Marcus Imbsweiler - Bergfriedhof

  • Heidelberg hat eine weitere Krimipersönlichkeit. Die Kurpfalz war ja bereits für Bernhard Schlinks Privatdetektiv Gerhard Selb und für Carlo Schäfers Kommissar Theuer Schauplatz von so manchem Verbrechen.

    Der Neue heißt Max Koller und ist knapp bei Kasse. Der Autor kokettiert mit der Erfolglosigkeit und Zweitrangigkeit seines Privatdetektivs. Trotzdem hat Koller Prinzipien. Ein geheimnisvoller Auftraggeber bestellt ihn spätabends auf den Heidelberger Bergfriedhof. Dort entdecken beide auf dem Grab eines Kriegsopfers eine Leiche. Plötzlich will der Auftraggeber Koller von weiteren Nachforschungen abhalten und ihn mit Geld ruhig stellen. Nachdem die Leiche am Morgen ohne Aufmerksamkeit zu erregen auch noch verschwunden ist, ist die Neugier von Max Koller geweckt. Ohne Auftrag versucht er hinter die Geheimnisse seines ehemaligen Auftraggebers zu kommen. Koller beweist dabei ein zweifelhaftes Talent, sich immer wieder in Notlagen zu manövrieren, aus denen er sich am Ende aber doch befreien kann.


    Keine hochtrabende, sondern eher seichte Literatur, aber wer Krimis mit Lokal-Kolorit mag, kann sich hier mal ein schnelles Lesevergnügen gönnnen.


    Der zweite Krimi mit Max Koller - Schlussakt wurde hier im Forum bereits besprochen.

    "Was immer geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken,
    von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!"
    (Erich Kästner)

  • Meine Rezi:
    Das Cover zeigt ein Bild von einem schönen Friedhof. Entlang eines Weges, der sich teilt, sind mehrere Gräber zu sehen.
    Diese Aufmachung machte mich neugierig auf den Klappentext, der mich dann gänzlich überzeugte, den Krimi zu lesen.
    Auch ist es schön, dass das Titelbild sogar als Handlungsort im Buch vorkommt.


    Im ersten Kapitel geschieht das, was schon im Klappentext beschrieben wurde.
    Koller, der Protagonist, trifft sich mit seinem Auftraggeber an einem Ort, an dem kurz vorher anscheinend eine Leiche abgelegt wurde. Max Koller ist sofort klar, dass eine Verbindung zu seinem Auftraggeber bestehen muss. Schon allein, weil dieser alles geheim halten möchte. Und so macht er sich, gegen die Anweisung seines Auftraggebers, auf die Suche nach dieser Verbindung.


    Das zweites Kapitel wird nun fast parallel, ein paar Stunden vorher, erzählt und Max Koller stellt sich vor. Der Autor schildert das Vorleben des „Privatflic“, seinen beruflichen Werdegang sowie sein Privatleben. So konnte ich mir ein gutes Bild von dem Privatdetektiv machen.
    Dann ging es wieder zum aktuellen "Fall", der eigentlich keiner ist, zurück.
    Das hat der Autor meiner Ansicht nach gut gelöst. So wusste ich gleich über Max Koller und seinen merkwürdigen Auftrag bescheid.


    Spannung kam in der ersten Hälfte eigentlich nie richtig auf. Dafür befasste sich der Autor zu sehr mit der Vorstellung der wichtigsten Charaktere. Darunter der beste Kumpel des Privatflics "Fatty". Wenn Koller eine helfende Hand braucht, ist Fatty stets zur Stelle und hilft. Ob bei einem Auftrag oder beim Vertilgen von Selbstgekochtem. Dann werden noch ein Freund von der Zeitung, Max Exfrau beschrieben, und was er über seinen mysteriösen Auftraggeber erfährt.
    Dadurch hätten streckenweise die Beschreibungen sehr trocken sein können. Aber der Autor schafft es immer wieder, nette Schmunzler einzubauen, die das Geschriebene etwas auflockerten. Ich konnte mir manche Szenen anschaulich und spaßig vorstellen. Meine Lachmuskeln hatten definitiv etwas zu tun.
    Im letzten Drittel nimmt der Krimi dann doch noch an Tempo zu und es passiert erneut etwas Schwerwiegendes.
    Als Koller noch im Dunkeln tappte, hatte ich schon Eins und Eins zusammengezählt und wartete nur noch auf die Auflösung.
    Doch dann gab es kurz vor dem Ende noch eine Wendung, die mich sehr überrascht hat. Daran hätte ich nie gedacht.
    Nur was mich persönlich am Schluss des Krimis etwas entsetzt hat, war der Alkoholkonsum von Koller, der im Laufe der Handlung drastisch zunahm.


    Was mich teils immer wieder leicht durcheinander brachte, waren die Zeitsprünge, die es kapitelweise gab. Entweder wurde die nahe Vergangenheit, meistens der vorherige Tag, beschrieben, oder aber die nahe Zukunft. Zur Orientierung fehlten mir hier deutliche Hinweise des Autors zu den Zeiten. Wenn ich das Buch eine Zeit lang nicht in den Händen hatte, bekam ich etwas Schwierigkeiten, wieder in den Krimi zu finden.


    Dies war der Debütroman von Marcus Imbsweiler. Für das erste Buch einer Krimiserie hat der Autor die wichtigsten Figuren gut vorgestellt. Dass es in den kommenden Fällen spannender wird, kann ich persönlich schon einmal bestätigen.
    Der Autor hat eine humorvolle Art, manche, teils belanglosen Dinge auszudrücken und zu beschreiben. Ab der ersten Seite konnte ich schon schmunzeln. Ich konnte seinem Witz folgen und habe die kleinen, teils versteckten, Seitenhiebe verstanden.
    Der Roman ist in der Ichform aus Max Kollers Sicht geschrieben. Wenige Male sprach Max Koller mich als Leser an, um gewisse Situationen zu erklären.
    Sogar der Heidelberger Dialekt war ab und an zu lesen, was mir sehr gefallen hat. Das macht die regionalen Krimis erst richtig "heimisch". Ebenso werden immer wieder einzelne regionale Wörter eingeflochten, von denen ich noch nie gehört gehört hatte, wie z.B. Privatflic oder Pöcke. Davon gibt es noch eine Handvoll. Leider werden sie nicht erklärt.


    Das Buch lag gut in der Hand und die Schriftgröße war für mich angenehm zu lesen.
    Die Kapitel hatten für mich persönlich eine erfreuliche Länge.
    Es gab immer wieder vereinzelt Fremdwörter, die sich aber meistens vom Textlauf her im weiteren Verlauf der Geschichte selbst erklärten.
    Zur Aufmachung sei vielleicht noch gesagt, dass es sich bei diesem Buch um ein Paperback handelt. Das Format kommt der Größe eines gebundenen Buches sehr nahe.


    Fazit:
    Ein humorvoller Krimi mit einem etwas tollpatschigen, aber ehrlichen, Privatflic!
    Der Humor hat meinen Geschmack voll getroffen.
    Wegen der langen Beschreibungen und der teils nicht erklärten Regional- und Fremdwörter vergebe ich allerdings "nur" drei sehr positiven Sterne, jedoch mit starker Tendenz zu vier Sternen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: - :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Mittlerweile gibt es drei Fälle von Max Koller.
    1. Fall - Bergfriedhof 2007
    2. Fall - Schlussakt 2008
    3. Fall - Altstadtfest 2009


    Zitate die mir gefallen haben *g*

    Zitat

    Ich glaubte, die Trompeten Jerichos hinter mir zu haben.


    Zitat

    Sag mir, wie du sprichst und ich sage dir, wie schlecht dein Gewissen ist.

  • Nahe Mitternacht auf dem Heidelberger Bergfriedhof. Ausgerechnet diesen Ort hat sich der neue Mandant des frischgebackenen Privatdetektivs Max Koller zum ersten Treffen ausgesucht. Doch als die beiden dort ebenfalls eine Leiche auf einem Grab vorfinden, möchte es der geheimnisvolle und betagte Auftraggeber am liebsten dabei beruhen lassen. Das angebotene Schweigegeld macht den chronisch misstrauischen Max Koller jedoch nur noch neugieriger. Nicht nur dass die Leiche kurz darauf verschwindet, die Nachforschungen führen Koller zu einem Großindustriellen, dessen Wurzeln bis in die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges zurückreichen. Je mehr Informationen Koller ans Licht bringt, desto mehr versucht man ihn davon abzubringen. Und es bleibt nicht nur bei einer Leiche ...


    Marcus Imbsweiler führt uns hier in die Welt des kauzigen Ermittlers Max Koller ein. Der Privatdetektiv ist nicht nur dem Alkohol nicht eben abgeneigt, er scheut auch vor keinen Handgreiflichkeiten zurück, ist bekennender Radfahrer und Gerechtigkeitsfanatiker, missachtet hingebungsvoll neben der Polizei auch so ziemlich jede andere Autorität und hat seine liebe Not mit dem Establishment. Zeigt er einerseits überaus feine Antennen, mit denen er jede Ungereimtheit wittert, so tolpatschig und hemmungslos direkt geht er oft zu Werke. So schlingert Max Koller scheinbar ziellos zwischen den Extremen hin und her, stets begleitet von seinem scheinbar unerschütterlichen Humor. Was für den Leser ein Quell steter Freude ist, ihm und seinem Wortwitz zu folgen, bringt ihn bei seinen Ermittlungen nicht nur Freude ein. Der vorlaute Privatflic, der immer das letzte Wort haben will, lässt kein Wortduell aus, auch wenn er dafür schon einmal Schläge einstecken darf. Doch Koller ist hart im Nehmen. Sei es bei Prügel oder beim Kater am Morgen nach einer durchzechten Nacht. Da mag es verwundern, dass Max Koller auch zum eigentlichen Ermitteln kommt. Doch Koller bleibt unbeirrt und Stück für Stück nähert er sich der Lösung. Kommt er wider Erwarten einmal nicht zu neuen Erkenntnissen, so kann er auf eine Vielzahl Freunde und Bekannte zurückgreifen, die den chronisch abgebrannten Ermittler mit Informationen, Essen und Spirituosen versorgen.


    Mit viel Liebe zum Detail setzt Marcus Imbsweiler den Max Koller in Heidelberg in Szene, ohne den Leser mit zu viel Selbstverliebtheit je zu langweilen. Mit gleicher Hingabe skizziert der Autor seine Charaktere, kantige und lebendige Typen, die der Handlung immer neue Impulse verleihen und doch nie zu viel preisgeben, um die Spannung zu erhalten. Ist die flotte Schreibe ein Garant für gute Spannung, so sind es die vielen kleinen Details, die dem Buch seinen Charakter und seine Eigentümlichkeit des Lokalkolorits geben. Abgerundet wird der überaus amüsante Krimi durch seine Sprache. Der wunderbare Wortwitz des Privatdetektivs Max Koller in seinen Dialogen und Selbstreflexionen mit unzähligen Anspielungen und Seitenhieben rundet das Lesevergnügen auf jeder Seite ab.


    Viel buntes Lokalkolorit, eine abwechslungsreiche und spannende Geschichte vor geschichtlichem Hintergrund, ein sehr vielversprechender Einstand in die deutsche Krimi-Landschaft.

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"