(Mich wundert, dass es von dieser beliebten Autorin noch keine Rezensionen gibt, zumindest taucht sie nicht im Rezensionsindex auf... Falls ich doch was überseheh habe - bitte verschieben!)
Hach ach ach! Ich steh ja sehr auf diese ZDF-Kitschfilme. Inga, Rosamunde, Traumschiff und wie sie alle heißen. Je seichter, desto lieber!
Hätten Sie nicht gedacht, was? Abgründe tun sich auf… Bei Büchern funktioniert das dann eher weniger, da krieg ich meist schon bei den Klappentexten zu viel, wenn ich merke, es geht nur um “sie lieben sich innig, es gibt ne Menge Probleme, aber am Ende kriegen sie sich doch”.
Da nun aber die Buchverfilmung des ZDF mir wirklich gut gefallen hat (trotz der auf schauspielerischem Gebiet leider völlig talentfreien Eva Habermann in der Hauptrolle) und da ich die Zeit der Kolonialreiche sehr interessant finde, habe ich mir dann in einem Anfall von Ichwillunbedingtmaleineliebesschnulzelesen dieses Buch gekauft. Schon 2 Tage nach dem Erwerb des Buches hatte ich dann schon keinen Bock mehr, und so “subbte” es dann seit Mai vor sich hin, bis ich plötzlich wieder einen unerklärlichen Heißhunger auf so eine richtige Schnulze hatte. Und die Geschichte war im Film auch wirklich sehr klasse…
Der Film hat nicht besonders viel mit dem Buch zu tun (aber immerhin hab ich beim Lesen immer den schönen Erol Sander vor mir gesehn).
Die Geschichte an sich ist schnell erzählt: Frau liebt Mann. Er liebt sie auch, aber ist natürlich viel zu männlich und zu geheimnisumwittert, als dass er das mal eben zugeben könnte. Und am Schluss und nach 800 teilweise sehr verworrenen Seiten kriegen sie sich dann doch!
Ich fand das Ende nicht wirklich schlüssig und zufriedenstellend: Olivia O’Rourke, von ihrem Schatzi Jai Raventhorne geschwängert und dann fies sitzengelassen, weil dieser mit ihrer Cousine durchbrennt, wird ungefähr 790 Seiten lang als starke und selbstbewusste Frau aufgebaut, die sich nicht unterkriegen lässt. So, und dann kommt der schöne Jai nach 2 Jahren wieder und sagt sinngemäß “Ach dachtest du, ich käme nicht wieder? Das war doch alles nur ein Missverständnis, warum hast du mir denn nicht vertraut, Liebes?” - und die stolze und unabhängige Olivia sinkt spontan erneut von Liebe erfüllt ohne mit der Wimper zu zucken wieder an des schönen Helden starke Brust…
Also echt mal, so leicht hätte ich es ihm nicht gemacht! Aber wahrscheinlich muss das so bei diesem Genre.
Trotz vieler Klischees und dieses sehr unbedfriedigenden Schlusses hab ich das Buch sehr gerne gelesen. So ein bisschen Kitsch, ein bisschen was fürs Herz… das ist ab und an vielleicht gar nicht so schlecht. Geschrieben ist das Buch sehr flüssig und erstaunlicherweise bis auf einige wenige Szenen auch gar nicht so kitschig, wie ich erwartet hatte.
Was mich gestört hat, war der Umfang von 800 Seiten. Manche Nebenstory hätt nicht unbedingt sein müssen, und es hätte auch gereicht, ein paarmal weniger zu erklären, wie toll und wie geheimnisumwittert Jai Raventhorne ist. Trotzdem: Alle Charaktere sind sehr schön gezeichnet und liebesvoll aufgebaut. Ich konnte mir jeden wirklich gut vorstellen, mit der Zeit lernt man die Figuren und ihre Eigenheiten beim Lesen sehr gut kennen - hat wirklich Spaß gemacht, das zu lesen!
Der Schauplatz, das Indien in der Mitte des 19. Jahrhunderts als britisches Kolonialreich, hat einen besonderen Reiz. Die Autorin (Rebecca Ryman ist das Pseudonym einer inzwischen verstorbenen indischen Autorin) beschreibt in schillernden Farben die Landschaften und die Menschen, und ich habe mich gerne für ein paar Tage in diese Welt “entführen lassen”, um es mal ganz platt auszudrücken.
Insgesamt ein schöner Schmöker, ohne besonderen literarschen Anspruch oder besondere Symbolik. Eine Liebesgeschichte mit etlichen Dramen, aber einem herzerweichenden Happy End, das wohl irgendwie zu solchen Geschichten dazugehört, mich aber etwas geärgert hat.
Sowas könnt ich doch glatt öfter mal lesen!