Henning Mankell - Der Chronist der Winde / Comédia infantil

  • Amazon Kurzbeschreibung:


    Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen und seine Schwester massakrierten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde. Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.


    Ich kannte Henning Mankell bisher nur als Krimi Autor (nur einen gelesen und er hat mir nicht gefallen). Als ich eines Morgens Kundenbestellungen einräumte hielt ich auch dieses Buch in den Händen. Da es sich sehr ansprechend anhörte, landete es erst mal auf meiner Wunschliste. Nicht lange danach habe ich es bestellt.


    Der Schreibstil gefällt mir gut, Mankell schafft eine sehr bildhafte Atmosphäre. Was mich anfangs etwas irritiert hat, ist die wörtliche Rede, die nur durch Bindestriche angezeigt wird. Doch man gewöhnt sich recht schnell daran und dann lässt es sich gut und flüssig lesen.
    Schön fand ich die Beschreibung der Straßenkinder, auch hier schafft es Mankell sehr eindrucksvoll das Leben dieser Kinder zu schildern. Das hätte er meiner Meinung nach auch gern einige Seiten länger tun können, denn ich hätte gern mehr über das Leben und den Alltag dieser Straßenkinder erfahren, auch über die Vergangenheit des "Rudels" von Nelio.
    Ein Buch, das sehr nachdenklich macht und sicher nicht der letzte Afrika Roman von Mankell, den ich lesen werde.
    Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • @ Pandämonium,
    vielen Dank, dass Du dieses Buch, meiner Meinung nach das berührenste von Mankell, vorgestellt hast. Es ist zwar einige Jahre her, dass ich es gelesen habe, aber ich erinnere mich, bis zum Schluss gehofft zu haben, dass Nelio nicht stirbt, auch wenn man bereits auf den ersten Seiten darüber informiert wird, dass es passieren wird.


    Vielleicht ist der eine oder andere durch die Vorstellung neugierig geworden und entschließt sich, das Buch zu lesen. Es lohnt sich :!:


    Wenn ich Dir noch einen Afrika-Roman von Mankell empfehlen darf: Das Geheimnis des Feuers. Sofia ist ein Dritte-Welt Kind. Ihr Vater wurde von Banditen getötet, die Mutter und die Kinder fanden nach langer Flucht einen neuen Ort, an dem sie bleiben konnten. Dann trat Sofia auf eine Mine... Damit das, was Sofia erlitten hat, nicht vergessen wird, hat Henning Mankell ihre Geschichte niedergeschrieben. (Amazon)
    Hier vorgestellt.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Wenn ich Dir noch einen Afrika-Roman von Mankell empfehlen darf:


    Hallo Marie: Vielen Dank für die Empfehlung, werde ich mir sicher bald mal anschauen, da ich durch "Chronist der Winde" richtig auf den Geschmack gekommen bin.
    "Die rote Antilope" soll auch sehr toll sein.
    Ehrlich gesagt habe ich mich beim Rezensieren etwas gewundert, da dieses Buch bereits von 18 Büchertrefflern bewertet wurde, ich aber keine Rezension finden konnte. Dachte schon mein PC spinnt, dass er das einfach nicht gefunden hat. :wink:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Mir kam es beim Schreiben meines Postings eben so vor, als hätte ich etwas ähnliches schon einmal zu diesem Buch geschrieben, aber im Rezensionsindex gibt es nur diese eine Vorstellung dazu.
    Dann habe ich das hier gefunden. Damals steckte das Forum noch in den Kinderschuhen und die Regelung "Für jedes Buch einen Fred" kam erst später.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Vielen Dank Marie!
    Diesen Thread habe ich erst gar nicht geöffnet, weil ich nur nach der Chronist-Rezension suchte. :wink:
    Werde demnächst mal ausführlich dort stöbern und mal schauen, welche Titel ich auf meine Wunschliste setze.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Auch von mir vielen Dank, Pandämonium!

    Vielleicht ist der eine oder andere durch die Vorstellung neugierig geworden und entschließt sich, das Buch zu lesen. Es lohnt sich :!:

    Dem schliesse ich mich an. Ich habe das Buch vor mehreren Jahren gelesen und fand es wirklich sehr bewegend. :thumleft:
    Hm, den anderen Thread werde ich nun mal durchstöbern.

  • Die Rezensionen der Afrika Romane von Marie gehen ein bischen unter, deshalb siehe hier:
    Henning Mankell - Seine Afrikaromane


    Kopie von Marie
    Der Chronist der Winde
    kopiert bei Amazon, leicht geändert:
    »Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.« Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schußwunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, daß er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt dem Bäcker Jose Antonio Vaz, der ihn gefunden hat und pflegt, wie die Banditen sein Dorf überfielen, seine Schwester massakrierten und ihn zwingen wollten, seine Verwandten zu töten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde. Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Von Mandioca, der Tomaten und Zwiebeln in seinen Taschen wachsen läßt, und von Deolinda, einem Albinomädchen, das die sexuellen Phantasien der Jungen erregt. Vom Geheimnis des Reichtums erzählt er, einer vertrockneten Eidechse in einem gestohlenen Aktenkoffer und einem nächtlichen Besuch beim Präsidenten. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.

    Ich beginne mit diesem Buch, weil es mein Lieblingsbuch von Mankell ist.
    Man muss während des Lesens mehr als einmal schlucken. Zwar weiss man schon auf der ersten Seite, dass das Buch mit Nelios Tod enden wird, aber irgendwie hofft man die ganze Zeit, dass er es doch noch packt; so wie die Lebendigkeit und die Hoffnung des Jungen beschrieben sind, kann es doch nicht sein, dass ...
    Doch es ist nicht nur die Person und die Lebensgeschichte allein, die fasziniert, auch die Unmittelbarkeit, mit der Mankell das Land mit seiner Vegetation und der flirrenden Hitze schildert, daneben auch den städtischen Betrieb und das Zusammenleben dort.


    Marie

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Ich hab das Buch vor Jahren gelesen und ich weiß noch, dass ich absolut begeistert war. Die Geschichte fand ich echt berührend und wahnsinnig traurig :( . Das war mein erster Afrikaroman von Henning Mankell und dadurch bin ich dann auf Geschmack gekommen. Es hat sich also absolut ausgezahlt, das Buch zu lesen :wink: .


    Von mir gibt's volle :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

    "If you have never said "Excuse me" to a parking meter or bashed your shins on a fireplug, you are probably wasting too much valuable reading time."

    (Sherri Chasin Calvo)


    “I am not eccentric. It's just that I am more alive than most people. I am an unpopular electric eel set in a pond of catfish.” (Edith Sitwell)

  • Leider muss ich sagen, dass mir das Buch nicht sehr gut gefallen hat. Ich fand den Schreibstil seltsam und war froh, als ich es endlich durch hatte. Die Bindestriche statt Anführungszeichen haben mich sehr irritiert. Sorry, aber ich fand es nicht sehr toll.

  • Habe gestern "Henning Mankell - Der Chronist der Winde" ausgelesen. Hier meine Rezi:
    bin echt total begeistert, kenne den Autor sonst nur von seinen Krimis mit Kurt Wallander. Die auch ziemlich gut sind.


    Aber dieser Afrika-Roman ist echt ein philosophisches Kunstwerk. Was für eine schöne Sprache, das Buch liest sich sowas von gut. Hätte im Traum nicht dran gedacht das Mankell so traumhaft philosophisch schreiben kann.


    Worum gehts:
    Eines Nachts hört der Bäcker zwei Schüsse und findet den Straßenjungen Nelio. Dieser hat den Wunsch, von ihm aufs Dach gebracht zu werden. Dort wird er auf eine alte Matratze gelegt und fängt an dem Bäcker sein Leben zu erzählen.
    Er erzählt von seinen Eltern und seinem Schicksal, wie er letztendlich in diese Großstadt gekommen ist. Wie er dort sich mit einer Kindergruppe zusammenschließt. Dieser Junge ist in seinem jungen Alter total weise und sinniert über den Grund des Lebens...


    Das Buch ist so gefühlvoll und wundervoll. Ein afrikanisches Märchen über einen Jungen, der das Leben mancher Menschen geändert hat. Nelio der Junge der Gewalt hasst und es geschafft hat, sich nie mit irgendjemanden zu prügeln. Alle kannten den kleinen magischen Jungen. Eine Geschichte die über die afrikanischen Missstände und die dortigen Straßenkinder erzählt. Es handelt vom Sinn des Lebens, den leider wenige Menschen finden.


    Ich kann jedem das Buch empfehlen, man sollte es mal gelesen haben. Ich bin auf jeden Fall sehr gerührt und noch leicht traurig. Echt was ganz besonderes!
    Das Buch hat von mir die vollen 5 Sterne erhalten.
    Bin auf weitere Werke von ihm gespannt, vor allem auf seine Afrika-Romane.


    LG

  • Der Chronist der Winde ♦ Henning Mankell | Rezension

    Der Chronist der Winde ist ein Buch, welches trotz der traurigen Gewissheit, die sich ergeben wird, voller Hoffnung, Träume und dem Leben gefüllt ist. Diese Erzählung trifft tief ins Herz.

    Der Chronist der Winde ♦ Henning Mankell

    Meinung


    Jeder Versuch Der Chronist der Winde in eine Genre-Schublade zu stopfen oder tiefer zu analysieren, ist dazu verdammt, die Unerfahrenheit des Erzählers aufgrund seiner unheimlichen Bildersprache, seiner starken emotionalen Anziehungskraft und seiner ernsthaften Absicht aufzudecken. Diese Geschichte erfordert aufgrund ihrer grenzenlosen Interpretation, legendären Pracht und humanistischen Zielsetzung ein sorgfältiges Lesen und Genießen als einzigartiges literarisches Fest.

    Der Roman spielt in Mosambik, wo Henning Mankell als Direktor des Teatro Avenida einen Großteil seiner Zeit verbrachte. Es ist nicht ganz klar ersichtlich, in welcher Stadt wir auf Nelio treffen. Doch ich würde fast vermuten, dass ich in der Hauptstadt Maputo war. Aber natürlich könnte die Geschichte zwischen den Unerwünschten jeder größeren Metropole der Welt erzählt werden, doch sie ist am schmerzhaftesten in der Dritten Welt.

    Jose Antonio Maria Vaz, der Erzähler, ist von Beruf Bäcker, bis er auf Nelio trifft, unseren Protagonisten des Buches. Nelio ist ein sterbender 10-jährigen weiser Mann der Straße, der im Laufe von neun Nächten von seinem Leben erzählt. Nelio beginnt seine philosophische Reise mit der Begegnung mit einem „weißen Zwerg“, einer weisen alten Eidechsenfrau und einem betrunkenen Betrüger, nachdem er vor dem Gemetzel und der Zerstörung seinen Dorfes durch Banditen geflohen ist. Außerdem berichtet Nelio davon, dass er im Bauch der kolonialen Reiterstatue einen Schlafbereich ausfindig gemacht hat. Dort trifft er auf eine Vielzahl anderer Straßenkinder, von denen sich einige Seeungeheuer vorstellen, Gemüse mit Dreck in den Taschen anbauen und sich sogar unsichtbar machen können, um in Kaufhäuser und Präsidentenpalast einzubrechen.

    Trotz seines jungen Alters und seiner geringen Größe hat Nelio die moralische Autorität, diese Gruppe von Kindern zu führen, während sie darum kämpfen, die schrecklichen Gefahren und unerbittlichen Ungerechtigkeiten auf den üblen Straßen der Metropole zu ertragen. Die Erfahrungen von Nelios Leben und Tod überwältigen den Erzähler ins Mark. So beschließt dieser, seinen Job aufzugeben und sich von da an dem Erzählen von Nelios Geschichte zu widmen.

    Fazit

    ⭐⭐⭐⭐⭐


    Mankells realistische Darstellung der Stärke von Nelio und der, der anderen Straßenkinder und deren unverrückbare Fähigkeit zu träumen, zu hoffen und einfach zu leben, hat eine sehr erlösende Wirkung. Dabei vergisst man aber nicht, wie brutal und kurz das Leben sein kann.


    This review was first published at The Art of Reading.

    Be different, be kind!

    :study: Godsgrave (The Nevernight Chronicles, #2) • Jay Kristoff

    :montag: Whispers in the Waters (Blood of the Fae, #0.5) • Sarah Chislon

    :musik: Das Bildnis des Dorian Gray • Oscar Wilde


    2023: 7 | 2022: 111 | 2021: 110 | 2020: 90 | 2019: 31 | 2018: 29


    SuB: 702 :uups: | SuB - Beginn 2023: 701 | SuB - Ziel Ende 2023: 680


    The Art of Reading | Support Book Blogger Challenge 2023