Inhalt: August Brill, 72, ehemaliger Literaturkritiker, leidet unter Schlaflosigkeit. Seit seinem Unfall vor einem Jahr lebt er zusammen mit Tochter Miriam und Enkelin Katya unter einem Dach und Nacht für Nacht suchen ihn schmerzhafte Erinnerungen heim. Um der Trauer um seine verstorbene Frau und der Sorge um die Familie zu entfliehen, erfindet er eine Geschichte, deren Handlungsfaden er jeden Abend weiterspinnt. Auch Miriam und Katya haben mit Schicksalsschlägen zu kämpfen und jede versucht auf ihre Art damit fertig zu werden. Miriam kommt über ihre Scheidung nicht hinweg und stürzt sich in die Arbeit. Katya lässt sich gehen und verdrängt den Tod des Freundes durch exzessiven Filmkonsum.
Meine Meinung: Klar und direkt, in Sprache und Inhalt, lässt Erzähler August Brill den Leser an seiner Gedankenwelt und seinen Erinnerungen teilhaben und gibt Einblicke in seine Lebensgeschichte. Selbstkritisch blickt er zurück auf die Fehler, die er begangen hat. Es geht viel um Liebe, Verlust und Trauer, nie kitschig, oder nervig, sondern bewegend und nachdenklich stimmend.
Im Wechsel dazu erträumt sich Brill eine Utopie, eine Parallelwelt, in der es den 11. September nie gegeben hat und in den USA stattdessen ein brutaler Bürgerkrieg wütet. Das Spiel mit den Realitätsebenen und das verschwimmen von Fiktion und Wirklichkeit fand ich sehr genial. Eine Geschichte in der Geschichte, in der sich die Kritik des Autors an der US-Politik der letzten Jahre widerspiegelt.
Vor "Mann im Dunkel" hab ich noch nichts von Paul Auster gelesen, Vergleiche zu seinen anderen Romanen kann ich also nicht anstellen. Mich hat diese vielschichtige und ehrliche Geschichte sehr bewegt und vergebe