Sarah Kuttner - Mängelexemplar

  • Inhalt: (Amazon)
    Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, liebenswert und aggressiv, überdreht und traurig. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da.
    Dem Wahnwitz unserer Gegenwart zwischen Partylaune und Panikattacke gibt Sarah Kuttner eine Stimme: vom Augenzwinkern zum Ernstmachen, vom launigen Plaudern zur bitteren Selbstkritik. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich erzählt sie von dem Riss, der sich plötzlich durch das Leben ziehen kann.



    Meine Meinung:

    Man muss Sarah Kuttners Ton mögen, um dieses Buch zu mögen, das steht fest.
    Und ich finde die Art, wie Frau Kuttner redet und schreibt schon immer faszinierend (ich verfolge ihren Werdegang auch schon ein paar Jahre).
    Den Roman empfand ich dementsprechend auch als sehr gelungen. Die Sprache ist schnell, laut und reich an ungewohnten Metaphern und Wortneuschöpfungen. Es macht wirklich Spaß, das Buch zu lesen und er liest sich auch sehr schnell weg: große Schrift, kurze Kapitel.
    In Karo, der Hauptperson, habe ich mich persönlich sehr wiedergefunden. Besonders die Denkmuster Karos ähneln meinen. Sarah Kuttner beschreibt meine Generation sehr treffend.
    Die Art, wie das Thema Depression angepackt wurde, mochte ich ebenfalls. Ich fand inhaltlich Parallelen zu "Die Glasglocke" von Sylvia Plath, aber Kuttner geht ganz anders mit dem Thema um; es ist lange nicht so deprimierend.
    Das ist aber, meiner Meinung nach, auch die kleine Schwachstelle des Romans: Ich hätte mir ab und an mehr Ernsthaftigkeit gewünscht und weniger "Flapsigkeit".


    Ich habe lange darüber nachgedacht, ob der letze Punkt so stark ins Gewicht fällt bei der Bewertung, habe mich aber dagegen entschieden und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne verliehen.


    Fazit: Sehr empfehlenswert! Wenn man sich allerdings unschlüssig ist, ob man den Roman lesen möchte, sollte man ersteinmal einen Blick in Sarah Kuttners Kolumnen werfen.

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings

  • Danke für die schöne Rezi.
    Das Buch subt bereits bei mir und ich denke, dass ich es gleich nächste Woche anfangen werde...im Moment habe ich leider noch zu viel Stress um in Ruhe lesen zu können...aber ich freue mich schon sehr auf dieses Buch!


    :winken:

  • Von mir ebenfalls Dankeschön für deine schöne Rezi, Shia!


    Ich mag Sarah Kuttners Art auch recht gerne, war mir aber unschlüssig, ob mir das Buch wirklich gefallen könnte. Aber jetzt werde ich es doch auf meine Wunschliste setzen. :winken:

  • Auf deine Rezension zu diesem Buch habe ich schon gewartet liebe shia. :D
    Da mir der Schreibstil von Sarah Kuttner sehr gut gefällt, wird dieses Buch so bald wie möglich gekauft. :thumleft:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Danke für die Rezie, Shia :applause:
    Ich mag die Art von Sarah Kuttner sehr gern, war aber unschlüssig, ob sie wirklich ein gutes Buch schreiben kann. Dank Deiner Rezie setze ich das Buch mal auf meine Wunschliste und werde in der Buchhandlung mal einen Blick reinwerfen. Danke schön :D

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich höre das Buch gerade und bin vollauf begeistert, was sowohl an Sarah Kuttners Art zu erzählen und auch an der Geschichte an sich liegt. Bin sehr gespannt wie es weitergeht! :thumleft:

  • Auch ich danke für die Rezi ;) .
    Und da ich endlich das Buch habe kann ich es kaum erwarten zu lesen.Besonders weil ich die Art von Kuttner sehr mag. Ich bin gespannt wie das Buch letzendlich ist.

    Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht? - George Bernahrd Shaw

  • Ich habe das Buch vergangene Woche - in einem Rutsch - ausgelesen und bin restlos begeistert. :cheers:
    Dieses Buch gehört jetzt schon zu meinen Lesehighlights des Jahres. Besonders gefallen hat mir der Schreibstil von Sarah Kuttner, der absolut den Zahn der Zeit trifft und sehr lustig zu lesen ist, ohne lächerlich zu wirken.
    Die Hauptperson Karo wirkt sehr symphatisch und selbst ich (die scheinbar nicht mehr sooo ganz die Zielgruppe ist), konnte mich in der Protagonistin sehr gut wiedererkennen.


    Das ist aber, meiner Meinung nach, auch die kleine Schwachstelle des Romans: Ich hätte mir ab und an mehr Ernsthaftigkeit gewünscht und weniger "Flapsigkeit".


    Dieses kleine bißchen Flapsigkeit fand ich gerade gut, denn sonst hätten wahrscheinlich diese tollen Wortspielereien nicht so toll gewirkt. Zwar nimmt es dem Buch ein wenig die Ernsthaftigkeit, aber ich denke genau das war die Absicht der Autorin.


    Ich vergebe natürlich 5 Sternchen :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    und hoffe auf weitere Bücher von Sarah Kuttner. :thumleft:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Habe das Buch gestern und heute verschlungen und ich muss sagen - ich bin begeistert!
    Mir gefällt der Schreibstil von ihr sehr gut. Er lässt sich leicht lesen, wirkt aber trotzdem nicht zu "unernst". Besonders gefallen haben mir die Wortspiele, die zahllosen Metapher die Karo ständig anbringt und das auch manchmal - das mir sonst so verhasste - denglish eingebracht wird. Wie Suspiria so treffend sagte: Er trifft den Zahn der Zeit!
    Die ganze Art wie Sarah Kuttner an das Thema Depressionen etc. ranging, gefiel mir ausgesprochen gut. Von Selbstanalysen zu der Hilfe von Freunde & Familie bis hin zur professionellen Hilfe.
    Die meisten Charaktere waren mir sympathisch, besonders in Karo konnte ich mich gut wiederfinden, mit ihren Gedankengängen (und offensichtlich stehe ich da ja nicht alleine da - beruhigend das ich nicht die einzige bin, die sich so viele Gedanken macht
    :loool:).
    Für das Ende noch mal ein großes Lob: kein klassisches Happy End, aber auch keineswegs tieftraurig. Irgendwie offen und dann wieder nicht - genau nach meinem Geschmack!

    Ich vergebe natürlich 5 Sternchen :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    und hoffe auf weitere Bücher von Sarah Kuttner. :thumleft:

    Dem schließe ich mich mal - tippfaul - an. ;)

    Def. Moudschegiebchn: Des's'säggssch ün heest Marienkäfer.

    »Ich stupste sie zusammen, ließ sie klimpern, klickern, Lachstein und Buchstein kicherten sich eins.
    Natürlich. Lachstein erzählte Buchstein einen Witz.« Ulla Hahn, Aufbruch

  • Man, was für ein bescheuertes Buch. Sarah Kuttner gibt ne Tupperparty und keiner geht hin. Was war das denn nur? Und wer ist Sarah Kuttner überhaupt? Ich habe darüber im Spiegel gelesen- was, weiß ich leider nicht mehr, wir dräut im Hinterkopf irgendein Zusammenhang mit Feuchtgebiete. Da ich dem Spiegel aber in punkto Büchern vorbehaltslos vertraue - bisher- löste die Sichtung dieses Buches im Laden bei mir den autobuy aus. Fehler. Von der grottoiden Papierqualität mal abgesehen (das Buch bekam einen Leseknick beim einmaligen Lesen!!! Sowas gibt es bei mir normalerweise nie!) passt sich der Inhalt dezent an die äußere Form an. Die erste Hälfte hab ich ja noch, gemütlich eingewickelt in einer Decke auf meiner Lesecouch mit netter Hintergrundmusik ganz gut weggesteckt. Phasenweise durchaus unterhaltsam. Dann erwartete ich aber irgendeine Handlung, Entwicklung, action- nix. Immer der gleiche Sermon. Immer wenn Karo nicht mehr weiter weiß (was ständig der Fall ist) rennt sie zu ihrem Psychologen, um sich Weisheiten abzuholen, die sie in jedem Psychobuch für Anfänger auch gefunden hätte. So einfach geht das also. Die Idee für dieses Buch hat die Autorin übrigens ganz eindeutig vom legendären Computerspiel "Eliza" für den C 64 abgeguckt. Erinnert sich noch jemand? So eine offline-chat- man erklärte Eliza seine Probleme und bekam vorgefertigte Antworten, bis das Problem gelöst war. Nur, meine Probleme konnte Eliza nie verstehen, dazu war mein Englisch damals einfach noch zu schlecht :shock: Man konnte sich aber einfach die Programmierung anschauen, da waren die Sätze dann auch abgelegt. Genau wie bei Mängelexemplar. Gibt doch Sachen, die sich niemals ändern.


    Pluspunkt war aber, dass dieses Buch bei Tauschticket sofort wegging und ich war heilfroh, das Ding heut in den Briefkasten hauen zu können. Bin wohl bisher die einzige, die von Karo so derartig genervt worden ist. Minderheit halt. Aber die werden dann die Mehrheiten von morgen sein :mrgreen:

  • Ja, den werde ich am nächsten Buchkauftag ausschalten und wieder auf manuelle Steuerung umsteigen. So geht es ja nun net :evil:

    *ggg* Das ist echt gut. :mrgreen: Du hast dem Gefühl, das ich oft in Buchhandlungen habe, endlich einen Namen gegeben, Tamiami!

    "Books line the walls like a thousand leather doorways to be opened into worlds unknown."

  • Mir hat das Buch überraschenderweise gefallen !
    Den Anfang fand ich ziemlich problematisch und war auch der festen Überzeugung es nach spätestenz 30 Seiten in die Ecke zu werfen.
    Aber nachdem man ein wenig hinter die Person gucken konnte fand ich es ganz spannend.


    Negativ fand ich den letzten Gefühlseinbruch . Mein Gedanke war dazu dann "Jetzt geht das von vorne los?!"
    Zum Schluss war ich dann doch froh das es zu ende war . 8)

    "Um Geld zu verdienen brauchen wir keine
    grandiose, makellose Literatur. Was wir brauchen ist Mittelmaß,
    Massenware. Was zählt, ist das verkaufte Papier. Und nicht die Worte,
    die drauf stehen"
    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher
    :love:

  • Ich habs nun auch gelesen. :study:


    Meine Meinung:
    Ein Buch aus der Sicht einer depressiven, jungen Frau, die ihre Leidensgeschichte erzählt.
    Locker geschrieben, leicht zu lesen - aber trotzdem nichts, was mir in drei Monaten noch im Gedächtnis wäre.
    Ein ganz guter Durschnittsroman, aber nichts vom Hocker reissendes.

    Ich :study: gerade: 72 Minuten bis zur Vernichtung von Annie Jacobsen

  • Ich lese das Buch gerade und bin etwa auf Seite 100. Fest steht für mich, dass das - für mich - kein 5-Sterne-Buch wird. Es ist meiner Meinung nach sehr durchwachsen.
    Zunächst einmal gefällt es mir sprachlich an vielen Stellen nicht. Wörter wie "geabendbrotet" finde ich gewollt lustig, so redet doch kein Mensch. Von solchen Ausrutschern mal abgesehen, ist es einfach recht umgangssprachlich geschrieben, was auch angemessen und okay ist, aber manchmal ist mir der Ton für das Thema zu flapsig. Eine Freundin von mir hat Depressionen und das ist wirklich kein Spaß und keine Modekrankheit und nichts, was man irgendwie so "lustig" darstellen könnte, bislang fehlt mir ein bisschen zu oft der Tiefgang. Was ist mit Karo? Hat Kuttner für sie wirklich nur so eine Klischeekindheit, aus der alle Probleme kommen?
    Hm. Momentan würde ich wirklich eher sagen, dass das Buch mittelgut ist, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren! ;)

  • Ich bin jetzt durch. Tja, was soll ich sagen, ich gebe dem Buch insgesamt :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: . Ist ja eine ganz "nette" Geschichte, auch wenn mir dieser leichte Umgang mit den Depressionen echt nicht gefällt. Karos Krankheit wird in dem Roman wirklich auf die leichte Schulter genommen, hey, ist ja nicht so schlimm, weinst halt viel, hast Depressionen, macht ja nichts, kauf die ne CD mit autogenem Training, wird schon wieder. :roll: Wenn ich davon absehe, bleibt ein mittelgutes Buch zurück, ganz nett zu lesen, aber das war es dann leider auch schon.
    Mich hat das Buch kein bisschen an Plaths "Glasglocke" erinnert, auch wenn es vom Thema her sicherlich Überschneidungen gibt. "Die Glasglocke" fand ich sehr gut und sehr bedrückend, diese Stimmung vermittelt "Mängelexemplar" rein gar nicht - der Roman will unterhalten, was okay ist, mehr nicht. Nun gut. :-s Meiner Meinung nach wird das aber dem Thema nicht gerecht. Ich weiß auch nicht. Ich hatte einfach mehr erwartet! :chesse:

  • Sarah Kuttners erster Roman handelt von einer 26-jährigen Frau, die unter Angstzuständen, Liebeskummer und Panikanfällen leidet. Ihre Psychiaterin diagnotisiert bei ihr eine Depression und verschreibt ihr Antidepressiva. Mithilfe ihrem bestem Freund und ihrer Mutter, die selbst eine "Mackenfrau" ist, überwindet sie bald zum größten Teil ihre Depression und findet ihr Leben wieder lebenswert - und eine neuen Mann noch dazu.
    Kuttner erzählt schön und einfach, wie schnell man in eine Depression fallen kann - und wie schwer es ist, aus dieser herauszufinden, wenn man sich nich helfen lässt.
    Es wird einem klar, dass auch, oder vor allem, die Psyche des Menschen erkranken kann - genauso wie man mal Fieber bekommen kann - nur das eine Depression sehr schwerer zu ertragen und zu heilen ist. Vor allem wird klar, dass auch junge Menschen wie wir selbst in Depressionen verfallen können, und nicht, wie viele vielleicht denken, nur ältere, arme, trinkende oder Drogen nehmende, etc. Man lernt, auf seinen Körper und seine Signale zu achten und auf den Körper und die Seele auch zu hören.
    Ein sehr bewegendes Buch - hätte ich, ehrlich gesagt, einer Moderatorin wie Sarah Kuttner nicht zugetraut.