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Sind Iren wirklich rothaarig, haben ein sehr individuelles Zeitgefühl und verwechseln den Pub gerne mit ihrem Wohnzimmer? Der Irlandkenner Ralf Sotscheck spielt augenzwinkernd mit den Klischees über die Grüne Insel und zeigt uns den wahren Iren.
Irland,die grüne Insel in Europas äußerstem Nordwesten: vielleicht der Flecken Erde mit den meisten Klischees pro Quadratmeter. Was aber erwartet den Irlandreisenden wirklich? Doppelt soviele Schafe wie Menschen, Tullamore Dew, der irische Geist in der Flasche, und die Größen der Weltliteratur von James Joyce bis Frank McCourt. Hier sind Sagen und Legenden bis heute lebendig die Feenfrau Banshee schwebt immer noch durch verwitterte keltische Ruinen. Und es war der Dubliner Schriftsteller Bram Stoker, der Graf Dracula weltberühmt gemacht hat. Ralf Sotscheck erzählt mit irisch inspirierter Fabulierlust, so daß das bunte Mosaik einer Insel zwischen Tradition und Wirtschaftswunder entsteht.
Normalerweise liest man eine Gebrauchsanweisung bevor man das Gerät in Betrieb nimmt, in diesem Fall also: Vor einem Irlandurlaub. Wie oft ich inzwischen auf der grünen Insel war, kann ich fast nicht zählen, und so habe ich das Buch praktisch als Vergleich mit meinen eigenen Erfahrungen gelesen (und den Berichten meiner Tochter, die in Dublin studiert hat).
Irland hat sich vom Armenhaus Europas zu einem (fast) gleichberechtigten Wirtschaftspartner der EU-Industrienationen gemausert. Darüber hinaus entwickelt es sich als Urlaubsland langsam zu einem "Mallorca des Nordens" (wenn auch zehnmal so teuer wie die Balearen). Ein nicht immer im Einklang mit den tatsächlichen Traditionen wiederbelebter Keltenkult tut sein Übriges.
Sotschecks Buch ist kein Reiseführer, er beschreibt keine Routen oder Sehenswürdigkeiten, gibt keine Tipps zu Freizeitaktivitäten oder kulinarischen Erlebnissen, und er hält sich nicht mit dem auf, was man gesehen haben muss. Er stellt in erster Linie das dar, was sich für einen ahnungslosen Irlandreisenden als Fallstrick entpuppen könnte, und nimmt Eigenarten der Iren aufs Korn, vor allem diejenigen, die sich bei keinem anderen Volk finden lassen. Daneben erfährt man allerlei aus der wechselhaften Geschichte Irlands und warum die Teilung bis heute besteht; tatsächliche Historie schmückt er mit Sagen und Legenden aus. Mit Augenzwinkern erzählt der Autor Anekdoten aus seinem eigenen Leben in Irland (er ist seit 15 Jahren Irlandkorrespondent der taz).
Nicht immer decken sich Sotschecks Berichte mit meinen Erlebnissen. - So sagt er: " Die Iren sind ein freundliches und zuvorkommendes Volk - solange sie nicht hinter dem Steuer eines Autos sitzen. Dann verwandelt sich das Ehepaar Jekyll in Herrn und Frau Hyde ..." (S. 24) Ich vermute: Herr Sotscheck hat in den letzten Jahren zu Stoßzeiten weder den Kölner Ring noch die A 8 bei München befahren, sonst wüsste er besser, wo die Eheleute Hyde sich normalerweise aufhalten. Meine Erfahrung mit irischen Autofahrern sind nur die besten - vor allem, wenn man mit einem Rechtsverkehr-Auto unterwegs ist.
Andererseits habe ich Hintergrundinformationen zu Problemen bekommen, von denen ich bisher nur die nette Seite kannte: Die unzähligen Schafe mit ihren bunten Punkten auf dem Rücken, die überall grasen (gelegentlich auch auf der Straße) und dadurch zur Bodenerosion beitragen. Oder die malerischen Dörfer mit ihrem knallbunt verputzten Häusern und den lackierten Türen: Vieles davon nur Fassadentünche zwecks Vermarktung für die Tourismusbranche, die wahren Schätze aus der Vergangenheit wurden teilweise lieber abgerissen und "auf alt" neu gebaut als restauriert.
Sotschecks Buch bleibt mir zu oberflächlich, weil er in 200 Seiten so viele kuriose und reelle Informationen wie möglich unterbringen wollte. Möglicherweise reichen diese für einen Urlaub, das kann ich nicht beurteilen, doch ich hätte mir bei einigen Themen eine längere Verweildauer gewünscht.
Übrigens: Der größte Teil der Iren ist nicht rothaarig, aber sie haben tatsächlich ein individuelles Zeitgefühl und verwechseln wirklich den Pub mit ihrem Wohnzimmer, wobei sie sich im Pub öfter aufhalten als in ihren Wohnzimmern.
Marie