Nicht immer kann mich Saramago begeistern, doch mit diesem Roman ist ihm eine vortreffliche "Fortsetzung" zu der Stadt der Blinden gelungen.
Natürlich lassen sich die zwei Romane unabhängig voneinander lesen, doch vieles entgeht dem Leser, wenn er auf die Lektüre des ersten Werkes verzichtet.
Nicht nur der Titel, die ganze Geschichte der Stadt der Sehenden ist ein Gegenstück zur Stadt der Blinden.
Wo im ersten Roman Gewalt herrschte, siegt hier die Menschlichkeit. Saramagos humanistischer Roman hebt das Intellekt der Bürger hervor und entlarvt die Arroganz der "Staatsdiener", sprich der Regierung.
Jede Seite eine Herausforderung an den Verstand, ein literarischer Genuss gefüllt mit perfekt dosiertem Sarkasmus, klugem Humor und aufrüttelnden Wendungen.
Fasziniert von Saramagos Sprache, Intelligenz und Ironie, für mich einer der interessantesten zeitgenössischen Romane.
herzlichst: alixe