Sergej Lukianenko – Das Schlangenschwert /Tanzy Na Snegu / Танцы на снегу

  • Inhalt: Eines Tages entscheiden sich die Eltern des 13-jährigen Tikkirej, von ihrem Verfassungsrecht zu sterben Gebrauch zu machen. Tikkirej lebt auf dem Wüstenplaneten Karijer, und seine Mutter, eine Minenarbeiterin, ist, ebenso wie zuvor bereits der Vater, arbeitslos geworden. Nun kann sich die Familie das Leben unter der Kuppel von Karijer nicht mehr leisten, und die Verbannung ins radioaktiv verseuchte Äußere wäre ohnehin der sichere Tod. Mit ihrem Verzicht aufs Leben können die Eltern zumindest ihre Sozialanteile auf ihren Sohn übertragen, sodass dieser eine Ausbildung machen kann, die ihm das Überleben sichert.


    Aber Tikkirej denkt gar nicht daran, unter der sicheren, aber trostlosen Kuppel von Karijer sein Dasein zu fristen. Viel lieber heuert er auf einem Raumtransporter an -- als „Modul“ eines mit Menschenmaterial arbeitenden und über Hirne vernetzten Bordcomputers. Auf diesem Wege kommt er nach Neu-Kuweit, wo es ihm endlich gefällt und er im undurchdringlichen Stasj einen treuen Gefährten findet. Als die Freunde nach einem Angriff der Inej Neu-Kuweit verlassen müssen, wird Tikkirej auf Avalon in die Geheimnisse der Sternenritter eingeweiht. Hierzu gehört auch das Schlangenschwert, eine halb lebendige Waffe, die mit den Gedanken ihres Trägers verschmilzt. Und dann wird Tikkirej als Spion nach Neu-Kuweit zurückgeschickt. Ein Abenteuer auf Leben und Tod nimmt seinen Lauf...


    Meine Meinung: Das Schlangenschwert ist ein typischer Science-Fiction-Roman, der meiner Meinung nach aber nicht zu den besten Werken Lukianenkos zählt. Dafür hat die Geschichte einfach zu viele Längen. Und so richtig spannend wird es eigentlich erst am Schluss. Ausserdem ist mir schleierhaft, warum das Buch ausgerechnet diesen Titel bekommen hat. Denn das Schlangenwert bzw. die Schlangenschwerter spielen im Grunde genommen keine wirklich grosse Rolle.


    Gefallen hat mir hingegen, dass man neue, interessante Welten und Völker kennenlernt, die Lukianenko sehr authentisch beschreibt. Auch die Dialoge sind grösstenteils sehr spannend geschrieben. Nicht zuletzt deshalb kann ich das Buch allen Genre-Liebhabern und Lukianenko-Fans durchaus empfehlen. Ein Meisterwerk, sollte man jedoch nicht erwarten.


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: / :bewertung1von5:

  • Gerade eben habe ich das Buch zugeschlagen. Es hat mich tief beeindruckt.
    Im Gegensatz zu Coldblood habe ich in dem Buch keine "Längen" oder langweiligen Passagen gefunden. Ich hatte eher den Eindruck, dass die "Stimmung" des Buches einige Male wechselt. Zu Beginn hat mich die distanzierte Kälte und beiläufige Grausamkeit der Protagonisten schockiert, während es sich am Ende eher wie ein rasanter Spionagethriller liest. Das Tempo und die Stimmung ändern sich mehrere Male im Buch, wie ich finde stets sehr gut an Tikkirej, die Hauptfigur, der ebenfalls eine große Wandlung erfährt, angepasst.
    Einmal dies, aber auch Lukianenkos Ansichten zum Totalitarismus haben mich besonders fasziniert. Man merkt darüber hinaus auf ca. jeder zweiten Seite, dass es sich um einen russischen Autor handelt, der eben auf fundierte Kenntnisse des Kommunismus und Totalitarismus zurückgreifen kann. Da ich bis jetzt wenig aktuelle Literatur aus Russland gelesen habe, war das für mich besonders spannnend.


    An zwei, drei Stellen habe ich Sätze gefunden, die in sich oder im Kontext keinen Sinn ergaben, was ich für ein Problem der Übersetzung halte. Es hat mich aber jeweils nur kurz aufgehalten, der Sinn ist mir trotzdem klar geworden.


    Ich vergebe volle Sternzahl für ein außergewöhnliches Leseerlebnis. :D


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich muss zugeben, ich war am Anfang skeptisch. Die letzten Bücher, die ich von Lukianenko gelesen habe, waren nicht schlecht, aber manchmal ziemlich undurchsichtig, verworren und träge (wobei die Trix Solier Bücher da eine Ausnahme bilden). Auch dieses hier beginnt langsam. Tikki reist von Planet zu Planet, macht sich viele Gedanken. Immer wieder trifft er auf fremde Menschen, die ihm selbstlos helfen. Doch handeln sie wirklich selbstlos?
    Frauen bzw Mädchen kommen in dem Buch nur in Nebenrollen vor. Durch eine Laune der Natur können Frauen Raumflüge nur tiefgefroren überleben. Begründet wird das durch das fehlende Y-Chromosom. Ähm, ok...
    Auch ein paar andere Dinge fand ich eher unglaubwürdig. Hip-Hop Tänzerinnen, die zu kampfbereiten Amazonen werden? Wohl kaum.
    Doch trotz der Kritik und obwohl ich so manches mal den Kopf schütteln musste, fand ich das Buch einfach sehr spannend! Die Darstellung der einzelnen Planeten ist recht gelungen und zumindest bei Neu-Kuweit ist der Name sicher kein Zufall. Die Gesellschaft dort orientiert sich grob an das Kuweit auf der Erde. So ist es zum Beispiel Männern erlaubt, bis zu drei Frauen zu heiraten, was Tikki zunächst Kopfzerbrechen bereitet:

    Zitat


    Eigenartig, sich das vorzustellen. Wenn Vater drei Ehefrauen gehabt hätte, wie hätte ich sie genannt? Tanten? Und auch Vater hätte sicherlich reichlich Probleme gehabt. Wenn eine Frau ein Geschenk bekommen hätte, wären die anderen beleidigt gewesen...
    Dann las ich, das nur 40 Prozent der Bevölkerung mehr als eine Ehefrau hätten, und beruhigte mich wieder. (Seite 74)


    Vor allem geht es um die Frage, wie man besser leben kann. Ein Leben, bei dem man selber alle Entscheidungen trifft und mit den Konsequenzen etwaiger Fehler leben muss? Oder ist es besser, wenn einem alles abgenommen wird? Wenn es keine Fehler gibt, aber auch kein selbstbestimmtes Leben?
    Gerade diese Überlegungen haben mir großen Spaß gemacht. Denn genau das mag ich bei Lukianenko, das er mich dazu bringt, über solche Dinge nachzudenken, auch wenn ich das Buch schon zugeschlagen habe.
    Das Schlangenschwert selber spielt übrigens nur eine untergeordnete Rolle, vor daher finde ich den Titel recht unpassend.


    Fazit: Spannendes Science Fiction Abenteuer für Jugendliche, das so ganz nebenher zum Nachdenken anregt.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Der Originaltitel lautet: Tanzy Na Snegu / Танцы на снегу
    leider konnte ich keine ISBN dazu finden.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: