Klappentext:
Ein verwitweter Übersetzer, ein verunsicherter Therapeut und ein nervlich schwer angeschlagener Lehrer: Was verbindet die drei? Welche Geheimnisse verbergen sich hinter ihren Geschichten? Schon bald ist klar, dass alle drei in tödlicher Gefahr schweben. Doch sind sie Opfer oder Täter?
Die größte Unwahrheit des Buches: Das Wort "ROMAN" auf dem Cover. Es handelt sich um drei verschiedene Geschichten, die inhaltlich nichts miteinander zu tun haben.
1. Rein:
Der Schriftsteller Rein sendet das Manuskript seines letzten Buches an seinen Verlag mit der Auflage, es dürfe nur in einer Übersetzung erscheinen. Der Ich-Erzähler David Moerk, schon lange als Übersetzer für Reins Werke zuständig, bekommt den Auftrag. Angeblich soll Rein Selbstmord begangen haben, aber Moerk findet in dem Manuskript Hinweise, die auf etwas anderes deuten. Aber auch Moerk selbst steckt in einer vertrackten Situation, seit seine Frau vor einigen Jahren spurlos verschwand. (Klappentext ist irreführend!!!)
200 Seiten für eine Geschichte, die zwar interessante und spannende Phasen hat, aber auf 100 Seiten gekürzt interessanter und spannender wäre. Muss denn wirklich das Anzünden jeder Zigarette, jede Wetterlage, jedes Glas in der Kneipe beschrieben, kommentiert und im Selbstgespräch diskutiert werden? Andererseits fehlen wichtige gedankliche Zusammenhänge, so dass zum Schluss mehr als nur ein loser Faden übrig bleibt. Bei der Verknüpfung des Falles Rein und des Falles Moerk hätte ich mir von einem so versierten Autor wie Nesser mehr erwartet. 
2. Alois:
Leon, der mit seinem Kompagnon Walther unter merkwürdigen Umständen eine Praxis für Psychotherapie betreibt, bekommt eine Patientin, die ihm erklärt, demnächst einen Mord zu begehen. Als er diese Frau zum Therapiegespräch in ihrem Haus aufsucht, wird er mit einer grauenhaften Situation konfrontiert, und allmählich geht ihm auf, welche Rolle er in dem Drama zu spielen hat.
In Tagebuchform erzählt Leon seine Geschichte. Auch wenn es zunächst so aussieht, als würde sich die Langatmigkeit der ersten Geschichte auch hier fortsetzen, baut sich eine unterschwellige Spannung auf, die bis zur Grenze des Erträglichen geht. Und wenn man soweit ist aufzuatmen, weil sich das Befürchtete doch nicht ereignet, gehts noch weiter.
Eine der besten Krimi-Erzählungen, die ich kenne.
3. Marr
Der Studienrat Jakob Daniel Marr verspätet sich eines Morgens. Als er die Klasse betritt, in der er unterrichten soll, sieht er sich selbst vorne stehen und den Stoff durchnehmen, den er vorbereitet hat. Doch: Wie befreit man sich von jemandem, der nicht ein Doppelgänger ist, sondern man selbst, und der soweit geht, die eigenen Erinnerungen auszusaugen?
Bla...bla...bla... Man möchte ihm am liebsten auf jeder Seite zweimal zurufen: Junge, komm auf den Punkt! - vergeblich: Man hat es mit einem Lehrer für Philosophie zu tun. 
Die Idee, die Nesser entwickelt, ist großartig, auch die Führung der Handlung und der Ereignisse. Wenn nicht dieser Marr alles sezieren, jedes Tun, jeden Gedanken von drei bis zehn Seiten betrachten müsste. Auch die Pointe: Immer noch geheimnisvoll, aber folgerichtig. und für die Pointe.
Drei verschiedene Geschichten, aber immer derselbe Protagonist als Ich-Erzähler, auch wenn er jedesmal einen anderen Namen, einen anderen Beruf bekommt: Ein Mann Anfang bis Mitte 40, im Beruf durchaus kompetent, mit wenig Selbstbewußtsein, aber vielen Selbstzweifeln ausgestattet, starker Raucher, starker Trinker.
Geschichte 1 und 3 gehören nicht zu Nessers Sternstunden; obwohl die Handlungen ein schnelleres Tempo durchaus vertragen könnten, eigentlich sogar verlangen würden, hält er sich in vielen Passagen einfach zu lange auf. Aber Geschichte 2 waren die 2 Euro, die ich auf dem Flohmarkt für das Buch bezahlt habe, wert. Dumm, dass man das Ganze nur im Dreierpack bekommt.
Marie
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Verlag: btb Verlag
