Sarah Kuttner - Mängelexemplar

  • Nachdem die 26 – jährige Karo Herrmann ihren Job und danach auch ihren Freund verliert, beginnt sie aufgrund einer Depression an Angstzuständen und Panikattacken zu leiden. Von da an versucht sie mit Hilfe ihrer Therapeutin und ihren Freunden den Grund für ihre Ängste zu finden und will dadurch gleichzeitig zu sich selbst finden.
    Sarah Kuttner hat für mich mit ihrem Romandebüt „Mängelexemplar“ ein gutes, amüsantes, fesselndes und zugleich nachdenkliches Buch geschrieben. Sie schildert Karos psychische Probleme auf eine lockere aber auch ernst zunehmende Art. Man fühlt mit der Hauptprotagonistin und versucht sich während des Lesens in deren Perspektive hineinzuversetzen. Dabei wird das eigentliche Problem, Karos Angst, nicht heruntergespielt oder gar verharmlost. Im Gegenteil, man leidet und fühlt mit ihr.
    Die Atmosphäre, die in diesem gelungenem Buch herrscht, ist sehr angenehm und bannt den Leser auch sofort an die Geschichte. Leider war das Buch für mich zu schnell zu Ende.
    Mit Karo Herrmann schafft Sarah Kuttner eine liebenswerte und sympathische Person, die man sofort ins Herz schließt.
    „Mängelexemplar“ fand ich einfach nur grandios und ich freue mich schon auf weitere Bücher der Autorin.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :love: :thumleft:

  • Da schon so viele hier eine Inhaltsangabe hinterlassen haben, spare ich mir das einfach mal.


    Leider muss ich sagen, dass ich doch recht enttäuscht von dem Buch war. Bisher hatte ich nur Gutes gehört, doch ich konnte mit dem Buch nicht richtig warm werden. Zu Beginn gefiel es mir besser, aber gegen Ende wurde es immer uninteressanter.
    Kuttner geht mir persönlich zu locker mit dem Thema Depression um. Das Buch sollte wohl in humorvoller Weise die Probleme der Depression darstellen, doch leider werden Symptome und Ausmaß der Krankheit heruntergespielt und "durch den Kakao gezogen".
    Über ein solches Thema ein Buch zu schreiben, ohne abfällig zu wirken oder die Krankheit in Lächerliche zu ziehen ist hier nicht besonders gut geglückt.

  • Kuttner geht mir persönlich zu locker mit dem Thema Depression um. Das Buch sollte wohl in humorvoller Weise die Probleme der Depression darstellen, doch leider werden Symptome und Ausmaß der Krankheit heruntergespielt und "durch den Kakao gezogen".
    Über ein solches Thema ein Buch zu schreiben, ohne abfällig zu wirken oder die Krankheit in Lächerliche zu ziehen ist hier nicht besonders gut geglückt.

    Genauso sehe ich das auch! Wie gesagt, eine Freundin von mir hat Depressionen und das ist absolut nichts, über das man so hinweggehen kann. :thumbdown:

  • Ich hatte das Buch ziemlich lange auf meinem SUB liegen, bevor ich mich am Wochenende daran machte, es zu lesen. Ich fand die Kolumnen von Sarah Kuttner ziemlich gelungen, aber bei dem Buch ist es für mich nicht so einfach eine abschließende Meinung zu finden. An und für sich fand ich die Lektüre sehr schön, Karo ist eine sehr liebenswerte Hauptfigur. An manchen Stellen war es für mich sehr aufwühlend zu lesen, da ich selber eine zeitlang Panikattacken hatte und dadurch wieder daran erinnert wurde.


    Wörter wie "geabendbrotet" finde ich gewollt lustig, so redet doch kein Mensch.


    Oh, das sagen wir wirklich manchmal :uups: (seit geraumer Zeit, also nicht erst seit dem Buch ;) ).


    Zeitweise ist mir auch der allzu umgangssprachliche Stil negativ aufgefallen, aber wo "Kuttner" draufsteht, muss auch "Kuttner" drin sein ;) - es würde sonst in meinen Augen nicht zu ihr passen.


    Ich fand das Ende sehr gelungen, es wird keine heile Welt dargestellt, an der sich am Ende alle honigkuchenpferd-grinsend alle in den Armen liegen. Wer einmal mit Depressionen, Panikattacken, o.ä. in Verbindung gekommen ist (sei es persönlich oder im Freudes-/ Verwandtenkreis), der weiß, dass es lange dauert, bis alles soweit gut ist, dass der Betroffene damit leben kann (ich habe eine Freundin, die seit knapp 2 Jahren mit Hilfe einer Therapie versucht, über die Panikattacken Herr zu werden).


    LG,
    BIne

  • Negativ fand ich den letzten Gefühlseinbruch . Mein Gedanke war dazu dann "Jetzt geht das von vorne los?!"
    Zum Schluss war ich dann doch froh das es zu ende war .

    Genau das war auch mein Gedanke. Ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass ich das Buch soeben beendet habe.
    Ich fand es wirklich nur mittelmäßig und konnte mich überhaupt nicht mit der Person Karo zurechtfinden. Sie ist für mich irgendwie nur komisch. Auch wenn sie von der Zeit vor der Depression erzählt. Einfach mit der Person selbst kam ich so nicht klar.
    Die geschriebene Art war für mich auch sehr neu und da musste ich mich erstmal dran gewöhnen. Manchmal musste ich grinsen, manchmal hab ich nur genervt mit den Augen gerollt.
    Von mir gibts nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Ich habe das Buch nun auch gelsesen und muss sagen, es hat mir gut gefallen.
    Da mein Freund selbst an einer Panikstörung leidet habe ich mich sehr gut in die Gedanken von Karo, aber auch in die von ihrer Mutter hineinversetzten können. Etliche Dinge habe ich wiedererkannt und halte sie auch für "typisch" für psyschiche Krankheiten ... zum Beispiel haben wir auch die Antidepressiva bereits nach einem Jahr abgesetzt, es ging meinem Freund ja (scheinbar) wieder super... schwerer Fehler, genau wie im Buch.
    Trotz meiner Nähe zu dem Thema hat es mich nicht gestört, dass die Krankheit sehr locker behandelt wird. Ich habe kein Fachbuch erwartet, denn wie bereits gesagt wurde "Wo Kuttner drauf steht, ist auch Kuttner drin". Ich mag die Autorin sehr und hoffe, dass es noch mehr Bücher von ihr geben wird!
    Dennoch ziehe ich einen Bewertungsstern ab und zwar für das Ende:


    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich finde Sarah Kuttner auch toll und mag auch ihren Humor, aber bis jetzt konnte ich mich noch nicht recht entscheiden ob ich dem Buch trauen soll!!!


  • Allein schon der Titel reicht aus um es einem irgedwie schmackhaft zu machen. Ich finds witzig. Den Titel mein ich. :mrgreen: Ich meine, ein Buch mit dem Titel "Mängelexemplar" hat schon was. 8)

    "Wie man's macht, ist es verkehrt, aber macht man's gleich verkehrt, ist es auch nicht richtig."

  • Hallo zusammen,


    ich habe das Buch nun schon vor einigen Wochen gelesen, aber es kam mir nun wieder in den letzten Tagen in Erinnerung.


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, ich mag die "flappsige" Art von Sarah Kuttner. (Und ehrlich gesagt hat mich der Buchtitel auch sehr angesprochen.) Es ließ sich schnell und flüssig lesen und war unterhaltsam, aber ich denke nicht, einen wirklichen Eindruck von Depressionen zu haben. Ich denke das Thema wurde eher etwas runter gespielt, das hat sich für mich sehr am Schluß gezeigt, findet sich doch alles noch zu einem (vorerst) Happy End.


    Trotzdem - ich habs gerne gelesen.

    "Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt."


    (Japanische Weisheit)

  • Ich finde Sarah Kuttner`s ersten Roman gelungen.
    Die Handlung des Romans wurde kurz und knapp gehalten, was mir persönlich gut gefallen hat. Ich finde nicht das sie in dem Buch die Krankheit Depression herunterspielen will, das ist wohl eher ihre Art und ihre flotte Schreibweise. Ich finde es gut das sie vorallem der jüngeren Generation diese Volkskrankheit etwas näher gebracht hat.


    Von mir gibt es: :bewertung1von5: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich bin jetzt durch. Tja, was soll ich sagen, ich gebe dem Buch insgesamt :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: . Ist ja eine ganz "nette" Geschichte, auch wenn mir dieser leichte Umgang mit den Depressionen echt nicht gefällt. Karos Krankheit wird in dem Roman wirklich auf die leichte Schulter genommen, hey, ist ja nicht so schlimm, weinst halt viel, hast Depressionen, macht ja nichts, kauf die ne CD mit autogenem Training, wird schon wieder. :roll:


    Ich habe es ganz und gar nicht so empfunden, dass das Thema zu leicht genommen wurde. Und ich bin - leider - auch durchaus mit der Thematik vertraut.


    Karo ist flapsig. Das ist ihre Art. Und deshalb sind ihre Sprüche, die sie macht, auch ihre Art, mit ihrer Erkrankung umzugehen. Das ist ihr Wesen und das Wesen einer Person ändert sich auch mit psychischen Problemen nicht zwingend - zum Glück, will ich eigentlich sagen! Denn diese Dinge, die da mit einem passieren, machen einem auch so schon naturgemäß eine ziemliche Angst. Was, wie ich finde, in Kuttners Roman auch durchaus nicht verschwiegen wird. Karo ist oftmals am Verzweifeln oder Durchdrehen und ihre Panikattacken versetzen sie in eine regelrechte Todesangst. Ich finde nicht, dass das was beschönigt wird, nur weil sie mit einer Art Galgenhumor mit der Situation umgeht oder Dinge wie autogenes Training ausprobiert. Im Gegenteil, man sieht ja; Das wird eben nicht so einfach "schon wieder". Das Buch hat ja auch kein totales Happy End, sondern nur eine hoffnungsvolle Botschaft. Karo ist nicht plötzlich wieder "total ganz", aber sie hat einige Erkenntnisse gewonnen und schaut optimistisch in die Zukunft.


    Ich habe das Buch letzte Woche gelesen und habe nicht viel länger als einen Tag dafür gebraucht. Zugegebenermaßen mochte ich Sarah Kuttner schon immer, aber das musste ja nicht unbedingt bedeuten, dass mir auch ihr literarischer Erguss gefällt - hat er aber, trotz oder gerade wegen des Themas und der Umsetzung. :thumright:

  • Denn diese Dinge, die da mit einem passieren, machen einem auch so schon naturgemäß eine ziemliche Angst. Was, wie ich finde, in Kuttners Roman auch durchaus nicht verschwiegen wird. Karo ist oftmals am Verzweifeln oder Durchdrehen und ihre Panikattacken versetzen sie in eine regelrechte Todesangst. Ich finde nicht, dass das was beschönigt wird, nur weil sie mit einer Art Galgenhumor mit der Situation umgeht oder Dinge wie autogenes Training ausprobiert. Im Gegenteil, man sieht ja; Das wird eben nicht so einfach "schon wieder".

    Das kann man sicherlich so sehen und wir müssen uns ja auch nicht alle einig mit unserer Meinung zu dem Roman sein. ;) Bestimmt ist es so, dass es Menschen gibt, die mit einer solchen Erkrankung so umgehen, und das soll auch gern so sein, aber mir hat die Art der Darstellung so einfach nicht immer gefallen, mir waren einige Passagen da zu flapsig.

  • Ich habe das Buch nun in einigen Stunden gelesen.
    Meine Meinung: ein unterhaltsamer Roman den man schnell weg liest, aber keinen Eindruck hinterlässt.
    Den Schreibstil von Frau Kuttner fand ich sehr gut lesbar, mal etwas anderes. Ein wenig humoristisch ohne zu übertreiben.
    Allerdings störten mich die Protagonisten doch sehr.
    Karo, ein Mensch mit der ich nie im Leben was zu tun haben möchte. Und ihr Freund ist auch vom gleichen Kaliber. Negativ, Selbstverliebt und von nix Ahnung, aufbrausend, wütend......, alles an Karo ist eigentlich negativ und ein Tornado ist gegen ihre aufbrausende, kindische Art nichts.
    Die Geschichte ist an für sich sehr unspektakulär.
    Fazit: :bewertung1von5: 1 Stern

  • Ich habe das Buch gestern Durchgelesen. Ich fand es im großen und ganzen gut, es war Humorvoll geschrieben und die flapsige Art von Sarah Kuttner fand ich schon immer urkomisch. Es hätte mich geärgert wenn ich einen Sarah Kuttner Roman kaufe und keine Sarah Kuttner drinne ist. Ich finde das Thema Depressionen wurde im großen und ganzen gut beschrieben, in die Angstsituationen konnte ich mich gut hineinversetzten genauso in die Zeit in der es Karo scheinbar besser geht. Ich war zwar noch nie beim Psychologen aber genauso wie Annette stell ich mir einen vor, die haben selber einen kleinen Schuss und reden viel und sagen garnichts. (Wenn ich Krao gewesen wäre hätte ich Annette fluchtartig verlassen). Das Ende fand ich auch sehr gut kein Happy End, aber auch kein übertrauriges Ende.


    Letztendelich finde ich aber, das irgendwas gefehlt hat ich kann nicht genau sagen was, aber das Buch bekommt von mir 3,5 :bewertung1von5:

  • aus mehrmonatiger Lesepause (ich konnt einfach nicht) hat mich dieses Buch rausgerissen. Habs zu Weihnachten bekommen und las erstmal gelangweilt die ersten beiden Seiten. Ups, dachte ich dann, da hat ja jemand ähnliche Probleme wie ich und machte es mir lesegemütlich .... obwohl mich normalerweise Beziehungsgeschichten langweilen (also typische Mann-Frau-Beziehungsgeschichten), genoss ich diese Geschichte. Ich frage mich, ob es bei der Kuttner biographische Parallelen gibt (?) ... das Buch ist locker-fluffig geschrieben und beinhaltet doch ein ernstes Thema (die Depression) .... die locker-fluffige Art lass ich mir bei diesem Thema gerne gefallen, denn bei einer Depression kann man wirklich neben sich stehen und sich selbst wertend (und sogar mit Humor) beobachten, also ich finde das alles stimmig und glaubwürdig. In den schlimmsten Momenten, wenn die Angst akut wird, blödelt sie nicht rum. Ich hab mich damit identifizieren können und aufgrund der gesamt-humorvollen Art, hat es mich auch nicht unnötig belastet.


    Ich kann nur die Bücher lesen, deren Schreibstil mir zusagt, und der Schreibstil der Kuttner gefällt mir gut.
    Ich hab gehört, sie hat auch noch andere Bücher geschrieben, dem werde ich nachgehen ...


    von mir 4,5 Sterne :thumleft:

  • Ich war sehr gespannt auf das Buch, da es so viele unterschiedliche Meinungen dazu gibt.
    Wenn man keinen Tiefgang erwartet, und das habe ich nicht :) , kann das Buch durchaus eine gute Unterhaltung bieten, je nach Lesegeschmack natürlich, denn die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, ist in der Tat zu "flappsig", wie es auch von vielen Lesern empfunden wurde, und auch der Umgang mit einem sehr ernstem Thema könnte als oberflächlich empfunden werden. Die Caro - Hauptprotagonistin, ist auch so ein Fall für sich: kann man mögen, muss man aber nicht. Ich fand sie eher anstrengend, aber genau das sollte sie ja auch darstellen.
    Alles in allem habe ich mit dem Buch einige unterhaltsame Stunden verbracht.
    Nur in einem Punkt ist mir das Buch wirklich negativ aufgefallen, und das hast schon Moonshadow, sehr gut zusammengefasst:

    Kuttner geht mir persönlich zu locker mit dem Thema Depression um. Das Buch sollte wohl in humorvoller Weise die Probleme der Depression darstellen, doch leider werden Symptome und Ausmaß der Krankheit heruntergespielt und "durch den Kakao gezogen".
    Über ein solches Thema ein Buch zu schreiben, ohne abfällig zu wirken oder die Krankheit in Lächerliche zu ziehen ist hier nicht besonders gut geglückt.


    Sterneabzug deswegen bekommt der Roman von mir nicht, ich fand die Art der Autorin erfrischend, und würde auch gerne weitere Bücher von ihr lesen.
    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • "Wo Kuttner drauf steht, ist auch Kuttner drin."


    Diesen Satz las ich öfter, wenn es um Sarah Kuttners Mängelexemplar ging. Mir war die Autorin zuvor nur flüchtig bekannt, ich war weder mit ihren Kolumnen noch mit ihren Sendungen im Fernsehen besonders vertraut. Aber ihr Roman gefiel mir gut.


    Ihre Protagonistin Karo war wunderbar:
    emotional, überdreht, jung und intelligent, ungeduldig, selbstständig und selbstkritisch. Sie war so, dass man sich wundervoll mit ihr identifizieren konnte. Man wälzt als junge Frau oft dieselben Gedanken wie sie, erwartet zu viel von sich selbst, will aber gleichzeitig wenig nach Außen tragen. Man stellt zu hohe Erwartungen an sich und andere und ist enttäuscht, wenn sie sich nicht erfüllen - dabei will man genau das und es am liebsten noch sofort.


    An dem Punkt, an dem die Erwartungen an die Grenzen der Belastbarkeit der Seele stoßen, ruft auch der Körper: "Stopp!"
    Und hiermit wird Karo ja so gar nicht mehr fertig.
    Sie und Depressionen? Dafür hat sie keine Zeit, immerhin ist sie ein sehr ungeduldiger Mensch.


    Die Kritik, Sarah Kuttner hätte in ihrem Debütroman das Thema Depressionen durch den Kakao gezogen, empfinde ich anders. Ich fand gerade die Flapsigkeit in ihrem Ton sehr authentisch und Karo angemessen, denn nichts hätte künstlicher gewirkt, als wenn sie eine falsche Seriösität beim Thema Depression entwickelt hätte. Kuttner stellt diese nicht als Modekrankheit dar, finde ich, sondern geht sie von einer Seite an, die mir so noch nicht begegnet ist:
    selbstironisch. Dabei behält sie ständig im Blick, wie sich die Dinge für ihre eigenen Augen und für die der anderen darstellen. Das war für mich das wirklich Besondere an Kuttners Erzählstil.


    Der Roman wird sich mir nicht für Ewigkeiten als bestes Buch aller Zeiten ins Gedächtnis brennen, aber er hat mir gefallen, er hat mich trotz der Thematik unterhalten und er hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Vielleicht war es ja auch ein wenig das, was Sarah Kuttner wollte:
    mit ihren Worten auffallen, mit ihnen provozieren.
    Denn wo Provokation ist, sehen und hören die Menschen auch mit Sicherheit hin.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    merveille.


    It was that kind of a crazy afternoon, terrifically cold, and no sun out or anything,
    and you felt like you were disappearing every time you crossed a road.


    Catcher in the Rye. ♥

  • Ich habe das Buch zufällig günstig bei rebuy entdeckt gehabt und hab es, ohne vorher mal davon etwas gesehen oder gehört zu haben, einfach mal mitbestellt. Gestern Morgen hab ich es dann angefangen und wurde gestern Abend schon damit fertig. Ich fand es toll! Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn das ein oder andere Wort etwas zu viel "Phantasydeutsch" beinhaltete und so mancher Satz etwas zu "jo alter-mäßig" für mich rüber kam, hat es mir ansonsten wirklich gut gefallen und ich konnte es in einem Rutsch lesen bzw. es gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Hauptperson des Buches ist Karo und in Karo´s Leben geht plötzlich alles schief. Erst verliert sie ihren Job, dann trennt sie sich selbst von ihrem Freund und kann sich nicht entscheiden, ob sie das nun bereuen soll oder nicht und insgesamt gesehen fällt sie dann in ein tiefes schwarzes Loch und ihr wird alles zu viel. Karo ist ein sehr hektischer, unruhiger und ungeduldiger Mensch und als plötzlich etwas mit ihr passiert, was sie nicht mehr steuern kann, gerät alles aus den Fugen. Sie begibt sich in Therapie und muss lernen, mehr auf ihren Körper und seine Empfindungen zu achten und sich mit ihrer derzeitigen Situation zu arrangieren. Das fällt Karo mehr als schwer. Sie leidet an Panikattacken und beginnt Antidepressiva zu nehmen. Das Buch ist aus der Sicht von Karo geschrieben und man erlebt genau mit, welche Gefühle und Ängste in Karo wohnen und wie sie mit den Höhen und Tiefen des Alltags zu Recht kommen muss. Ich kann es verstehen, dass einigen Lesern die Art und Weise, wie hier über eine Depression geschrieben wird, was eine Krankheit ist, nicht gut finden. Ich selbst habe stellenweise gedacht; ui, das ist jetzt aber hart, da wird alles über einen Kamm geschert und der Leser bekommt den Eindruck vermittelt, dass eine Depressionen keine Krankheit ist, sondern nur eine Gefühlsregung, die mit Tabletten wieder behoben werden kann. Trotzdem fand ich das Thema selbst total interessant, ich konnte mich meistens sehr gut in Karo hineinversetzen und ich habe mir dann auch überlegt, dass es sicher wirklich Menschen gibt, die an dieser Krankheit (oder einer anderen psychischen Krankheit leiden) und eher "flapsig" damit umgehen. Von daher fand ich es dann auch wieder realistisch und einigermaßen verständlich, wie Karo in manchen Situationen gehandelt hat.
    Alles in allem fand ich das Buch echt klasse, interessant, lesenswert und toll geschrieben. Ich bin froh, dass ich es einfach mitbestellt und auch schon gelesen habe. Ich habe 4 Sterne vergeben. :thumleft: