Raul Argeni: Chamäleon Cacho

  • Raul Argemi: Chamäleon Chaco; Unionsverlag Zürich 2008; 150 Seiten; ISBN: 978-3-293-00387-3


    "Alles ist wie ausgelöscht, als der Journalist Manuel Carraspique nach einem schweren Verkehrsunfall aus dem Koma erwacht. Man hat ihn ins Krankenhaus eines argentinischen Provinznestes gebracht, wo er, ans Krankenbett gefesselt, vor sich hin deliriert. Bis er begreift, wer im Bett neben ihm liegt: ein bis zur Unkenntlichkeit entstellt indianischer Exorzist, der im Wahn seine Familie niedergemetzelt haben soll.


    Manuel wittert die Story seines Lebens und bringt seinen Bettnachbarn zum Reden. Haarsträubendes kommt ans Licht. Immer wieder fällt der Name `Cacho´ - ein Priester, ein Dealer, ein während der Diktatur gefürchteter Leutnant," fragt die Inhaltsangabe.


    Ausgehend von der argentinischen Gegenwart bietet das Buch von Beginn an viele Fragen. Wer ist wer? Wer ist der Gute, wer der Böse? Wer spielt gerade ein Rolle? Das Buch ist in vielerlei Hinsicht gewöhnungsbedürftig. Die ständigen Perspektivenwechsel erfordern eine erhöhte Konzentration beim Leser. Die Lebensverhältnisse der Bevölkerung Argentiniens sind hier in Europa weitgehend unbekannt; Evita Peron, Fußball, Rindersteaks und Tango sind die Schlagworte, die wir mit dem südamerikanischen Land verbinden. Zumindest ich habe die politischen Verhältnisse des Landes nicht wirklich verfolgt. Daher sind mir viele Anspielungen des Buches nicht vertraut.


    Raul Argemi wurde 1946 in La Plata geboren. Schon in jungen Jahren schrieb er, der Sohn einfacher Arbeiter, Theaterstücke; Argemi führte auch Regie. In den frühen ´70er Jahren engagierte sich Argemi im bewaffneten Widerstand der ERP-Guerilla; Argemi lebte auch im Untergrund. 1974 wurder er verhaftet; die folgenden 10 Jahre verbrachte er im Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitet er als Redakteur in Buenos Aires. Le Monde diplomatique war einer seiner Arbeitgeber. Später zog er nach Patagonien. Dort entstand auch sein erster Roman, der 1996 veröffentlicht wurde. Im Jahre 2000 siedelte Argemis nach Spanien über. In der Folgezeit veröffentlichte er mehrere Romane. Im spanischsprachigen Raum erhielt er mehrere Literaturpreise. Kennt man diesen biographischen Hintergrund, ist es durchaus möglich, auch autobiographische Zügen in dem Buch zu erkennen.


    Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Buch halten soll. Ein wenig mehr Eindeutigkeit und Gattungszugehörigkeit, vor allem aber mehr atmosphärische Dichte wäre schon schön gewesen.