Thomas Sautner - Fuchserde

  • Kurzbeschreibung (amazon)
    Schon seit ihrer Kindheit ist Frida der charismatische Mittelpunkt einer großen Familie. Mit ihrer ungezähmten Art sorgt sie für Kopfschütteln bei den Bewohnern des kleinen Dorfes, in dem sie lebt. Kein Mann ist ihr recht, und kein Mann kann ihr widerstehen. Frida ist eine Jenische - Angehörige eines beinahe in Vergessenheit geratenen fahrenden Volkes.
    Es ist ein rau-romantisches Leben, das Frida und die Ihren führen, mit dem Sternenhimmel als Dach, geheimnisvollen Geschichten am Feuerplatz und einer Sprache, die den Sesshaften Rätsel aufgibt. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Fahrenden noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Scherenschleifer, Besenbinder, Pfannenflicker, als Wahrsagerinnen oder als Kräuterfrauen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten aber setzt eine dramatische Zäsur im Leben der Familie, die versucht, der Vernichtung zu entrinnen: mit Hilfe uralten Wissens, schier waghalsigem Humor und unbändiger Kraft.
    Thomas Sautner erzählt die Geschichte zweier Familien, deren Schicksale durch die Liebe ihrer Kinder miteinander verknüpft werden und deren Alltag vom tiefen Verstehen der Natur geprägt ist, von wunderbaren Weisheiten und vom Leben mit den Jahreszeiten


    Meine Meinung


    Mehrfach von meiner Lieblingsbuchhändlerin empfohlen, habe ich mir schließlich „Fuchserde“ gekauft. Um es vorweg zu sagen: ich bin dankbar für die Empfehlung und froh über meinen Kauf.


    „Und dann setz dich zu mir. Ich weiß doch, dass Du gekommen bist, um noch mehr zu hören.“ Diese Sätze lässt der Waldviertler Thomas Sautner den Großvater zu seinem Enkel, den kleinen schlauen Fuchs, sagen. Aus der Art wie er spricht, geht für mich klar hervor, dass es ihm willkommen ist, wenn ich mich auch dazu setze, um zuzuhören. Ich mache es gerne, und bleibe bis zum Schluss der 220 Seiten gebannt und begierig aufnehmend sitzen.


    Im Mittelpunkt des Erzählens steht Frida, eine kräftige und eigenwillige Frau, eine starke Persönlichkeit. Sie gehört zu den Jenischen, einem fahrenden Volk, dass mir bislang kein Begriff war. Die Männer des Dorfes, die gleichzeitig nach ihr gieren und sie fürchten, können ihr das Wasser nicht reichen. Frida weiß, dass der Richtige kommen wird, und dass sie einander erkennen werden. Mit diesem Wissen behält sie Recht.


    Die Machtergreifung durch die Nazis, die die Bestie im Nachbarn wecken und fahrende Völker zu Untermeschen erklären, wirkt sich massiv und erschütternd auf Fridas Familie aus. Manche Szenen möchte ich lieber nicht hören, aber des Großvaters weise Art zu erzählen, lässt keinen Zweifel daran, dass weghören feiger Frevel wäre. Ein Volk, dessen Lebensweise durch das Industriezeitalter ohnehin zum Auslaufmodell verkommen ist, gerät in eine Mordmaschinerie. Fridas Familie überlebt auf abenteuerliche Weise.

    Neben der Geschichte an sich haben es mir zwei Dinge in „Fuchserde“ angetan. Die jenischen Ausdrücke, die ich durch das Buch kennen lernte. („Im Hitzling = Sommer am Funk = Lagerfeuer sitzen und einen Gfunkerten = Schnaps trinken.“) Und die dargestellte Naturverbundenheit der Jenischen, die für mein Gefühl tiefe Weisheit bis an die Grenze des Aberglaubens auslotet.

  • Danke, Jogl, für diese schöne Rezension! Das hört sich wirklich nach einer herzerwärmenden Geschichte an. Deshalb setze ich das Buch gerne auf meine Wunschliste und hoffe, dass es dort nicht zu lange bleiben wird. :)

  • Danke für die schöne Rezie, lieber Jogl. Und wieder etwas dazugelernt, Die Jenischen kannte ich bisher auch noch nicht. :winken:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Sautner Thomas - Fuchserde“ zu „Thomas Sautner - Fuchserde“ geändert.