Der Bau einer Fernstraße quer durch ein Naturschutzgebiet im ländlichen Sussex erregt die Gemüter und bringt so manch ungeahnten Stein ins Rollen. Selbst Dora, die Frau von Chief Inspector Wexford, kann da nicht untätig zusehen und schließt sich einer Bürgerinitiative an. Während die verschiedensten friedlichen und radikaleren Gruppen mit ihren Protesten und die Bagger mit den ersten Aushebungen beginnen, wird in dichtem Unterholz die Leiche einer deutschen Touristin gefunden, die seit mehreren Monaten vermißt wird. Die einzige Spur ist der Taxifahrer, Trotter, der sie von einem abgelegenen Pub hatte abholen sollen. Wexfords Kollege Burden ist fest überzeugt, in Trotter den Mörder gefunden zu haben, doch es läßt sich nichts beweisen. Kurz darauf wird die Funkzentrale des Taxiunternehmens, für das Trotter fährt, überfallen, augenscheinlich ohne daß etwas gestohlen wird. Doch wieder läßt sich Trottter nichts nachweisen, und die ganze Sache nimmt eine unheilvolle Wende, als sich herauskristallisiert, daß 5 Leute, die während der Zeit des Überfalls ein Taxi bestellt hatten, entführt wurden, unter ihnen Dora Wexford. Alsbald meldet sich die bislang unbekannte Protestgruppe "Sacred Globe" mit einem Ultimatum: Einstellung der Bauarbeiten an der Umgehungsstraße, oder die erste Geisel stirbt. Für Wexford beginnt ein sehr persönlicher Wettlauf mit der Zeit ...
Rendells Wer Zwietracht sät (Originaltitel: Road Rage, 1997) ist für mich einer der besten Romane der Wexford-Reihe. Der Handlungshintergrund - die Zerstörung von Landschaft und Natur - ist ein immer aktuelles Thema, und Rendell gelingt es, wenn auch zwangsläufig nur anrißhaft, die verschiedensten Sichtweisen anzusprechen, ohne dem Leser eine Meinung "vorzuschreiben". Auch Wexford selbst ist noch nachdenklicher als üblich, und die Passagen, in denen er seine Liebe zu seiner Frau erkennt, sowie sein innerer Kampf mit der Tatsache, daß er eine seine Töchter mehr liebt als die andere, sind tief berührend. Der Rest der Figuren sind seziermesserscharfe Studien der Abgründe der menschlichen Seele, seien es die verzweifelt auf eine Nachricht hoffenden Angehörigen der Entführten oder die gewissenlosen Entführer. Und die Lösung ist bitterböse wie so oft in Rendells Büchern.
Anmerkung: Obgleich dies der 17. Roman der Wexford-Reihe ist und die Bücher in mancher Hinsicht aufeinander aufbauen, läßt sich Wer Zwietracht sät sehr gut als eigenständiger Roman lesen.
Gruß
Ute