Johanna Adorján, Eine exklusive Liebe

  • Kurzmeinung

    Marie
    Irgendetwas fehlt, um die innere Verbundenheit des Lesers zu wecken. Als doppelbiographische Geschichte dennoch lesenswe
  • Seitenzahl: 184


    Inhalt:
    Johanna Adorján erzählt die Geschichte ihrer Großeltern und widmet das Buch ihrem Vater.
    Vera und István überleben als ungarische Juden den Holocaust und beschließen darüber sprechen wir nicht. 1956 fliehen sie während des Aufstands von Budapest nach Dänemark. Dort beginnen sie ein neues Leben, sind manchmal dänischer als mancher Däne. Sie werden zusammen alt, sind eine Einheit für sich. 1991 nehmen sie sich gemeinsam in Kopenhagen das Leben. Man findet sie Hand in Hand in ihren Betten. Das Haus ist aufgeräumt, der Hund vorher zu einer Bekannten gebracht, und es liegen letzte, kleine Geschenke für die Hinterbliebenen auf dem Tisch.
    Man findet sie Tage später nachdem der Sohn die Tür durch einen Schlosser aufbrechen ließ.


    Autorin:
    Johanna Adorján, geb. 1971 in Stockholm, studierte in München Theater- und Opernregie. Seit 1995 arbeitet sie als Journalistin, seit 2001 in der Feuilleton-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
    "Eine exklusive Liebe" ist ihr erster Roman.


    Meine Meinung:
    Sie waren alles andere als ein gewöhnliches Ehepaar.
    Ein Leben lang waren sie miteinander per Sie, rauchten Kette, sahen umwerfend gut aus und sprachen niemals über die Vergangenheit, weil sie nicht daran erinnert werden wollten.
    16 Jahre nach deren Tod wandelt die Enkelin auf ihren Spuren, verabredet sich mit Verwandten, besucht noch lebende Freunde und Bekannte. Sie findet die Wurzeln von sich selbst, entdeckt Ähnlichkeiten, bereist Orte, Länder, wo beide gelebt hatten. Die Zeit bis zum Freitod beschreibt sie in allen Einzelheiten, einfühlsam, traurig, in einem leichten, warmen Ton. Kleine Lebensweisheiten werden mit eingepackt.
    Sie stößt auf keine Geheimnisse, kann viele Lücken nicht schließen. Die Dramatik bleibt leise, fast unspektakulär und dennoch eindringlich. Sie füllt die Zeiträume, über die die Großeltern nicht sprechen wollten, nicht fiktiv, gekünstelt, reißerisch auf, sondern bleibt bei den bekannten Tatsachen. Es kommen Vermutungen auf, die erklären warum beide diesen Weg wählten.
    Eine ruhige, einfache Geschichte über zwei ungewöhnliche Menschen und deren große Liebe. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: / :bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Haruki Murakami, Gefährliche Geliebte

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Danke, Wirbelwind, für die schöne Rezi! Für 5 Sterne hat es bei diesem Buch leider nicht gereicht, wofür musstest du denn welche abziehen?


    Das Buch steht schon bei mir im Regal, hab es mir letzte Woche gekauft, bislang aber noch nicht die Zeit gefunden, es zu lesen. Es soll aber definitiv kein SUB-Leichen-Buch werden, sondern ich werde es sicher als eines meiner nächsten Bücher lesen!


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Hallo gaensebluemche,
    vor deiner Frage habe ich mich ehrlich gesagt fast gefürchtet, denn ich kann sie nicht präzise beantworten. Ich versuche es trotzdem.
    Keine Ahnung was ich erwartet habe als ich das Buch kaufte, ich wußte nur ich muß es besitzen, darin eintauchen, seit ich darüber gelesen habe. Zunächst erstaunte mich die sehr einfache Sprache. Irgendwie hatte ich sie mir von jemand, der im Feuilleton arbeitet anders vorgestellt. Sie wirkt auf mich manchmal kindlich. Einen reißerische Effekt vermisste ich nicht, er hätte wahrscheinlich die komplette Atmosphäre zerstört. Trotzdem ein klein wenig mehr als auf dem Klappentext hätte es schon sein dürfen. Die Darstellung der Großeltern war sehr einfühlsam, liebevoll und geradezu bildlich, aber ihre Entscheidung und das warum erahnte ich vor dem Lesen bereits. Eine neue Erkenntnis brachte es nicht. Ich fand keinen Aufhänger, an dem ich mich festhalten und in mein Erinnnerungskästchen stecken konnte. Meinen Begeisterung hielt sich an der Oberfläche. Die 18 Euro für diesen Debütroman eindeutig zu viel. 5 Sterne erhalten bei mir nur Bücher, denen es gelingt mich total in ihren Bann zu ziehen. Das war hier leider nicht so.
    Aber laß dich durch mich nicht zu sehr beeinflussen - du hast es ja schon im Regal stehen. Mal sehen, ob du tiefer empfindest als ich, wenn du es gelesen hast.
    Ich bin sehr gespannt.


    Liebe Grüsse :winken:
    Wirbelwind


    :study: Haruki Marukami, Gefährliche Geliebte

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Liebe Wirbelwind,


    deine Rezension zu dem Buch klang überaus positiv, ich konnte aus ihr nicht herauslesen, das dir an dem Buch auch etwas nicht gefallen hat (hättest du nicht die Bewertung :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: / :bewertung1von5: hinzugefügt). Deswegen musste ich einfach noch mal nachhaken. :wink: :friends:


    Ich kann dich schon verstehen, manchmal ist ein Buch interessant und lesenswert und hat am Ende doch einfach keine 5 Sterne verdient. Die gibt es bei mir übrigens auch nur für Bücher, die mich manchmal beim Lesen innehalten lassen und mich denken lassen "Wahnsinn, was ist das nur für ein Buch!". So rechtfertige ich mir selbst gegenüber manchmal Bewertungen, bei denen halt am Ende nur 4 Sterne rauskommen, obwohl ich mich die ganze Zeit von dem Buch gut unterhalten gefühlt habe, wo am Ende aber einfach doch das gewisse Etwas fehlt.


    Beim Kauf des Buches hatte ich auch keine bestimmten Erwartungen, genauso wie du wollte ich es einfach haben, weil ich diese Art Erzählung sehr gerne lese. Nach deiner Rezension hat sich daran auch nichts geändert. Ich weiß jetzt nur, dass ich es wirklich sehr bald lesen sollte, um dir meine Meinung dazu mitteilen zu können. :wink:


    :flower:

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  • Das Buch habe ich gerade beendet - auch mir hat es gut gefallen.
    Einfühlsam geschrieben, ohne kitschig zu sein. Auch wie sie die Zeitebenen wechselt, hat mir gut gefallen.


    Mit welcher Ruhe die Großeltern ihren letzten Tag begehen ist erstaunlich .
    Wahrscheinlich kann es sich nicht "wirklich" vorstellen, wie es ist, wenn man es wüsste, es ist der letzte Tag.
    Das erwähnte Buch habe ich tatsächlich gefunden.


    Ich kann mich auch sonst Wirbelwind anschließen. 8)


    :winken:

  • Ich habe das Buch gestern auch beendet und vergebe 4 :bewertung1von5: . Irgendwie bin ich nach dem Lesen nicht ganz zufrieden. Das Buch war zwar sehr schön geschrieben, gefühlvoll und eindringlich, aber doch fehlt mir irgendetwas. Mir hat der Erzählstrang gefallen, der sich um den letzten Tag der beiden Liebenden dreht. Zu erfahren, wie sie alles arrangieren, ordnen und verabschieden, war sehr bewegend. Leider ist es aber der Teil der Erzählung, der nur konstruiert wurde, der wahrscheinlich so abgelaufen sein könnte, was aber nicht nachgewiesen werden kann. Der zweite Erzählstrang, der sich mit der Suche der Autorin nach der Vergangenheit ihrer Großeltern befasst, hat mich zwar auch bewegt, mich aber nicht zufriedengestellt. Denn letztendlich hat die Autorin nichts erreicht auf ihrer Spurensuche in die Vergangenheit. Lediglich kleine Details werden aufgedeckt, doch die können die Schicksale der Großeltern nicht aufwiegen.


    :flower:

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  • Bei mir steht das Buch auch auf der Wunschliste.
    Elke Heidenreich hat es übrigens auch auf litcolony.de vorgestellt (Guckssu hier). Sie klang auch recht positiv. :mrgreen:

  • Auf der Suche nach der Fernsehsendung, in der Johanna Adorján zu ihrem Buch interviewt wurde, habe ich zwar nicht das gewünschte gefunden, dafür aber dieses Interview.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mich hat das Buch begeistert. Hier meine Rezension:


    "Ihre große Liebe ist die Antwort" teilen die Angehörigen in der Todesanzeige auf die unausgesprochene Frage nach dem Grund für den gemeinsamen Freitod Veras und Istváns mit. Die Beiden blicken auf eine langjährige, intakte Ehe zurück, als István erfährt, dass er wegen einer Herzerkrankung nicht mehr lange zu leben hat.


    Vera, die mit ihren 71 Jahren eine kerngesunde Frau ist, kommt zu dem Entschluss, dass sie ohne ihren Mann nicht leben kann und will und so beginnen die beiden alten Leute, minutiös ihren Selbstmord zu planen. An alles wird bei den Vorbereitungen gedacht, nichts soll dem Zufall überlassen werden und so erhält die Enkelin und Autorin des Buches anhand der Ordnung in Haus, Garten und Leben der Verstorbenen eine sehr genaue Vorstellung von ihren letzten Stunden.


    Die als Redakteurin beschäftigte Johanna Adorján deckt sechzehn Jahre nach dem Tod ihrer Großeltern die Hintergründe dieser verzweifelten Tat auf. Wortgewandt und einfühlsam bringt sie dem Leser Vera und István nahe und lässt ein konkretes Bild der Beiden entstehen. Die junge Frau liebte ihre glamouröse Großmutter mit zärtlicher Bewunderung, scheut sich aber nicht, sie gleichzeitig als launisch, unberechenbar und egoistisch zu schildern.
    Abwechselnd zu dem vermutlichen Verlauf des Todestages berichtet Frau Adorján über die Vergangenheit ihrer Großeltern, erzählt über Gespräche mit Freunden und Verwandten und man bekommt den Eindruck, dass die 1971 geborene Autorin erst viele Jahre nach Veras und Istváns Tod das Bild komplettiert und die Vergangenheit verarbeitet.


    Dem ernsten Thema zum Trotz handelt es sich keineswegs um eine traurige Familiengeschichte, sondern um einen brillant erzählten, teilweise sogar heiteren und unterhaltsamen Ausflug in die Vergangenheit und Gefühlswelt zweier ungarischer Juden. Ich habe diese biografische Mischung aus Recherche, Realität und Fantasie sehr gern gelesen und ertappte mich dabei, dass ich beim Lesen der letzten Seiten immer langsamer wurde, weil ich nicht wollte, dass die Geschichte zu Ende geht.


    Eine exklusive Geschichte um eine exklusive Liebe. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Oh, Schreck, Mädels! :shock: :-?
    Ich habe mir gerade eben dieses Buch gekauft u ich hatte die Qual der Wahl, weil ich nicht schon wieder so viel kaufen wollte.
    Es klang so vielversprechend...
    Wirbelwind,du "kennst" mich doch jetzt schon ein wenig! Soll ich es eingeschweißt lassen u umtauschen??? :scratch:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Ich habe "Eine exclusive Liebe" gelesen und bin enttäuscht. Das Buch wurde an einem Abend in der Buchhandlung vorgestellt und ich musste es unbedingt haben. Leider waren die beiden Stellen, die vorgelesen wurden auch die interessantesten :-?
    Welch ein Stoff: Ungarische Juden, der Großvater hat das KZ überlebt, beide waren exzentrische, sehr interessante Menschen. Aber meiner Meinung nach, hat Frau Adorjan zu wenig daraus gemacht.

    Die Dramatik bleibt leise, fast unspektakulär und dennoch eindringlich. Sie füllt die Zeiträume, über die die Großeltern nicht sprechen wollten, nicht fiktiv, gekünstelt, reißerisch auf, sondern bleibt bei den bekannten Tatsachen. Es kommen Vermutungen auf, die erklären warum beide diesen Weg wählten.

    Die 18 Euro für diesen Debütroman eindeutig zu viel.


    Einfühlsam geschrieben, ohne kitschig zu sein.

    Es ist nicht kitschig, es ist einfühlsam, es ist nichts dazu gedichtet, aber es ist leider auch langweilig trotz der Dramatik, die von Anfang an im Raum steht!
    Ich bin nie ganz in der Geschichte hineingeglitten. Das liegt einerseits daran, dass die Autorin nichts, aber auch gar nichts über die Vergangenheit des Großvaters im Kz herausfindet.
    Sie hätte eine mögliche Geschichte erfinden können, entscheidet sich aber dagegen. Das ist ihr gutes Recht. Ich fand es aber mühsam ihr immer wieder zu ihren vergeblichen Versuchen zu folgen, etwas herauszufinden. Auch die Besuche bei ehemaligen Freundinnen der Großeltern erscheinen seltsam überflüssig, wenn selbst die Ich-Erzählerin sie ohne weitere Erkenntnisse verlässt.
    Die Autorin wirkt unbeholfen, ihr Entschluss, in die Geschichte ihrer Großeltern einzusteigen,erscheint unausgegoren: Sie fühlt sich als Eindringling der stört und als sie sich dann fragt, wie sie nun denn um Gottes Willen den Bogen von hier in die Vergangenheit schlagen solle, wurde ich richtig ärgerlich.
    Andererseits ist die Sprache, wie Wirbelwind schon erwähnt hat, etwas enttäuschend, ja kindlich. Das reicht nicht, um die Stimmung aufzubauen, die diese eigentlich eindringliche Geschichte brauchen würde. Zwar habe ich bei amazon immer noch die Hörbeispiele der entsprechenden Musikstücke angeklickt, aber Athmoshäre hat sich nicht wirklich aufgebaut.


    Von mir gibts nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    :winken: cheriechen

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • 1991 nehmen sich Vera und István, ein älteres Ehepaar, zusammen das Leben. Während Vera mit Anfang 70 noch topfit ist, leidet István an einer fortschreitenden Herzerkrankung und hätte seine Frau in absehbarer Zeit wohl alleine zurückgelassen. Dieser ultimativen Trennung haben sich die beiden nun durch den gemeinsamen Suizid entzogen, die Familie bleibt verstört zurück und rätselt um die genauen Beweggründe.


    Vera und István waren die Großeltern der Autorin. In jüdischen Familien in Ungarn geboren und aufgewachsen, floh Vera während des Holocaust zunächst nach Deutschland, István wurde in ein KZ verschleppt.


    Johanna Adorján erzählt in diesem Buch auf zwei Ebenen: einmal versucht sie, den letzten Lebenstag ihrer Großeltern bis zur abschließenden gemeinsamen Tat nachzuzeichnen, wie er möglicherweise gewesen sein könnte, andererseits schildert sie ihre eigenen familiären Erlebnisse und blickt zurück in die Vergangenheit, in die bewegte Lebensgeschichte von Vera und István.


    Es klingt beinahe, als wäre die Autorin wirklich dabei gewesen, so detailliert und plausibel beschreibt sie den Schicksalstag dieses Ehepaares, das sich zeitlebens nach ungarischer Tradition siezte und sich dennoch so nahe war, dass einer nicht ohne den anderen zurückbleiben wollte. In einer klaren, angenehmen, schnörkellosen Sprache nähert sie sich ihrer Familiengeschichte und berichtet von ihren eigenen Versuchen, mit dem Grauen umzugehen, das ihre Großeltern erlebt haben.


    Eine berührende und persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Familie und deren Vergangenheit.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • " Eine exklusive Liebe " von Johanna Adorjan


    Inhalt:


    Zwei Menschen, die miteinander alt geworden sind, beschließen, sich das Leben zu nehmen. Er ist schwer krank, sie will nicht ohne Ihn sein. An einem Sonntag im Herbst 1991 setzen sie ihren Plan in die Tat um. Sie bringen den Hund weg, räumen die Wohnung auf, machen die Rosen winterfest, dann sind sie bereit. Hand in Hand gehen Vera und Istvan in den Tod, es ist das konsequente Ende einer Liebe, die die ganze übrige Welt ausschloss, sogar die eigenen Kinder. 16 Jahre später erzählt Johanna Adorjan die berührende Geschichte ihrer Großeltern.



    Meine Meinung:



    Ich habe dieses Buch in 1 Tag verschlungen, ok es hat auch nur 185 Seiten, aber dennoch...ich konnte es nicht wirklich aus der Hand legen. Nicht weil es so spannend ist, sondern weil es so gut geschrieben ist. Johanna lässt einem so richtig an ihren Recherchen teilhaben und man hat dabei das Gefühl, sie sässe einem gegenüber und würde einem alles persönlich erzählen. Man merkt auch sofort, das es autobiographisch geschrieben ist und es war auch sehr interessant, Einblicke in die Kindheit und das Erwachsen werden der Großeltern zu bekommen.


    Es gab auch Momente, wo man über etwas sehr schmunzeln musste, aber meistens machte einen das Buch doch sehr nachdenklich und man erkennt vielleicht sogar das ein oder andere an einem selber wieder. Ich selber bin zwar Single, aber ich habe dabei oft an meine Eltern gedacht und manchmal machte es einen auch ziemlich traurig....also auf jeden fall sollte man sich Taschentücher bereit legen...und auch nicht unbedingt das Ende am Abend lesen, es könnte zu einem schlechten Einschlafen verhelfen;-)...ich hatte mir extra gleich noch ein neues Buch rausgesucht, was ich zumindest 10 Seiten angefangen habe, nachdem ich mit diesem Buch fertig war..einfach damit ich nicht mit einer Traurigkeit ins Bett gehe.


    Das soll aber jetzt nicht abschrecken...ganz im Gegenteil, das Buch ist es einfach Wert, das man es gelesen hat...wirklich eines der schönsten Bücher der letzten Jahre...wie Elke Heidenreich schreibt.


    Also ich kann es jedem nur empfehlen, aber ihr solltet Euch bewusst sein, das es ein trauriges Buch ist..

  • "Dieses Buch erzählt die Geschichte von Vera und Istvan, die als ungarische Juden den Holocaust überlebten, 1956 während des Aufstandes von Budapest nach Dänemark flohen und sich 1991 in Kopenhagen das Leben nahmen. Man fand sie Hand in Hand in ihrem Bett. Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Die Geschichte meiner Großeltern."


    Lange hat sich die Journalistin Johanna Adorjan danach an das Gebot ihrer Familie gehalten, nach dem über den Tod der Großeltern, aber auch über all das, was diesem Doppelselbstmord vorausging, nicht gesprochen werden durfte. Doch ähnlich wie schon andere Kinder und Enkel der Generation der Holocaust - Überlebenden vor ihr ( vgl. vor allem die Bücher von Lizzie Doron aus Israel) hat sich auch Johanna Adorjan irgend wann darüber hinweg gesetzt, auch deswegen, weil sie spürte, dass sie diese jüdischen Wurzeln in sich trägt und sie nicht verkümmern lassen will.


    In einem faszinierenden und bewegenden Buch hat sich Johanna Adorjan auf die Suche gemacht nach der Geschichte ihrer Großeltern und etwas herausgefunden, was sie sicher vor Beginn ihrer Recherchen spürte, sonst hätte sie sie nicht begonnen: die Geschichte und das Schicksal ihrer Großeltern haben viel zu tun mit ihr selbst und mit ihrem bisherigen Leben.


    Sensibel und mit einer fast poetischen Sprache folgt sie dem Ablauf des letzten Tages ihrer Großeltern auf dieser Welt und lässt die beiden sich erinnern. Hier benutzt sie viele Informationen, die sie während ihrer Recherchereisen gesammelt hat, bei denen sie mit Menschen sprach und Quellen studierte, die ihr von dem Geschehen berichten konnten.


    Sie erzählt von einem Ehepaar, das aus einer anderen Zeit zu stammen scheint. Beide siezen sich bis an ihr Lebensende und wollen bis zum Schluss nicht über ihre Vergangenheit sprechen. Als ungarische Juden hatten sie beide den Holocaust überlebt, mussten aber 1956 aus Budapest fliehen, weil dieses Mal im Namen des Kommunismus, dessen Anhänger sie nach 1945 geworden waren, Juden verfolgt wurden in dem Land, das sie doch so liebten.


    Sie fingen in Dänemark eine neue Existenz an und verdrängten wie so viele Überlebende die Vergangenheit. Noch Johanna Adorjans Eltern halten sich an das Familiengebot, doch die Enkelin muss es brechen, will sie ihrerseits überleben.
    Herausgekommen ist das Porträt eines exzentrischen Liebespaares und eine Liebesgeschichte, die aufwühlt und betroffen macht. Es ist die Biografie zweier Menschen, die den Holocaust überlebten und den Ungarnaufstand und gleichzeitig ein Bild einer Epoche, der Vera und Istvan noch ganz verhaftet waren.


    Es ist die Aufteilung in zwei Stränge, die das Buch auszeichnet. Zum einen die genaue ( vorgestellte) Darstellung des letzten Tages der Großeltern und zum anderen die in Rückblicken eingeblendeten Erinnerungen der beiden. Ein Buch voller Poesie und Kraft. Es ist zu hoffen, dass Johanna Adorjan nach diesem wirklich bemerkenswerten Buchdebüt ihre erzählerische Kraft noch zu weiteren belletristischen Büchern nutzt.

  • Gestern habe ich dieses Buch beendet, hier meine Rezi dazu:

    Meine Meinung:

    Vera und Pista beschließen gemeinsam zu sterben. Pista ist schwer krank und Vera kann sich ein Leben ohne ihren Mann nicht vorstellen. 16 Jahre später versucht Johanna die Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Großeltern zu rekonstruieren. Denn obwohl sie ihre Großeltern als sehr liebevoll in Erinnerung hat blieben doch viele Fragen offen, die Johanna erst nach dem Selbstmord bewusst werden. So besucht sie zahlreiche Weggefährten ihrer Großeltern und versucht, Vera und Pista noch besser kennenzulernen. Ihre Reisen führen sie unter anderem nach Budapest (da stammen die Großeltern ursprünglich her ehe sie nach dem Krieg nach Dänemark emigriert sind), nach Israel und ins KZ Mauthausen, in dem ihr Opa war.


    Das Buch liest sich aus zwei Perspektiven. Zum einen sind da die letzten Tage der Großeltern. Wie sie ihren Hund zur Freundin bringen unter dem Vorwand, nach München fahren zu wollen. Wie sie Geschenke für die Hinterbliebenen packen und letzlich, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen.


    Die zweite Perspektive ist die von Johanna, wie sie Freunde, Bekannte und Familienmitglieder besucht und sich jeweils ihre Geschichten erzählen lässt.


    Vom Schreibstil her liest es sich einfach weg, es gibt keine klassischen Kapitel, immer nur durch Sternchen abgetrennte Abschnitte. Trotzdem bleibt beim Lesen immer ein Gefühl der Schwere, immerhin ist hier die Geschichte eines Doppel-Selbstmordes aus Liebe beschrieben. Keine Frage, das Buch liest sich weg, man taucht tiefer und tiefer ein in Veras und Pistas Leben.


    Und trotzdem, da es die Wiedergabe einer fremden Biographie ist fehlen der Geschichte großartige Spannnungsbögen (woher sollen sie denn auch kommen). Insgesamt ist es für mich ein Buch, dass ich mit 3,5 Sternen bewerten möchte.