Jennifer Donnelly - Die Winterrose / The Winter Rose

  • India Selwyn-Jones hat gegen den Willen ihrer Familie Medizin studiert, nun arbeitet sie in Londons Armenviertel als Ärztin. Sie träumt von einer eigenen Klinik, in der vor allem notleidende Frauen und Kinder medizinische Betreuung erhalten. Für eine Tochter aus reichem Elternhaus sind das im Jahre 1900 wahrlich kühne Pläne.

    Als India dem schwerverletzten Gangsterboss Sid Malone das Leben rettet, verliebt sie sich Hals über Kopf in den charismatischen Kriminellen. Dabei ist sie längst mit ihrem Jugendfreund, dem aufstrebenden Politiker Freddie Lytton verlobt.


    Mit der Fortsetzung der "Teerose" hat Jennifer Donnelly wieder einen sehr spannenden, inhaltlich abwechslungsreichen Roman vorgelegt. Im ersten Teil der Geschichte entführt uns die Autorin in die Welt der Medizin um 1900, macht ihre Leser mit den schlimmen hygienischen Zuständen und den damaligen Behandlungsmethoden vertraut. Sehr gut versteht sie aber auch die Borniertheit alteingesessener Ärzte gegenüber fortschrittlichen Ideen darzustellen, die so manchen Patienten das Leben kosten sollten.

    Mit den vielfältigen Charakteren ihres Romans hat sich Jennifer Donnelly ebenfalls große Mühe gegeben. Besonders sympathisch war mir die engagierte India, die ihre hochfliegenden beruflichen Pläne unerschrocken verteidigt, ehe sie sich dem Schicksal beugen muss. Die afrikanischen Abenteuer, die India und ihre erst 6-jährige Tochter Charlotte im zweiten Teil der Geschichte zu bestehen haben, könnte man zwar als etwas zu dick aufgetragen beanstanden, doch versteht die Autorin die Spannung ungebrochen aufrecht zu erhalten. Atemlos bin ich dem Lauf der Ereignisse bis zum Ende gefolgt.

    Die charakterliche Entwicklung Freddie Lyttons und Sid Malones fand ich ebenfalls recht gut nachvollziehbar. Im Macht- und Karriererausch zeigt Freddie alsbald sein wahres Gesicht, während die prinzipiell guten Anlagen Sid Malones durch Indias positiven Einfluss immer mehr zum Vorschein kommen.

    Die Hauptfiguren der "Teerose" Fiona Finnegan und ihr Ehemann Joe Bristow führen in diesem Teil der Geschichte leider nur ein Schattendasein. Die reiche Teebaronin versucht zwar ihren vermissten Bruder Charlie in Londons Unterwelt aufzuspüren, ist durch ihre ständigen Schwangerschaften in ihrem Handlungsradius allerdings sehr eingeschränkt.

    Eine interessante Rolle spielt auch Fionas jüngerer Bruder Seamie, der als begeisterter Bergsteiger und Abenteurer seinen Teil an Spannung beiträgt.

    Inhaltlich hat mir der Roman trotz einiger Unwahrscheinlichkeiten gut gefallen, stilistische Ansprüche werden an den Leser hingegen nicht gestellt. Die sprachlichen Formulierungen sind in diesem Buch noch einfacher ausgefallen als im Vorgängerband, weshalb die Geschichte bei mir tatsächlich nur durch die lebhafte Fantasie der Autorin punkten kann.


    Spannende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Oder kann man die Teile unabhängig voneinander lesen?

    Ja, kannst Du schon, ohne den roten Faden zu verlieren.

    Wichtige Ereignisse von den vorherigen Bänden werden wiederholt, daher also kein Problem.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jennifer Donnelly - Die Winterrose“ zu „Jennifer Donnelly - Die Winterrose / The Winter Rose“ geändert.
  • Die Bücherreihe habe ich nun zum zweiten Mal gelesen und ich finde sie einfach in jeglicher Hinsicht toll :pray:


    In diesem Teil begegnen wir zwar erneut Fiona und Joe, doch in erster Linie geht es hier um India und Sid Malone - Fionas Bruder. Die Irrungen und Wirrungen vor der Kulisse des viktorianischen Londons sind spannend und die Kapitel so kurz, dass man nicht aufhören kann und noch eines und noch eines liest.

    Wie im ersten Teil auch spielen Kitsch, Klischees und Zufälle eine große Rolle, und auch wenn mich so etwas normalerweise stört, ist das bei Jennifer Donnelly nicht so. Weiß der Himmel, wie sie das schafft :-k

    Die Entwicklungen der Charaktere - insbesondere die von Sid Malone - sind glaubwürdig. Bei Sid besonders dann, wenn man nicht vergisst, wer er in Wirklichkeit ist. Im ersten Teil störten mich zum Ende hin die großen zeitlichen Sprünge, das war hier nicht der Fall. Alles passte. Und wieder gewinnt am Ende die Gerechtigkeit.


    Auch hier muss ich sagen, dass das Buch eher nicht für Liebhaber von gut recherchierten, historischen Romanen zu empfehlen ist, aber für Liebhaber von spannenden und emotionalen Geschichten inklusive einer schönen Liebesgeschichte auf jeden Fall. Von mir gibt's :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: