Georges Simenon - Maigret und der Treidler der Providence

  • Der Regen schüttete unerbittlich auf eine unwirtliche Landschaft. Links und rechts begrenzten den Horizont Kreidehügel, auf denen die Weinstöcke jetzt wie die Holzkreuze eines Soldatenfriedhofs aussahen.
    Am Marne-Kanal liegt eine hübsche Frau im Seidenkleid - tot. Hartnäckig versucht der Kommissar Maigret, sich mit einer Welt vertraut zu machen, die ihm völlig fremd ist: die Binnenkanäle mit ihren Schleusenwärtern und Treidlern, mit ihrem Geruch von Teer, Petroleum und Dieselöl. Schliesslich bringt eine lage Fahrradtour auf einem Leinplad den Kommissar auf die Spur des Mörders. Ein Roman über Liebe, Verrat und eine unbändige innere Wut.


    Der vierte Band der Krimireihe mit dem Kommissar Maigret - mit den immer plastischen Bildern vom Geschehen, die Georges Simenon vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Eine Zeitreise in die 30er Jahre Frankreichs, eine Reise an den Marne-Kanal. Simenon schreibt über den alltäglichen Abgrund des menschlichen Wesens und überzeugt mit der detailreichen Schilderung authentisch wirkender Figuren. Und obwohl es doch Mord ist, ist es einfach toll zu lesen.

  • Der Autor:
    Georges Simenon (1903-1989) war ein belgischer Schriftsteller, der vor allem durch seine 75 Kriminalromane und 28 Erzählungen um Kommissar Maigret bekannt wurde. "Maigret und der Treidler der 'Providence'" wurde 1931 veröffentlicht und ist der vierte Roman in der vom Diogenes-Verlag 2008 neu aufgelegten Krimireihe.


    Allgemeines:
    168 Seiten, unterteilt in 11 Kapitel
    Erwähnenswert ist auch die sehr schöne Stadtkarte von Paris, die im Einband verarbeitet und in allen Romanen der Diogenes-Reihe von 2008 enthalten ist.
    Die Erzählung wurde in den letzten 80 Jahren unter diversen Titel herausgegeben, und somit auch bekannt unter "Die Nacht an der Schleuse", "Der Schiffsfuhrmann", und "Maigret tappt im Dunkeln".


    Der Inhalt:
    Mehrere Schiffe liegen in dem kleinen Ort Dizy vor Anker und warten darauf, am nächsten Morgen durch die Schleuse gelassen zu werden. Allerdings wird in den frühen Morgenstunden eine Frau erdrosselt aufgefunden - in einer Umgebung, die so gar nicht zur vornehmen Erscheinung der Dame passt. Die Spurensuche gestaltet sich schwierig, die Verhöre der Matrosen und Fuhrunternehmer sind rätselhaft und Maigret muss einige Kilometer entlang der Marne und ihren Schleusen den vorantreibenden Booten hinterherradeln, bis er den Mörder stellen kann.


    Ach ja: ein Treidler ist übrigens ein Arbeiter, der mit Hilfe von Zugtieren (in diesem Fall Pferden) Schiffe stromaufwärts zieht. Ich nehme mal an, dass der Beruf heutzutage nahezu ausgestorben ist, und somit die meisten Lesern (so wie ich auch) den Begriff des Treidelns nicht kennen.


    Meine Meinung:
    Ein sehr guter Maigret: ein interessanter Fall, der Dank seiner Beschreibungen der eigenen Welt der Treidler, Schleusen und "Hafenkneipen" sehr unterhaltsam ist - nicht nur für Kommissar Maigret eine fremde Umgebung!