Christine Fehér - Dann bin ich eben weg - Geschichte einer Magersucht

  • Christine Fehér - Dann bin ich eben weg - Geschichte einer Magersucht


    Inhalt:


    Sina ist alles andere als dick. Aber in die coole Jeans von Melli passt sie nicht rein. Als sie eines Tages die Butter aus dem üppig belegten Käsebrot ihrer Mutter hervorquillen sieht, überkommt sie der Totalekel. So dick und frustriert will sie niemals werden. Sina beginnt eine Diät. In die Jeans passt sie bald, doch aufhören kann Sina nicht mehr mit dem Kalorienzählen. Als die anderen merken, was mit ihr los ist, ist sie schon viel zu dünn. Als sie eines Tages nach dem Schwimmen völlig erschöpft zusammenbricht, ist eine Klinik die einzige Rettung. Die Diagnose - Magersucht - steht fest. Es beginnt ein Kampf um Sinas Überleben...



    Autorin:


    Christine Fehér wurde 1965 in Berlin geboren. Sie unterrichtete Religion an der Schule einer psychiatrischen Kinder- und Jugendklinik. Zurzeit arbeitet sie an einer Grundschule. Außerdem schreibt sie Kinder- und Jugendbücher.



    Eigene Meinung:


    Die bewegende Geschichte der 15-jährigen Protagonistin Sina Wagenknecht befasst sich mit der Thematik der Magersucht. Durch einen einfach verständlichen Schreibstil, erzählt aus der Ich-Perspektive, erlangt man leicht Zugang zu den Gedanken und Gefühlen des Mädchens. Nicht bloß der "einfache" Schönheitswahn ist es, der Sina in die Magersucht treibt. Ebenso die Beziehung zu ihrer Mutter, ein Übergriff ihres Onkels und der schulische Leistungsdruck, werden thematisiert. Einblicke in Sinas Gedankenwelt sowie Rückblicke in die Vergangenheit entschlüsseln mit und mit die Komplexität ihrer Hungersucht. Das rapide abfallende Gewicht der Protagonistin wird tagebuchartig dokumentiert. Ebenso Sinas Mengenangaben bei der Nahrungsaufnahme kann der Leser mitverfolgen, was einen sehr intimen Einblick in das Suchtverhalten der Protagonistin erlaubt. Alles in allem ein gelungenes Jugendbuch, das zum Nachdenken anregt und auf interessante Weise "hinter die Kulissen" blicken lässt, und Einblicke gewährt, in das, was normalerweise im Verborgenen bleibt.


    Bedenklich fände ich jedoch, sollte das Buch aufgrund des "mitgelieferten Essplans" Sinas, unreflektierte Jugendliche zum Nachahmen anregen.

    "Liebe die Kunst in dir und nicht dich in der Kunst" - Stanislawski


    :study: J.K. Rowling - Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

  • Bedenklich fände ich jedoch, sollte das Buch aufgrund des "mitgelieferten Essplans" Sinas, unreflektierte Jugendliche zum Nachahmen anregen.

    Ich glaube, dieses "Problem" gibt es oft bei Büchern über Magersucht. Da werden Tipps und Tricks aufgeschrieben, wie man am besten gegen den Hunger ankommt und wie man das alles gut vor der Familie verbergen kann. Find ich manchmal auch ziemlich bedenklich.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Ich mag Bücher dieser Art nicht besonders. Das sind "Bedienungsanleitungen" erster Klasse.

    Da kann ich dir nur zustimmen. Solche Bücher schaden oft mehr, als das sie helfen würde. Den als Betroffene giert man regelrecht nach diesen Büchern und versucht mit der Autorin mitzuhalten was das Essen / nicht Essen anbelangt.
    Für Angehörige jedoch kann es schon recht hilfreich sein, mal in die Gedanken einer Magersüchtigen zu gucken.

    Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte
    :P
    John Osborne


  • Das meinte ich mit meinm Bedenken. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Betroffene solch ein Buch als "Bedienungsanleitung" nutzen. Interessant finde ich es jedoch für Nicht-Betroffene. Also ich habe durch dieses Buch zumindest mal einen Eindruck in das Leben der Protagonistin bekommen. Beim Lesen habe ich es einfach nur als Roman empfunden...aber es stimmt schon, was ihr sagt. Vielleicht lesen Betroffene solch ein Buch eben nicht einfach nur als Roman.

    "Liebe die Kunst in dir und nicht dich in der Kunst" - Stanislawski


    :study: J.K. Rowling - Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

  • Ich finde es natürlich auch nicht gut, wenn Betroffene sowas als eine Bedienungsanleitung sehen. Aber ich finde, das es sonst vielleich einfach nicht authentisch genug wäre und der Leser nicht richtig Emotionen fühlt, wenn solche Sachen dort nicht beschrieben wären.
    Ich hab mal meine Wunschliste erweitert. 8-[

  • Als jemand, der das Verhalten einer Essgestörten aus erster Hand kennt, bin ich nicht wirklich davon überzeugt, dass es unbedingt dieses Buches bedarf, um sich "Idee" zu besorgen. Zum einen finden sich im Internet in entsprechenden Foren, Blogs und Sites mehr als genug "Diät-Pläne", zum anderen entwicklen sich bei den kranken Menschen mehr als genug Phnatasien, die dann in die Tat umgesetzt werden. Ich denke mal eher, dass es betroffenen Angehörigen eine gute Möglichkeit gibt, sich über die Psyche und Gewohnheiten eines Essgestörten zu informieren.

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Ich habe das Buch selbst daheim und auch selbstverständlich gelesen und ihr habt schon Recht, dass es eine Art "Anleitung" ist. Ich habe es vorgestellt als ich mein Referat über Essstörungen gehalten habe. Trotzdem finde ich das Buch sehr lesenswert, es zeigt halt die Wahrheit über diese Krankheit und auch die Folgen. Es ist eben fraglich, wie man damit umgeht und ob man das Buch verschenkt/weiterempfehlt.

    :study: gerade "Die Wunschliste" von Jill Smolinski
    :study: auch "Der Proceß" von Kafka

  • maravilla, ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich hier ein Link zu einer anderen Rezension über einen Erfahrungsbericht einer Magersüchtigen setze?
    Könnte vielleicht auch interessant für den ein oder anderen sein.


    Marya Hornbacher - "Alice im Hungerland"

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Ich habe schon mehrere Bücher dieser Genre gelesen und ich finde es erschreckend, wie realistisch sie sind - teilweise basieren sie ja auch auf wahren Begebenheiten. Wie schon gesagt könnte man dazu verführt werden, die Bücher als "Bedienungsanleitung" anzusehen.
    Aber es kommt auch darauf an, wer die Bücher liest. Ich zum Beispiel bin noch nie auf den Gedanken gekommen, es einer Buchfigur nachzumachen, sondern schrecke eher davor zurück. Es ist einfach eine Lektüre für mich, wenn auch eine sehr traurige.

    "Werter Herr, die Tatsache, dass ein Buch in einer öffentlichen Bibliothek zugänglich ist, tröstet mich keineswegs. Wäre es nicht der Gesetze wegen, ich würde sie stehlen. Wäre es nicht meiner Börse wegen, ich würde sie kaufen."
    --Harold Laski

  • Ich hab auch schon mehrere solcher Bücher gelesen.
    In Dann bin ich eben weg hab ich mal in einer Buchhandlung reingelesen.
    Seitdem versuche ich, das Buch in meiner Bücherei aus zu leihen, aber irgendwer ist immer schneller als ich. :|
    Vielleicht kaufe ich mir es mal.
    Danke für die Rezi :!:
    LG

    :study: Die Botin des Königs,Asphalt Tribe :study:
    Januar gelesen/gehört: 11

  • Ich habe das Buch auch gelesen. Geschrieben fand ich es ziemlich gut und man konnte sich in Sinas Situation reinversetzen und so weiter, aber meiner Meinung nach hat das Buch die Sache nicht extrem genug dargestellt. Vielleicht liegt es auch an mir, aber ich würde niemandem empfehlen, dieses Buch zu lesen. Zumindest niemandem, der sich gerne etwas schlanker sehen würde. So ging es mir nämlich auch: Ich war nie dick oder so, aber auch nicht schlank und das wollte ich schon immer gerne sein und hab aber nie wirklich mit ner Diät angefangen. Dann hab ich das Buch gelesen und gesehen, wie das geht. Und ich dachte mir, ich kann es ja auch versuchen, ich bin ja nicht so dumm und werde dann magersüchtig. Ja. Denkste. Ich würde jetzt zwar nicht sagen, dass das Buch allein Schuld an meinem "Abrutsch" war, aber ganz bestimmt ein wichtiger Faktor.


    Wer etwas wirklich abschreckendes über dieses Thema lesen will, dem würde ich "Alice im Hungerland" empfehlen. Die Autorin beschreibt die Sache viel realistischer und vor allem macht sie klar, dass man von dieser Krankheit nicht einfach wieder geheilt werden kann.



    Dann bin ich eben weg bekommt von mir nur einen Stern für die gute Schreibweise. Ansonsten mag ich das Buch aus gegannten Gründen nicht mehr sonderlich. :-?

    Ja, es ist ein Luxusleben. Aber hey - Einer muss es ja führen.

  • hmm, ich habe dieses Buch auch schon gelesen, also ich glaube nicht, dass man alleine durch dieses Buch gleich Magersüchtig werden, denn dies hat psysische Gründe und Stress... zu tun. Eher versteht man durch dieses Buch die Eindrücke jener, die schon an dieser Krankheit leiden, und kann die ersten Anzeichen ausmachen...
    Oder es schrickt ab, NICHT das gleiche zu tun wie sie, denn man sieht doch wohin das ganze geführt hat, und in dem Beispiel, dass ihre Klassenkameraden sie schon bald für zu dünn und somit nicht mehr als schön empfanden.


    Man sollte schon, wenn man sich für dieses Thema interissiert, dieses Buch lesen, ich fand es sehr informativ.


    :!:

    Bücher sind viel besser als Filme, denn in der Fantasie kann man ALLES umsetzen!! :mrgreen: