Originaltitel: Elogio de la madrastra
Kurzbeschreibung (von Amazon kopiert):
Don Rigoberto ist ein glücklicher Mann. Zu seiner zweiten Ehefrau erwählte er sich die sinnliche und höchst verführerische Doña Lukrezia. Gemeinsam geben sie sich Nacht für Nacht mit nicht enden wollender Leidenschaft erotischen Liebesspielen hin.
Alles könnte immer so bleiben, wäre da nicht Alfonso, genannt Foncho oder Fonchito. Der kleine fünfjährige Sohn Don Rigobertos, mit blonden Locken und großen Unschuldsaugen, beginnt, seine Stiefmutter nicht nur platonisch zu begehren und gelangt in diesem Haus aufgeladener Fantasien alsbald zum Ziel.
Anm.d.R.: der Junge ist 10.
An ihrem 40. Geburtstag erhält Lukrezia (der Name ist Programm) von ihrem Stiefsohn einen liebevollen Brief, der ihre Befürchtungen, er könne sie als Stiefmutter nicht akzeptieren, beiseite fegt. Dennoch ist sie verunsichert, weil sie in seinem Verhalten nicht das eines Sohnes, sondern eines werbenden Liebhabers erkennt, der sie leidenschaftlich umarmt und beim Baden beobachtet. Um weiteren Annäherungen zuvorzukommen, gibt sie sich distanziert und abweisend, bis Alfonso mit Selbstmord droht.
Ihr Mann Rigoberto, mit dem sie jeden Abend äußerst befriedigende erotische Stunden erlebt, unterzieht sich zuvor immer sorgfältigen, nach einem genauen Wochenplan festgelegten Wasch- und Sauberkeitsritualen.
Der Komplex dieser Haupterzählung wird kapitelweise unterbrochen durch Bildbetrachtungen des Autors, bei denen er entweder in die Rolle eines der Abgebildeten oder die eines Geschichtenerzählers zum Bild schlüpft. Gemeinsam ist allen Bildbetrachtungen, dass sie, egal ob es sich um Venus bei Baden, abstrakte Geometriefiguren oder die Verkündigung Mariens handelt, stets zu erotischen Geschichten werden. Die Gemälde sind als Schwarz-Weiß-Fotos in schlechter Wiedergabe im Text eingefügt. Dass man in einer Buchausgabe für 5,90 € keine farbigen Tafeln erwarten kann, ist einzusehen, doch dadurch gehen vor allem bei den abstrakten Bildern Verständnis und Witz verloren. Ich habe mir die Gemälde zwar im Internet aufgerufen, aber sie sind nicht alle zu finden.
Ein erotischer Roman, der fast völlig ohne die genretypischen detailreichen Beschreibungen spezieller Körperteile bei der geschlechtlichen Arbeit auskommt. Kann man sich vorstellen, dass das penible Säubern der Ohren zu einer erotischen Angelegenheit oder dass eine Darmentleerung zu einem sauberen zufriedenstellenden Ereignis mit orgasmusähnlichem Gefühl werden kann? Wenn man das Buch gelesen hat, kann man es sich vorstellen. Und man kann sich daber hinaus an der Ironie des Autors erfreuen.
Besondere Beachtung verdient der Epilog, der das Buch mit einer wahrhaft teuflisch hinterhältigen Pointe abschließt.
Bei Lesen hatte ich das Gefühl, eigentlich empört sein zu müssen, denn immerhin könnte man das Geschehen als Pädophilie betrachten, aber der Autor lässt solche Gedanken nicht zu. Zu Recht nicht, wie die Pointe beweist.
Marie