Anthony Burgess - Clockwork Orange

  • Verlag: Heyne
    Einband: TB
    Seiten: 224
    Erstveröffentlichung: 1962


    "Das war's. Da hatte ich mir was eingebrockt! Und ich war noch keine sechzehn..."



    Über den Autor:
    Anthony Burgess, geboren 1917 in Manchester, arbeitete als Lehrer, bis er im Alter von 42 Jahren zusammenbrach und die Ärzte einen Gehirntumor diagnostizierten. In dem einen Jahr, das ihm die Ärzte noch zutrauten, schrieb Burgess fünf Romane, nach eigener Aussage von dem Gedanken getrieben, seiner Frau etwas hinterlassen zu müssen. Nach einem Jahr war Burgess allerdings immer noch nicht tot - tatsächlich lebte er bis zum November 1993 -, schrieb dafür aber auch weiterhin wie ein Besessener. 1962 erschien sein Meisterwerk Clockwork Orange, auch bekannt als Uhrwerk Orange.
    (aus dem rezensierten Buch übernommen)


    Inhlat:
    Alex und seine Droogs sind die Jugendlichen einer Welt, in der Gewalt und Brutalität sich selbst rechtfertigen und in ihrer Allgegenwärtigkeit eher betäuben als erschrecken. Als Alex schließlich unabsichtlich eine alte Frau umbringt, wird er von seinen Freunden verraten, von der Polizei festgenommen und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Um der Haft zu entgehen, willigt Alex ein, Testobjekt eines neuen Resozialisationsprogramms zu werden: Ludovico. Grausam wird Alex konditioniert und zu einer menschlichen Maschine umgepolt ("Clockwork Orange" - Anspielung auf Maschine und Orang = Mensch), die beim geringsten Gedanken an Gewalt oder Sexualität von grausamen Schmerzen und schrecklicher Übelkeit übermannt wird. Wieder auf freiem Fuß, wird Alex so hilflos zu einem Spielball seiner ehemaligen Opfer, Freunde und machthungriger Politiker.
    (aus dem rezensierten Buch übernommen)


    Meinung:
    Bei Clockwork Orange handelt es sich um das brutalste Buch, dass ich bisher gelesen habe.
    Zum einen, weil Gewaltszenen genau beleuchtet werden, zum anderen aber vor allem, da dieses Buch sehr real wirkt.
    Beim Lesen kamen mir immer wieder Bilder der Medien in den Sinn. Jugendliche treten ein alten Mann brutal in der U-Bahn zusammen.
    Die Ausgangssituation in Burgess Buch ist bereits Realität geworden.
    Doch die Heilungsmethode durch das Reziosalisierungsprogramm Ludovico, dass sich der Autor hier ausgedacht hat, übersteigt diese Grausamkeit noch um einiges.
    Das Buch ist sicher nichts für schwache Nerven. Zu zart beseidete Leser sollte die Finger davon lassen.
    Aber allen anderen kann ich raten, dieses Buch zur Hand zu nehmen und in die schier reale Welt einzutauchen.
    Ich denke, dass selbst Horrorleser noch an der ein oder anderen Stelle schockiert werden können.


    Der Lesefluss ist Anfangs etwas langsam. Denn Burgess hat für Alex und seine Droogs (Freunde) eine neue Sprache entwickelt.
    Dabei werden allerdings "nur" bekannte Wörter durch neue ersetzt. Der Kopf heißt Gulliver, eine Britwa ist eine Rasierklinge und Horroshow steht für gut.
    In meiner von Wolfgang Krege übersetzten Ausgabe, befindet sich am Ende des Buches ein Glossar mi der Übersetzung von Nadsat, der Jugendsprache.
    Die meisten Begriffe kann man sich allerdings auch denken. Die Sprache hat der Autor an das russische angelehnt.


    Clockwork Orange ist ein Buch, dass dem Leser die Augen zur Realität öffnet.
    Nicht nur was die Gewalt der Jugendlichen angeht, sondern auch die Macht und Gewalt von Regierungen.
    Schließlich hat sie die brutale Resozialisierungsmethode Ludovico ins Leben gerufen.


    Die unterschiedlichen Veränderung Alex' hätten vielleicht deutlicher beschreiben werden könne.
    Doch kann man den Hergang gut nachvollziehen. Und vielleicht wäre das Buch dann unleserlich brutal geworden.


    Ganz klare ratingred5.png von mir für dieses Buch. Auch wenn Burgess es letztlich bereut hat, dieses Buch geschrieben zu haben.
    Denn er wurde dadurch zu einen One-Book-Autor degradiert.
    Eine Liste seiner Bücher findet ihr z.B. unter: Burgess - Bibliografie

    Im Leben kann man auf vieles verzichten. Außer auf Katzen und Bücher!


    :study: Der Drachenbeithron von Tad Williams
    :musik: Die Bücherdiebin von Markus Zusak


    mb-db

  • Ich habe das Buch einst auch begeistert verschlungen. Meine Ausgabe seinerzeit hatte kein Glossar mit den übersetzten Ausdrücken der Jugendsprache, die war aber auch nicht nötig, finde ich, man hatte sich sehr gut einlesen können, weil die Verwendung der Ausdrücke konsequent im ganzen Buch eingehalten wurde und sich die Bedeutung jeweils gut aus dem Zusammenhang ergeben hat. Gerade das Erschaffen dieser eigenen Sprache hat das Buch für mich so faszinierend gemacht, so plastisch und glaubhaft im Milieu, so intensiv und nachvollziehbar in der Schilderung der Handlung, so dass man sehr gut in die Welt von Alex und seinen Droogs eintauchen konnte. Das Buch ist mir abhanden gekommen, ich spiele schon länger mit dem Gedanken es mir neu zu kaufen und nochmals zu lesen und das werde ich nach dieser gelungenen Rezenzion dieser Tage auch endlich in die Tat umsetzen.

  • Clockwork Orange habe ich im Original gelesen und würde es auf jeden Fall nochmal lesen. Da ich den Film vor dem Buch gesehen habe hatte ich immer wieder die Bilder vom Film im Kopf. die Szenen im Film kommen nicht an die beschriebenden Szenen des Buches ran. Im Buch ist alles noch heftiger beschrieben. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein Klassiker schlechthin. Meiner Meinung nach ist das Buch um einiges Brutaler als der Film da doch alles haargenau beschrieben wird wie sich was zuträgt.
    Insbesondere das Groteske hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein Buch das zum Nachdenken anregt und ich würde es jeden weiterempfehlen der nicht zu zart beseitet ist.


    Von mir bekommt das Buch auch ganz klar: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

    Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht? - George Bernahrd Shaw

  • Ich erinnere mich an den Film! Damals war ich vielleicht 15 und wurde von meinem damaligen Freund ins Kino geschleppt, ohne die leiseste Ahnung, was mich erwartet! :shock: :pale:
    Definitiv war ich zu zart besaitet! Ich hatte mir so oft die Augen zugehalten, dass ich die Handlung überhaupt nicht kapiert habe...
    Ob ich es jetzt vielleicht noch mal lesen sollte?

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Danke für die Rezi MrCeline. :thumleft:
    Das klingt nach einem Buch für mich. Ich habs gleich mal auf meine Wunschliste gesetzt.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Es freut mich, dass ich jemanden für das Buch (erneut) begeistern kann.
    Dass es verfilmt wurde, wusste ich nicht. Ich dachte, es kam nur auf der Bühne zur Aufführung.
    Wie dem auch sein. Ein 1:1 umgesetzter Film wäre sicherlich FSK 18.


    Cheriechen: Versuchs einfach ;)

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    mb-db

  • Das Buch wurde vom großen Stanley Kubrick verfilmt und hat für viele Kinoliebhaber Kultcharakter. Ich muss allerdings mit einigen Zartbesaiteten eingestehen, dass auch der Film schon für mich ans Unerträgliche geht. Ich wußte, dass das Buch von Burgess dahintersteht, doch werde es mir wohl nicht antun.


    http://www.amazon.de/Clockwork…dvd&qid=1238434209&sr=8-1

  • Es gibt sogar eine deutsche Musical-Bearbeitung, zu der Die Ärzte oder Die toten Hosen die Musik gemacht haben.

    Die Doktoren und die Hosen sind in so ziemlich jeder Hinsicht zwei paar Stiefel, also bitte nicht in einen Sack stecken. ;)


    Die Toten Hosen haben 1988 mit ihrem Album Ein kleines bisschen Horrorshow an Clockwork Orange angeknüpft, manche Themen verarbeitet und auch ein paar Motive von van Beethoven in ihre Songs eingearbeitet. Der berühmteste Song daraus ist wohl "Hier kommt Alex". :thumleft:

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Es gibt sogar eine deutsche Musical-Bearbeitung, zu der Die Ärzte oder Die toten Hosen die Musik gemacht haben.

    Dies wiederum ist mir bekannt.
    Nicht umsonst kam ich auf das Buch ;)

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    mb-db

  • Dies wiederum ist mir bekannt.
    Nicht umsonst kam ich auf das Buch ;)

    Auch ich kam durch das Album von den toten Hosen "Ein kleines bisschen Horrorshow" auf das Buch. 8)
    Der Film gehört auf jeden Fall zu den Kultfilmen. Und ich empfehle jeden den Film anzuschauen der das Buch schon gut fand. Stanley Kubrick hat das Buch sehr gut umgesetzt mit allen seine Brutalitäten, es wurden zwar einige Szenen weggelassen aber die entscheidensten Szenen wurden verfilmt. Ein verstörender Film aber er ist es sich wert anzuschauen.


    Lina

    Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht? - George Bernahrd Shaw

  • MrCleine sagte mir schon, dass es eine recht kurze Geschichte ist. Ich hab nun das Hörspiel (nach einer Bühnenfassung der Royal Shakespeare Company) gehört, das auf eine knappe Stunde gekürzt wurde.

    Clockwork Orange ist ein Buch, dass dem Leser die Augen zur Realität öffnet.
    Nicht nur was die Gewalt der Jugendlichen angeht, sondern auch die Macht und Gewalt von Regierungen.
    Schließlich hat sie die brutale Resozialisierungsmethode Ludovico ins Leben gerufen.

    Das war trotz der Kürzung deutlich zu verstehen.

    Die unterschiedlichen Veränderung Alex' hätten vielleicht deutlicher beschreiben werden könne.
    Doch kann man den Hergang gut nachvollziehen. Und vielleicht wäre das Buch dann unleserlich brutal geworden.

    Die Veränderungen sind meiner Meinung nach im Hörspiel kaum beschrieben worden, und ich konnte die Handlung auch nicht komplett nachvollziehen. Außerdem wäre das Glossar, mit der "Jugendsprache" sicher auch eine gute Hilfe gewesen.


    Die Geschichte hat eine sehr beklemmende Wirkung beim hören, ist aber keinesfalls ein Ersatz für das Buch, welches ich mit Sicherheit noch lesen werde!

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

    Einmal editiert, zuletzt von Melli2505 ()

  • In meiner Engish-Facharbeit durfte ich mich 1991/92 mit dem Buch-Film-Vergleich zu "A Clockwork Orange" auseinandersetzen.
    Ich denke, wem das Buch zugesagt hat, dem wird auch der Film gefallen. Die Adaption ist sehr stark an die literarische Vorlage angelehnt, es fehlen kaum Szenen , lediglich die Dialoge wurden gestrafft. Der Film ist, wie auch das Buch, sehr gewalttätig. Dennoch ist er gegen viele aktuelle Thriller/Krimis/etc. in seiner Darstellung fast schon wieder harmlos. Allerdings ist die Bildsprache an sich sehr intensiv und eindrucksvoll. Die, verbunden mit der entweder stark verfremdeten Musik oder der van Beethovens, macht es zu einem sehr gelungenen Film. Malcolm MacDowell ist hier in seiner Paraderolle zu sehen. Daran gemessen wurde er leider in vielen seiner späteren Rollen stark auf den Psychopathen festgelegt. Insagesamt nicht umsonst ein moderner Klassiker - als Buch wie als Film!
    :thumleft:

    Shalom, kfir


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  • Seit Jahren schon wollte ich das Buch lesen, kam aber nie dazu, vergaß zwischendurch den Namen des Autors..
    Letztes Jahr hab ich dann zusammen mit einem Freund den Film Clockwork Orange geguckt, und war fasziniert. Eine Weile ließ ich das Thema ruhen, bis ich mir dann doch endlich das Buch anschaffte und es nun auch endlich gelesen habe.
    Zugegeben, am Anfang war ich ständig am Blättern, um einzelne Wörter zu übersetzen, aber mit der Zeit wurde es einfacher und ich konnte normal flüssig weiterlesen, ohne aber "hinwegzulesen". Denn ab und an kommen soviele Nadsatwörter in einem Satz vor, dass man mittem im Lesefluss geblockt wird, und den Satz nochmal in Ruhe wiederholen muss, bis man ihn versteht. Das fand ich aber nicht schlimm, denn so kann sich Burgess sicher sein, dass man das Buch auch wirklich liest und verinnerlicht, und nicht nur verschlingt und wieder vergisst.
    Tolles Buch!

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Bis gerade eben dachte ich das wäre nur ein Film. Das der aus einem Buch entstand ist echt brutal. Ich habe den Film ein einziges mal gesehen und mir geschworen das nie wieder zu tun. Er war einfach grausam. Wenn ich mir dann vorstelle wie die Gewaltszenen in dem Buch beschrieben sein müssen läuft es mir kalt den Rücken runter. Da fällt mir die Szene ein als seine ehemaligen "Freunde" (nun Polizisten) ihn auf einem Feldweg o.ä. zu Klump schlagen. Allerdings würde mich das Buch trotz der Grausamkeiten doch reizen...

    Wir sind wie Engel mit nur einem Flügel, fliegen können wir nur wenn wir einander umarmen.

  • Ich habe vor ein paar Tagen mal in das englische Original hineingelesen, aber der Stil ist sehr anspruchsvoll. Deswegen habe ich mir heute die Krege-Übersetzung aus der Bibliothek ausgeliehen. Sie trägt den Titel "Eine Uhrwerk-Orange". Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von dieser Titelübersetzung halten soll und werde das Buch in den nächsten Tagen einfach mal ganz unvoreingenommen anfangen...


    Kennt jemand von euch die Krege-Übersetzung?


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Kennt jemand von euch die Krege-Übersetzung?

    Hey gaensebluemchen!


    Meine Rezi beruht auf der Krege-Übersetzung.
    Ich halte ihn trotz der ganzen HdR-Diskussion für einen fähigen Übersetzter.

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    mb-db

  • Danke, MrCeline, das macht mir Mut! Aber deine Ausgabe trägt nicht auch den Titel "Eine Uhrwerk-Orange", oder?


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de