Stefan Slupetzky - Lemmings Zorn

  • Kurzbeschreibung (amazon)
    An einem Maitag spaziert der Lemming mit seiner hochschwangeren Klara durch die Straßen Wiens. Plötzlich setzen die Wehen ein, viel zu rasch, um noch das Krankenhaus zu erreichen. Wie von Gott gesandt taucht eine fremde Frau auf, Angela, und hilft bei der Geburt. Angela wird bald zur besten Freundin und Babysitterin des kleinen Ben. Bis zum Weihnachtsabend, an dem der Lemming die zwei auf dem Bett findet: Ben springlebendig, Angela tot.


    Über den Autor (amazon)
    Stefan Slupetzky wurde 1962 in Wien geboren. Von 1981 - 1990 studierte er dort an der Akademie der bildenden Künste. Nach einer steilen Karriere als Musiker, Schauspieler, Erfinder, Lehrer und Garderobier lebt er heute als freier Autor und Illustrator in Wien.


    Meine Meinung


    Wer die bisherigen Lemming Bände gelesen hat, für den wäre es wahrscheinlich verwunderlich, wenn Lemmings Sohn im Krankenhaus, oder im Zuge einer Hausgeburt, oder wenigstens im Rettungswagen, kurz: auf irgendeine quasi mitteleuropäisch durchschnittlich herkömmliche Art zur Welt kommen würde. Tut er natürlich nicht, geht viel verschlungenere Wege des Herrn, um hernach nichtsdestotrotz sich bester Gesundheit und seine Eltern durch seinen Liebreiz zu erfreuen. Mutter Klara, die Tierärztin, und der Lemming sind also immer noch zusammen. Alleine das schon ein Grund, auch den neuen Slupetzky zu lesen, finde ich.


    Es passiert genug im Verlauf der Handlung, was des Lemmings mehr als verständlichen Zorn weckt. So heftig manchmal, dass man erstaunt zuschaut welche Energien in dem mitunter durchaus phlegmatischen Loosertypen Leopold Wallisch stecken.


    Stilsicher und mit viel Wortwitz baut Stefan Slupetzky eine Handlung auf, die mir in vielen Details schlüssig scheint. Abgesehen von der Raumausstattung eines Tatortes am Ende des Buches, von der ich mir gar nicht vorstellen kann, wie sie so geworden ist, wie sie ist. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet: die wirklich Schlechten ordentlich schwarz, und alle anderen in diversen Wiener Grauschattierungen, ab und zu mit einem Farbklecks versehen.


    Durchaus als positiv empfinde ich, dass der Lemming fast das ganze Buch lang weitgehend ohne Polizei auskommt. Eine logische Konsequenz, denn die glaubt ihm ohnehin erst dann, wenn alles ausgesprochen unglaublich wird.


    Auch am Ende dieses Falles ist das Böse nicht ausgerottet, und Menschen, die man am liebsten zum Kuckuck wünschen möchte, leben kuckucksgleich weiterhin in allen möglichen Nestern. Aber man schöpft immerhin Hoffnung, dass das Böse immer wieder mal mit durchaus unlauteren, aber für des Lesers Empfinden befriedigenden Mitteln eines vor den Latz bekommt. Als Lemming Liebhaber wünscht man sich natürlich, dass das bald in einem fünften Band passiert.