Robert Brettschneider : Tu felix Austria – die andere Seite der Alpenrepublik

  • Titel: Tu felix Austria – die andere Seite der Alpenrepublik
    Autor: Robert Brettschneider


    Verlag: BoD
    ISBN: 978-3-8391-0489-7
    Seiten: 208
    Preis: EUR 12,90


    Der Autor über das Buch:
    Der Autor möchte in diesem Buch zeigen, dass Österreich abseits der Klischees von Walzerseeligkeit, Gemütlichkeit und den Wiener Sängerknaben auch eine andere Seite hat.
    Es wird untersucht, ob die Ursache für die Mittelmässigkeit und die oft doch eher durchschnittlichen Resultate Österreichs auf wirtschaftlichen und anderen Gebieten wirklich nur darin zu erblicken sind, dass es sich um ein „kleines Land“ handelt – oder ob diese Mittelmässigkeit vielleicht sogar erwünscht ist, da sie besser zu dem „subventions-orientierten Sozial-System“ des Landes passt. All dies wird auch im Kontext der historischen Entwicklung – von Fürst Metternichs Zeiten bis heute – beleuchtet.
    Daneben kommt natürlich auch der Humor nicht zu kurz, wenn beispielsweise geschildert wird, wie es auf einem Wiener Amt so zugeht und wie ein Wiener Ober mit seinem „Schmäh“ eine EU-Verfassung auf die Beine bringt.
    Auch praktische Tipps fehlen nicht, etwa, welche Voraussetzungen zur Erlangung des Ingenieurtitels nötig sind und was man bei Dienstzeugnissen in Österreich beachten sollte.
    All dies wird mit authentischen Schilderungen illustriert, der Autor verfügt als ehemaliger Betriebsprüfer beim Finanzamt über fundiertes Insider-Wissen.
    Ein Buch für alle, die sich für Österreich und seine Menschen näher interessieren!


    Klappentext:
    „Tu felix Austria“ – ein Buch, welches sich kritisch und auf humorvolle Weise mit den Zuständen in Österreich auseinandersetzt.
    Der Autor lässt den Leser hinter die Kulissen der Alpenrepublik blicken, wir erfahren, welche Macht Behörden in Österreich haben und wie das System der „Gleichmacherei“ funktioniert.
    Wir lernen auch die Mentalität der Österreicher kennen
    und erfahren viele interessante Details, etwa, dass Wolfgang Amadeus Mozart gar kein Österreicher war und der Maler Oskar Kokoschka nur durch einen „Trick“ des damaligen Bundeskanzlers Kreisky einer werden konnte.
    Natürlich sind auch die aufsehenerregenden Skandale des Landes ein Thema.
    Ein Buch, das unter die Haut geht!


    Leseprobe:
    Tatsache ist jedenfalls, dass es die Österreicher bis heute nicht verkraftet haben, ein Imperium besessen und wieder verloren zu haben und nun keine Großmacht mehr zu sein.
    Man wird ja auch – besonders in Wien – auf Schritt und Tritt an die ehemals glanzvolle Zeit erinnert.
    Die Prachtbauten und Paläste der Wiener Ringstraße spiegeln die versunkene Macht vergangener Tage wieder, gleiches gilt für das Schloss Schönbrunn und andere Prestigebauten, die mit der jetzigen Dimension des »Zwergstaates Österreich« so gar nicht zusammenpassen wollen.
    Andererseits kann man von diesem historischen Erbe ganz gut leben, die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr sichern ein auskömmliches und bequemes Dasein.
    Diese »Denkmalpflege« hat allerdings auch zur Folge, dass es in Österreich wenig Modernes gibt.
    In der Architektur merkt man dies sehr deutlich.
    Man hat jeden erdenklichen Ehrgeiz daran gesetzt, alles wie zu Maria-Theresias Zeiten zu restaurieren und zwar so originalgetreu wie möglich.
    Wien wurde somit zu einem gigantischen Museum.
    Dies bringt natürlich auch den Vorteil, dass man sich solcherart gewissermaßen in einem »denkmalgeschützten Bereich« bewegt, in Erinnerungen schwelgen kann und sich somit nicht den An­forderungen der Realität stellen muss.
    Allerdings bewirkt die moderne Mediengesellschaft zwangsläufig eine Auseinandersetzung mit dem aktuellen Geschehen.


    Wie reagiert der Österreicher nun darauf?
    Er flüchtet.
    Er flüchtet in eine Welt, die er sich selbst zurecht gezimmert hat.
    Dies äußert sich unter anderem dadurch, dass Österreicher mit einer Art beleidigter Arroganz zu reagieren pflegen, wenn sie auf ihre – doch eher bescheidene – Rolle innerhalb Europas angesprochen werden.
    Ganz besonders leiden jedoch die Beamten darunter, dass Ihre Macht so krass beschnitten wurde.
    Ja, unter Metternich, da waren sie noch jemand.
    Metternich, wer war denn das eigentlich?
    Wir schlagen im Lexikon nach:
    »Klemens Wenzel Nepomuk Lothar Graf von Metternich-Winneburg (1773-1859) war ein Staatsmann im Kaisertum Österreich.«
    Und was bitte, ist so Besonderes an diesem Metternich, einmal abgesehen von der Tatsache, dass er Vorsitzender des Wiener Kongresses und österreichischer Staatskanzler – eine Art »Bun­deskanzler mit Sonderbefugnissen« – war?
    Und was hat dies alles mit der österreichischen Beamtenseele und den heutigen Zuständen in diesem Land zu tun?


    Nun, besagter Metternich war erwiesenermaßen kein Freund von Demokratie und freier Meinungsäußerung.
    Nicht nur, dass unter ihm diktaturähnliche Zustände herrschten (strenge Zensur, Versammlungsverbot etc...), hatte er auch eine Art »Zwei-Klassensystem« errichtet, dessen Auswirkungen wir in verfeinerter, subtiler Weise bis in die heutige Zeit zu spüren bekommen.
    Die eine Klasse, das war die so genannte »Obrigkeit« und damit sind im Prinzip die Behörden gemeint.
    Deren Macht war praktisch unbeschränkt, dem »Geheiß« eines Beamten war unbedingt Folge zu leisten.
    Die andere Klasse, das waren die Untertanen, also die Bürger, welche seitens der Obrigkeit auch gerne als »Subjekte« (englisch: subjects = Diener, Untertanen) oder noch schlimmer, als »Bitt­steller« bezeichnet wurden.
    Diese Zweiteilung hat sich in etwas abgeschwächter Form bis heute erhalten und als direkter »Rechtsnachfolger« der ehemals kaiserlichen Residenzstadt Wien ist der ostösterreichische Bereich diesbezüglich besonders »kontaminiert.«
    Meinem Vater wurde beispielsweise anlässlich seines Widerspruchs gegen einen Zahlungsbefehl folgendes mitgeteilt:
    »Passen Sie auf, wenn Ihnen eine Österreichische Behörde einen Strafbetrag vorschreibt, dann haben Sie diesen zu bezahlen, egal ob Sie meinen, das Delikt begangen zu haben oder nicht. Mit solchen Schpompanadln* wie Widerspruch und so weiter fangen wir gar nicht erst an.«
    *Aus dem Wienerischen: »Schpompanadln« = Extratour, Sonderbehandlung, widerborstiges Verhalten.
    Auch wenn sich der geschilderte Vorfall in den 1960-er Jahren zugetragen hat und sich seither – so hoffe ich – einiges geändert hat, ein beklemmendes Gefühl beschleicht einen doch.
    Ein Beamter hat als Vertreter der »Obrigkeit« einfach immer Recht und er weiß diese Macht auch durchzusetzen.
    Wobei dieser Begriff sogar noch erweitert wurde, denn heute werden nicht nur Beamte, sondern auch Ärzte, Anwälte und sogar Funktionäre als »Obrigkeit« wahrgenommen, was deren faktische Unantastbarkeit bedeutet.
    »Aber wieso?«, werden Sie jetzt fragen, es gibt doch sicher auch in Österreich Gesetze, an die sich jeder halten muss und im Notfall kann man doch einfach zu Gericht gehen und klagen oder etwa nicht?
    Ja sicher, theoretisch ist das schon richtig, theoretisch ist da was dran.
    Wie gesagt: theoretisch.
    In der Praxis hat ein Amtsorgan zahlreiche Möglichkeiten dem Bürger, also dem »Bittsteller«, seine Überlegenheit zu demonstrieren.
    Ein beliebtes Mittel (geht übrigens ebenfalls auf Metternich zurück) ist in so einer Situation das Heben der Stimme seitens des Beamten.
    Dies funktioniert wie folgt:
    Beim Eintreten des Bittstellers füllt der Beamte sein »Amtsorgan« bis zum Maximalvolumen mit Luft und brüllt los, was das Zeug hält.
    Was er (der Bittsteller) hier zu suchen hätte und wie er (der Beamte) dazu käme, »wegen so einem Sch...« seine kostbare Zeit zu verschwenden, wo er doch so viel Wichtigeres zu tun hätte und so weiter.
    Hierbei kommt ein simpler psychologischer Trick zur Anwendung, demzufolge jemand der wütend ist oder die Wut überzeugend spielen kann, einem Gegner von vornherein überlegen ist.
    Und rechtlich kann man dem Beamten nichts anhaben, denn Schreien ist nach österreichischem Recht nicht verboten.
    Diese Demonstration der Macht wird durch die Inneneinrichtung der Amtsstube noch verstärkt.
    Der Beamte sitzt auf einem besamteten Stuhl vor einem prunkvollen Schreibtisch aus Mahagoni, hinter ihm das Bild des österreichischen Bundespräsidenten.
    Dem Bittsteller wird ein alter, klappriger Stuhl zugewiesen, auf dem er sich noch kleiner vorkommt, als er ohnehin schon ist.
    Sollte nun dieses offen zur Schau getragene Machtgefälle wider Erwarten noch immer nichts nützen und es der Bittsteller am Ende gar wagen sich bei der Amtsleitung zu beschweren, so wird man seine Beschwerde höflich lächelnd entgegennehmen, nützen wird es absolut nichts.
    Und das Ersuchen des Bürgers, weswegen er am Amt erschienen ist, wird mit Sicherheit abgelehnt.

  • Tu felix Austria, ein Buch, das provozieren will und polarisieren wird. Nicht zuletzt für die österreichische Beamtenriege stellt sich der brisante Inhalt zwangsläufig als dreistes Pamphlet oder Schmähschrift dar - ihre Ehre stünde auf dem Spiel, falls sie eine hätte.
    Mittels bestechender Wortwahl, glasklaren Aussagen garniert mit einem gehörigen Schuss Ironie zerrt Robert Brettschneider gesellschaftliche, bürokratische und ´rechtsstaatliche´ Missstände des Alpenlands ans Licht: Eine Art willkürliche Widrigkeit, die Österreichs Bürgern frei nach dem Motto "Servier die abgestandene Suppe mit einem Wiener Lächeln", zugemutet wird.
    Es liegt in der Natur der Sache, dass der Autor im Bemühen, jenen verinnerlichten Wahnwitz aufzudecken - welcher sich hinter den polierten Fassaden zu verbergen sucht -, hin und wieder recht pauschale Schlüsse zieht. Brettschneider hat die Nase voll, voll von diesen grotesken Zuständen ... und wie etwa ein Michael Moore dem amerikanischen Way of Life gnadenlos auf die Finger schaut, so öffnet ´Tu felix Austria´ eine eitrige Wunde nach der anderen und gießt ätzende Säure hinein. Wer doch lieber Erfreuliches oder dem Tourismus Dienliches über Land und Leute erfahren möchte, sollte sich an einen bunten Reiseführer wenden, oder dick gepolstert und mit halb beschlagener Brille eine Skipiste hinunter schlingern.
    Zwar unterlaufen dem ansonsten hervorragend agierenden und spitzfindigen Autor im Eifer des Gefechts ein, zwei kleinere Widersprüche, auch wünscht man sich bezogen auf besonders heikle Fälle der dunklen Alpenseele (ausgerechnet die Sache ´Haider´ kommt kaum zur Sprache) eine umfangreichere Stellungnahme. Nichtsdestoweniger möchte ich die Lektüre dieses Augen-öffnenden Werks all jenen, die an unbequemen Hintergründen ein Interesse haben, ohne Vorbehalte ans Herz legen.
    Denn: was macht es schon, dass viele der angeführten Missstände kein österreichisches ´Privileg´ symbolisieren, sondern im Großen und Ganzen auch auf andere Länder wie etwa Dänemark übertragbar sind, womit dessen Vorbildfunktion (laut Verfasser) arg ins Wanken gerät. Oder man denke bloss an das von Korruption und Sexismus durchdrungene italienische Staatswesen. Um nur zwei Beispiele anzuführen, die mir selbst bestens geläufig sind.
    Mit anderen Worten: Auch ein aufgeklärter Nicht-Österreicher wird beim Lesen dieses Buches immer wieder zustimmend nicken müssen; bei aller Schwarzseherei gibt es dank der spitzen Feder des Autoren häufig genug der Gründe herzhaft zu lachen, und man kann schließlich gar nicht mehr umhin, vor Robert Brettschneider den Hut zu ziehen: "Gnäd´ger Herr!"