Tracy, P.J. - Memento

  • Dieses (Hör-)Buch vorzustellen ist für mich keine leichte Aufgabe. Meine Meinung zu sagen, ohne zu viel zu verraten, ist nicht ganz einfach. Ich fand das Buch fing ungemein spannend an, schon der Prolog machte einen neugierig, was so eine alte Geschichte mit dem aktuellem Fall zu tun hat. Die ermittelnden Polizisten - auf der einen Seite die erfahren Cops aus der Stadt und die unerfahrene, frisch gewählte Sheriff-Frau vom Lande, die gleich an ihrem ersten Arbeitstag mit einem bizarren Mord konfrontiert wird - haben mir gut gefallen und es war interessant zu verfolgen, wie sie sich vom absoluten Greenhorn zu einer Ermittlerin mauserte.
    Teilweise war es sehr beklemmend, z.B. wenn man mit den hilflosen Gedanken eines der Opfer konfrontiert wird oder Hitchcock-mäßig mitfiebert, wenn der Täter sich in einem einsamen Haus einnistet...
    Auch die Morde selber sind sehr bizarr - und passen wunderbar zur Winterzeit - die Opfer werden zu Schneemännern verarbeitet:


    Kurzbeschreibung nach Amazon
    "Eigentlich war es ein fröhlicher Anlaß: ein Benefiz- Schneemannwettbewerb im winterlichen Minneapolis. Die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth sind gerade dabei, ihr Schnee-Kunstwerk zu vollenden, als ein Kind anfängt, wie am Spieß zu schreien. Die Mittagssonne hat einen der Schneemänner zum Schmelzen gebracht. Und so kommt hinter der Karotte eine Nase zum Vorschein. Doch das ist nicht der einzige Schneemann mit makabrem Innenleben. Als sich herausstellt, daß die Opfer Polizisten sind, geraten Leo und Gino trotz der Kälte ins Schwitzen. Denn sie ahnen, daß es nicht bei diesen beiden Fällen bleiben wird ..."


    Zum Ende hin wurde das Buch schwächer, ein bisschen typisch amerikanischer Showdown. War aber durchaus logisch und erklärte auch den Prolog - wobei man sich als geübte Krimileserin natürlich schon längst so seine Gedanken gemacht hat.


    Alles in allem finde ich das Buch empfehlenswert, es ist aber nicht der Thriller, den man anfangs erwartet hat. Aber gute, unterhaltsame, spannende und schnelle Krimikost allemal.


    grüße von missmarple

  • Hallo zusammen!


    Ich habe damals den Film gesehen und er gefiel mir sehr gut! Er ist wirklich kompliziert und ich habe mir vorgenommen den Film unbdeingt ein zweites mal anzusehen. Jetzt werde ich mir aber auf jeden Fall das Buch zulegen (wäre ich nie drauf gekommen).


    Vielen Dank für den Tipp!

  • Mmmhh...jetzt muss ich doch noch einmal nachfragen:


    Ich glaube der Film und das Buch sind nicht identisch. Wurde Memento von P.J. Tracy verfilmt? (Sorry, ist schon Jahre her dass ich den Film gesehen habe).


    LG,


    Niels

  • Das vierte
    Mara


    P.J. Tracy:
    Monkeewrench-Reihe:
    1. Spiel unter Freunden (2003)Monkeewrench
    2. Der Köder (2004) Live Bait
    3. Mortifer (2005) Dead Run
    4. Memento (2006) Snow Blind

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Also ich muss sagen ich hab von der Monkeewrench-Reihe alle Bücher gelesen und kann sie auch alle empfehlen!

    :bewertung1von5: 2015: 37 | SuB: 151
    :bewertung1von5: 2016: 9 | SuB: 96



    :study: Frank Cottrell Boyce - Millionen



    "Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig." :loool:

  • Danke für die Rezi missmarple!
    Der Meinung kann ich mich nur anschließen. Ich habe die Bücher von PJ Tracy alle gelesen bis auf "Want to play?". Hat das schon jemand gelesen und wenn ja wie ist??? Ich überlege es mir bei Amazon zu bestellen, denn hätte ich alle von PJ Tracy gelesen. Ich finde die Bücher super. Klar jetzt nicht megakompliziert und anspruchsvoll, aber durchaus spannend. Und ich finde die haben wunderbare Charaktere geschaffen das Ermittlerduo Magozzi/Rolseth, die Monkeewrenchleute, dann in Dead Run und Monkeewrench die Polzisten vom Land Carlson, Halloran und Sharon Mueller wie bei Freunden freut man sich einfach dabei zu sein und dann diese coole Sprache und fetzigen Dialoge was in der deutschen Übersetzung absolut nicht so rüberkommt. 8)


    Also, wer "want to play?" kennt, der kann mir schreiben würde mich sehr freuen :bounce: (schau aber nicht täglich im Forum nach, deswegen wäre eine Nachricht super :thumleft: )


    LG Ranke :flower:


    :flower: "Wenn Du einen Umweg gehst, findet Dein Leben trotzdem statt. Keine Zeit ist verloren!" Frank Schätzing `Der Schwarm´

  • Ich habe das Hörbuch - auf Empfehlung missmarples - gehört und es hat mir sehr gut gefallen. Es wurde sehr gut gelesen von Burghard Klaußner, der den Figuren unterschiedliche Stimm(ung)en gab, ohne dabei zu übertreiben. (So etwas finde ich auf Dauer nämlich anstrengend.) Für mich war es das erste Buch aus der Monkeewrench-Reihe und ich werde sicher noch die anderen lesen (oder hören). Das Ermittlerduo Magozzi/Rolseth war mir sehr sympathisch und es war amüsant zu verfolgen, wie die unerfahrene Sheriff-Frau ( :thumright: gute Wortwahl, missmarple :wink: ) Iris Rikker sich gemausert hat. Wie missmarple schon geschrieben hat, war es nicht wirklich ein Thriller, aber es gab durchaus spannende Momente, z. B. als Iris sich abends in ihrem Haus einschließt, nachdem sie erfolgreich ihre Angst besiegt und nicht die Kollegen gerufen hat, nachdem sie die Fußspuren bemerkt hatte. Die Vision der "Frauen-Stadt" fand ich sehr interessant, nachahmenswert (wenn auch nicht in allen Aspekten) und - wie auch die Polizisten - ein wenig gruselig.

    Ich höre :musik: gerade "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joel Dicker.

  • "Memento" ist der erste P.J. Tracy-Roman, den ich gelesen habe und er hat mir außerordentlich gut gefallen. Die ersten drei Romane nicht zu kennen, tat dem Lesegenuss nicht den geringsten Abbruch.


    Was wieder einmal festzustellen ist, ist, dass der Klappentext ziemlich übertreibt:


    "Denn hinter den eiskalten Verbrechen steckt eine Geschichte, die so unheimlich ist, dass sie sie zuerst nicht glauben können. Bis die Monkeewrench Crew im Internet auf einen Chatroom stößt, der ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt ..."


    Das klingt so, als würde einen das nackte Grauen packen, wenn man erfährt, was los ist, tatsächlich aber geht es um ein gesellschaftliches Problem, dass leider sehr real und alltäglich ist.


    "Memento" wird im Verlauf immer düsterer. Trotzdem streuen die Autorinnen immer wieder einen herzlichen Witz ein, wenn sie ihre Figuren sprechen lassen, wobei dieser Witz nie übertrieben oder fehl am Platz ist, vielmehr sorgt er dafür, dass man die Protagonisten als ganz normale Menschen erlebt.


    Einer der ganz großen Pluspunkte des Romans ist, dass es keinen typischen Showdown gibt. Ich finde es total nervig, wenn auf den letzten 50 oder mehr oder weniger Seiten sich die Handlung nur noch überschlägt, man ständig mit neuen falschen Auflösungen konfrontiert wird, sich schnell noch gegenseitig gejagt und verletzt wird, jemand tot scheint aber plötzlich doch noch lebt und all das eben.


    Hier entwickelt sich die Handlung ganz normal weiter, gemächlich, so, wie es vorher die ganze Zeit auch war. Klar, je weiter die Ermittlungsarbeit voranschreitet, desto mehr erfährt man oder passiert in kürzerer Zeit, aber diese Hektik, die viele Thriller am Ende entwickeln, entsteht hier nicht.


    Ich bin auch der Meinung, dass das Ende genau richtig ist und zu dem ganzen Roman passt.


    4,5 für diesen außergewöhnlichen Thriller

  • Das mit der nicht aufkommenden Hektik hast Du gut ausgedrückt! :thumright:


    Ich denke da an Simon Beckett, dessen David-Hunter-Thriller ich zwar sehr mag, der einem zum Schluss aber tatsächlich immer in Stress versetzt. "Memento" war im Vergleich dazu richtiggehend beschaulich.


    Ich finde es auch gut, dass das Ende offen gelassen wurde.


    Ich habe den Roman ja nur gehört, nicht gelesen, deshalb die Frage: wie heißt die "Frauen-Stadt"? Ich habe Bitter Root verstanden, war das richtig?

    Ich höre :musik: gerade "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joel Dicker.

  • Simon Beckett hatte ich da auch im Hinterkopf. Mir geht es ebenso, ich finde die Romane sehr unterhaltsam, bis zum Schluss, da wird es immer etwas nervig :wink: Oder Linwood Barclay, bei ihm ist es auch in beiden Romanen so.


    "Bitterroot" ist richtig, (nur zusammengeschrieben halt - musste nochmal nachschauen).


    :winken:

  • :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Nach meinem suchtauslösendem Leseerlebnis mit dem Thriller Mortifer des Autorenduos P. J. Tracy begab ich mich gleich zu ebay und ersteigerte sowohl die bereits vorher erschienenen Teile, als auch den zu dem Zeitpunkt bereits erschienenen Nachfolger in der Reihe um das Monkeewrenchteam. Bei der Lieferung landete allerdings Memento – der Nachfolger und 4. Teil aus der Reihe als erstes in meinem Briefkasten. Ich wollte mehr und nicht auf die Vorgänger warten.


    Bei dem mir vorliegenden Buch handelt es sich um die Hardcoverausgabe, die im Buchhandel damals für 16,90 € neu erhältlich war, ein Taschenbuch war noch nicht erschienen (jetzt gibt es das für 8,85 €). Mit 3,99 €, inkl. Versandkosten, hatte ich da für ein wirklich richtig gut erhaltenes Buch ein wahres Schnäppchen gemacht. Und auch der Klappentext klang vielversprechend:

    Eigentlich ein fröhlicher Anlass: der Benefiz-Schneemannwettbewerb in Minneapolis. Die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth sind gerade dabei, ihr Kunstwerk zu vollenden, als plötzlich ein Kind wie am Spieß schreit. Die Mittagssonne hat einen Schneemann zum Schmelzen gebracht und sein makaberes Innenleben enthüllt. Unter dem Schnee steckt ein Polizist. Und der ist nicht das letzte Opfer. Die Ermittlungen führen Leo und Gino in den Norden Minnesotas. Dort stoßen sie auf ein uraltes Geheimnis. Denn die Schneemann-Morde sind nur die Spitze des Eisbergs…


    Hinter dem Namen P. J. Tracy


    verbirgt sich, wie bereits erwähnt, ein Autorenteam. Dieses besteht aus Mutter und Tochter. Patricia Jean Lambrecht, geb. 1946, veröffentlichte ihre ersten Kurzgeschichten in einer lokalen Zeitung. Ihre Tochter Traci TeAmo Lambrecht, geb. 1967, studierte zunächst Slawistik. Sie begann mit dem Schreiben, um ihre vielen Reisen zu finanzieren. Die gemeinsame Arbeit begannen sie 1991 als Drehbuchautorinnen. Der schriftstellerische Durchbruch gelang ihnen 2003 mit dem Thriller „Spiel unter Freunden“, dem ersten Band aus der Reihe um das Monkeewrenchteam, der diverse Preise einheimste und schon vier Monate später in den deutschen Handel gelangte. Inzwischen sind in deutscher Übersetzung erschienen:


    Spiel unter Freunden
    Der Köder
    Mortifer
    Memento
    Sieh mir beim Sterben zu


    Die Informationen zu den beiden schreibenden Damen habe ich bei Wikipedia gefunden. Wer jetzt mehr über sie und ihre Werke wissen möchte, informiert sich am besten auf der englischsprachigen Homepage pjtracy.net.


    Ach, es ist doch wirklich schön, an einem freien Feiertag vom Winter zu lesen und dabei auf dem Balkon in der Sonne zu sitzen:


    Nachdem es für die Verhältnisse in Minnesota bislang ein ausgesprochen milder Winter war, setzt rechtzeitig vor der MPD Schneemann-Benefizveranstaltung ein reges Schneetreiben ein. Wieder einmal hat irgendein Spaßvogel das doppelte an Spendengeldern geboten, wen Detective Gino Rolseth aktiv mit von der Partie ist. So baut dieser eher widerwillig einen Schneemann und ist froh, dass sein Partner Leo Magozzi endlich erscheint und ihm hilfreich unter die Arme greift. Doch noch bevor sie ihren Schneemann fertig stellen können, entdeckt ein Kind in einem der Schneemänner, der von der Sonne etwas angetaut ist, einen Toten. Die zu Hilfe eilenden Kollegen kurze Zeit später einen Weiteren. Beide waren Polizisten.


    Kurze Zeit später wird in dem etwas weiter entfernten kleinen Ort Dundas County, mitten in der Pampa, ein weiterer Toter als Schneemann drapiert gefunden. Aufgrund der Ähnlichkeit zu den Fällen in Minneapolis informiert der dortige Sheriff, die ehemalige Englischlehrerin Iris Rikker, die gerade einen Tag im Amt ist, die beiden Detectives, die sich auch sofort auf den, bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen, doch recht gefährlichen Weg machen.




    Uff, nach 4 Stunden hatte ich die 320 Seiten dieses fesselnden Thrillers geschafft und blieb erst einmal befreit und auch irgendwie scher erschüttert sitzen. Einmal angefangen konnte ich das Buch, in dem die Männer wie die Fliegen sterben, einfach nicht mehr aus der Hand legen. Schon das erste Kapitel ist, obwohl die Geschichte, die darin angerissen wird, 60 Jahre zurückliegt, ein kleiner Schock, besonders weil man da noch nicht weiß, was dahinter steckt, und nur eine grobe Ahnung einem die Nackenhaare sträuben lässt.


    Kurze Zeit später dreht sich dann erst mal alles um die beiden als Schneemänner gefundenen Polizisten und man ist geneigt zu glauben, dass hier ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Mit dem Auftauchen von Kurt Weinbeck scheint dieser dann sogar schon ziemlich zeitig gefunden. Doch die Geschichte die dann letztendlich wirklich dahintersteckt ist einfach mal der Hammer.


    Da haben sich Mutter und Tochter wieder etwas ganz besonderes einfallen lassen. Neben dem eigentlichen Handlungsstrang führen sie den Leser immer wieder auch an andere Schauplätze, die anfangs nebensächlich wirken, fast als hätten sie gar nichts mit der Geschichte zu tun. Doch weit gefehlt. Denn irgendwann verknüpfen sich die Details und ergeben auf einmal Sinn.
    So ließen sie mich z. B. auch an den letzten Minuten im Leben der toten Polizisten und auch des Bewährungshelfers teilhaben. Ich schaute ihnen sozusagen über die Schulter. Als dann nach und nach immer klarer wird, was wirklich hinter der ganzen Sache steckt, fühle ich mich genauso zwiespältig, wie die ermittelnden Polizisten.


    Ich empfinde den Roman Memento daher nicht nur als spannende Unterhaltungslektüre sondern auch als ein wichtiges Stück Gesellschaftskritik. Häusliche Gewalt, ein Thema, das oft unterschätzt und kleingeredet wurde, das aber scheinbar in jeder Gesellschaftsschicht zu finden ist. Leider wehren sich jedoch die meisten Frauen nicht oder nicht ausreichend dagegen. Und wenn doch, bezahlen sie dafür oft mit ihrer Gesundheit. Sicher ist der Weg in dieser Geschichte auch nicht der Erstrebenswerte, aber nachvollziehbar ist er schon.


  • antjemue: Hätte ich deine Rezi vorher gelesen, hätte ich mir das Lesen des Buches schenken können. Du verrätst viel zu viel. :|


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist durchaus spannend erzählt, allerdings nicht ohne blutige Details. Mir gefällt, dass die beiden Autorinnen es schaffen, vergleichsweise alte Ideen wie z.B.

    mit neuen Einflüssen zu einer sehr guten Geschichte verarbeiten. Hier in diesem Fall ist es die Idee der kleinen Stadt Bitterroot, die dem Ganzen das Besondere gibt. Auch die Mordmethoden wie die Leichen in Schneemänner zu "verbauen" empfand ich als etwas Neues und Erfrischendes.
    Allerdings bin ich der Meinung, dass sich die Autorinnen, es sich mit dem Ende ein bißchen einfach gemacht haben. Natürlich kann auch ich diesen Zwiespalt in dieser Situation verstehen, aber ein eindeutiges Finale hätte ich bevorzugt.