Klappentext:
In den engen Gassen der Altstadt von Damaskus macht ein Gerücht die Runde: Nura, die schöne Frau des Kalligraphen Hamid Farsi sei geflüchtet. Warum hat sie ein Leben, um das viele sie beneiden, hinter sich gelassen? Oder war sie Opfer einer Entführung der Gegner ihres Mannes?
Schon als junger Mann wird Hamid Farsi als Wunderkind der Kalligraphie gefeiert. In ihrer filigranen Schönheit drückt sich für ihn die arabische Poesie am reinsten aus. Doch mit der Zeit erkennt er auch die Schwächen der arabischen Sprache, die ihren Gebrauch in der Gegenwart einschränken. In einem Geheimbund der Wissenden entwickelt er Pläne für eine radikale Reform, nicht ahnend, in welche Gefahr er sich begibt.
Verbissen vergräbt Hamid Farsi sich in seine Arbeit, um den großen Traum der Reform zu verwirklichen. Nura ahnt nichts von den Plänen, die ihn umtreiben. Sie kennt nur seine abweisende, geizige Seite, einen Mann, der sie nach der Hochzeit zur Hausbesorgerin degradiert. Kein Wunder, dass ihr die Aufmerksamkeiten eines klugen jungen Lehrlings aus der Werkstatt ihres Mannes zu schmeicheln beginnen. Eine leidenschaftliche Liebe nimmt ihren Anfang - die Liebe zwischen einer Muslimin und einem Christen.
Zur Erklärung, warum es auf syrischen Ämtern Schreiber gab: "Würde man den redseligen Syrern mündliche Bitten und Anfragen erlauben, wüchse sich jeder Antrag zu einer unendlichen Geschichte mit verschachtelten Arabesken und Fortsetzungen aus. Die Beamten wären zu keiner vernünftigen Arbeit mehr gekommen." (S. 41)
Genau das, was Schami den "redseligen Syrern" vorwirft, praktiziert er in seinem Buch: Vom Stöckchen aufs Hölzchen zum danebenliegenden Stöckchen und dessen Hölzchen zum gegenüberliegenden Stöckchen und dessen Hölzchen ... und wenn wir alle Stöckchen und Hölzchen genug geschüttelt habe, erzählen wir nochmal was zum ersten. Oder dessen Mutter. Oder der Nachbarin der Kusine der Mutter.
Ich bin wahrlich ein Fan von Rafik Schami und seinen Büchern, von denen immer ein Flair der "Märchen aus 1001 Nacht" ausgeht. Aber dieser Roman ist eher ein Geschwafel von 1001 Nacht.
Zunächst werden eine Unmenge Personen, die irgendwie und irgendwann mit den Protagonisten zu tun haben, mitsamt Familiengeschichte, Nachbarschaft und Werdegang vorgestellt. Langsam, ganz langsam lernt man sie voneinander zu unterscheiden.
Ein wenig Spannung kommt erst auf, als Nura Salman, den Lehrling ihres Mannes, kennen und lieben lernt. Aber das, was eigentlich laut Klappentext die zentrale Geschichte des Buches sein soll, ist im Endeffekt nur eine Episode von vielen. Auch das eigentlich Brisante der Liebesbeziehung, die unterschiedliche Religion der beiden, wird nur oberflächlich gestreift und nicht zum Thema gemacht.
Das letzte Drittel des Buches - Hamid Farsi sitzt im Gefängnis und erinnert sich - beinhaltet eine ungeheure Menge an Informationen über die arabische Schrift, ihre Entwicklung, bzw. Nicht-Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte, die vielen Reformversuche, die stets am Widerstand korantreuer Moslemgruppen scheiterten (jeder Buchstabe des Koran ist heilig, also darf man keinen Strich, keinen Punkt ändern), und Namen großer Kalligraphen. Auch wenn alles sehr genau recherchiert ist, auch wenn mir die Eigenarten der arabischen Schrift durch das Hebräische, das ich irgendwann mal gelernt habe, vertraut sind, habe ich vor dieser Unmenge an Fakten und Einzelheiten kapituliert. Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, weil ich bis zum Schluss hoffte, doch noch auf ein Geheimnis aus 1001 Nacht zu stoßen, aber ich wurde enttäuscht.
Leider nur
Marie