass ich das Telefon nicht übersehen hab ...

  • Hab das Buch heute beendet und möchte mich zunächst (mal wieder) bei gaensebluemche für die Empfehlung bedanken. :friends:
    Ich fand es ungewöhnlich, toll geschrieben und richtig warmherzig, manchmal total anrührend, was bei "Männerbüchern" eher selten der Fall ist. Mit den erwähnten Filmen habe ich nicht allzuviel anfangen können, da haben Mr. Gilmour und ich nicht denselben Geschmack, denn die meisten kannte ich gar nicht. Das liegt wohl daran, dass ich eher auf Popcornkino stehe. 8-[
    Mir hat es aber gefallen, dass Jesse durch diese unkonventionelle "Therapie" (Filme statt Schule) viel gelernt hat. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war sehr einfühlsam geschildert. Bestimmt hätten gern viele Jungs einen Papa wie David Gilmour, wenn denn alles wahr ist, was er schreibt.
    Ein bisschen gestört hat mich, wie Jesse so tierisch unter den Trennungen seiner "Model-Freundinnen" gelitten hat, obwohl sich beide ihm gegenüber so bitchy verhalten haben. Solche Tussen schießt man doch ohne Zögern in den Wind. Sind Teenager-Männer echt so blöd? ;) (Ist das ein Spoiler wert? Ich sage mal vorsichtig nein.)
    Trotzdem lesenswert
    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und ein halber.

  • Hallo, ich habe das Buch heute beendet!


    Ich finde es absolut lesenswert, aber es hat mich auch nicht in Begeisterungsschreie getrieben. Aber da ich solche Familien-Sachen eh mag, fand ich die Geschichte gut! Und ich mußte echt schmunzeln, wie verliebt David Gilmour in seinen Sohn ist!
    Auch bei uns ist es so, dass mein Mann und ich abends auf der Couch sitzen, und uns erzählen, wie wundervoll unser Kind ist, was sie gesagt hat, wie sie geguckt hat ect., wenn uns jemand zuhört, denkt er, wir haben eine ](*,) . Schön zu lesen, dass das noch die nächsten 18 Jahre anhält, ich hatte schon befürchtet, das hört irgendwann auf!


    Und ich fand es schön, dass ein Vater sich so sentimental und offen über seinen Sohn äußern kann, das hat schon was! Wo doch die meisten Jungens starke Kerle werden sollen, mag dieser Papa gerad den weichen Kern!
    Jesse fand ich sehr sehr sympathisch, den hätte ich gern kennengelernt!

  • Mich hat das Buch sehr gut unterhalten!
    Die Idee des Buches fand ich gut, anhand von Filmen die Themen des Lebens zu erörtern oder einfach nur die Einschätzung des anderen zu einem Film erfahren. Leider bin ich nicht sooo bewandert, aber zumindest vom Titel her kannte ich fast alle erwähnten Filme. Jedenfalls wurde ich sehr neugierig auf so manchen Film, nahm mir vor, Filme einfach aufmerksamer zu schauen (oft sind nur einzelne Szenen angeführt).
    Insgesamt sehr unterhaltsam, ohne allzu großen Tiefgang, mit einem für mich zu süßem Ende ... und ob sich diese Erziehungsmethode im wirklichen Leben bewährt, sei auch mal dahingestellt ....


    Für Filmfreaks eine Empfehlung, auch wenn manche Filme wirklich nur am Rande erwähnt werden bzw. insgesamt zu kurz kommen!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Hallo,


    ich fand das Buch richtig gut: sehr ruhig, zurückhaltend, aber trotzdem intensiv. Am meisten imponiert hat mir der Vater. Allein schon wegen dieses Vorschlages. Alle anderen hätten diskutiert oder versucht ihr elterliches Recht durchzusetzen. Diese Alternative fand ich nicht schlecht und hat diese ganze Geschichte gut getragen.


    MIr hat das Buch sehr gut gefallen und ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen. :winken:

  • Ich bin gerade mittendrin aber nicht vollkommen gefesselt. Es geht mir ähnlich wie einigen anderen Rezensoren: Ich bin wirklich kein Cineast.... Mal schauen, ob ich auch ohne Film-Insiderwissen über die Runden komme. Ich ertappe mich allerdings häufig bei der Erkenntnis, dass ich völlig altmodisch bin und so ein Lebenswande, wie Vater und Sohn ihn führen - also das ginge ja GAR NICHT!!! smile16.gif


    balmerino (die sich jetzt mal in Toleranz übt....)

    smile58.gif Maria Ernestam - Der geheime Brief


    Gottes sind Woge und Wind.
    Segel aber und Steuer,
    dass Ihr den Hafen gewinnt, sind Euer!
    (Gorch Fock)

  • Ich habe das Buch gerade beendet.
    Nun der Schuß hätte auch gut nach hinten losgehen können. Filme als Erziehungstherapie? Ich bin da skeptisch. Ungewöhnliche Kombination.
    Vater und Sohn sind sich näher gekommen, was Sohnemann aber nicht von Drogen und Alkohol fernhielt. Das fand ich doch sehr bedenklich.
    Sohnemanns Mädchenbeziehungen fand ich etwas übertrieben. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als meine Söhne ihre Freundinnen angeschleppt haben. Der eine betrieb es fast als Sport, der andere war sensibler, Schmerz und Verzweiflung waren heftig, aber von kurzer Dauer. Bis es dann ernst wurde - beide sind nun glücklich verheiratet. :wink:
    Ein unterhaltsames Buch mit ein bisschen viel Film (hauptsächlich ältere) und einer schönen Vater/Sohn Beziehung. Nicht unbedingt realistisch, aber nett zu lesen.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Es hängt sicherlich von den Erwartungen ab, mit denen man das Buch liest, wie es gefällt.
    Ich hatte zwar keine Liebesgeschichte zwischen Vater und Sohn erwartet, die es ohne Zweifel ist und deren Beziehung auch deutlich im Vordergrund steht, aber mir hat es trotzdem sehr gut gefallen. Das mag zum einen daran liegen, dass es in meinen Augen keinesfalls reißerisch geschrieben ist, sondern leise und still vor sich hin plätschert. Eine dierekte Spannungskurve war für mich nicht erkennbar. Der Autor beschäftigt sich eingehend mit seiner Gefühlswelt voller Selbstzweifel, Beziehungsfragen und vermuteten Gefühlen seines Sohnes. Er macht sich wirklich auf, seinen Sohn bedingungslos zu verstehen. Natürlich wirkt die Sicht der Dinge verklärter als sie wahrscheinlich in Wirklichkeit gewesen ist, aber der Weg und auch das letztliche Erreichen des Ziels werden schon weitestgehend ungeschönt erzählt. Auch die immer wiederkehrende Frage: Helfe ich meinem Sohn überhaupt oder lasse ich mich in seinem Sinne instrumentalisieren und verbaue ihm die Zukunft hat mir gut gefallen - weil genau diese Gedanken natürlich berechtigt sind. Ich stimme @Wirbelwind absolut zu, dass der Schuss gut hätte nach hinten losgehen können, in 80-90% aller Fälle wahrscheinlich auch wirklich wäre. Hier stimmten einfach die Rahmenbedingungen und in genau dieser Situation war es wahrscheinlich richtig, sich als Vater so und nicht anders zu verhalten. Aber das weiß man erst im Nachhinein und ich finde es wie gesagt gut, dass David Gilmour so ehrlich ist und seine Zweifel in der Situation, wo es in beide Richtungen hätte laufen können auch beschreibt.
    Sehr gefühlvoll und authentisch schildert er die Beziehung zu seinem Sohn und deren Entwicklung. Beide Charaktere sind außerst glaubwürdig und mit Ecken und Kanten beschrieben. An keiner Stelle bekommt man den Eindruck, dass er Dinge dazu erfunden hat oder für die Geschichte geradegebogen. Ich nehme ihm ab, dass die Erinnerung an die spannenden drei Jahre bei ihm genau so stattfinden.
    Die Filme kommen natürlich vor, einige wenige auch ausführlicher, aber immer als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck. Sehr schön erkennt man das im zweiten Teil des Buches, wo Gilmour erläutert, warum er manche Filme auswählt oder eben nicht. Er befindet sich nach dem eher spontanen und ungeplanten Start seines "Projektes" in einer Phase, in der er stets Bezüge zur realen Lebens- und Gefühlswelt seines Sohnes schafft. Besonders gefällt mir seine Art, sich gelegentlich auch zu zügeln und die Schlussfolgerungen seinem Sohn zu überlassen, immer die Gratwanderung wagend, dass diese anders ausfällt als beabsichtigt.
    Mir hat das Buch gefallen und ich vergebe gerne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5: