Patricia Highsmith - Zwei Fremde im Zug / Strangers on a Train

  • Kurzbeschreibung:
    Zwei Fremde im Zug New York-Texas entdecken und planen das perfekte Alibi für zwei. Aus einem Moment der Unachtsamkeit heraus wird Haines zum Komplizen Brunos, der ihn auf eine schiefe Bahn mitnimmt, auf der es kein Festhalten und keine Moral mehr gibt und auch kein Entrinnen. Ein Roman über gefährlich verschwimmende Identitäten und die Unausweichlichkeit der Schuld.


    'Zwei Fremde im Zug' ist Patricia Highsmiths erster veröffentlichter Roman, durch den sie dank Alfred Hitchcocks Verfilmung über Nacht weltberühmt wurde.


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    Ich habe vor Jahren die Hitchcock-Verfilmung gesehen und mir deshalb das Buch ganz anders vorgestellt. Aber ich wurde (sehr angenehm) enttäuscht: das Buch ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch ein psychologisches Drama voll versteckter Anspielungen. Außerdem beschäftigt es sich mit der uralten Frage aller Kriminalisten, ob es das perfekte Verbrechen gibt. Und es gäbe es, wenn nicht... Aber ich will nicht zuviel verraten.


    Ich kenne andere Highsmith-Romane, aber keiner hat mich so gefesselt wie dieser.

  • Lancelot


    Kann Deinem Lob nur voll zustimmen. Ein brillanter Roman und möglicherweise wirklich der beste, den sie geschrieben hat. Schön, daß Du ihn hier vorgestellt hast, er wird so oft übersehen.


    Gruß
    Ute

  • "Zwei Fremde im Zug" war meine Einstiegsdroge für Patricia Highsmith. Seitdem lese ich in regelmäßigen Abständen ihre Bücher. Da ist noch eine Menge zu entdecken!


    Wunderbar!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Patricia Highsmith: Zwei Fremde im Zug; 1 MC 100 Minuten Gesamtspielzeit; ISBN: 3-89584-037-8; Produktion: Süddeutscher Rundfunk / Norddeutscher Rundfunk 1993 Veröffentlichung: Der HörVerlag Stuttgart 1995; Hörspielbearbeitung: Walter Adler und Bernd Lau; Regie: Walter Adler; Sprecher: Peter Fricke, Matthias Haase, Jens Wawrczek, Esther Hausmann, Yvonne Devrient und andere


    "Ein Unkannter, der sich als Mr. Bruno vorstellt, unterbreitet dem jungen Architekten Guy Hines einen schier unglaublichen Vorschlag: `Ich bringe Ihre Frau um und Sie meinen Vater! Kein Mensch weiß, daß wir uns kennen!' Guy glaubt an das Hirngespinst eines Psychopathen. Doch nur wenige Tage später findet man die Leiche seiner Frau...," berichtiet die Inhaltsangabe.
    Highsmith liefert hier einnen wirklich ausgezeichneten Kriminalroman ab. Da treffen sich zwei völlig unbekannte Menschen während einer Zugfahrt. Und urplötzlich reden sie über Mord und wie das perfekte Verbrechen gelingen könnte. Liegt es vor, wenn zwei Zufallsbekannte verarbreden, den jeweils anderen von einem ungeliebten Mitmenschen zu befreien? Da kein Motiv offensichtlich vorliegt, wird erst einmal kein Verdacht der Polizei auf den wahren Mörder fallen. Highsmith geht aber noch einen Schritt weiter. Wie bindend sind solche Verabredungen? Wie ist es um die Moral, um die Schuld und Sühne bestellt? Mr. Bruno stirbt bei einem Bootsunfall; der himmlische Richter entzieht Mr. Bruno der weltlichen Gerechtigkeit. Wie Hines mit den Entwicklungen umgeht, erlebt der Hörer am besten selbst.
    Auch handwerklich ist das Buch gelungen. Verschiedene Sprecherstimmen und Hintergrundgeräusche werden hier als Gestaltungselemente eingesetzt. Insbesondere Jens Wawrczek (der aus der Jugendlichen - Hörspielreihe um die drei ??? einigen Hörern bekannt sein dürfte) läuft hier zur Hochform auf. Sein Auftritt als quengelig - aufdringlich - nervender Mr. Bruno ist wirklich hörenswert.
    Mein persönliches Urtei? Wer gepflegte Kriminalunterhaltung mag, der sollte zu dieser Produktion greifen. Sie ist wirklich empfehlenswert.

  • Ich habe es in Englisch gelesen und es hat mir sehr gefallen. Ich habe mir noch mehr Bücher von ihr gekauft bin aber bis jetzt noch nicht zu ihnen gekommen.

    Wahre Stärke ist nicht daran festzuhalten, sondern loszulassen.

  • Meine Rezension bezieht sich auf die englisch-sprachige Originalausgabe.


    Autor:

    Patricia Highsmith (1921 – 1995) hat viele erfolgreiche Kriminalgeschichten geschrieben. Dabei interessierte sie weniger das „Who done it“ als vielmehr das Warum, d. h. was bringt sog. normale Menschen in einer Ausnahmesituation dazu, ein Verbrechen zu begehen.


    Inhalt:

    Es könnte nicht harmloser beginnen: Bei einer Zugfahrt, lernen sich zwei Männer kennen. Der eine, Gay, befindet sich in einer Liaison mit seiner Traumfrau, und leidet unter der Existenz seiner Ehefrau, der andere, Bruno, unter seinem Vater. Beide stellen sich das Leben erheblich leichter vor, wenn der jeweils unliebsame Mensch verschwände. Was für Gay eine im Alkohol geborene unrealistische Idee ist, schlägt Bruno als tatsächlichen Ausweg vor: Wenn er Gays Frau ermordet und Gay Brunos Vater, wäre beiden geholfen. Da sie sich nicht kennen, ihre Lebenswelten keine Berührungspunkte haben, klingt das nach dem perfekten Verbrechen.


    Im Verlauf der Geschichte erscheint Bruno wie ein Psychopath, der weder mit seiner reichen Herkunft noch überhaupt mit dem Leben oder seiner Familie zurechtkommt. Er hat keinerlei Beschäftigung, trinkt, nimmt Tabletten und irrt haltlos durch sein Dasein. Die Aufgabe, die er sich selbst gestellt hat, Gays Frau zu ermorden, gibt ihm eine Art Halt und schafft vor allem eine Annäherung an einen Menschen, Gay, den er Freund zu nennen beginnt. Im Gegensatz dazu versucht Gay, die Begegnung im Zug zu vergessen und wird dennoch in den Wirbel der Ereignisse hineingezogen.


    Das ist kein reiner Krimi in dem Sinne, dass von Beginn an klar ist, wer die Täter sind. Das Spannende und Interessante ist die Psychologie der Figuren. Die Annäherung ihrer Charaktere und Verhaltensweisen wird immer enger. Bis sie vielleicht nicht mehr zu trennen sind?


    Fazit:

    Ein sehr gut geschriebener Roman, der spannend bleibt, auch wenn man zu Beginn alles zu wissen scheint.

    Weniger gut: Er ist viel zu lang. Das Umeinanderkreisen der beiden Hauptfiguren wird zu oft wiederholt. Noch ein Treffen und noch ein Treffen, noch ein Telefonat und noch ein Telegramm, ohne dass sich die Handlung weiterbewegt. Wäre das nicht so exzellent geschrieben, würde ich es vielleicht nicht zu Ende gelesen haben.

    Das restliche Personal des Buches erhebt sich niemals über Klischees, ausgestanzte Pappfiguren.


    Und trotzdem ist meine Bewertung sehr gut, weil das ein so eleganter, abwechslungsreicher Stil ist, dass man über die Seiten hinwegfliegt und es genießt zu lesen.

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    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Patricia Highsmith - Zwei Fremde im Zug“ zu „Patricia Highsmith - Zwei Fremde im Zug / Strangers on a Train“ geändert.