Wladimir Makanin – Der kaukasische Gefangene

  • Drei Erzählungen, Original russisch :


    Kавказский пленный , 1997 (Der kaukasische Gefangene)
    Буква «А» (Der Buchstabe A)
    Удавшийся рассказ о любви , 2000 (Eine geglückte Liebesgeschichte)


    Inzwischen gehört Makanin zu den in Russland, und darüber hinaus, bekanntesten zeitgenössischen Schriftstellern. Ich fand in anderen russischen Artikeln und Büchern Bezüge auf sein Werk und besorgte mir diese Ausgabe mit drei Erzählungen.


    Kurzbeschreibung/Klappentext:
    Wenn Schönheit die Welt retten könnte ...
    Man stelle sich vor: durch eine kleine Ritze der so feindlich gesonnenen Gegenwart könnte man entschlüpfen in die Zeit vor der Perestroika und die Liebe zur eigenen Zensorin noch einmal nachschmecken - eine Liebe, die jetzt so gründlich auf den Hund gekommen scheint. Nur läßt sich bei dieser Zeitreise der Augenblick, bei dem man in der Vergangenheit ankommt, nicht wirklich genau bestimmen. Und so muß man damit rechnen, auch einmal auf dem Zahnarztstuhl zu landen - natürlich mit der damals üblichen Wodkanarkose. (Eine geglückte Liebesgeschichte)


    Der Krieg zwischen Russen und Kaukasiern ist dagegen grausam immerwährende Gegenwart. Wie Makanin in der Titelgeschichte die Schönheit eines kaukasischen Gefangenen zum aufstörenden, aber letztlich chancenlosen Moment des ständigen Kriegszustandes macht, ist in Rußland längst Pflichtlektüre. (Der kaukasische Gefangene)


    Und dann sind da noch die Lagerinsassen irgendwo in der sibirischen Taiga mit ihrer stolzen Rebellion. Sie schleichen sich bei der Zwangsarbeit davon, um in unendlicher Mühsal eine Botschaft in den Berg zu meißeln. Das »A« haben sie schon, aber jetzt haben sie über die lange Zeit vergessen, wie es weitergehen soll. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn inzwischen scheint sich die politische Großwetterlage geändert zu haben. Aus den vorsichtigen Annäherungen von Häftlingen und Aufsehern gewinnt Makanin große, mächtige Bilder seines literarischen Lebensthemas: Bilder vom unbesiegbaren Behauptungswillen der eigenen Würde. (Der Buchstabe A)


    Ausführliche Besprechung insbesondere der Titelgeschichte auch bei der (ausgezeichneten) Deutschlandfunkseite: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/396467/


    Diese drei Erzählungen sprechen anscheinend von ganz verschiedenen Kontexten Russlands: die eher auf den tschetschenischen Konflikt (mit historisch uralten Hintergrund, auch wieder findbar in der russischen Literatur) beruhende Geschichte, die im Kaukasus spielt; eine Geschichte aus dem Gulag, die mich eher an die 50iger Jahre denken lässt und einer gewissen Gulagliteratur anderer Art; und eine sofort als irreal erscheinende Zeitreisenerzählung aus den postkommunistischen Jahren. Ich empfand das Nebeneinander von teils irrealen und dabei doch ganz konkreten Beschreibungen von verschiedenen historischen Gegebenheiten und Befindlichkeiten echt sehr interessant in diesen drei Erzählungen und möchte sie dem Russland liebenden Leser mal ans Herz legen!!! Ich glaube, dass man aus den verschiedenen Situationen doch gut erahnen kann, was (unter anderem) ein Leben in Russland, in der verfallenen Sowjetunion, beinhaltet hat. Vielleicht eine gute Gelegenheit, sich einen kleinen Einblick in dieses Spektrum zu machen?


    Wladimir Semjonowitsch Makanin (russisch Владимир Семёнович Маканин; * 13. März 1937 in Orsk (Ural) ist ein russischer Schriftsteller. Makanin hat Gedichte, Romane und Erzählungen veröffentlicht. Bis 1965 war er Mathematiker und Filmemacher. Danach absolvierte er Kurse zum Drehbuchautor und arbeitete als Lektor im Verlag Sowjetski pissatel (Der Sowjet-Schriftsteller). Seit dem Ende der 1960er lebt und arbeitet Makanin als freischaffender Schriftsteller in der Sowjetunion, später Russland. Er gehört zu der sog. „Moskauer Schule“, die sich durch eine nüchterne Darstellung des grotesken alltäglichen Lebens und ihrer psychischen Folgen scharf von der offiziellen sowjetischen Kunstdoktrin des Sozialistischen Realismus abgrenzt. Seine in Deutsch erschienenen Werke beschreiben das Panorama der russischen Gesellschaft im Umbruch nach dem Ende der Sowjetunion. Er lebt und arbeitet heute in Moskau. Auch international bekannt wurde er durch seinen Roman „Underground“.


    Preise:
    1993 Booker-Preis
    1998 Puschkin-Preis für sein Gesamtwerk
    1999 russischer Staatspreis
    2001 italienischer Penne-Preis
    (Quelle Wikipedia Deutsch und Russisch)


    Gebundene Ausgabe: 238 Seiten
    Verlag: Luchterhand Literaturverlag (17. Februar 2005)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3630871550
    ISBN-13: 978-3630871554

  • Hier eine russische Ausgabe des "Kaukasischen Gefangenen": Кавказский пленный. Siehe auch:
    http://www.ozon.ru/context/detail/id/4478849/