"Zeit des Mondes" ist eine Übersetzung aus dem Englischen mit dem Originaltitel Skellig. David Almond ist in England als Kinder- und Jugendbuchautor sehr beliebt. Skellig erhielt 1998 die wichtigste Auszeichnung für Kinderbücher, den Whitbread Book Award.
Kurz nach einem Umzug kommt Michaels Schwester mit einem Herzfehler zur Welt, deshalb sind seine Eltern mit der Pflege des Babys sehr beschäftigt. Auf der Suche nach Ablenkung findet Michael in der Garage des neuen Hauses ein merkwürdiges Wesen: Skellig. Er verrät niemandem etwas von seiner Entdeckung, bis er sich mit Mina anfreundet, einem Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie lehrt ihn vieles über die Natur und andere Dinge, die er in der Schule niemals lernen würde; und er erzählt ihr von dem Geheimnis um Skellig. Zusammen wollen sie herausfinden, wer oder was er eigentlich ist. Dieses Geheimnis macht aus ihrer Freundschaft etwas ganz Besonderes...
Auf dem Einband wird das Buch als „eine poetische Geschichte ab 10“ angepriesen. Die Altersangabe hat mich anfangs skeptisch gemacht. Aber schon nach wenigen Kapiteln fing ich an, es zu lieben. Der Schreibstil, den Almond verwendet, mag sehr einfach gestrickt und kindlich wirken, denn die Geschichte wird aus Michaels Sicht erzählt. Aus dieser Sprache jedoch klingt eine unglaubliche Zärtlichkeit und Behutsamkeit hervor, nicht zuletzt wegen der authentischen Dialoge. Für einen Kinder- und Jugendroman ist dieses Werk erstaunlich tiefgründig. Verflochten in eine nahezu fantastische Begebenheit erzählt Almond vom Erwachsenwerden und der Auseinandersetzung mit Tod und Verlust, er rät, die Augen offenzuhalten für die Welt, die uns umgibt und lässt nebenbei die Hauptpersonen die eingeschränkten Schulformen und Lernmethoden kritisieren, die heutzutage angewendet werden. Dazu hat sich der Autor von den Ansichten des Malers und Dichters William Blake inspirieren lassen, nach dessen Vorbild Michaels Freundin Mina und ihre Mutter leben. Mina sagt einmal über Blake: „Er malte Bilder und schrieb Gedichte. Und viel Zeit verbrachte er ohne Kleider. Er sah Engel in seinem Garten.“
Von Mina war ich besonders begeistert wegen ihrer herzlichen Art, ihrer Offenheit und ihres klaren Verstandes und das, obwohl sie keine Schule besucht. Aber auch Michaels Charakter und die Art, wie die beiden miteinander sprechen und umgehen, hat mir sehr gefallen.
Man kann also wirklich sagen, dass die Bezeichnung „poetische Geschichte“ nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Dieses Buch steckt auf jeden Fall voller Gefühl und ist meines Erachtens gleichermaßen für Kinder und Erwachsene geeignet, die Trost benötigen oder einfach nur gerne träumen...