Kazuo Ishiguro - Was vom Tage übrig blieb / The Remains of the Day

  • Aus "Das Buch der 1000 Bücher" kopiert von Amazon


    Im Jahr 1956 begibt sich der auf Schloss Darlington Hall dienende alte Butler Stevens mit dem Auto seines Arbeitgebers auf eine Reise nach Cornwall, um seine ehemalige Arbeitskollegin Miss Kenton zu besuchen, die er zur Rückkehr nach Darlington Hall zu bewegen hofft. Diese Fahrt ans Meer wird zu einer Reise in seine eigene Vergangenheit und allmählich treten in Rückblenden die Erinnerungen an sein bisheriges Leben zu Tage.
    Vor dem Krieg war Stevens Chefbutler auf dem Landsitz des von ihm verehrten Lord Darlington, in dessen Dienst er vollkommen aufging. Würde und Pflicht sind seit jeher seine zentralen Glaubensgrundsätze. Dass sie einhergehen mit Selbstverleugnung und Selbstbetrug, erkennt Stevens jedoch zu spät. Die völlige Zurücknahme seiner selbst macht ihm zwischenmenschliche Beziehungen unmöglich. Obgleich er sich im tiefsten Inneren von der Haushälterin Miss Kenton angezogen fühlt, mit der er harmonische Stunden bei gemeinsamen ›Kakao-Abenden‹ verbrachte, hat Stevens ihre vorsichtigen Annäherungsversuche stets brüsk zurückgestoßen und sich ihr gegenüber förmlich verhalten, bis sie schließlich Darlington Hall verließ, um zu heiraten.
    Als ebenso problematisch stellt sich in den Rückblenden die Beziehung des Butlers zu seinem Herrn heraus. Stevens wollte nicht sehen, dass Lord Darlington enge Kontakte mit den Nationalsozialisten pflegte und sich von ihnen instrumentalisieren ließ. Darlington Hall wurde zu jener Zeit zum Ort geheimer Treffen, führende Politiker gingen dort ein und aus. Stevens hinterfragte aus unbedingter Loyalität gegenüber seines Herrn niemals dessen Motive, ihn erfüllte sogar mit Stolz, am Schauplatz großer Weltpolitik gedient zu haben. Mit dem Krieg und dem Tod des Lords ist die alte Welt von Darlington Hall zerfallen, deren Mikrokosmos das Zentrum von Stevens’ Dasein war.
    Auf seiner Reise erkennt Stevens die möglichen Wendepunkte, die er ungenutzt hat verstreichen lassen. Ungesagte Worte haben nach seiner Erkenntnis zu einem ungelebten Leben geführt. Als Miss Kenton ihm am Ende der Reise gesteht, dass sie sich ein gemeinsames Leben mit ihm hätte vorstellen können, trifft ihn das zutiefst. Auf dem Pier von Weymouth erkennt er angesichts des hereinbrechenden Abends, dass ihm nur der Versuch bleibt, das Beste aus dem zu machen, »was vom Tage übrig bleibt«.
    Aufbau: Der Roman gliedert sich in einen Prolog und sieben Kapitel, die tagebuchartig die sechs Tage der Reise umfassen. Der Prolog spielt im Jahr 1956 auf Darlington Hall. Das äußere Geschehen tritt in den folgenden handlungsarmen Kapiteln nahezu völlig hinter die Reflexionen und Erinnerungen des Butlers zurück. Es wird im Verlauf der Digressionen deutlich, dass es Stevens um die Wahrung seiner Selbstachtung, um die Rechtfertigung seines Lebens und schließlich um die moralische Frage, was ihm von der Überzeugung, ein sinnvolles Leben geführt zu haben, geblieben ist.


    280 Seiten - normalerweise ein "Lesehappen" - habe ich mir jetzt 4 Tage lang nicht auf der Zunge, aber vor den Augen zergehen lassen. Ein absolut wundervolles Buch. Es passiert fast nichts. Es ist nicht spannend. Der Protagonist ist ein absoluter Langweiler, vielleicht sogar bedauernswert. Und trotzdem ist das Buch zauberhaft, und ich habe es wirklich Satz für Satz sehr langsam gelesen und genossen.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    Einmal editiert, zuletzt von K.-G. Beck-Ewe ()

  • Vor ein paar Jahren habe ich den Film gesehen, aber ich wusste nicht, dass es eine Romanverfilmung ist.


    http://www.amazon.de/exec/obid…63060/028-1057802-4576516


    Der Film hatte mir sehr gut gefallen; ob dieser Eindruck jetzt, nach dem Lesen des Buches, noch bestehen bliebe, kann ich natürlich nicht sagen.


    Marie

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  • @ Marie,


    kannst du vielleicht erklären, was dich an dem Buch so fasziniert hat?


    LG,
    Rita

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • @ Rita, :oops: hast recht. Nur mit Überschwänglichkeit allein kann man keine Rezension bestreiten.


    Ich finde es toll, wie der Autor es geschafft hat, eine Person, die das Klischee ihrer selbst ist - also die Gestalt eines Butlers wie wir ihn aus englischen Filmen, Romanen, usw. kennen - als glaubwürdigen Charakter darzustellen. All die Gefühle, die Stevens sich während seines Lebens nicht erlaubt hat zu empfinden, werden beim Lesen greifbar und nachvollziehbar. Stevens Versuche, ein "Butler mit Würde" zu sein, gehen bis zur Selbstaufgabe. Die ganze Geschichte ist praktisch der gescheiterte Versuch, einem Leben, das nur aus Dienen, Gehorchen und Unterordnen bestanden hat, einen Sinn abzugewinnen und diesen Sinn zu vermitteln.


    Folgende Szene hat mir gefallen: Stevens Chef, der Lord von Darlington Hall, hat einen Patensohn, der demnächst heiraten soll, und dem Lord ist die Aufgabe zugefallen, den jungen Mann mit den Geheimnissen der Ehe vertraut zu machen. Und was so einer richtiger Lord ist, der gibt solch prekäre Aufgaben an seinen Butler weiter.
    Stevens geht also zu dem jungen Mann und beginnt das Gespräch: "Sir David legt Wert auf die Feststellung, Sir, dass sich Damen und Herren in mehreren wichtigen Punkten voneinander unterscheiden."


    Auch andere Dinge haben eine riesengroße Bedeutung für Stevens Selbstverständnis, obwohl sie im Endeffekt klein und flüchtig sind - dass z.B. das sauber polierte Silberbesteck evtl. die Weltgeschichte beeinflussen könnte.


    Das reicht mal an Einzelheiten, sonst gerate ich in die Gefahr, dass aus Beispielen Spoiler werden.


    Marie

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  • Ich danke dir, Marie. Nun ist mir deine Begeisterung viel klarer geworden.
    Ich werde mal schauen, ob ich das Buch in unserer Bücherei bekomme.


    LG,
    Rita

    Liebe Grüße,
    Rita


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    Thomas Babington

  • Ich habe das Buch im Studium kennen gelernt und ews als Darstellung eines "typisch englsichen" Charakters sehr interessant gefunden- In "The Artist in the Floating World" geht Ishiguro mehr auf seine japanischen Wurzeln ein, was auch durchaus interessant ist. Wem das eine gefällt, der sollte unbedingt auch das andere probieren :wink:

  • @ K-G B-E, das werde ich tun.


    Ich habe mich sowieso gewundert, dass ein Japaner (auch wenn er bereits viele Jahre in England lebt) einen Roman schreiben kann, dessen Protagonist so "durch und durch britisch" ist.


    Marie

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  • Marie


    Ich kenne auch nur die Verfilmung (im Laufe der Jahre bereits zweimal gesehen) und die hat mir schon ausnehmend gut gefallen; :thumleft:
    Da du ja so begeistert vom Buch bist, habe ich mir gerade ein neues Exemplar bei Buchticket ertauscht. \:D/


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Also... nochmal schön zu "Was vom Tage übrig blieb" ... ich musste diese Herbstferien dieses Buch auf englisch lesen, da es für das Zentralabi in Niedersachsen Vorschrift ist... Leider bin ich alles andere als begeistert von diesem Buch und kann mich in keinster Weise dafür begeistern...
    Wie hier schon richtig gesagt wurde: es passiert nichts, der Protagonist ist langweilig und es existiert keine Handlung!!!!!!!!
    Also WAS ist an diesem Buch so gut??????

  • Mmh, die Frage wäre nun als Erstes, in welcher Eigenschaft Du das Buch lesen musstest, als Lehrer/in oder als Schüler/in. Ansonsten allgemein ein paar Beobachtungen:


    1. Geschmäcker sind verschieden und da es in diesem Buch um die Darstellung weitestgehend abgeschlossener Lebenswege geht, kann eigentlich nicht so übertrieben viel passieren.
    2. Gerade aus diesem Grund sollte ein Leser oder eine Leserin dieses Titels neben einer gewissen Lebenserfahrung, Geschichtskenntnisse und Interesse und Informationen über einige Randbereiche der britischen Kultur zu dem Buch mitbringen, denn sonst kann er es nicht genießen.
    3. Aus den oben genannten Gründen kann das Buch wirklich nicht allen Leserinnen und Lesern gefallen und aus diesen Gründen halte ich es - rein persönlich- auch für die Arbeit in der Schule eher für ungeeignet.


    Außerdem halte ich - ebenfalls rein persönlich - diesen Roman für durchaus wertvoll, wenn man zu den beschriebenen Leserinnen und Lesern gehört. :study:

  • Also ich kenne beides Buch und Film. In beiden Fällen war ich fasziniert,auch wenn man sich in das Verhalten des Butlers und seiner Beziehung zu seínem Vater sowie der 'Angestellten' nur schwer reinversetzen kann.Für uns ist es einfach fremd, aber im Hinblick auf Zeit und Ort gut nachzuempfinden. Eine gewisse Kenntnis der Geschichte und Gegenwart von England sollte zum Verständbis vorhanden sein.
    Warum man ausgerechnet dieses Buch,daß doch sehr in die Tiefe geht und zum Nachdenken anregt aber Schülern als Pflichtlektüre auferlegt ist mir suspekt.
    Keine Handlung??? Ganz im Gegenteil-eben nicht an der Oberfläche im Sinne von Action.
    Ein wirklich wertvolles Buch an das ich gerne denke und mir stets in Erinnerung bleiben wird.
    Ich kann es nur wärmstens empfehlen!!!
    Gruß Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • ALso... ich MUSS das Buch für meinen Englisch-Lk lesen... ich bin also Schülerin...
    Tatsächlich verfüge ich aber (mittlerweile mehr als genügend) über Informationen der britischen Kultur und auch Geschichtskenntnisse, da diese Themen genau Vorschrift für das Zentralabitur 2006 in Nds in den Englisch-Lks sind... Aus diesem Grund wird ja auch "Remains of the day" gelesen...
    Dennoch kann ich mich wirklich in keinster Weise dafür begeistern... Und dieses liegt nicht daran, dass es eben eine PFLICHTlektüre ist... (Montag fällt ein Test darüber an...)
    Vielleicht gehe ich das Ganze ja irgendwie falsch an, aber allein schon nach den ersten drei Seiten fand ich es gähnend langweilig... Und dieses hat mich dann soweit gebracht, dass ich die letzten zwei Kapitel schon gar nicht mehr gelesen habe, sondern mir über diese Kapitel nur Internetzusammenfassungen durchgelesen habe...
    Anfangs dachte ich, dass es vielleicht an dieser recht schwieriger englischer Wortwahl läge, doch nach einer kurzen Leseprobe des deutschen Buches war ich dann auch davon ab...


    Aber wenn ihr alle so begeistert von dem Buch seid habt ihr euch mit Sicherheit auch gut damit beschäftigt... Vielleicht fällt euch ja was zu den Symbolen des Buches ein!?! WÜrde mir nämlich sehr sehr viel weiterhelfen --> Referatsthema :lol:

  • @Nancwald


    Zitat

    Original von Nancwald


    Tatsächlich verfüge ich aber (mittlerweile mehr als genügend) über Informationen der britischen Kultur und auch Geschichtskenntnisse, da diese Themen genau Vorschrift für das Zentralabitur 2006 in Nds in den Englisch-Lks sind


    Dann sollte es Dir doch ein Leichtes sein, die Symbole im Buch selbst zu entschlüsseln, denn wir fertigen hier grundsätzlich keine Hausaufgaben oder Referate oder ähnliches für Schüler an. Aber ein kleiner Tipp am Rande: Bei echtem Interesse ist es praktisch unmöglich, je "mehr als genügend" Informationen und Kenntnisse zu haben, und gerade solche Aussagen beweisen gemeinhin ein fehlendes Verständnis und eine mangelnde Bereitschaft, sich mit der Materie angemessen zu beschäftigen.

  • Ich sagte nie, dass ich Interesse an diesem Buch habe... Aus diesem grunde habe ich also aus meiner Sicht mehr als genügend Infos...
    Und JA, tatsächlich habe ich mich schon mit den Symbolen beschäftigt --> Würde oder auch --> Kleidung ... --> das Bedauern --> sowie das Necken..
    Somit habe ich mein referat bereit schon angefertigt, bin aber immer noch für weitere Denkansätze dankbar...

  • Nancwald,
    natürlich kann man nicht herbeibrechen, dass eine Schulpflichtlektüre immer eine persönliche Lieblingslektüre wird... Ich selber war fasziniert von diesem Buch (und allen von Ishiguro), insbesondere in der Darstellung der unbewussten, bzw. irgendwie "blinden" (aber deswegen etwa unschuldigen???) Teilnahme an den Machtspielen im Haus durch Stevens, der Kritik an der Auffassung von "Pflicht", sowie der "Abweisung" (Nicht Sehen Können!?) der frei angebotenen Liebe durch Miss Kenton. Ich finde, dass diese Auseinandersetzung mit der "Schuldfrage" nicht nur für den in Grossbritanien lebenden Autor, sondern auch angesichts seines japanischen Ursprungs einen nicht nur "englischen"Rahmen hat. Vielleicht sind wir nun in Deutschland ja etwas weiter gerückt in diesen Fragen, doch für mich hatte das in der Vergangenheit auch einen starken Bezug zu unserer Geschichte (in Deutschland).


    Tom

  • Ich habe gestern bei der Lesenacht dieses Buch begonnen, aber leider wird es meinen Erwartungen nicht ganz gerecht - deshalb bin ich auch noch nicht sehr weit gekommen, gerade einmal bis zum Morgen des zweiten Tages.


    Zwar weiß ich, dass die Person absichtlich so verhaftet in ihr Weltbild dargestellt wird, trotzdem werde ich nicht so recht warm damit. Ich finde es sehr anstrengend, seine Meinungsäußerungen zu lesen, wenn ich am liebsten immer widersprechen würde - irgendwie ist es für mich schlecht vorstellbar, dass ein erwachsener und nicht unintelligenter Mensch derartige Ansichten haben kann und so von sich selbst, seinem Berufsstand und seinem Land eingenommen sein kann. :pale:


    Zitat

    Es wird bisweilen gesagt, Butler gebe es eigentlicgh nur in England. Andere Länder hätten, welche Bezeichnung man auch gebraucht, nur Diener. Ich neige dazu, mich dieser Ansicht anzuschließen. Kontinentaleuropäer können keine Butler sein, weil sie als Menschenschlag die emotionale Zurückhaltung nicht zu üben vermögen, zu der nur Engländer fähig sind. Kontinentaleuropäer und im großen und ganzen auch die Abkömmlinge keltischer Völkerschaften wie Waliser, Iren und andere, sind, darin wird man mir zweifellos zustimmen, in der Regel nicht in der Lage, sich in Augenblicken starker emotionaler Spannungen zu beherrschen, und somit unfähig, außer in mehr oder weniger harmlose Situationen eine professionelle Haltung zu bewahren.

    (S. 56/57 der unten aufgeführten Ausgabe)


    Also zu solchen vorurteilsbehafteten Allgemeinplätzen fällt mir einfach nichts mehr ein. :shock:
    Aber vielleicht fehlt mir auch ein bißchen das hier so oft erwähnte notwendige Hintergrundwissen zum Verständnis dieser Lektüre.


    Ich werde jetzt ersteinmal weiter lesen - vielleicht ändert sich meine Meinung ja noch.

  • Zitat

    Original von Anriel


    Ich finde es sehr anstrengend, seine Meinungsäußerungen zu lesen, wenn ich am liebsten immer widersprechen würde - irgendwie ist es für mich schlecht vorstellbar, dass ein erwachsener und nicht unintelligenter Mensch derartige Ansichten haben kann und so von sich selbst, seinem Berufsstand und seinem Land eingenommen sein kann. :pale:


    Sicherlich teilen alle Leser diese Art Unwohlsein, von dem Du sprichst, Anriel! Wenn das die Meinung des Autors oder eines "normalen" Menschen wäre, würde einem schlecht. Aber ist es nicht tatsächlich so, dass Menschen SO gedacht und gelebt haben? Für mich ist dieses Buch DAS Beispiel schlechthin, wie man als braver, pflichterfüllender Mensch abrutschen kann in die schlimmsten Verirrungen. Stellt man den Roman in den Kontext der 30 und 40iger in England wird klar, dass Ishiguro m.E. jene Grundzüge einer Gesellschaft und von Personen beobachtet, die den Faschismus hat zulassen können. Ich musste später öfters denken, dass Ishiguro als Japaner sicherlich in diesen Fragen daheim war, sich ihnen stellen musste, schmerzlichst.

  • @ Anriel, das, was Du ansprichst, ist genau der Punkt: Es geht nicht um eine Auseinandersetzung mit seinem Leben - sonst müsste der Butler sich selbstkritisch gegenüberstehen, wozu er eine Distanz zu sich selbst aufbauen müsste.


    Es geht um eine Rechtfertigung vor sich selbst. Wenn er nicht mit sich selbst, seiner Art, den Beruf zu verstehen und seinem Herrn zu dienen, absolut einverstanden wäre, könnte er sein Leben nicht mehr aushalten.


    Wir können natürlich sagen: Selbstbetrug. Aber ohne diesen Betrug müsste er sich vermutlich einen Strick kaufen. Dass er irgendwo spürt, auf welch schwachen Beinen sein Leben und seine ganze Selbstgerechtigkeit stehen, klingt zwischen den Zeilen an; zugeben darf er es jedoch nicht.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Ja, ich sehe das ja alles ein, was ihr da hinzufügt. Trotzdem kann ich mir nicht helfen unnd finde den Butler einfach ein bißchen zu selbstherrlich.... :-?


    Aber zumindest scheine ich mich langsam einzulesen, denn der Dialog mit Miss Kenton über den falsch positionierten Chinesen, das ist richtig lustig - und dazu die Gedanken des Butlers, wie er der Dame aus dem Weg gehen könnte. Das ist schon viel eher nach meinem Geschmack.