Janos Szekely - Der arme Swoboda

  • Janos Szekely - Der arme Swoboda (You can´t do that to Swoboda, 1943 unter dem Pseudonym John Pen veröffentlicht)



    Kurzbeschreibung
    Ein beschauliches Städtchen in Böhmen, in dem man wahrscheinlich vor Langeweile eingehen würde, gäbe es nicht ein paar Exzentriker, die für Gesprächsstoff sorgen. Einer davon ist Swoboda, der seit einem Vierteljahrhundert im Bahnhof herumlungert und darauf wartet, daß einer der wenigen Reisenden, die sich hierher verirren, ihn damit beauftragt, die Koffer zu tragen. Aber eines schneereichen Tages im März 1939 fallen die deutschen Truppen ein, und schon wird der Gepäckträger aus heiterem Himmel beschuldigt, ein Attentat gegen Hitler geplant zu haben.
    Anhand des Schicksals des gutmütigen Einfaltspinsels Swoboda wird in diesem meisterhaften Roman, der seine Figuren ebenso liebevoll wie satirisch schildert, eine kurze, aber tödliche Epoche lebendig, die sich jedoch jederzeit und überall wiederholen könnte. Durch die Augen eines Narren sieht die Wahrheit hinter den großen Weltereignissen erschreckend klar aus: Menschenverachtung bringt Feiglinge ebenso hervor wie Märtyrer.
    Zum ersten Mal auf deutsch: János Székelys brillante, visionäre Parabel um den böhmischen Dienstmann Swoboda erschien als Roman bereits 1943 in New York und feierte 1944 als Theaterstück am Broadway Triumphe. Es ist Swoboda, der gutmütige Narr, durch dessen Augen der politische Wahnsinn, wenn er Methode hat, in seinem grellsten Licht leuchtet.



    Meine Meinung
    Zuerst ein Zitat aus dem Buch:

    Zitat

    "Swoboda bedeutet auf tschechisch Freiheit. Bei der Jahrhunderte unterdrücken Bevölkerung Böhmen und Mährens ist dieser Name ebenso geläufig wie in Deutschland die Namen Müller und Schmidt." Seite 6

    Swoboda ist der Dorftrottel schlechthin. Gross und stark, aber nicht besonders intelligent. Er arbeitet als Gepäckträger, schläft in der Bahnhofshalle, verdient sich mit Gelegenheitsarbeiten ein bisschen dazu und eine Freundin hat er tatsächlich auch. Dann kommen die Deutschen in die Stadt und plündern, was das Zeug hält. Doch auch in Nationalsozialismus darf man nicht einfach plündern und so erfinden die Soldaten einen Sprengstoffanschlag auf den Sonderzug, mit dem Hitler nach Prag fahren will. Natürlich brauchen sie dann einen Sündenbock: Swoboda.
    Das Buch ist sehr bissig geschrieben. Nicht nur gegen den Nationasozialismus, auch die örtlichen Honorationen werden hier vorgeführt.
    Swoboda selber berührt das ganze nicht. Für ihn sind die neuen Machthaber einfach irgendwelche Knallköppe, von denen gab es schon viele, zum Beispiel den "Opapinek namens Franz Joseph". Brav macht er alles mit, was von ihm verlangt wird, freut sich auf das Essen in der Arrestzelle und hat nur Angst vor Zugluft.
    Ich fand das Buch einfach nur grandios. Tragischkomisch, ich musste immer wieder schmunzeln, und dann blieb mir das Lachen doch im Halse stecken. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne und ein :thumleft: vergebe ich hier gerne.




    Zum Autor gibt es hier ein sehr ausführliches Porträt von Bonprix.

  • Vielen Dank für die tolle Rezi Hermia :thumleft: . Du hast mich überzeugt und ich werde mir das Buch demnächst kaufen.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Weihnachten habe ich "Verlockung" von Szekely gelesen. Seit dem steht "Der arme Swoboda" auf meinem Wunschzettel. Nach deiner Rezi, die vielversprechend klingt, wird es wohl dringlicher. Danke dafür. :thumleft:

  • Auf die Wunschliste brauche ich es nicht mehr zu setzen, aber ein Farbwechsel ist nötig.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mir kitzelt das Buch schon länger in der Nase - dank deiner Rezi Hermia kommt es auf die Wunschliste unter dringend. :D


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Erika Bestenreiner, Charlotte von Mexiko

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich bin auch überzeugt, daher landet das Buch auch auf meine Wunschliste. 8)

    Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht? - George Bernahrd Shaw

  • Ich bin schon sehr gespannt, wie euch das Buch gefällt! :wink:

    Weihnachten habe ich "Verlockung" von Szekely gelesen. Seit dem steht "Der arme Swoboda" auf meinem Wunschzettel.

    "Verlockung" fand ich auch grossartig. "Der arme Swoboda" ist völlig anders, aber auch sehr gut. Schade, das es anscheinend nicht mehr Bücher von Janos Szekely gibt... :(

  • "Verlockung" fand ich auch grossartig. "Der arme Swoboda" ist völlig anders, aber auch sehr gut. Schade, das es anscheinend nicht mehr Bücher von Janos Szekely gibt...


    Diese Aussage kann ich nur unterstreichen! "Verlockung" war einfach ideal, "Der arme Swoboda" wieder ganz anders - zynisch, wütend, zornig mit bissigem Humor - meisterhaft erzählt. Ach ich hätte so gerne mehr.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Gabriele Droste, Das Blau der Träume

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.