Henning Mankell: Tea-Bag
Zitat:
"Es war einer der letzten Tage des Jahrhunderts. Gegen Nachmittag begann es zu regnen. Am Abend saß Tea-Bag im Zelt des Flüchtlingslagers. Schweden, dachte sie. Da will ich hin. Dort habe ich mein Ziel." S.27.
Kurzbeschreibung
Jesper Humlin ist an wenig anderem als sich selbst und seiner Sonnenbräune intressiert, eitel, kindisch und ein unbekannter Lyriker Schwedens. Seine Freundin Andrea will ein Kind von ihm, seine über 80-jährige Mutter verkauft Telefonsex und sein Verleger will ihn dazu bringen, einen Kriminalroman zu schreiben. Sein Leben ändert sich jedoch komplett, als er in einem Boxklub eines alten Freundes während einer Vorlesung auf Tea-Bag trifft, die Schreiben lernen will und von einem kleinen grünen Affen berichtet, der auf ihrem Rücen herumklettert. Während eines improvsisierten Schreibkurses lernt Jesper Humlin mehr und mehr von ihrer Geschichte kennen, aber auch die Schicksaale von ihren Freundinnen Tanja und Leyla ziehen ihn in ihrem Bann: Tanja, die massenweise Handys klaut und Türen einbricht und Leyla, die sich in einen jungen Schweden verliebt hat und vor dem Zorn ihrer iranischen Sippe flieht. Jesper Humlin verstrickt sich immer tiefer in ihre Geschichten, bis er schliesslich zu einem Entschluss kommt: Er will ihre Schicksaale erzählen.
Meine Meinung
Sowohl Tea-Bags als auch Tanjas und Leylas Schicksaale wirken sehr echt und realistisch, wenn auch stellenweise grausam und brutal. Jesper Humlin wirkt wie das vollkommene Gegenteil der Mädchen: eitel, selbstverliebt, wohlhabend. Sowohl Jesper Humlins Entwicklung als auch die Entdeckung der Geschichte Tea-Bags, Tanjas und Leylas sind intressant mitzuverfolgen, besonders weil man die Geschichten nur nach und nach erfährt. Die Charaktere sind intressant angelegt und ausgearbeitet, es gibt eine Art sehr trockenen Humor und die Sprache mancher Charaktere ist teilweise geradezu brutal offen und direkt. ( Bsp: O: Hier ist O. Wo bist du? - J.H: Ich bin in G.Die Verbindung ist schlecht. Ich will nicht mit dir reden.-) Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.