Rafik Schami - Das Geheimnis des Kalligraphen

  • Kurzmeinung

    Isabella1978
    Etwas zu ausschweifend, mit so vielen Nebenpersonen, daß man den Überblick verliert.
  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Die Erzählweise ist typisch Schami, aber die Geschichte ist diesmal doch sehr weitschweifig und lässt vieles offen.
  • Klappentext:
    In den engen Gassen der Altstadt von Damaskus macht ein Gerücht die Runde: Nura, die schöne Frau des Kalligraphen Hamid Farsi sei geflüchtet. Warum hat sie ein Leben, um das viele sie beneiden, hinter sich gelassen? Oder war sie Opfer einer Entführung der Gegner ihres Mannes?
    Schon als junger Mann wird Hamid Farsi als Wunderkind der Kalligraphie gefeiert. In ihrer filigranen Schönheit drückt sich für ihn die arabische Poesie am reinsten aus. Doch mit der Zeit erkennt er auch die Schwächen der arabischen Sprache, die ihren Gebrauch in der Gegenwart einschränken. In einem Geheimbund der Wissenden entwickelt er Pläne für eine radikale Reform, nicht ahnend, in welche Gefahr er sich begibt.
    Verbissen vergräbt Hamid Farsi sich in seine Arbeit, um den großen Traum der Reform zu verwirklichen. Nura ahnt nichts von den Plänen, die ihn umtreiben. Sie kennt nur seine abweisende, geizige Seite, einen Mann, der sie nach der Hochzeit zur Hausbesorgerin degradiert. Kein Wunder, dass ihr die Aufmerksamkeiten eines klugen jungen Lehrlings aus der Werkstatt ihres Mannes zu schmeicheln beginnen. Eine leidenschaftliche Liebe nimmt ihren Anfang - die Liebe zwischen einer Muslimin und einem Christen.


    Zur Erklärung, warum es auf syrischen Ämtern Schreiber gab: "Würde man den redseligen Syrern mündliche Bitten und Anfragen erlauben, wüchse sich jeder Antrag zu einer unendlichen Geschichte mit verschachtelten Arabesken und Fortsetzungen aus. Die Beamten wären zu keiner vernünftigen Arbeit mehr gekommen." (S. 41)
    Genau das, was Schami den "redseligen Syrern" vorwirft, praktiziert er in seinem Buch: Vom Stöckchen aufs Hölzchen zum danebenliegenden Stöckchen und dessen Hölzchen zum gegenüberliegenden Stöckchen und dessen Hölzchen ... und wenn wir alle Stöckchen und Hölzchen genug geschüttelt habe, erzählen wir nochmal was zum ersten. Oder dessen Mutter. Oder der Nachbarin der Kusine der Mutter.


    Ich bin wahrlich ein Fan von Rafik Schami und seinen Büchern, von denen immer ein Flair der "Märchen aus 1001 Nacht" ausgeht. Aber dieser Roman ist eher ein Geschwafel von 1001 Nacht.
    Zunächst werden eine Unmenge Personen, die irgendwie und irgendwann mit den Protagonisten zu tun haben, mitsamt Familiengeschichte, Nachbarschaft und Werdegang vorgestellt. Langsam, ganz langsam lernt man sie voneinander zu unterscheiden.
    Ein wenig Spannung kommt erst auf, als Nura Salman, den Lehrling ihres Mannes, kennen und lieben lernt. Aber das, was eigentlich laut Klappentext die zentrale Geschichte des Buches sein soll, ist im Endeffekt nur eine Episode von vielen. Auch das eigentlich Brisante der Liebesbeziehung, die unterschiedliche Religion der beiden, wird nur oberflächlich gestreift und nicht zum Thema gemacht.


    Das letzte Drittel des Buches - Hamid Farsi sitzt im Gefängnis und erinnert sich - beinhaltet eine ungeheure Menge an Informationen über die arabische Schrift, ihre Entwicklung, bzw. Nicht-Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte, die vielen Reformversuche, die stets am Widerstand korantreuer Moslemgruppen scheiterten (jeder Buchstabe des Koran ist heilig, also darf man keinen Strich, keinen Punkt ändern), und Namen großer Kalligraphen. Auch wenn alles sehr genau recherchiert ist, auch wenn mir die Eigenarten der arabischen Schrift durch das Hebräische, das ich irgendwann mal gelernt habe, vertraut sind, habe ich vor dieser Unmenge an Fakten und Einzelheiten kapituliert. Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, weil ich bis zum Schluss hoffte, doch noch auf ein Geheimnis aus 1001 Nacht zu stoßen, aber ich wurde enttäuscht.
    Leider nur :bewertung1von5::bewertung1von5:


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Eigentlich hatte ich das Buch aus der Bücherei mitgebracht, um in Schamis bunte Welt richtig einzutauchen und mir ein unbeschwertes Lesevergnügen zu gönnen. Aber dann musste ich es zweimal verlängern lassen und habe es erst im dritten Anlauf geschafft. Ich grüble immer noch darüber nach, warum mir das Lesen so schwer fiel, denn auch in seinen anderen Büchern lässt er sich lang und breit zu seinen Personen aus und erzählt zu jeder eine Unmenge Geschichten. Vermutlich war es der dritte Teil: Der eigentliche Höhepunkt, nämlich die Geschichte zwischen Nura und Salman ist zu Ende. Die für jeden Autor schwierige Hürde, nach dem Höhepunkt eines Buches das Interesse des Lesers für die weitere Handlung wachzuhalten, hat Schami, obwohl er ein routinierter Schreiber ist, nicht überspringen können.


    Verglichen mit den Amazon-Rezensionen befinde ich mich absolut in der Minderheit. Allerdings möchte ich nicht wissen, wieviele Leute das Buch unterwegs abgebrochen haben.
    Einige Leser werden dennoch aussteigen, bevor Nura flieht, werden das Buch zuklappen, bevor erste politische Informationen die Handlung historisch verortbar machen. Das sind diejenigen, die dem barocken Scheibstil Schamis und seinen "1001 Nacht"-Abweichungen vom Hauptgeschehen nicht folgen mögen, heißt es bei der Amazon-Produktbeschreibung.


    Marie

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  • Inhaltsangabe

    Eine bunte Erzählarabeske, sinnlich wie die Kalligraphie

    Ein Gerücht breitet sich aus wie ein Lauffeuer in den verwinkelten Gassen der Altstadt von Damaskus: Die schöne Nura soll ihren Mann, den berühmten Kalligraphen Hamid Farsi, verlassen haben. Unerhört im Jahr 1957 in Syrien. Warum sollte sie ein Leben aufgeben, um das viele sie beneiden? Wurde sie womöglich von den Gegnern ihres Mannes entführt? Schließlich arbeitet Farsi an einer radikalen Reform der arabischen Sprache. Dass sein ehrgeiziges Projekt in den Augen der religiösen Fundamentalisten höchst frevelhaft ist und ihn in Lebensgefahr bringt, übersieht er in seinem Eifer. Ebenso, dass sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung entsponnen hat zwischen seiner vernachlässigten Ehefrau und seinem Lehrling Salman, einem Christen …

    (Quelle: Amazon.de).


    Bewertung

    Im ersten Teil des Buches lernen wir Nura und Salman kennen, von ihrer Kindheit an bis zum Zeitpunkt, dass sie sich begegnen und eine Liebesbeziehung zwischen ihnen entsteht.

    Diese Geschichten laufen sozusagen parallel.

    Dabei schweift der Autor gerne aus und bezieht sehr viele Nebenpersonen in die Erzählung, die auch mal nur ein wenig mit den beiden zu tun hatten. Dadurch ist es nicht immer einfach, am Ball zu bleiben. Was er auch gerne macht ist, etwas erzählen und dann sagen "aber das war erst viele Jahre später".

    Und irgendwann später greift er den Faden wieder auf.

    Die Szenen aus der Ehe von Nura und Hamid (dem Kalligraphen) waren interessant. Wie Hamid mit seiner Frau umgeht, ist wirklich unglaublich. Zum Teil amüsant, wie sie probiert, Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen...und dann doch nur Luft ist für ihn.

    Es erschliesst sich mir absolut nicht, warum er sie überhaupt geheiratet hat. Selbst die üblichen Vorteile (gesellschaftlicher Aufstieg, hohe Mitgift) treffen hier nicht zu.

    Die Beschreibungen von Damaskus waren auch sehr schön. Damaskus muss eine tolle orientalische Stadt gewesen sein. Man kann beim Lesen die Gewürze geradezu riechen und die Geräusche der Handwerker im Souk hören.

    Die Konflikte zwischen den religiösen Gruppen (Muslime, Juden, Christen) sind zwar immer anwesend, treten aber im Buch nicht in den Vordergrund.

    Irgendwie tritt nichts wirklich in den Vordergrund, die Erzählung plätschert so vor sich hin und das ist ihr Problem.

    Am Anfang habe ich die ausschweifende Erzählweise noch genossen, da es wirklich ein wenig wie 1001 Nacht anmutet. Nach ca. 3/4 des Buches wurde es dann doch etwas anstrengend. Die lange Passage über die Reform der arabischen Schrift hat mir dann den Rest gegeben, ab da habe ich quergelesen.

    Am Ende hat es nur zu :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: gereicht.

    Es ist im Grunde genommen kein schlechtes Buch, aber man hätte mehr draus machen können.

    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-

  • Dabei schweift der Autor gerne aus und bezieht sehr viele Nebenpersonen in die Erzählung,

    War dieses Buch Dein erstes von Schami? Denn dieses Abschweifen ist typisch für seine Bücher, das macht er immer.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dabei schweift der Autor gerne aus und bezieht sehr viele Nebenpersonen in die Erzählung,

    War dieses Buch Dein erstes von Schami? Denn dieses Abschweifen ist typisch für seine Bücher, das macht er immer.

    Ja, mein erstes.

    Dann weiß ich Bescheid, danke! :lol:

    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-

  • Dann weiß ich Bescheid

    Allerdings sind andere Bücher des Autors nicht so dick. In denen haben mir die Ausschweifungen gut gefallen. Hier ein Beispiel.


    Besonderen Spaß macht es, Schamis "Lesungen" zu besuchen: Er liest nicht vor, sondern schildert die Ereignisse aus seinen Büchern in der Art orientalischer Geschichtenerzähler, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, wieder zurück, wieder vorwärts, und es die pure Freude, ihm zuzuhören. :D

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Besonderen Spaß macht es, Schamis "Lesungen" zu besuchen: Er liest nicht vor, sondern schildert die Ereignisse aus seinen Büchern in der Art orientalischer Geschichtenerzähler, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, wieder zurück, wieder vorwärts, und es die pure Freude, ihm zuzuhören. :D

    Was ich nur bekräftigen kann, ich hatte jetzt schon drei Mal das Vergnügen und jedes Mal war es viel zu kurz :dance:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier