Ines Thorn - Der Maler Gottes

  • Inhalt (kopiert bei amazon)


    Bereits als Knabe ist Matthias Grünewald von dem Gedanken besessen, ein
    Werk zu schaffen, das Gott und seiner Schöpfung gerecht wird. Nichts
    kann ihn von diesem Ziel abbringen: nicht sein eifersüchtiger Bruder,
    nicht die harten Lehrjahre, nicht das entbehrungsreiche Leben, das er
    führt. Und auch nicht Magdalena, mit der ihn eine verzweifelte Liebe
    verbindet. Denn Grünewald hat sich einzig der Kunst verschrieben.


    Meine Meinung


    Dieser Roman beschreibt das Leben des Renaissance-Malers Matthias Grünewald , dessen wohl bedeutendstes Werk der Isenheimer Altar ist.
    Das Buch ist eine Romanbiographie, gehört aber eher in den Bereich History als Biographie, da es im Leben des Matthias Grünewald noch allerhand Unbekanntes gibt, das die Autorin so ausgeführt hat, wie es ihrer Meinung nach am wahrscheinlichsten sei.
    "Der Maler Gottes" ist im Präsens geschrieben, was mich (leider) lange von der Lektüre abgeschreckt hat. Allerdings habe ich festgestellt, dass das Präsenz als Erzähltempus hier optimal passt. Angesichts des absolut fesselnden Erzählstils der Autorin und der gewählten Gegenwartsform meint der Leser neben Matthias Grünewald zu stehen , bzw. sich teilweise sogar in dessen Kopf zu befinden, so eindringlich wird die Besessenheit des tiefreligiösen Künstlers veranschaulicht. Er ist weder von Geld- noch Ruhmgier getrieben, sondern von dem Verlangen, sich der Liebe Gottes/Jesu würdig zu erweisen und seinen Anteil der menschlichen Schuld am Kreuzigungstod Jesu abzutragen, indem er Gemälde schafft, auf denen die Figuren nicht wie Schauspieler herumstehen, sondern den Betrachter duch die Authentizität der dargestellten Leiden zu Tränen rühren.
    Neben diesem Ringen um "Tuchfühlung" mit Jesus hat in Grünewalds Leben nichts Anderes wirklich Bedeutung. Es ist zwar auch eine (offensichtlich fiktive?) Liebesgeschichte eingeflochten, jedoch dient auch sie hauptsächlich zum Begreifen von Liebe als einer Art unverbrüchlicher Seelen- und Geistesverwandtschaft.
    Neben Grünewald vertieft der Leser auch die Bekanntschaft mit anderen sehr berühmten Malern/Bildschnitzern der Zeit, wie Holbein, Riemenschneider und Cranach. Auch auf das Zeitgeschehen (Bauernkrieg) wird Bezug genommen, wobei Grünewald allerdings zu politischen Fragen keine Stellung bezieht, weil er sich einzig seiner Kunst verpflichtet fühlt.


    :arrow: Für Leser mit Interesse an Kunstgeschichte hat dieses Buch Suchtpotenzial, ich habe es in 1 1/2 Tagen ausgelesen. Unbedingt empfehlenswert! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke, €nigma, dass du dieses Buch hier vorgestellt hast. Deiner Rezi ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Es ist eines meiner Lieblingsbücher und für mich das beste Werk von Ines Thorn. Historische Romane, die im Präsens geschrieben sind, mag ich im Großen und Ganzen auch nicht, aber auch mich hat das bei diesem Buch überhaupt nicht gestört.

  • Erst gestern bin ich mit "Der Maler Gottes" fertig geworden.
    Leider kann ich mich eurem Lob nicht ganz anschliessen.
    Vor ziemlich genau einem Jahr war ich für drei Tage in Colmar und da habe ich mir natürlich auch den Isenheimer-Altar angeschaut (er ist im dortigen Museum ausgestellt). Da musste ich das Buch gleich kaufen, als ich es vor ein paar Wochen im Buchladen sah.


    Von Anfang an hat es mich in seinen Bann gezogen. Ich litt mit Matthis mit, der doch nur malen und schnitzen wollte, aber vom Vater zu einer geistlichen Laufbahn gezwungen wurde. Gespannt folgte ich seinen Bemühungen, ein immer besserer Maler zu werden, und das Wesen Gottes auf die Leinwand zu bringen. So detailliert die Schilderungen vorangehender Handlungen waren, so schnell, zu schnell wurde der Höhepunkt des Buches, nämlich das Malen des Isenheimer-Altars, für das Matthias all sein Können und seine Erfahrungen einsetzte, dann abgehandelt. Anschliessend folgten (wieder sehr detaillierte) Schilderungen von Matthias Seelenzustand, der sich mit Depressionen herumschlug und das Ende seines Lebens genauso sehr herbeisehnte wie ich das Ende des Buches. Die letzten beiden Kapitel las ich dann auch nicht mehr richtig durch, sonder überflog die Seiten nur noch.
    Sehr schade fand ich auch, dass die Autorin keine Angaben zur Historizität der Figuren und Ereignisse vermerkte.


    Wie gesagt, der grösste Teil des Buches fand ich sehr gut und packend geschrieben, nur eben der Schluss hat mir überhaupt nicht zugesagt.

    Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
    (Heinrich Heine)

  • Da krame ich doch auch noch mal meine alte Rezi aus:


    Im 15. Jahrhundert wird Matthias in eine Holzschnitzerfamilie hineingeboren. Sein älterer Bruder Johannes soll einmal die väterliche Werkstatt übernehmen, Matthias wird in die Klosterschule geschickt und soll Mönch werden.Doch nicht Johannes hat künstlerisches Talent, sondern Matthias, der sich auf der Klosterschule gar nicht wohlfühlt.


    Durch Zufall wird Matthias' große Begabung entdeckt, er geht auf Wanderschaft und lernt bei so großen Künstlern wie Hans Holbein in Frankfurt und Lucas Cranach im fränkischen Kronach. Als Hofmaler findet er schließlich in Aschaffenburg eine Anstellung, doch mit dem höfischen Leben ist der stille, zurückhaltende junge Mann gar nicht glücklich und kehrt schließlich nach Frankfurt zurück. Denn dort lebt Magdalena, die er seit seiner Jugend anbetet - doch sie ist eine Hure und somit für einen ehrbaren Künstler tabu.


    Als sie einen anderen heiratet, nutzt Matthias die Chance, die sich ihm im elsässichen Isenheim bietet - ein Auftrag für einen Flügelaltar in einem Siechenhaus.


    Bei Matthias handelt es sich um den berühmten Maler Matthias Grünewald, dessen Lebensstationen Ines Thorn hier gut recherchiert nachzeichnet. Allerdings hätte das Buch ruhig noch ein paar Seiten mehr haben können, um den Charakteren mehr Raum zur Entfaltung zu geben. Da Matthias' 51 Lebensjahre auf etwa 250 Seiten abgehandelt werden, kommt die persönliche Entwicklung und Charakterisierung doch ein wenig zu kurz.


    Doch auf alle Fälle hat mir das Buch Appetit gemacht, mich ein wenig mit Grünewalds Werken zu befassen, die ja teilweise in meiner Heimatstadt entstanden sind bzw. in der Stiftskirche und im Schloss zu sehen sind.

  • Inhaltsangabe:

    Zitat


    von Knaur TB: Er ist von seiner Kunst besessen und kennt keine Kompromisse. Bereits als Kind hat Matthias Grünewald nur ein Ziel: Ein Werk zu schaffen, das Gott und der Schöpfung gerecht wird. Nichts kann ihn von seiner Vision abbringen – nicht sein eifersüchtiger Bruder, nicht die harten Lehrjahre und auch nicht Magdalena, mit der ihn eine innige Liebe verbindet. Heiraten wird er sie nie, denn seine Kunst steht immer an erster Stelle. Doch in seiner berühmten Magdalenenklage setzt er ihr ein unvergängliches Denkmal …

    Mein Fazit:


    Diesem Roman in seiner Gänze gerecht zu werden halte ich für äußerst schwierig. Denn die Autorin hat sehr viel Wissen um die Zeit des Aufbruchs und des Widerstands, also um 1500 nach Christi, in diese Geschichte gepackt. Selbst die Ausdrucksweise stammt wohl aus dieser Zeit.


    Ich tauchte ein in die verschwiedenen Zünften, aber vorangig der Maler und Bildhauer, denn Matthias ist ein Maler, ein Künstler, der sich dazu berufen fühlte, etwas Besonderes zu schaffen, vor dem die Menschen in die Knie gehen, weil es sie bis in ihr innerstes berührt. Eigenbrödlerisch ging er seinen Weg über verschiedene Stationen und suchte immer nach Etwas, was er nicht selbst benennen konnte.


    Seine Gottesfurcht war groß, genauso aber auch seine Zweifel. Jedoch hat er sich nie gegen die Obrigkeit aufgelehnt, das hat er den Bauern überlassen, doch auch das hinterließ bei ihm Spuren. Trotz allem konnte ich mit dem Menschen Matthias nicht wirklich viel anfangen. Es liegt sicherlich an der großen Thematik Religion.


    Da die Geschichte ausschließlich nur von Matthias aus Grünberg erzählt und keine anderen Nebenhandlungen stattfanden, war ich beim Lesen immer schnell ermüdet. Er konnte mich nicht für sich einnehmen und so quälte ich mich durch das Buch, auch wenn der historische Hintergrund durchaus beeindruckend erzählt ist. Es fühlt sich auch gut recherchiert an, das eine oder andere ist ja noch aus dem Geschichtsunterricht hängen geblieben. Die Liebe zu Magdalena, wie sie in der Inhaltsangabe beschrieben wird, ist nur ein sehr kleiner Teil der Geschichte.


    Der Klappentext versprach sehr viel, für mich ist es jedoch eine Enttäuschung. Daher vergebe ich drei Sterne!

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Ines Thorn: Der Maler Gottes“ zu „Ines Thorn - Der Maler Gottes“ geändert.