Daphne du Maurier - Rebecca (ab 25.05.2009)

  • Kurzbeschreibung lt. amazon.de
    Die Erzählerin, eine schüchterne Gesellschafterin, lernt den wohlhabenden Witwer Maxim de Winter kennen und verliebt sich in ihn. Sie heiraten und ziehen nach Manderley, Maxims Familiensitz. Der Haushalt trägt immer noch die Handschrift seiner verstorbenen ersten Frau Rebecca und wird von der sie abgöttisch liebenden Mrs. Danvers geführt. Nach und nach erfährt die Erzählerin mehr über Rebecca und deren Unfalltod bei einem Bootsunglück. Eines Tages wird das damals vermisste Boot gefunden - und im Innern Rebeccas Leiche. Maxim gesteht seiner Frau, dass er Rebecca im Affekt erschossen hat, da sie ein Kind von ihrem Vetter erwartete. Die Erzählerin steht zu ihm. Bei dem Gerichtsverfahren wird bekundet, dass Rebecca Selbstmord begangen haben soll. Ihr Vetter zweifelt dies an und erpresst Maxim. Nach einiger Recherche des zuständigen Polizisten stellt sich heraus, dass Rebecca an unheilbarem Krebs litt und Maxim provoziert hatte, sie zu töten.


    Über den Autor
    Daphne du Maurier, geboren am 13. Mai 1907 in London, gestorben am 19. April 1989 in Par, Cornwall, ist eine englische Schriftstellerin. Berühmt wurde sie durch die erfolgreichen Romane"Gasthaus Jamaica"und"Rebecca", die von dem Regisseur Alfred Hitchcock verfilmt wurden."Rebecca", mit Joan Fontaine und Laurence Olivier in den Hauptrollen besetzt, wurde 1944 als bester Film mit dem Oscar ausgezeichnet. 1963 folgte die Verfilmung von Du Mauriers Kurzgeschichte "Die Vögel", die ebenfalls von Alfred Hitchcock auf die Leinwand gebrachte wurde. Ähnlich erfolgreich war die Verfilmung ihres Romans "Dreh dich nicht um", der als"Wenn die Gondeln Trauer tragen"(1973) von Regisseur Nicolas Roeg mit Donald Sutherland und Julie Christie inszeniert wurde. Ihre Romane und Erzählungen zeichnen sich durch Spannung und psychologische Tiefe aus, auch wenn sie meist Abenteuer und Romanzen zum Thema haben und zu ihrer Zeit als melodramatisch galten. 1969 wurde ihr von der britischen Königin als Commander of the British Empire der Titel "Dame" erteilt.



    Christinale und ich fangen mit der Minileserunde am Montag, den 25.05.2009 an.
    Wir freuen uns, wenn noch andere BTler sich uns anschliessen.
    Jeder ist willkommen!
    :flower:

  • Super, dass du den Thread erstellt hast, ich wollte es eben auch tun. :friends:
    Ich bin schon gespannt auf das Buch und freue mich.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Hi, gern geschehen.


    Ich habe das Buch vor vielen, vielen Jahren gelesen, den Film ist mir auch noch sehr präsent jedoch freue ich mich auf die Leserunde.
    Für mich ist es eins der Bücher, die man immer und immer wieder lesen kann.
    Einfach nur schön!!!


    Werde heute Abend erst damit anfangen, also morgen werden von meiner Seite die ersten Meinungen geschrieben.


    Guten Start und bis dann

  • Bis Kap. 6
    (ich habe noch eine ur-alte Ledereinband Ausgabe - weiß jetzt nicht ob dein Buch in Kap. unterteilt ist - naja, wie auch immer....


    Die Geschichte fängt in der Gegenwart an um schon im 2-ten Kap. die Hintergründe zu erläutern.
    Die Protagonistin (sie hat keinen Namen im Buch) ist noch eine junge, unerfahrene und naive Frau als sie zum ersten mal Maxim trifft. Es ist ihre erste Liebe.
    Ich finde es sehr schön romantisch wie sie die Spaziegänge und kleine Ausflüge mit Maxim beflügelt und diese schildert.
    Ja, es war eine andere Zeit.
    Heute kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich mein Mund, zu allem was gesagt wird und nicht meiner gesellschaftlichen Rangordnung entspricht, zuhalten soll. Die Frauenemanzipation war noch in Kinderschuhen bzw. komplett inexistent.
    Da ist man als Leser schon empört die Kommentare von Madame van Hopper zu lesen. Gut dass es auch damals (von Menschen mit Feingefühl) als Unverschämtheiten empfunden wurde.


    Maxim ist mir sehr reserviert. Er kommt einfach nicht aus seiner Haut heraus.
    Ich frage mich in der Tat, was die junge Dame an ihm anziehend findet. Ausser, dass er älter, erfahrener und höflich ist.
    Sie empfindet doch seine Einladungen als Geste von Güte und Wohltätigkeit.
    Ich denke dadurch, dass sie aus ärmeren Verhältnissen kommt und nicht die nötige Höflichkeit seitens der Gesellschaft kennengelernt hat, ist jegliche Art der Zuwendung neu und bringt sie in Gefühlschaos.
    Nicht, dass sie es nicht merken würde - siehe Szene mit dem Kellner, der auf einmal sie viel höflicher behandelt. (auch eine Unverschämtheit und Taktlosigkeit aus unserer heutigen Sicht).
    Sie ist mir sehr sympathisch. Zwar äußerst naiv und unbedarft, aber dafür voller Gefühle und Warmherzigkeit. Man bekommt schnell das Gefühl, dass man ihr doch irgendwie helfen muss.


    Die Sprache ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig. Das kommt daher, dass man nur die "aktuellsten" Romane liest. Ich bin gar nicht mehr gewohnt die alte, klassische Sprache zu lesen.
    Aber nach wenigen Seiten ist man wieder voll drin und die vielen Beschreibungen und stilistischen Noten machen mir nichts mehr aus.
    Im Gegenteil, ich bin froh mal wieder einen Klassiker zu lesen. Ich merke, dass ich meine romantische und ruhige Ader wieder gefunden habe.
    (die vielen Krimis in der letzten Zeit machen einen schon kribbelig - die Spannung in den Büchern führen zu einer gewissen inneren Unruhe)


    Wie gefällt dir das Buch bislang?

  • (Tut mir leid zu stören, aber ich wollte Euch nur sagen, dass ich mich freue, eins meiner absoluten Lieblingsbücher in einer Leserunde zu finden. Auch wenn ich nicht mitlese - dreimal bisher reichen eigentlich - verfolge ich Eure Diskussion mit Interesse. :thumright: )


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mein Buch ist ebenfalls in Kapiteln unterteilt und ich habe jetzt bis einschließlich Kapitel 5 gelesen.


    In der Tat ist die Sprache gewöhnungsbedürftig und am Anfang kam ich nur schwer in die Geschichte hinein. Mittlerweile geht es viel besser.


    Die Ich-Erzählerin dürfte die zweite Frau von Maxim sein /werden. ? Ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Erinnerungen sind gefühlvoll und bewegend zu lesen. Eine Stelle möchte ich zitieren:

    Zitat

    "Wenn es doch nur eine Erfindung gäbe", sagte ich unvermittelt, "um eine Erinnerung in einer Flasche zu verschließen wie ein Parfüm. Und sie dürfte niemals alt werden und ihren Duft verlieren. So oft man wollte, könnte man die Flasche entkorken, und es würde genauso sein, als ob man den Augenblick noch einmal durchlebte."


    Man spürt auch schon jetzt am Anfang, dass der Schatten von Rebecca immer gegenwärtig ist. Maxim wirkt sehr verschlossen. Ich denke, die junge Frau wird ihm gut tun, sodass er etwas aus sich herauskommen kann.


    Der Anfang des Buches scheint ja gleichzeitig das Ende zu sein. Der Beginn lässt erahnen, dass etwas "Schreckliches" geschehen wird.


    Marie: Mit Freude lesen wir(ich denke ich kann hier auch im Namen von bookgirl schreiben) auch deine Meinung und Kommentare, auch wenn du aktuell nicht mitliest.

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  • Oh, das ist ein sehr schöner Zitat den du hier geschrieben hast.
    Ist mir auch oft so ergangen, auf Urlaubsreisen in verlassenen Gegenden oder einfach beim rumfahren durch die Fremde.
    Es gibt in der Tat Augenblicke, Panoramas, Menschen und Naturflecken die so schön auf einen wirken, dass man diese für immer festhalten kann.
    Und genau wie die Protagonistin hatte ich auch oft das Gefühl, dass auf dem Nachhauseweg diese Momente weg waren, da Licht und Ensemble verschieden zu den Vormittagsstunden waren.
    So ist alles vergänglich.


    Ja, es handelt sich hier um die zweite Frau von Maxim.
    Ich denke auch, dass sie auf Maxim beruhigende wirkt, gerade ihre Naivität und Unverdorbenheit ist was er an ihr so mag.


    Das Buch fängt mit dem Ende an. Manderly ist verlassen. Wie es dazu gekommen ist werden wir später erfahren.


    Rebecca ist allgegenwärtig. Sie scheint die Perfektion in sich zu sein. Alle schwärmen von ihr.
    Mal sehen ob die Protagonistin (jetzt noch ihne Namen) ihn irgendwann auch Max nennen wird.
    Interessant ist auch zu erfahren warum Maxim so verschlossen und kühl wirkt. Es macht den Eindruck, dass er was zu verbergen hat, er spricht auch nicht gerne über seine erste Frau, als ob ein dunkler Schatten über ihn hängen würde.
    Sehen wir mal weiter was passiert.

  • Nur Kap. 6
    Wauh! Das ist hart.
    Erstens war ich sehr "überrascht" über diesen kalten, gefühlslosen Heiratsantrag. Ja, Maxim ist sehr kühl, zurückhaltend und halt (zu diesem Zeitpunkt) sehr emotionslos.
    Auf sein Vorschlag (entweder NY oder Manderley) - naja - ich wäre auch nicht drauf gekommen, dass es sich um einen Heiratsantrag handelt.
    Ziemlich ungehobelt der "Alte", oder?
    Die Arme!!! Sie tat mir unheimlich leid.
    Gerade in den jungen Jahren, wenn man so viele romantische Vorstellungen und Hoffnungen hat, wird sie so kurz und kalt abserviert. Ein schwerer Schlag für sie.
    Aber sie hat einen sehr warmen und offenen Charakter. Jede andere Frau (von heute) würde einem solchen Antragsteller die bittere und wahre Meinung sagen. Halt war es anders zu damaligen Zeiten.


    Zweitens fand ich die Reaktion von Madame van Hopper unter aller Sau (sorry für den Ausdruck :uups: )
    Wie kann einer so garstig sein???
    Voller Neid und purem Egoismus zerstört sie böswillig die schönsten Stunden dieser jungen Frau. Kein warmes Wort, keine kitzekleine Freude - auch wenn gelogen - nur ein großer gehobener Finger, drohende Ratschläge und verletztende Worte.
    Pfui! Ich hätte sie auch gehasst.
    Gut, dass sie sie jetzt los ist. Wäre auf Dauer auch nicht gut gegangen mit den beiden, ausser sie hätte alles runter geschluckt und irgendwann voller Frust und Trostlosigkeit die Weite gesucht.


    Drittens fand ich am Anfang des Kapitels die Beschreibung der Abreisevorbereitungen und den damit verbundenen Gefühle wundervoll.
    Wie wahr D. du Maurier das alles schreibt.
    Es ist in Wirklichkeit genauso.
    Man verlässt ein Ort (Urlaub oder was auch immer) und hinterlässt "Spuren". Was passiert mit diesen im laufe der Jahre? Wie beeinflussen uns die Momente die wir hier erlebt haben in die Zukunft?
    Und der innere Kampf inkl. aller Vorstellungen wie es später aussehen wird (nach der Verabschiedung von Maxim) fand ich mehr als zutreffend.
    Haben wir als junge, pubertierende Mädels nicht dasgleiche getan? Geträumt wie es später aussehen wird? Wir haben uns viele Zusammentreffs ausgemalt und wie es dabei zugehen wird. Und das Leben hat uns meistens ein Strich durch die Rechnung gemacht. Es ist so, dass die Tagträume so gut wie nie erfüllt werden.


    Dieser Kapitel hat mich sehr zum nachdenken gebracht.
    Ich habe mich sehr gut an meinen jugendlichen Jahre erinnert, was ich damals empfunden, geträumt und gefült habe. Es war im großen und ganzem auch nicht anders als was sie empfunden hat.


    Wir bekommen, glaube ich, mit diesem 6. Kap. einen guten Eindruck wie die Geschichte sich weiter entwickeln wird.


    Übrigens, da sie immer noch keinen Namen hat, was wäre wenn wir sie (für diese Leserunde) als Mrs. M. nennen? (von Mrs. Maxim)- geht einfacher wenn wir über sie schreiben wollen.

  • Nun habe ich ebenfalls Kapitel 6 gelesen.


    Der Heiratsantrag kam ja völlig überraschend. Und Maxims Art passt so überhaupt nicht in das Bild, das ich mir anfangs von ihm gemacht habe. Ja, er wirkte sehr verschlossen und in sich gekehrt. Aber so emotionslos hätte ich ihn doch nicht eingeschätzt. Ich hoffe noch immer, dass die gefühlvolle Art von Mrs. M auch ein bißchen auf Maxim abfärbt.



    Deinem Kommentar bezüglich der Reaktion von Madame van Hopper ist nichts mehr hinzuzufügen.
    Es wäre ja vielleicht noch verständlich gewesen, wenn sie Mrs. M. raten hätte wollen, nicht so überstürzt zu handeln. Aber so bitte nicht. =;


    Dein Posting steht dem wundervollen Schreibstil von du Maurier in nichts nach. :thumleft:
    Auch ich habe beim Lesen deines Kommentares an die vergangenen Jahre zurückdenken müssen. Und etwas Melancholie war auch dabei. Genauso wirkt die Geschichte auf mich: immer ein Hauch von Melancholie dabei.

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  • Mich würden Eure Gedanken zu der Frage interessieren, warum das "Ich" keinen Namen hat; bis zum Schluss wird sie durchgehend nur Mrs de Winter genannt, und auch Maxim gebraucht nie ihren Vornamen. :?:



    Marie

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  • Marie: Ich denke, vielleicht wieder ein Zeichen mehr, dass Rebecca allgegenwärtig und übermächtig ist. Der Schatten von Rebecca schwebt ja die ganze Zeit über der Geschichte. Sogar der Buchtitel trägt ihren Namen. Bezeichnend fand ich auch die Stelle im 6. Kapitel, als Mrs. de Winter die Seite mit der Widmung von Rebecca aus dem Buch von Maxim reißt und verbrennt.
    Aber eine sehr gute Frage und ehrlicherweise habe ich bis jetzt noch nicht wirklich darüber nachgedacht.


    Absolut passend finde ich den Erzählstil in der Ich-Form. Wie sonst könnten wir so an den Gedanken, Gefühlen, Träumen und Wünschen von Mrs. de Winter teilhaben.

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  • Marie und Christinale


    Eine sehr gute Frage.
    Ich habe zwar eine Meinung, die ihr bitte nicht als abwertend oder beleidigend findet solltet. Es ist nicht meine Absicht, kann es aber nicht besser formulieren.


    Also, sie bleibt ohne Namen, weil (wahrscheinlich) noch mehr unterstrichen werden sollte, dass sie nicht zu dieser gesellschaftlichen Position passt.
    Sie ist ein "Nichts", kommt aus ärmeren Verhältnissen und fast jedes Verhalten zeigt, dass sie gar nicht diesem Kreise gehört.


    Rebecca hatte Stil. Schon ihre Handschrift, die Art wie sie geredet und bewegt hat, sie hat ihre morgendliche Verpflichtungen erledigt, die berühmten Empfänge die sie veranstaltet hat, Rebecca hat entsprechend das Personal geführt und dadurch gezeigt, dass sie die Herrin des Hauses ist, halt eine Dame von Welt. Alles was sie gemacht und gesagt hat war "perfekt", eine "Göttin" mit der man sich nicht messen kann.
    Sie (oder Mrs. M wie wir sie hier nennen) hat nichts davon.
    Sie schwebt und bleibt hinter Rebeccas Schatten versteckt, alles deutet immer wieder darauf hin, dass sie nur ein Eindringling ist. Sie benimmt und fühlt sich leider auch so, erkennt selber, dass sogar die Dienerschaft sich hinter ihrem Rücken lustig macht. Vor lauter Liebe unterwirft sich sich sogar gegenüber Maxim, ist unsicher und naiv, sie erträgt vielen Sticheleien, zeigt Ängste, hat Hoffnungen um anschließend doch ihre Herkunft bewußt zu werden. (z.B. sie entschuldigt sich ständig gegenüber dem Personal - eine Dame ihrer Stellung sollte das allerdings nicht tun, denn sie waren immer im "recht")


    Und früher sollte es scheinbar so gewesen sein, dass höher positionierte Leute, entsprechend ihrem Rang auch eine ganze Menge an Namen hatten.
    Dagegen die ärmeren und weniger betuchten Leute hatte einen oder teilweise auch keinen Namen (viele wurden nur anhand ihren Berufen genannt - der Maler, der Metzger, der Eisenschmied etc. andere hatten keinen eigenen sondern bekamen den von dem Vater oder Mutter).


    Ich glaube, dass D. du Maurier in diesem Roman den großen Unterschied zwischen diesen zwei Frauen deutlich macht. Und es fängt unter anderem auch beim Vornamen.


    Marie, da du ein bekennder Rebecca-Fan bist, wie ist hierzu deine Meinung?

  • Also, sie bleibt ohne Namen, weil (wahrscheinlich) noch mehr unterstrichen werden sollte, dass sie nicht zu dieser gesellschaftlichen Position passt.
    Sie ist ein "Nichts", kommt aus ärmeren Verhältnissen und fast jedes Verhalten zeigt, dass sie gar nicht diesem Kreise gehört.


    Aber empfindet Maxim ebenso? Denn wie Marie geschrieben hat, spricht nicht mal er sie mit ihrem Namen an. Ich kann mir zum jetztigen Zeitpunkt noch kein Bild davon machen, warum Maxim sie überhaupt geheiratet hat.

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  • Bis Kap. 9


    In der Tat, zu diesem Zeitpunkt kann man nur spekulieren warum Maxim sie geheiratet hat.
    Ich glaube, dass gerade ihre jugendhafte Naivität, ihre Natürlichkeit und Wärme ihn beeindruckt haben.
    Vielleicht hat er sich nach Wärme, einer Freundin zum Gedankenaustausch, Ruhe und Gelassenheit gesehnt und all die inneren Werte bei Mrs. M gefunden.
    Vielleicht wollte er auch eine anpassbare, formbare Frau und nicht eine, die bereits "fertig gebacken", perfekt und dominant ist- er scheint nicht viel auf gesellschaftliche Position zu achten (aber dann verstehe ich nicht, warum er Mrs. M doch so oft im Stich lässt?!)


    Ich mache einen Schlenker zu unserer heutigen Zeit.
    Alle jungen Leute wünschen sich den perfekten Partner. Schön, klug soll er/sie sein, einen guten Job und Geld haben. Man sucht und findet es auch vielleicht und dann, Jahre später erkennt man, dass all diese Sachen gar nicht wichtig sind. Sondern Liebe, Warmherzigkeit, Verständnis und Treue, all die inneren Werte sind viel wichtiger und darauf kann man eher eine Partnerschaft aufbauen.
    Vielleicht ist Maxim auch so ergangen. Er ist mittlerweile was älter, hat seine "Erfahrungen" gemacht und seine zweite Ehefrau ist genau der Gegensatz der ersten.


    Trotzdem, zu diesem Zeitpunkt im Buch, ist Rebecca die perfekte Ehefrau, Gastgeberin, Dame des Hauses, eine Schönheit gewesen. Eine Frau wie sich viele Männer wünschen um sich mit ihr in Gesellschaft zeigen zu können. Sie hat den Szepter in der Hand gehalten. Halt eine Dame von Welt.
    Jedoch alles was aalglatt ist und die perfekte Fassade ausweist, hat dahinter auch "Löcher".
    Wer weiß wie Rebecca in Wirklichkeit gewesen ist? War es nur Theater? Nach außen makellos und innen morsch?


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht was Maxim empfindet.
    Er verhält sich weiterhin sehr kühl und verschlossen.
    Hilft ihr gar nicht sich zurecht zu finden, führt sie nicht duch Manderley ein, erkennt gar nicht ihre Ängste und Unsicherheiten.
    Er hat sie ins kalte Wasser geschmissen, geht davon aus, dass sie alles machen wird, dass sie ihre Rolle gut spielen wird, aber sie weiß nichtmal welche ihre Aufgaben als Herrin von Manderley sind geschweige diese noch auszuführen.
    Er ist ihr absolut keine Hilfe.


    Man muss allerdings unterscheiden, dass WIR aus heutiger Sicht das Verhalten beurteilen. Heute machen wir unser Mund auf und sagen was wir denken. Wir wehren uns. Damals nicht!
    Zu damaligen Zeiten wurden Beziehungen, Freundschaften und vor allem gesellschaftliche Stellungen ganz anders bewertet.
    Wir erkennen schon daran, dass sie sich nichtmal traut Maxim nach der Vergangenheit zu fragen, sie lässt alles auf sich zukommen, verhält sich wie ein kleines schüchternes Mädchen und unterwirft sich ständig.
    Ich glaube, dass wir von der Rolle der Frau zu damaligen Zeiten wenig verstehen und noch weniger akzeptieren.

  • Mrs de Winter ist nichts, hat nichts, nicht mal einen eigenen Namen. Keinen Namen zu haben heißt nichts anderes als: Man ist als Person nicht existent. Insofern ist die Namenlosigkeit die höchste Form der Steigerung ihres Daseins. Außerdem: Würde Maxim oder andere sie mit einem Eigennamen anreden, hieße es, dass man sie als Person, als Individuum wahrnimmt. Und das ist nicht der Fall.
    Das ist die eine, die inhaltliche Seite.
    Die andere, die literarische: Das Buch ist so eng an die Wahrnehmung des erzählenden Ichs angelegt, dass der Gebrauch eines Names (der normalerweise nur von anderen verwendet wird) schon wie eine Außenansicht wirken würde.


    Ich finde Rebecca übrigens viel faszinierender als die arme graue jetzige Mrs de Winter.


    Marie

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  • Oh Marie, du hast es mehr als treffend ausgedrückt.
    So tief bin ich mit meinen Gedanken gar nicht gegangen.


    Ich finde deine literarische Auffassung über die Namenslosigkeit überzeugend.
    Allerdings auch in diesem Falle habe ich nicht so tiefgründig nachgedacht.
    Es ist einen neue Sichtweise.
    Ich werde darüber nachdenken.


    Rebecca ist in meinen Augen deswegen fazinierender, da sie "oben" über alles steht und keiner ihr das Wasser reichen kann. Wie eine Göttin "thront und herrscht" sie über den Tod hinaus.
    Aber tauschen möchte ich mit ihr nicht.
    Ich fühle mich der zweiten Mrs. de Winter verbunden. (das ist wahrscheinlich meine Samariter-Ader...)

  • Bis Kapitel 9.


    Oh wie aufgeregt muss Mrs. M gewesen sein, als sie das erste Mal nach Manderley kam. Ich kann mich gut in sie hineinversetzen. Nicht verstehen kann ich allerdings, dass sie dieser schrecklichen Mrs. Danvers keine Parolie bietet. Manchmal möchte ich Mrs. M richtig schütteln, damit sie etwas unternimmt. Aber da hast du völlig Recht, bookgirl. Wir werden die damalige "Rolle" der Frau wohl nie verstehen und vor allem nicht akzeptieren können.


    Es wird Mrs. M sehr schwer gemacht und sie muss die Rolle von Rebecca weiterspielen. Ein unmögliches Unterfangen. Und Maxim ist ihr absolut keine Hilfe.


    Ich empfinde Mrs. M nicht als graue Maus. Ja, sie könnte ruhig mehr Durchsetzungsvermögen zeigen, sich mehr gegenüber der Dienerschaft behaupten. Aber mich fasziniert ihre vielfälltige Gedankenwelt. Die Wärme, die von ihr aus spürbar ist. Die Leidenschaft, mit der sie zum Beispiel von ihrer Hochzeitsreise erzählt. Und das alles zählt um Vieles mehr als irgendeine blöde gesellschaftliche Stellung.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

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  • Hallo ihr Lieben,


    "Rebecca" gehört zu meinen absoluten Lieblingsromane, den ich schon einige Male (deutsch und englisch) gelesen habe. Deswegen würde es mich freuen bei euch ein bisschen Zaungast zu spielen und meine Gedanken etc. zu diesem wunderbaren Buch hier einfließen zu lassen.


    LG Titania :winken:


    P.S. Kennt jemand von euch den Film (Alfred Hichtcock oder die BBS-Verfilmung) oder das Musical?

    Ich liebe die Bücher; sie sind kalte, zuverlässige Freunde. (Victor Hugo)

  • Deswegen würde es mich freuen bei euch ein bisschen Zaungast zu spielen und meine Gedanken etc. zu diesem wunderbaren Buch hier einfließen zu lassen.


    Und mich würde es ebenso freuen, diese zu lesen.


    Leider kenne ich weder den Film noch das Musical.

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  • Kennt jemand von euch den Film (Alfred Hichtcock oder die BBS-Verfilmung) oder das Musical?


    Den Film von Hitcock habe ich schon einige male gesehen. Wundervoll, kann ich nur sagen! Klasse gemacht und auch gespielt.


    Liebe Titania, wir heißen dich recht herzlich willkommen unsere Minileserunde mit deinen Meinungen und Gedanken aufzufüllen.
    Lass deine Gedanken frei laufen und schreib sie bald hier rein.
    Wir freuen uns alle drauf.