Andreï Makine – La vie d’un homme inconnu [FR]

  • (Original: französisch, Januar 2009)


    ZUM INHALT: Tschutov hat vor 30 Jahren die Sowjetunion verlassen und lebt in Frankreich. Etwas verbittert schaut er bei der Auflösung einer zweieinhalbjährigen Liaison mit Lea auf die oberflächliche Medienlandschaft Frankreichs (Makine versetzt hier einige identifierbare Seitenhiebe) und erinnert, vielleicht etwas nostalgisch, eine andere Welt, hier symbolisiert durch eine Liebesgeschichte bei Tschechov. In einem zweiten Teil macht er sich auf dem Weg nach Petersburg zu einem erwünschten Wiedersehen mit einer Jugendliebe. Doch dieses Wiedersehen sowohl mit der alten Liebe als auch der idealisierten Heimat wird teils zur Katastrophe: Die „neue“ russische Gesellschaft scheint der Oberflächlichkeit und dem Reichtum gewidmet zu sein. Erst eine fast zufällige Begegnung mit einem scheinbar siechen alten Mann wird zur Wiederbelebung einer Welt, einer Epoche, in der inmitten der Blockade von Leningrad, inmitten der Kämpfe des II.Weltkrieges und den Erfahrungen von Lager und Verbannung doch eine Liebesgeschichte gelebt wird, wie sie intensiver, menschlicher und schöner nicht sein kann.


    BEMERKUNGEN: Das erste Kapitel könnte eventuell einen falschen Eindruck erwecken: es erhält seinen Sinn wohl erst durch den Gesamtkontext, also nicht stehenbleiben! Welche Kritik an den oberflächlichen Rezepten und Zielen unserer derzeitigen Gesellschaften, aber vor allem auch in einer positiven Darstellung, welche Zeichnung eines Lebens der Fülle inmitten von Gewalt, Krieg und Misere! Ja, was in unseren Augen nicht zusammengeht, das stellt Makine gegenüber, bzw. zusammen. Da ist die heutige Gesellschaft des postkommunistischen Russlands oder auch unserer Länder; in denen „alles da ist, und dennoch eines fehlt“, und auf der anderen Seite die wunderbare Beschreibung einer Liebe, ja einer Schönheit, einer verwandelten Natur und Gesellschaft INMITTEN von Schrecken und Mangel. In diesem Teil des Romans findet Makine eine wunderbare Sprache, mit der er andeutet, Motive wieder aufnimmt, und mit einigen Pinselstrichen ein Bild, eine Szene beschreibt. Das ist einfach große Kunst, aber mehr noch – wenn man den Inhalt sieht – geprägt von einer tiefen Menschlichkeit, ja, man möge schon sagen können, einer „Spiritualität“.


    Bleibt zu hoffen, dass diese andere mögliche Weise des Lebens, der Zielgebung nicht allein in einer nostalgisch erinnerten Vergangenheit liegt, sondern sich dort erneuert, wo Menschen auch heute ähnliche Werte erhalten und zu leben suchen. Ich gebe diese Hoffnung nicht auf ...


    Wärmste Empfehlung


    DIESES Buch ist ja gerade erst auf Französisch erschienen. Doch es gibt mir die Gelegenheit, die "Werbetrommel" für diesen interessanten Schriftsteller zu rühren!


    ZUM AUTOR: Andreï Makine (* 10. September 1957 in Krasnojarsk, Sibirien) ist ein französischer Schriftsteller russischer Abstammung. Makine wächst in der Provinzstadt Penza auf, ca. 700 km südöstlich von Moskau. Seit seiner Kindheit ist er durch seine französische Großmutter mit der Kultur und Sprache Frankreichs vertraut. Schon als Junge schreibt er Gedichte in Französisch und in seiner Muttersprache Russisch. Er studiert in Twer und Moskau Philologie und lehrt kurze Zeit Philosophie in Novgorod. 1987 kommt er im Rahmen eines Lehreraustauschprogramms nach Frankreich. Dort entscheidet er sich zu bleiben, erhält politisches Asyl und entschließt sich, ein Leben als Schriftsteller in Frankreich zu führen; seitdem lebt er in Paris, anfangs in sehr ärmlichen Verhältnissen. Seine ersten in französischer Sprache verfassten Manuskripte - wie den Debütroman Tochter eines Helden (1990) - gibt er als französische Übersetzungen aus dem Russischen aus, um die Skepsis des Verlags zu zerstreuen, dass ein erst seit kurzem in Frankreich lebender russischer Emigrant in einer zweiten Sprache schreiben kann. Nach enttäuschenden Reaktionen auf seine beiden ersten Romane dauert es acht Monate, einen Verlag für seinen Roman Das französische Testament zu finden, mit dem er 1995 auf einen Schlag berühmt wird. Im selben Jahr erhält er als erster Schriftsteller gleichzeitig die beiden renommiertesten Literaturpreise Frankreichs, den Prix Goncourt und den Prix Médicis. 1998 erhält er den finnischen Eeva-Joenpelto-Preis und 2005 für sein Gesamtwerk den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis der Stiftung Prinz Pierre von Monaco.
    (Quelle: Wikipedia)


    Link zur französischen Amazonseite :
    http://www.amazon.fr/vie-dun-h…oks&qid=1232883014&sr=8-1


    Broché: 292 pages
    Editeur : Seuil (8 janvier 2009)
    Collection : CADRE ROUGE
    Langue : Français
    ISBN-10: 202098296X
    ISBN-13: 978-2020982962

  • Ich sah gerade, dass dieses Buch nun für den Oktober zumindest mal auf Englisch herauskommen wird. Nochmals eine warme Empfehlung!!!


    "The life of an unknown man"