Siegfried Wollseiffen - König Laurin

  • Siegfried Wollseiffen - König Laurin - Eine Erzählung


    Klappentext:


    Ein Mann, zu Besuch in Frankfurt/Main, lernt am ersten Abend eine Frau kennen und zieht zu ihr; ein heimatlos gewordener Linker sucht Geborgenheit in der Gegenwelt von Schleiflack und Bürowitzen.
    Aber die Faszination dieser Normalwelt weicht bald Überdruß und Leere.
    Perspektivlosigkeit führt zur Bequemlichkeit, Laurin fehlt die Kraft sich von Ursula zu trennen.
    Das Bedürfnis nach einem Zuhause ist stärker als sein Anspruch auf existentielle Veränderung der Lebensform; er verstrickt sich; die Unfähigkeit, sich zu entscheiden, wird zum Verhängnis.
    Als Ursula schwanger ist, versucht er, sie zu einer Abtreibung zu überreden.
    Sie läßt sich nicht beirren und trägt das Kind aus.
    Seine Zuneigung zum Kind überdeckt nur kurzfristig die Gleichgültigkeit gegenüber der Frau und Mutter.
    Laurin, den es Überwindung kostet, sich an die Vaterrolle heranzutatsten, hat keine Zeit mehr.
    Ursula trennt sich, sie läßt ihn als Zuschauer einer Generation zurück, die inzwischen den Schritt von der Abtreibung zur Kindererziehung getan hat: >Eine Generation von Wickelvätern, die ihre Kinder wie Standarten vor sich her tragen< - Laurins zynisch neidvoller Kommentar.
    Er ist wieder allein und fühlt sich ausgesetzt.
    Diesmal aktzeptiert er seine Einsamkeit, geht anders mit ihr um, versucht sie selbstverständlich zu nehmen, als eine Empfindung, die zu ihm gehört wie andere Empfindungen auch.
    Kein >Mann mit Vergangenheit< - ein Mann der Gegenwart, ohne den Verzicht auf einen neuen Anfang.
    Beißend, traurig, komisch - die expressive Erzählung zeigt in kurzen, überdeutlichen Szenen das Leben >König Laurins< in der kalten Stadt.
    Anziehend/abstoßend - so läßt Wollseiffen den Leser an dieser Radikalisierung ganz gewöhnlichen Lebens teilhaben.


    Meine Meinung:


    Laurin, der als alt-68er ca. zehn Jahre "danach" nach Frankfurt kommt verkörpert für mich den Typ des kulturell entwurzelten, der orientierungslos geworden in eine neue Lebenssituation hinein schlittert und eigentlich nicht weiss was er will.
    Eine skurille Geschichte, angereichert mit drastisch geschilderten Sex-Szenen.
    Oder aber auch die Schilderungen der Besuche in den örtlichen Schlachthöfen.
    Das Buch empfand ich jetzt nicht unbedingt als einen "Knaller", aber mit seinen 138 Seiten ist es schnell gelesen und wird nicht langweilig.
    In der Kürze lag für mich hier die Würze, für zwischendurch war "König Laurin" ganz o.k.
    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: für Siegfried Wollseiffen`s "König Laurin".