Utta Keppler: Katharina Keplerin. Mutter des Astronomen

  • Autorin


    Utta Keppler, die in Stuttgart als Tochter eines Pfarrers geboren
    wurde, besuchte die Kunstakademie, arbeitete als freie Mitarbeiterin
    bei Zeitungen und Zeitschriften und schrieb biographische Romane um
    weibliche historische Persönlichkeiten, u.a. Katharina Kepler (die
    Mutter des Astronomen) und Maria Sibylla Merian.


    Inhalt


    Dieses Buch erzählt aus dem Leben der Katharina Kepler, die wegen Neid, Missgunst und Gehässigkeit ihrer Bekannten der Hexerei angeklagt wurde. Im Gegensatz zu dem Großteil der übrigen Verhafteten kam sie dank des Engagements ihrer Kinder, darunter besonders ihres berühmten Sohnes Johannes , nach 14 Monaten Inhaftierung frei.


    Meine Meinung


    Dieses Buch habe ich im Vergleich zu der Kepler-Biographie von Katja Doubek gelesen. Wie dieses ist auch das Buch von Utta Kepler als "biographischer Roman" ausgewiesen, es ist aber tatsächlich eine Biographie und steht in der Bücherei auch bei den Biographien, nicht bei den historischen Romanen.
    Im Gegensatz zu der Biographie von Katja Doubek, die Katharinas ganzes Leben ab dem 5.Lebensjahr abdeckt, sind hier die Schwerpunkte anders gesetzt. Die Erzählung beginnt, als Katharina als junge Ehefrau und Mutter von Johannes und Heinerle bei ihren Schwiegereltern lebt und auf ihren Mann Heinrich wartet. Der Leser wird auch hier über ihr Herumreisen mit dem Ehemann und über die Geburten ihrer Kinder und später Enkel informiert, jedoch wird ihre Ehe und ihr Familienleben weniger detailliert dargestellt, besonders die Schwierigkeiten mit dem trunksüchtigen und jähzornigen Ehemann werden nur oberflächlich angesprochen. Der Fokus dieses Buches liegt ganz eindeutig auf den Verdächtigungen, der Beschuldigung und Inhaftierung der alten Frau als Hexe. Die von Tratschsucht, Bösartigkeit und abergläubischer Beschränktheit gekennzeichneten sozialen Beziehungen in der dörflichen Gemeinschaft des frühen 17.Jahrhunderts werden sehr klar herausgearbeitet. Da ist eine Nachbarin, die infolge ihres promiskuösen Lebenswandels an Syphilis (oder einer anderen "Lustseuche") erkrankt ist: als es auch der heilkundigen Katharina nicht gelingt ihr zu helfen, wird sie zum Sündenbock gemacht. Der unsympathische Vogt will die Keplerin unbedingt auf den Scheiterhaufen bringen, weil sie ihn nicht respektiert und ihm die Hand ihrer Tochter verweigert hat. Weitere Ankläger erhoffen sich materiellen Profit von einer Verurteilung/Hinrichtung. Es bedarf großen Einsatzes von Katharinas Kindern, ihre Mutter vor dem Scheiterhaufen zu retten...
    Die Sprache dieser Biographie mutet stellenweise etwas "altertümlich" an, sie ist in dem Stil gehalten, in dem die Menschen damals gesprochen haben. Das verleiht dem Buch Authentizität, macht das Lesen aber stellenweise etwas mühsamer. Interessant sind insbesondere die häufigen Hinweise auf Äußerungen und Verhaltensweisen, die historisch belegt sind. Diese Passagen bringen dem Leser den unbeugsamen Charakter der tapferen alten Frau sehr nahe.
    Auch diese Biographie enthält in den Text eingestreut Holzschnitte der Orte, an denen Katharina Kepler sich aufhielt sowie Bildnisse einzelner Personen und im Anhang ein Verzeichnis der wichtigsten im Buch auftretenden Personen.


    :arrow: Das Buch ist sehr lesenswert. Wer sich für Katharina Kepler interessiert, ist jedoch gut beraten, zunächst das Buch von Katja Doubek zu lesen, das einen größeren Überblick über Katharinas Leben gibt und vom Schreibstil etwas einfacher zu lesen ist. Mit solchen Vorkenntnissen ausgestattet, wird das Verständnis einiger Szenen dieser Biographie erleichtert.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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